Traurig, müde, leer, verzweifelt

Begonnen von Gabi, 16 Oktober 2015, 00:36:51

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Gabi

Hallo zusammen
Es ist Nacht und ich kann nicht schlafen, wie fast jede Nacht seit dem 15.07. als mein Mann (47) gestorben ist. Ich bin morgens aus dem Haus zur Arbeit und abends lag er Tod neben dem Bett - blitzherzinfakt. Seitdem ist nichts mehr so wie es war - wir waren sehr eng und haben uns sehr geliebt, ja es gibt gute Freunde und Menschen die da sind aber es hilft nicht er ist weg und ich bin allein. Abends wenn ich nach Hause komme ( arbeite wieder um mich abzulenken) morgens wenn ich aufstehe er ist nicht mehr da. In den letzten Tagen kommen immer öfter die Gedanken dass alles keinen Sinn mehr hat, auch zu gehen einfach irgendwo runter zu springen oder sonstiges zu machen.  Ich bin so unendlich müde, traurig und verzweifelt.
Er fehlt mir so sehr und mein Herz ist zerrissenen.

nubis

Hallo Gabi,

ich weiß, jede Geschichte ist anders - jedes Leben ist anders - und die Gefühle und Gedanken mögen einander ähneln -  können aber doch nie gleich sein.

Deshalb möchte ich nicht sagen: ich kenne das oder weiß, wie du dich fühlst, denn das kann ich natürlich nicht.

Ich kann dir aber von mir erzählen.
Dass mein Mann vor inzwischen fast 9 Jahren auf eben diese Weise starb (er war 44).

Ich weiß - trotz der Zeit, die vergangen ist - wie es ist, wenn ein Mensch, mit dem man Tisch und Bett teilt auf einmal nicht mehr da ist, jemand, der immer präsent war, fehlt.
Wenn man selbst beim alltäglichen Einkaufen auf einmal nicht mehr für den Anderen mitdenken brauchte - dafür aber ständig Sachen sieht, die einen erinnern: 1 Liter Milch statt Zweien ..diese Wurst mochte er besonders gerne ...jene Jacke hätte ihm gefallen...

Ich habe es bis heute, dass ich manchmal etwas sehe, das ich für ihn mitnehmen möchte - ein Geburtstagsgeschenk, etwas zu Weihnachten, von dem ich weiß, das wäre was für ihn gewesen...
Automatische verknüpfe ich Sachen mit ihm.

Ich fürchte, ich bin nicht der beste Ratgeber, wenn es darum geht zu sagen: das wird schon wieder - du kommst darüber hinweg.

Ich bin bis heute nicht 'darüber hinweg'.

Aber ich bin auch das beste Beispiel um zu sagen: man kann nicht nur 'trotzdem weiterleben' - sondern auch trotzdem seine Lebensfreude wiederfinden und glücklich werden!
Ich habe Jahre dafür gebraucht und es ist kein leichter Weg - und er ist auch noch nicht beendet, vielleicht ist er das nie.
Es braucht seine Zeit, und das ist auch ok so - nimm dir die Zeit zum Trauern und Verarbeiten, die du brauchst.

Mir haben schon nach 2 Monaten Leute gesagt 'jetzt muss es aber mal gut sein' ...von denen habe ich mich verabschiedet.
Dafür habe ich neue Menschen kennen gelernt - auch hier und im Chat.
Diese haben geholfen die schlimmsten Phasen zu überstehen und ich habe festgestellt: das Wichtigste ist, nicht alleine damit zu bleiben.
Darüber reden - über den Verlust, die Probleme aber auch einfach über den Verstorbenen...

Vielleicht ist das hier auch ein Weg für dich, zum Beispiel im Tagebuchbereich (dafür muss man registriert sein) zu schreiben und zu erzählen - alles, was dir auf der Seele liegt.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft um den Verlust zu verarbeiten!

Alles Liebe für dich
nubis

Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Gabi

Hallo

danke dass ihr antwortet, und versucht mir Mut zu machen das ist sehr lieb!

Ja ich versuche mir Hilfe zu holen (Trauer Seminar etc etc..) und ich weiss dass mein Mann nicht gewollt hätte dass ich irgendwas wie er sagen würde "blödes" mache. Ich glaube nicht dass Zeit Wunden heilen wird und diese Sprüche von allen dass es besser wird , dass es weitergehen muss, dass ich ja noch nicht sooo alt bin etc.. die mitleidigen Blicke, das auf die andere Strassenseite gehen um nicht mit Leid konfrontiert zu werden weil man nicht weiss wie man damit umgehen soll, bloss nichts sagen, ach es ist einfach so unendlich traurig und lässt mich einfach nur verzweifeln.
Und alles erinnert mich an ihn,  nichts ist mehr so wie es war und nachts geht es einfach nicht mehr weg dieses Weinen, dieser Schmerz, diese Hoffnungslosigkeit.... aber ich versuche es ..mein Bestes was auch immer das sein wird und ist...

Danke für euer Mitgefühl!

Gabi   

Freudestrahlend

Hallo Gabi,
dein Verlust tut mir sehr leid, es ist so unendlich traurig, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ich glaube auch nicht daran, dass die Zeit die Wunden heilt. Vielleicht tun sie irgendwann nicht mehr so weh... Wenn ihr euch so nahe gestanden habt, dann ist es kein Wunder, dass dir die Lücke, die sein Tod gerissen hat, jetzt so unfüllbar vorkommt. Wenn man lange mit jemandem zusammengelebt, dann wird dieser Jemand ein großer Teil des Sinns, den man im Leben empfindet. Es ist manchmal sehr schwer, diesen Sinn dann woanders zu finden.

Ich verstehe, dass dir einige der Reaktionen von Menschen um dich herum nicht gut tun. Menschen neigen oft dazu, das "Problem" wegzuschieben, wenn sie sich hilflos fühlen. Sie wünschen sich, dass möglichst bald "alles wieder gut" ist. Im Grunde wünschen sie wahrscheinlich nicht mehr, als dass du nicht so leiden musst. Aber wie jemand trauert, wie lange jemand trauert, das ist ganz alleine Sache der Trauernden selber. Die Berichte von nubis haben mir sehr geholfen zu verstehen, was ein Mensch in dieser Situation braucht und was nicht. Ich hoffe, dass du mehr solcher Menschen findest und von ihnen unterstützt wirst.

Versuche einfach weiter dein Bestes. Was immer das auch ist.
Freude

Mir gibt "Try" von Endresen/Wesseltoft Trost: https://www.youtube.com/watch?v=lr_dG0jU6ns


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