Klagelied

Begonnen von AHunter, 06 Mai 2015, 05:25:51

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AHunter

Klagelied


Wie unausgesprochen, wie absolut unausgebrochen,
Im Keim erblickt, doch auch in Gedanken tief im Keim verstrickt,
Diese kleinste Kraft für sich genommen,
Diese Kraft ganz und gar für sich gewonnen,

Verzagt, weilt und hält sich inne, lauschend nur der besonnenvertrauten Stimme,
Die flüstert, dichtet, Märchen liest, und behütend ihre Hände um den Kern so schließt,
Im Mutterbauch wohlbehütet, langsam wachsend, förmlich sprießend,
Und die Nähe zu ihr fortwährend suchend, all zu sehr genießend,

Bis die Erkenntnis für sich gereift,
Bis der Umsturz um sich greift,

Dass das Leben zwar voll wundersamst wunderbarstem Sinn,
Doch nicht für auch nur einen von beiden irgendwie bestimmt,
Weshalb sie die letzte Melodie weinend und zaghaft sachte summt,
Bis sie letztlich völlig in ihrem Kummer, ihrer Verzweiflung und dem Untergang verstummt,

Wie auch ihre Hände erschöpft einfach niedersinken lässt,
Nicht mehr beschützend, noch behütend den Keimling von sich umfässt,
Der nun kalt und einsam, leer und lose treibt,
Keinen Halt mehr fassend, nicht mehr einverleibt,

Die Hoffnung aufgegeben,
Kein Erwachsen, kein Erleben,

Und so versiegt die letzte Kraft im Leide wieder,
Keine berührenden Gedichte mehr, keine noch so sanften Lieder,
Wie unausgesprochen, wie absolut unausgebrochen,
Als Keim erblickt, leider noch als Keim in Gedanken an kein Leben erstickt.

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