Heute hab ich mich verletzt gefühlt. Es war kein guter Tag, meine Nerven sind wie Spinnweben. Ich hab 12 Stunden auf ein Lebenszeichen von Luki gewartet, als es kam, war ich nicht wirklich mehr in der Lage, mich zu freuen oder erleichtert zu sein. Es kam eine SMS und ich wollte so gern seine Stimme hörn, die mir sagt, es ist toll, Mami!
Ich hab versucht anzurufen. Keine Verbindung.
Nunja, eine Woche lang seine Stimme nicht hören, das ist Folter.
Es geht mir auch seit Tagen körperlich sehr schlecht. Ich bekomme keine Luft. Davor hab ich eine Heidenangst. Ich hab soviel Asthmaanfälle durchstehen müssen. Ich vermute, es ist psychisch bedingt. Aber normalerweise ist meine psychische Atemnot eine andre. Ich bin total erschöpft, ich kann überhaupt nichts machen. Meine Urtikaria läßt auch wieder grüßen. Ich trinke kaum etwas. Das war schon immer ein großer Fehler von mir. Ich hab überhaupt kein Durstgefühl. Als Kind schon nicht. Wahrscheinlich kann man es darauf zurückführen, das ich schon als Kind alle 5min zur Toilette gerannt bin. Psychisch bedingt. Genau wie meine, mich ständig begleitende, Übelkeit.
Dann hatte ich mir vorgenommen, nochmal in den Chat zu schauen. Es gab ein Gespräch. Das Gespräch war nicht gut. Ich denke, beide Seiten sind emotional sehr aufgeladen gewesen aus den unterschiedlichsten Gründen. Und ich glaube, hier setzt der Fehler ein. Der Übertragungsfehler.
Sender vs. Empfänger. Aus einer panischen Angst heraus, immer alle nur zu nerven, nerve ich letztendlich wirklich. Ich unterstelle dem Gegenüber, das er mich sowieso Scheiße findet, also benehm ich mich auch so. Das nennt man "Self-fulfilling Prophecy". Murphys Gesetz.
Mein Selbstvertrauen ist auf einer so niedrigen Ebene, das es schier unmöglich erscheint, jemand möge sich gern mit mir unterhalten. Es ist eine aussichtslose Sache, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich bin es einfach nicht wert.
Und so dreht sich die Spirale. Jeder Satz, ja, jedes Wort wird abgecheckt nach negativen Wertungen. Es gibt keine? Dann mach ich mir selbst welche. Ich konstruiere den gesagten Satz in meinem Kopf so um, das er in mein Schema paßt. " Was nicht passend ist, wird passend gemacht"
Neutrale Aussagen werden mit Subjektivismus beschmissen. Manipulative Kreuzverhöre eingerichtet. Was, so hast du das nicht gemeint? Na klar, gibs zu, klar, hast du das! Wie? du hást das wirklich ernst gemeint? Niiiieeeemals! Du doch nicht! Als ob einer wie du sowas ernst meinen würde. So ein Quatsch! Ich wurde mein Leben lang nicht ernst genommen, warum solltest ausgerechnet du das tun?
Finale grande!
Madame hat ihren großen Auftritt.
Tränenüberströmt zieht sich sich in ihre Gemächer zurück, fühlt sich verletzt und vom Leben betrogen.
Und auf einmal stürzt es mit voller Wucht auf sie ein. Die Erkenntnis, das sie es mal wieder verbockt hat, einen Fehler begangen hat. Diese Unbeherrschtheiten, die ihr das Leben so schwer machen: Wo sie doch ein Leben lang selbstbeherrscht sein mußte. Als ob sie ihr mit aller Macht zeigen wollen, ätsche bätsche, wir sind auch noch da. Du bist mal wieder Schuuuhhuuulldd.
Aber sie hat gelernt. Schließlich befindet sie sich in Therapie.
Sie wirft einfach ihre Angst über Bord, ausgelacht zu werden. Auch die andren Gedanken sind nur Zwangsimpulse, sie weiß das, sie wird versuche, die Stärke aufzubringen und sie nicht Oberhand gewinnen zu lassen.
Und dann wird sie hingehen und sagen "Es tut mir leid, ich war zickig und gestreßt. Ich kann jetzt sehen, das du genau einen solchen Abgang vermeiden wolltest. Mein Kopfkino hat mir schlimme Streiche gespielt. Darf ich zum Tanz bitten?"
Alors en danse