Entscheidungen treffen- die innere Stimme

Begonnen von SimonGast, 12 Oktober 2015, 13:02:13

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SimonGast

Hallo Nur Ruhe-Forum,

Wie trefft Ihr Entscheidungen, und wie kann auch ich das tun?


Aktuell halte ich mich positiv mit Spielen, neuerdings Lesen und Meditation, trotzdem geht es mir oft schlecht.

In letzter Zeit werde ich von meinen Betreuuern immer wieder hinterfragt und aus der Bahn geworfen, was mich total verunsichert. Da meine größten Auslöser meiner Erkrankung jetzt vom Gericht abhängen, würde ich gern meine Zeit nutzen. Ich weiß, dass ich mich zwar durch Spaß ablenken kann, aber nichts tun wird mich auch nicht gesünder machen. Es fällt mir schwer, das richtige zu tun, da meine innere Stimme immer von meiner Laune abhängt und mal das eine, mal das andere rät.



Ich bin hin und hergerissen zwischen positiver Zukunfsvorfreude und negativer Perspektivlosigkeit.
Manchmal bin ich einfach zufrieden, mit dem, was ich habe (warmes Bett, Haustier, Essen, Computer, Spiele) und bin überglücklich, dass ich damals nicht mein Leben aufgegeben habe. Da genieße ich den Moment, akzeptiere meine Erkrankung und tu, was ich für richtig halte.
Manchmal, wenn die positive Stimmung länger anhält, entwickele ich sogar Pläne, informiere mich freiwillig über meine Zukunft, wie Praktika, Ausbildung oder Maßnahmen. Ich träume, wie ich irgendwann meine eigene kleine Wohnung habe, Geld verdiene durch eine Tätigkeit, die mir gefällt ( NICHT arbeite*) und genieße diesen Moment.


(*= Schon als Kind konnte ich mir nie vorstellen, jemals zu ARBEITEN. Ich hoffe, das darf man hier sagen. In anderen Foren wird man dafür beleidigt.
Also: Ich hatte als Kind nie eine Idee, was ich mal werden möchte und habe auch danach nie eine konkrete Vorstellung entwickelt.
Ich interessiere mich weder für teure Autos, noch für Luxusurlaube. Geld war mir stets eine Nebensache. Mir wurden extreme Arbeitseinstellungen vorgelebt, bei der der Profit noch vor Familie und Gesundheit steht und ich habe früh erkannt, dass ich so niemals ,,leben" möchte.

Ich sage nicht, dass ich faul bin und den Staat ausnutzen wollen würde! Früher war ich sehr fleißig und habe meist zu viel für die Schule getan.
Ich kann mich aber nicht mit den Prinzipien anfreunden, so lange und hart zu arbeiten, um irgendwann nicht mehr arbeiten zu müssen.

Macht euch keine Sorgen, ich bin nicht suizidgefährdet, aber ich sage ganz ehrlich: Lieber würde ich jetzt meine Zeit genießen und es selbst beenden, wenn mein zustand wirklich schlechter werden würde, als die verbleibenden Kräfte zu verschwenden, nur damit man ,,einen guten Eindruck hinterlässt" für Leute, die einem nichts bedeuten.)




Dann irgendwann, wenn der Traum zu einer Vision wird, oder die Stimmung wieder schlecht ist, verschwindet das rosarot und ich denke über meine Vergangenheit nach. Damals habe ich mich nicht umgebracht, sondern gesagt:

Ich kann nicht mehr. Die geforderte Leistung kann ich nicht erbringen. Ich brauche eine Auszeit und sitze dann nur noch meine Zeit ab, danach seht ihr mich nie wieder!

Heute bin ich ein wenig stolz, zumindest einen Abschluss und die Schupflicht erfüllt zu haben. Mein Leben ist mir wichtig, insofern mache ich mir Gedanken, ob es richtig wäre, meine Gesundheit für andere erneut auf's Spiel zu setzen:

- Was ist, wenn ich die Arbeitszeit nicht durchhalte und abstürze?
- Werde ich in eine Berufsschule gehen müssen, wo ich doch so schlecht mit Menschen meiner Altersstufe klarkomme und mir geschworen habe, nie wieder in die Schule zu gehen?
- Werde ich von lustlosen Lehrern und Schülen begleitet, ist der Stoff unterfordernt und ich könnte es besser zuhause lernen, darf aber nicht?
- Werde ich dann wieder von Asis gemobbt oder muss Angst vor Gewalt habe?
- Finde ich überhaupt einen geeigneten Platz in meiner Nähe?
- Muss ich für eine Maßnahme des Arbeitsamtes auch von 5- 20 Uhr auf den Beinen sein, obwohl es eigentlich als stufenweise Gewöhnung an einen 8h-Tag dienen sollte?
(Es ist für mich kein Leben, morgens beim Dunkeln das haus zu verlassen und erst abends im Dunkeln heimzukommen, UND DANN noch Hausaufgaben machen und lernen zu müssen. Das war damals ein großer Teil meines Zusammenbruchs!)
- Muss ich dafür in ein Internat oder Jugendheim?
- Muss ich auf meinen Computer verzichten- meine einzige Quelle zur guten Laune?


===> Soll ich mich wirklich wieder selbst ins Unglück stürzen?

Ich freue mich über eure Antworten. Morgen gehe ich zur Berufsberatung und hoffe inständig, dass es da irgendwas für Leute mit meinen Einschränkungen gibt. Behindertenquoten und Halbtagsausbildungengibt es ja auch.

Simon

ich

Hallo Simon,

ich hatte dir auch schon mal eine private Nachricht gesendet. Kommst du inzwischen in deinen Account hinein?


AlterEgo

Ich wünsche dir, dass du einen Weg zu einem zufriedenen Leben findest. Ein Leben mit Pflichten und unangenehmen Dingen zu haben, bedeutet jedoch nicht, dass man auf alles Positive verzichten muss. Computer spielen tue ich auch gerne und finde, dass das viel Spaß machen kann. Ich denke jedoch, damit es dauerhaft besser wird, solltest du schon einen Beruf erlernen. Dazu muss ich dir leider noch etwas sagen, dass dir nicht gefallen wird. Du sagst, du hoffst, du "darfst" hier schreiben, dass du dir nicht vorstellen kannst zu arbeiten. Das darfst du. Aber ich persönlich muss dir sagen, dass ich diese Einstellung nicht nachvollziehen kann und nehme mir jetzt auch das Recht heraus, dir auf diese Aussage zu antworten. Auch die Formulierung "den Staat ausnutzen" gefällt nicht, denn der Staat ist nicht etwas Abstraktes, das sich gegen kleine hilflose Bürger richtet, "der Staat", das sind wir alle. Man arbeitet, um sein Leben zu finanzieren. Die meisten, die arbeiten, können sich davon weder Luxusautos noch -reisen leisten. Und jeder, der arbeitet, trägt mit seinen Steuern die Solidargemeinschaft mit. Ich tue das gerne für Leute, die nicht arbeiten können oder keine Arbeit finden, ich tue das nicht gerne für Leute, die es nicht wollen. Deswegen greifst du Leute, die arbeiten - auch mich - mit so einer Aussage persönlich an. Daher kommt es dann wohl auch, wenn man manchmal dafür beschimpft wird. Ich wünsche mir, dass du das verstehst.
"Neue Sachlichkeit" ist keine Stilrichtung, sondern eine Lebenseinstellung- jeden Morgen wieder.

SimonGast

Meine Frage ist, wie man erkennt, ob man das richtige tut.

Wie man erkennt, ob die Sorgen und Bedenken, die man hat, Teil einer depressiven Krise sind, oder der Normalzustand.

Wie man erkennt, ob die Zuversicht und Vorfreude auf die Zukunft, die man hat, Teil einer manischen Phase sind, oder der Normalzustand.

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In meinen Account komme ich nicht rein, eine E-Mail zur Passwortwiederherstellung habe ich in keinem meiner Postfächer und E-Mail Accounts.

Ina

Zitat von: SimonGast in 12 Oktober 2015, 20:40:20
In meinen Account komme ich nicht rein, eine E-Mail zur Passwortwiederherstellung habe ich in keinem meiner Postfächer und E-Mail Accounts.

Du warst doch am 04. Oktober bereits eingeloggt... Wie dem auch sei:
Ich sende Dir gleich eine E-Mail mit einem neuen Passwort an die von Dir angegebene Adresse. Das Passwort kannst Du anschließend in Deinen Profileinstellungen wieder ändern!
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

SimonGast

Hallo AlterEgo,

danke für deine Antwort. Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden. Vielleicht habe ich es auch ungünstig formuliert.

Ich wollte erklären, wie meine aktuelle Situation ist und von meiner Schwierigkeit berichten, auf meine innere Stimme zu hören. Meine Meinungen und Pläne variieren nämlich direkt mit der akuten Stimmung, was eine Entscheidung fast unmöglich macht.
Dabei habe ich erklärt, dass ich bereits als Kind nie einen Wunschberuf hatte, was schon ungewöhnlich ist. Normalerweise nennen Kinder ja Berufe wie Lokführer, Feuerwehrmann, Astronaut, etc. Bei mir war das nicht so.

Abgesehen davon habe ich in der Familie die Extremfälle der Arbeitssucht kennengelernt und erlebt, was darauf auf der Strecke bleiben kann.

Mit den Aussagen:

,,Schon als Kind konnte ich mir nie vorstellen, jemals zu ARBEITEN."

und

,,Lieber würde ich jetzt meine Zeit genießen und es selbst beenden, [...]"

meinte ich NICHT dass ich stattdessen auf Kosten des Staates leben wollen würde, SONDERN mich eher umbringen würde. Man kann mir also nicht vorwerfen, ich würde andere Menschen ausnutzen. Tatsächlich bin ich sehr sparsam und bekomme weniger, als mir zusteht.
Davon ab möchte ich eine Beschäftigung haben, aber ich weiß nicht, wie weit ich dafür gehen soll und welche Alarmsignale ich aktiv überwinden sollte, und welche lieber nicht.


Wie oben geschrieben, soll das nicht heißen, dass ich akut suizidal wäre! Ich finde nur die Einstellung sehr traurig, dass man so lange arbeitet, bis man nicht mehr kann, und dabei das Leben verpasst. Ich nenne hier mal einen Satz, angeblich vom Dalai Lama, der mir dazu passend erscheint:


,,Der Mensch opfert Gesundheit, um Geld zu verdienen. Wenn er es hat, opfert er Geld, um seine Gesundheit zurückzuerlangen [...]."


Kurz gesagt habe ich um Hilfe gebeten, wie man erkennen kann, ob der negative Gedanke gerade eine wirkliche tiefe Überzeugung ist, mit dessen Konsequenzen man leben kann, oder nur ein Aspekt eines ,,depressiven Tiefs", der aktiv überwunden werden muss.

Gruß Simon

AlterEgo

Hallo Simon,

ich bin froh, wenn du es nicht so gemeint hast wie es bei mir angekommen ist.

Ansonsten: ein Rezept für das Treffen von Entscheidungen gibt es nicht. Insofern kann auch ich dir keines geben und dir nichts dazu sagen.

Nur: Arbeit ist immer Arbeit und das ist immer irgendwo mühsam. Aber das bedeutet nicht, dass man alles Schöne dafür aufgeben muss, so ist es einfach nicht. Ich glaube, es trügt, wenn man glaubt, alle anderen hätten klare Ziele und eine Vorstellung. Das sieht nur von außen so aus. Letzendlich muss man Dinge ausprobieren und schauen, was für einen geht und was nicht. Da können andere zum Sortieren im Diskurs oder mit einem offenen Ohr zur Seite stehen, aber dann muss man einfach mutig etwas probieren. Nicht, um vor anderen gut auszusehen oder andere glücklich zu machen, sondern um für sich selbst das eigene Leben unter Kontrolle zu bekommen.
"Neue Sachlichkeit" ist keine Stilrichtung, sondern eine Lebenseinstellung- jeden Morgen wieder.

nubis

Hallo Simon,

ich kenne das Dilemma: ich hatte auch nie einen wirklichen 'Wunschberuf' und keine Ahnung, was ich machen sollte.
Bei mir hat sich eine Ausbildung dann über Bekannte meiner Eltern ergeben und mir ging es wie dir in der Schule: auch ohne echtes Interesse habe ich mich bemüht und 'einfach mal gemacht'.
Nach der Ausbildung habe ich dann - eben, weil es mir auch nie darum ging 'Hauptsache viel Kohle' - nur Teilzeit gearbeitet: eben grade so, dass ich genug hatte um über die Runden zu kommen.

Die Ausbildungszeit muss man da leider 'durchstehen' - aber vielleicht fällt es dir leichter, dich später in einem Teilzeitjob zu sehen?

Ich denke, es gibt durchaus Alternativen zu 'sich kaputt malochen' und 'gar nichts tun' - oder gar Suizid...


ach ja ...und meine Freunde und Bekannten haben mich da auch nie verstanden - weil ich weder Kariere- noch Mutter-und-Hausfrau-Typ war.
Da muss man dann drüber stehen :-)
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

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