Ein vorsichtiges Hallo

Begonnen von Musouka, 08 November 2015, 19:19:32

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Musouka

Hallo zusammen,

Erstmal vorweg: tschuldigung, wenn das hier nur seltsames hin und her gerede wird, mit dem man nicht allzu viel anfangen kann...
Ich bin unglaublich schlecht darin, meine Gedanken wirklich auszuformulieren. Dazu kommt noch so ein nerviger Perfektionismus, der mich quasi dazu zwingt, alles perfekt und genau auszudrücken.
Wenn ich mit anderen Menschen rede (bzw. schreibe) muss ich deswegen jede Kleinigkeit tausendmal überdenken oder bei kleinsten Unsicherheiten verwerfe ich gerne mal alles und sage einfach garnix.

Auf dieses Forum übertragen, ist es nun so, dass ich schon länger mal was schreiben wollte. Hatte aber immer das Denken (auch wenn ich relativ sicher bin, dass das nicht so ist), dass ich dann sofort jedes kleinste Problem ausführlichst beschreiben müsste.
Weil ich bei manchem aber nicht weiß, wie ich das beschreiben soll, bin ich bisher lieber still geblieben.
Habe mir dann heute aber vorgenommen, zumindest mal etwas von mir zu geben.

Bin eher per Zufall vor einer Weile auf diese Seite gestoßen, als ich mich ein wenig zu Depressionen, speziell Therapiemethoden dafür, eingelesen habe.
Seitdem bin ich so ein stiller Mitleser. Immer mit dem Gedanken, dass es vlt. mal eine willkommene Abwechslung wäre, mich auch über so gewisse Dinge auslassen zu können (Gedanken zu Worte fassen und aufschreiben soll ja recht befreiend wirken und so)

Da ich mich aber nur ungern einfach wo zwischendränge, wollte ich erstmal etwas über mich erzählen.
Bin 22 Jahre alt, Student und lebe seit gut nem Jahr in einer eigenen kleinen Wohnung.
Dabei leide ich seit 6 Jahren an Depressionen...oder zumindest denke ich das. Ich war noch nie bei nem Arzt oder so deswegen, habe also keine Diagnose...
Aber ich bezweifle, dass das normal ist, wenn man seit Ewigkeiten vergeblich nach einem Sinn am Leben sucht, einem dabei irg.wann alles (Gesundheit, Studium, Ziele und Träume) einfach egal wird und einem gelegentlich die Tränen kommen, wenn man mal wieder einen schlechten tag hat. Inklusive solche Dinge wie ständige Müdigkeit, keine Motivation zu irgendwas und daraus folgende Unfähigkeit, sich auf etwas wirklich zu konzentrieren.

Diese 6 Jahre waren aber nicht durchgängig so.
Gab erst  so 1-2 Jahre, in denen ich nach und nach mich selbst, Familie, Freunde und sonst alles regelrecht verflucht habe und mir irg.wann einfach nur noch den Tod gewünscht habe (zeitweise auch mit Suizidgedanken)
Teils dank Schulstress, habe ich meine Situation dann aber so mehr oder weniger akzeptiert, sodass es mir erstmal wieder "besser" ging.
Nach der Schule wollte ich dann mit dem Studium quasi ein neues Leben anfangen (etwas weiter weggehen, neue Stadt, neue Umgebung, neue Leute und so)
Als sich das nun alles so langsam eingependelt hat, Studium schon etwas lief, ich mich eingelebt habe und alles, wurden die alten Gedanken langsam wieder stärker, sodass ich heute also wieder da stehe wie vor 4-5 Jahren.

Nur statt dieser Wut auf alles und jeden, ist da nun komplette Gleichgültigkeit oder Resignation, wenn man es so will.
Hatte damals immerhin bis zuletzt noch meine Hobbys, mit denen ich mich ablenken konnte und Träume, auf die ich noch hoffen konnte...mittlerweile machen mir erstere aber kaum noch Spaß und letztere haben teils ihren Sinn verloren und teils ihren Realismus, dass ich sie überhaupt erreichen könnte.

Warum schreibe ich das hier aber jetzt in ein Forum, anstatt mir professionelle Hilfe zu holen und das einem Therapeuten sagen?
Weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, wie mir sowas helfen könnte...
Zum Einen bin ich mir nichtmal sicher, ob das wirklich so ernst ist. An meinen besseren Tagen kommt es mir öfters so vor, als ob ich einfach nur stinkend faul bin und ich (wenn ich wollen würde) mich einfach wieder auf mein Studium konzentrieren könnte und einfach so weiterleben wie immer.
Zum Anderen kenne ich mein größtes Hauptproblem, von dem meine Unsicherheiten und dieses nicht-wollen und alles andere kommt. Und bei dem bezweifle ich, dass da eine Therapie helfen könnte...außer Gehirnwäsche wird da auch angeboten...

Naja, keine Ahnung, ob in diesem Text jetzt sowas wie ein Ansatz ist, mit dem man was anfangen kann...sitz aber schon so lang hier dran, dass ich langsam Kopfschmerzen bekomme...also mache ich wohl lieber erstmal eine Pause...
Ach ja, natürlich noch vielen Dank an jeden, der/die/das sich die Zeit genommen hat, das zu lesen :)

Mai

Herzlich willkommen Musouka!
Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast und ich hoffe, deine Gedanken aufzuschreiben, hat dir ein wenig Erleichterung und Klarheit verschafft.
Wenn du nicht immer alles klar und deutlich und in jedem Detail schreiben willst, sondern dich am 'chaotischen Einfach-mal-niederschreiben' probieren willst, kannst du ja vielleicht auch ein Tagebuch in unserem Forum anfangen!? Das hilft mir ganz gut...nicht immer alles erklären zu müssen, aber trotzem die Gedanken ausdrücken zu können und damit ein Stück weit zu manifestieren und los zu werden.
Wenn du magst, kannst du natürlich auch hier noch ein wenig mehr schreiben.

Zum Thema Therapie möchte ich dir aber sagen: tu das nicht so einfach ab. Ich weiß nicht, was dein von dir selbst ausgemachtes "Hauptproblem" ist, aber selbst, wenn man meint, die Ursprünge für seine Depressionen zu kennen, ist es nie verkehrt, mit einem Therapeuten darüber zu sprechen. Es macht einen großen Unterschied, ob man das "Hauptproblem" mit sich selbst ausmacht, oder ob man es im Gespräch mit einem Therapeuten laut auspricht!
Bevor ich in Therapie ging, war ich mir auch absolut sicher, meine Probleme zu kennen. Mein Hauptproblem machte ich bei meiner Sexualität aus. Das half mir aber wenig, ich war damals eine Meisterin darin, mich selbst zu betrügen. In der Therapie habe ich erstmals auch vor jemand anderem aussprechen können, was mich belastet und außerdem noch viel mehr über mich erfahren können, mich negativ prägende Dinge wahrgenommen, die ich vorher nie als Problem wahrgenommen hatte. Das hilft mir, mich selbst besser zu verstehen und langsam einen Weg zu gehen, der mich in eine Richtung führt, die es mir ermöglicht mich anzunehmen und mich endlich besser zu fühlen.
Ich hatte damals ziemliche Angst, mich wirklich auf die Therapie einzulassen, weil ich selbst nicht wusste, ob ich mich mit dem, was da eventuell hoch kommt und thematisiert wird klar komme, ob ich mich damit überhaupt auseinandersetzen will. Und ich habe das Gefühl, dass es dir da vielleicht ähnlich geht!?! Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege!
Aber ich muss sagen, irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mich fragen musste, ob ich weiterhin mit diesen mich niederdrückenden, depressiven Gefühlen leben wollte, oder ob ich es endlich doch angehen will. Und das Leben dass ich damals führte, war kein Leben mehr. Ich verbrachte meine Tage mit fernsehen (Ablenkung von den schlechten Gefühlen) und funktionieren. Ständig war ich krank und soziale Kontakte waren kaum möglich.
Ich weiß nicht, wie es momentan bei dir aussieht, wie weit dich die Depression in deinem Leben beeinträchtigt. Aber ich würde dir gern raten, es nicht so weit kommen zu lassen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und alles Liebe! (Und ich hoffe, ich konnte einigermaßen verstädnlich schreiben, worauf ich hinaus wollte ;D )
Mai

Musouka

Hallo Mai,
Dann mal vielen Dank für diese auch noch sehr offene Antwort.

Spiele ja sogar wirklich schon mit der Idee, so ein Tagebuch als Sammlung verschiedener Gedanken anzufangen. Wäre vermutlich angenehmer als alles, was da oben in mir so abgeht, hier in einen einzelnen ewiglangen Text zu fassen...

Was deinen Rat am Ende angeht, muss ich aber leider sagen, dass es wohl schon so weit gekommen ist.
Verbringe ich doch schon meine Tage hauptsächlich mit möglichst viel schlafen und vor mich hin träumen, den Rest mit Youtube und Spielen verschwenden und zwischendrin mal so das Nötigste für Schule/ Uni machen.
Nur war das eigentlich im großen und ganzen schon immer so...

Will mal so gut es geht probieren, dieses Hauptproblem in Worte zu fassen:
Ich bin alleine und komplett vereinsamt und das schon so lange ich denken kann. Ich kenne garnix anderes.
Daran bin ich natürlich teils selbst Schuld, aber teils auch meine Umwelt...
Habe mein ganzes bisheriges Leben damit verschwendet, in irg.welchen Traum- oder virtuellen Welten zu leben. Realität hat mich nie so wirklich interessiert. Aber an dieser Realität gab es eben auch nie einen Reiz oder sowas wie einen Ansporn, mich irg.wo einzubringen.

Meine Eltern waren immer einfach nur Versorger. Haben für Essen, Geld, Haus und alles gesorgt, haben mich (und Schwestern) einfach leben lassen. Aufmerksamkeit gab es kaum, sowas wie Zuneigung schonmal garnicht. Nichtmal Ansporn, etwas für Schule oder sonstwas fürs Leben zu tun.
Von meinen Schwestern kam immerhin bisschen mehr...vor Allem mit einer habe ich sogar recht viel Zeit verbracht...aber die hatte auch den PC an den ich jederzeit drandurfte. Aber immerhin ist sie mit ihrem Freund heute der einzige halbwegs richtige Kontakt, den ich habe...wenn auch nur über Chat und 1-2 mal persönlich treffen im Jahr.
"Freunde" hatte ich zwar auch immer, aber die so zu nennen wär schon ziemlich großzügig...eher Kollegen, mit denen ich die lanweilige Zeit in der Schule totschlagen konnte. Gab nie jemanden, mit dem ich Irg.welche gemeinsamen Interessen oder so hatte. Dafür hatten die wiederum andere Freunde, mit denen die mehr Gemeinsamkeiten hatten, also auch lieber mit denen unterwegs waren. Ich war dann eher so die letzte Wahl, dem man sich mal zuwendet, wenn sonst keiner da war.

Mein größter Fehler dabei war eigendlich nur, dass ich zwischendrin mal so halb aus meinem Schlaf aufgewacht bin. Habe angefangen, über dieses ganze Zeug nachzudenken. So nach und nach bemerkt, dass ich immer so freundlich und aufmerksam sein kann, wie ich will, am Ende stehe ich doch immer ganz alleine da.
Während alle anderen um mich rum ihren guten Freundeskreis oder festen Partner haben. Für mich ist da dann eben nirgends so wirklich Platz...

Um nochmal zum Thema Therapie zu kommen:
Ok, zugegeben, es gäbe vermutlich ein Paar Dinge, die man da in Angriff nehmen könnte. Dass ich lerne, meine Zeit sinnvoller und effizienter zu nutzen, vlt. dass ich leichter mit Menschen zurechtkomme oder überhaupt mal etwas mehr rede und lerne, Dinge besser Auszudrücken...
Aber was soll das bitte dran ändern, dass die Menschen um mich rum nix mit mir anfangen können? Ich könnte das vielleicht wie schonmal akzeptieren und einfach weitermachen, vielleicht sogar halbwegs zufrieden damit werden. Aber wozu das? Ich will das nicht.
Ich will meine seltsame Existenz nicht immer so weiterführen, wo ich mich anstrengen kann wie ich will und am Ende höchstens ein metaphorischer Schlag in den Magen bei rauskommt während alle anderen um mich ihr schönes Leben führen und ich nur dabei zuschauen darf.

Musouka

Habe mir dieses ganze "Therapie, ja oder nein" nochmal etwas durch den Kopf gehen lassen...oder besser: konnte meine Gedanken die letzten Tage kaum noch in eine andere Richtung bringen.
Hätte dazu nun noch ein paar Frage, zu denen ich mich nochmals an die Allgemeinheit hier wenden möchte.

Wie genau kann man sich das vorstellen, geht man "einfach" zu nem Psychologen wie zu nem normalen Arzt, fragt nach einen Termin und sagt dem dann "ich glaub ich hab Depressionen, helfen Sie mir bitte"?
Und was kommt danach? Hat der eine Art Fragebogen oder Stichpunktliste, die er in so einem Fall durchgeht und sich Stück für Stück an die Probleme rantastet oder kommt nur ein "na, wo drückt denn der Schuh?" und es wird erwartet, dass man an einem Stück seine Lebensgeschichte aufsagt?
Dann das ganze etwas weitergesponnen...angenommen ich müsste eine längere Therapie machen oder sogar in eine Klinik oder so. Oder kurz: es kommt dazu, dass ich meiner Familie etwas davon sagen müsste. Hat zufällig jemand tipps, wie man sowas solchen Leuten erklären könnte, für die normalerweise Dinge wie "Emotionen" und "Mitgefühl" scheinbare Fremdworte sind?

Mai erwähnte ja diese "Angst, ob man mit dem, was da so aufkommen könnte, klarkommen würde"
Deswegen mache ich mir eher weniger Sorgen. Schließlich schwirren meine Gedanken schon seit 6 Jahren mehr oder weniger konstant um so ziemlich alles,was mich oder mein Leben betrifft. Also grob, mein Kopf ist schon längst vollgestopft mit dem, "was das so aufkommen könnte"....und bisher komme ich ja auch irg.wie damit klar.

Habe eher generell so eine seltsame Angst/ Unsicherheit/ Zurückhaltung gegenüber allem, was nicht zu meinem Alltag passt. Fängt schon bei normalen Sachen an wie Wäsche bügeln. Und dank diesen Unsicherheiten schiebe ich solche Dinge gerne so weit raus wie nur möglich.
In der Hoffnung, das an dieser Sache hier etwas aufzulockern, wollte ich mal diese Fragen stellen...Tut mir schonmal Leid, falls die teils etwas sehr trivial wirken.

Crying Angel

Hallo Musouka,

Ich möchte mal versuchen deine Fragen zu beantworten.

Auf der einen Seite gibt es die Möglichkeit, dass du die einen Termin bei einem Psychiater machst, dieser wird zusammen mit dir schauen, ob du z.B. Medikamente nehmen solltest, oder nicht, außerdem kann dieser zusammen mit dir Absprechen, ob vielleicht nen Klinikaufenthalt sinnvoll wäre. Die Wartezeiten sind allerdings ziemlich, man sollte mehrere Psychiater anrufen und schauen, wo man am schnellsten nen Termin bekommt.

Auf der anderen Seite, gibt es Psychotherapeuten, diese sind für die Therapie zuständig. Es gibt jedoch verschiedene Richtungen (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologische Therapie, Psychoanalyse, Traumatherapeuten), da muss man schauen, welches Verfahren für einen das Beste ist, bei dieser Entscheidung kann man z.B. mit dem Psychiater besprechen.
Bei den meisten Psychotherapeuten ist es so, dass die Thera zum Anfang einen kleinen Überblick über deine Situation und deinen Problemen. Du musst aber nicht gleich deine ganze Lebensgeschichte im Detail runter zu erzählen. Teilweise haben die Therapeuten auch nen Fragebogen, den man dann zu Hause ausfüllen kann. Um zu gucken, ob man mit der Thera zurecht kommt, gibt es quasi 5 Probestunden. Leider kommt man nicht immer direkt mit jedem klar. Auch bei Psychotherapeuten ist die Wartezeit sehr lange. Es gibt lange Wartelisten, deshalb da am Besten auch mehrere kontaktieren und nicht aufgeben.
In der Therastunde tasten sich die Therapeuten mit einem Schritt für Schritt vor.

Du sagst, das du keine Angst hast, vor dem, was evtl. aufgewühlt werden könnte.
Aus eigener Erfahrung, sind diese Emotionen um einiges Stärker wie sonst. Man beschäftigt sich zwar immer mit diesen Situationen, aber mit nem Therapeuten, geht man meist tiefer in die Details.

Ich hoffe, ich konnte deine Fragen einigermaßen beantworten.

Wenn du noch weitere Fragen hast, frag ruhig.

Alles Gute dir.
Michi
Auch kleine Veränderungen können glücklich machen ;)

Musouka

Hallo Michi,
Auch dir vielen Dank für deine Antwort.

Zumindest meine wichtigste Frage hast du denke ich etwas beantwortet :)
Der Teil, dass man sich in so einer Thera Schritt für Schritt vortastet, klingt immerhin ganz gut.
Wäre denke ich so die größte Sorge, wenn ich zu sowas hingehen würde...
Dass ich erstmal im einzelnen alles erklären müsste, was mir so fehlt. Wie ich mich kenne, würde ich vermutlich irg.ein wirres Zeug zusammenreden, nix so rausbekommen, wie ich es eigentlich gerne hätte und im besten Fall deswegen so rüberkommen, als würde es mir garnicht mal so schlecht gehen oder sowas...

Aber dass man überall mit ewig langen Wartezeiten rechnen muss, habe ich sogar schon öfter gelesen...Gibt es einfach nur nicht sehr viele Psychologen da draußen oder ist unsere Gesellschaft sogar noch kaputter, als man so schon immer mitbekommt?
Nee, aber könnte man da etwas sagen, wie lange das in etwa dauern kann, bis man dran kommt? Paar Wochen oder mehrere Monate?

Fast schon zu passenderweise wurde ich vorgestern von ein Paar Zettelchen an nem schwarzen Brett dadran erinnert, dass das örtliche Studentenwerk auch eine psychologische Beratungsstelle hat...würde sich wohl noch am ehesten als erste Anlaufstelle anbieten, denke ich...

Mai

Hej Musouka,
hast du dich inzwischen an die psychologische Beratungsstelle der Uni gewendet? Das ist sicherlich eine erste Möglichkeit.
Meiner Erfahrung nach kann man auf eine Therapiestelle zwischen 3-12 Wochen warten. Ist immer schwierig. Aber auf jeden Fall wert drauf zu warten.
Die Therapie war das beste, was mir passieren konnte. Und von ersten Misserfolgen solltest du dich nicht abschrecken lassen. Als Besipiel: Ich habe mit 17 Jahren angefangen. Damals eine ganz schreckliche Sache. Alles was mir die Therapeutin sagen konnte war immer: "Nicht so viele Gedanken machen, ja!?!" - Jaaaa, schon klar. Vielen Dank...
Inzwischen bin ich 28, habe eine andere Therapeutin (über eine Verhaltenstherapeutin, 2 Jahre, endlich seit 3 Jahren eine Tiefensychologische Therapie) und habe in den 3 Jahren bei dieser unglaubliche Fortschritte gemacht.
Trau dich, dich zu öffnen und sei ehrlich bei allem. Das ist das wichtigste, sonst bringt keine Therapie der Wet etwas, der Therapeut muss sich auf die Ehrlichkleit seines Patienten verlassen können. Und es ist ein unglaublich befreiendes Gefühl und hilft. Auch wenn als erstes schlechte Zeiten kommen. Du wirst dich auf lange Sicht - und das ist es ja, was man erreichen will - besser fühlen!

Musouka

Nabend Mai,

Nein, war noch nicht dort. Warum, fragt sich etwas in mir selbst jeden Tag.
Ich weiß, dass das dumm ist und noch weiter warten wohl nie was ändern wird (hat es schließlich bisher nie), zumindest nicht zum positiven.
Es ist leider viel zu einfach, weiter im gewohnten Stillstand zu verharren, statt sich einen Schritt vor zu wagen. Viel zu leicht findet man irgendwelche Ausreden..."so früh, wie ich dahin müsste, komm ich doch nie aus dem Bett", "bin heute zu müde", "hab in der Zeit Vorlesungen und anderes Zeug für Uni zu tun. Werd mich eh nicht drauf konzentrieren, aber ist doch wichtig" und sonst sowas.
Dass man da zur Erstanmeldung direkt hinkommen muss und die dafür so tolle Sprechzeiten (mo.-do., 8-12 Uhr) haben, hilft da auch nicht grade.

Oder das Leben hält sich mal wieder für besonders lustig und schiebt einfach mal was dazwischen. Wie jetzt am Freitag ein Brief von der BAföG-Stelle, dass die Infos und Belege haben wollen, die die eigentlich schon haben müssten und teils "unverzüglich" eingereicht werden sollen. Darf ich mich jetzt erstmal darum kümmern...

"Trauen, sich zu öffnen und bei allem ehrlich sein" ist leider nur leicht gesagt.
Selbst wenn ich das will, heißt das ja nicht, dass ich das auch kann. Vor allem im direkten Gespräch mit jemandem. Da schaltet mein Kopf immer auf stumm, sodass ich kaum überlegen kann, was ich eigentlich will und was und wie ich es sagen sollte. Solange ich nicht vorher genau weiß, was ich sagen will, kommt halt irgendwas bei raus, was im Normalfall komplett missverstanden wird. Deswegen vermeide ich ja generell gerne möglichst alles, wo ich reden muss.

"Sich besser fühlen und dass es doch das ist, was man will" ist noch ein guter Punkt.
Der Teil von mir, der sich endlich vorwärts bewegen will, ist davon schon überzeugt. Versucht zur Zeit noch, das dem Teil einzureden, der sich mit diesem gewohnten Stillstand zufrieden gibt. Der will das aber irgendwie nicht einsehen, kontert immer nur mit sowas wie "wozu die Anstrengung? Bringt doch eh nix"
...falls das irgendwie Sinn macht.