zum Nachdenken

Begonnen von ..., 08 Januar 2015, 16:23:13

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

...

Hallo miteinander,

mich beschäftigt momentan ein Thema, das ich einfach nicht verstehe.

Zum Einstieg mal ein kleines Beispiel.
Wer kennt niemanden, dem man hinterherrennt, aber im Grunde keine Aktion von diesem erfolgt. Wenn überhaupt nur eine kurze Reaktion.

Ich frage mich immer wieder, wieso es dieselben Typen sind, denen viele Leute hinterherrennen, obwohl sie viele mit scheinbarer Gleichgültigkeit behandeln. Was macht manche Menschen interessanter? Oder sind es diejenigen, die Kontakte nicht so schnell aufgegeben wollen? Woran liegts?
Ich dachte anfangs, dass es oft an einem bösen Charakter liegen müsste. Ist doch saumäßig unhöflich. Inzwischen kann ich dies nicht mehr so einfach sagen. Es gibt soviele Gründe. Kein Interesse, Egoismus, selbst schlechte Erfahrung gemacht usw.

Was nicht in meinen Kopf will ist, dass fast jeder sich über z.B. obiges beschwert, doch niemand handelt selbst so.
Vielleicht nehmen wir uns auch einfach nur falsch wahr. Die einen glauben, sie seien der Big King und andere meinen, sie seien rein gar nichts wert. Die Wahrheit steckt meist in der Mitte.
Ich finde es sehr schade, denn ich bin der Überzeugung, dass wir alle besser miteinander umgehen könnten, wenn man diese Schieflage beseitigen würde. Doch wie? Denke, es unmöglich. Dafür leben wir einfach alle in zu unterschiedlichen Welten.

Man beschwert sich, dass der andere einen nicht so wahrnimmt und das Verständnis aufbringt, wie man es sich wünscht und meint, verdienen zu würden.
Gleichzeitig bringt man dies oft auch nicht für andere auf, auch wenn man sich sicher ist, dies zu tun.

Bin kein Psychologe, liegt meiner Meinung nach aber daran, dass wir alle in unserer eigenen kleinen Welt leben. Niemand hat dieselben Erfahrungen gemacht, die nötig sind, um unser Handeln in jedem Detail zu verstehen.
Oft denken wir, jemanden zu verstehen, weil er etwas erzählt, das unserer Vergangenheit nahe kommt. Doch kaum jemand hat einen blick für die teilweise auch nur kleinen wesentlichen Unterschiede.
Man sagt schnell: Ich verstehe dich. Doch ist dies wirklich so? Drücken wir dem anderen nicht unterbewusst Erlebnisse auf, die wir gemacht haben?

Ich denke, dass dies so unterbewusst geschieht, weil wir einfach froh sind, jemand gefunden zu haben, der uns scheinbar versteht und mit dem wir gleichgesinnt sind.
Dasselbe Erlebnis bedeutet für jeden doch wieder etwas anderes. Gemein ist uns allen nur diese eine Sekunde.

Für mich ist dies ein Ansatz, andere besser verstehen zu können. Ich versuche nun, keine Parallelen zu meinem Leben zu ziehen.
Wenn mir jemand erzählt, er habe gerade einen Apfel für zuviel Geld gekauft, kann ich mir doch nur vorstellen, wie sehr ich mich darüber ärgern würde. Aber der Erzählende ärgert sich zwar auch, aber anders als ich. Oft bedeutet es zwar oberflächlich gesehen dasselbe, aber es gibt genug Nuancen zwischen uns, die dann im weiteren Verlauf zu Missverständnissen führen, weil wir den anderen einfach nur zu verstehen glauben.

Immer wieder kommt es bei uns Menschen zu verzweifelten Aussagen, wie z.B. Du verstehst mich nicht! Du bist so unsensibel! Nimm doch einmal Rücksicht auf mich!

Auch fühlt sich fast jeder unverstanden und gibt anderen die Schuld daran, dass sie einen scheinbar schlecht behandeln.
Die meisten sehen sich als Menschen, denen allenfalls Schlechtes passiert. Ob wir jemand anderem durch unserer Worte oder Handlungen, etwas antun, halten wir oft für unmöglich. Liegt dann ja doch am anderen.
Vielleicht ist das so eine Art Selbstschutz, der uns in den Mittelpunkt unseres Seins schiebt. Vielleicht ist es einfach die Natur jedes Lebewesens, sich so anzusehen, wir es machen. Das hat jetzt nichts mit Egoismus zu tun oder dass viele andere vor sich stellen und sagen, sie treten in den Hintergrund.
Selbstwahrnehmung.

Frage mich schon lange, wie es dazu kommt.
Schließlich sagen doch immer alle von sich, dass sie andere verstehen, auf sie zugehen usw.
Wäre dies wirklich so, wie jeder beteuert, würde unsere Welt ganz anders aussehen.

Einfach mal zum Nachdenken.

Gruß
...


Frischluft

Antwort:

Das Leben ist ungerecht und wird es auch in Zukunft sein.

Oft ist es besser nicht im Mittelpunkt zu stehen, also mache ich mir auch nicht die Mühe, nach der Ursache für das Unverständnis anderer zu suchen.

Unverständnis findet man an jeder Ecke, wozu die Menschen also mit der Nase drauf stoßen? Eigentlich lebt es sich besser, wenn man so tut, als ob man sein Gegenüber versteht, denn sonst tauchst du zu tief in andere Probleme ein, wobei es mit deiner eigenen Befindlichkeit ins Tal des Unbehagens geht.

Ich bin kein gleichgültiger Mensch, aber dieser Schutzmechanismus ist in unserer heutigen Gesellschaft angebracht.

Denk mal drüber nach...

Frischluft

Pit

ich denke mal, dass sich nur jemand an "big kings" ärgert, der selber gerne einer wäre und selber gerne im Mittelpunkt stehen würde und ebenso beliebt wäre. denn andere sind teilweise für den unterhaltungswert den solche leute liefern dankbar. doch um beliebt zu sein, ist vor allem empathie wichtig. ohne EQ geht leider gar nichts und wem dieser fehlt, wird man oft gemieden. empathie kann man vermutlich nicht lernen, aber man kann sie vorspielen. wenn man glück hat merken es nicht gleich alle, aber meistens merken sie es doch und man wird deswegen gemieden.
dies nur meine bescheidene meinung.

...

Danke für deine Antwort.

Frischluft, ich geb dir Recht. Das hat mit Selbstschutz zu tun.

Im Mittelpunkt zu stehen ist etwas, was viele wollen. Die Frage ist einfach nur in welchem Rahmen.
Ich denke, jeder sollte im Mittelpunkt des eigenen Lebens stehen. Man muss sich so wichtig nehmen, dass man sich um sich selbst kümmert. Hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, sich nicht um andere zu kümmern. Im besten Fall stellt man hierbei ein Gleichgewicht her.

Denn z.B. eine Mutter kann sich nur um ihre Kinder kümmern, wenn sie selbst stabil ist und nicht komplett zusammenbricht.
Oft wird es so dargestellt, als sei man nur ein toller Mensch, wenn man sich für andere aufopfert. Die Natur ist aber anders gestrickt.
Zurückstecken ja, selbst aufgeben nein.
Das sieht man z.B. an den Bedürfnissen unseres Körpers. Wir kriegen Hunger, wenn wir Nahrung brauchen. Es geht dabei um uns. trotzdem können wir das letzte Scheibchen Brot unserem Kind geben.
Ich finde, hier setzt das Mitgefühl für andere an. Mach ich es oder nicht.
Geb ich meinem Kind alle 5 Scheiben, obwohl es nach 2 lange satt ist und esse selbst nichts, werde ich mich auf lange Sicht nicht ums Kind kümmern können.

So scheinst du ebenfalls zu denken.

Oft höre ich Schwarz-Weiß-Denken. Entweder alles geben oder man ist egoistisch oder ähnliches.
Das wollte ich einfach anbringen.

...

Ausschlagebendes Ereignis hierfür steckt (leider) nicht in meiner Person, sondern in den vielen politischen Diskussionen.

Ich finde es einfach erschreckend, welche zwei Extreme sich gerade hinsichtlich der Asylpolitik auftun und man öffentlich nichts sagen darf, was dazwischen liegt, ohne gleich als Nazi abgestempelt zu werden.

Natürlich gilt das zum Glück (noch) nicht für die breite Masse, jedoch halte ich es durchaus für gefährlich.

Mir fällt eben oft auf, dass es in vielen Diskussionen nur "Ja oder Nein", aber kein "Wenn und aber" gibt.
Was ist mit den meisten Menschen, die oft dazwischen liegen?

Extreme halte ich einfach für gefährlich. Egal ob es uns selbst oder andere betrifft.
Das ist meine Intention gewesen.

Leider muss ich allen den Wind aus den Segeln nehmen, die meinen, ich schreibe über mich oder bestimmte Personen.
Geht um viel Wichtigeres.
Unsere Gesellschaft, ein gutes Miteinander, Akzeptanz, usw.

...

Frischluft, ich sehe dies gar nicht als Politikdiskussion.

Ich finde dies merkt man auf allen Ebenen. Sei es Politik, Krankheit, Miteinander, Freund-/Bekannt-/Feindschaft.

War mehr allgemein gemeint. Einfach nur dieses Vorgehen.
Verhindert oft Verständnis für andere und lässt einen oft in so einem Sumpf voller Selbstzweifel und Zweifel an der Menschlichkeit anderer zurück.
Man ist quasi sein eigener Gefangener.


Nostalgia

@...gast: "Frage mich schon lange, wie es dazu kommt.
Schließlich sagen doch immer alle von sich, dass sie andere verstehen, auf sie zugehen usw.
Wäre dies wirklich so, wie jeder beteuert, würde unsere Welt ganz anders aussehen."

ich stimme dir zu und moechte dir besonders fuer deinen ersten beitrag bedanken.
es gibt einige grautoene zwischen schwarz und weiß, die oft gar nicht mehr wahrgenommen werden.

wir menschen sind uns oft ein seelenspiegel. das eigene (selbst)bild wird oft auf den anderen projiziert.
aufopfern kann gefaehrlich werden dann der kontrast bzw. das andere extrem.
gleichgueltigkeit. zuviel kaelte. dafuer zu wenig an verstaendnis und waerme. ich denke oft, lieber zuviele gedanken machen und dabei sehr leiden als sich gar keine zu machen.

mitfuehlen ohne sich dabei selber zu verlieren ist ein schwieriger (lebens)spagat.

von herzen,
mela

anila

Lieber drei Punkte,
ich habe mir nochmal Deinen Eröffnungsbeitrag angesehen.
Ich denke nämlich viel über diese Thema nach.Eine Lösung für mich war immer,nachzufragen beim Gegenüber.Warum machst Du das?Wie geht es Dir damit?Was wünscht Du Dir?
Damit man diese Fragen stellen kann,muss man selbst einsehen,dass man eben nicht weiss,warum jemand etwas tut,was er fühlt dabei,was bestimmte Worte in ihm/ihr auslösen.
Wenn alle so geduldig und interessiert wären,zu fragen und offen zu antworten,gäbe es viel weniger Konflikte und Leid.
Alles Gute Anila

Gast0815

Okay zum Thema. Entschuldigung, wollte nicht den Thread kaputt machen!

"Ich frage mich immer wieder, wieso es dieselben Typen sind, denen viele Leute hinterherrennen, obwohl sie viele mit scheinbarer Gleichgültigkeit behandeln."
Vermutlich weil diese Menschen das besondere Etwas ihr Eigen nennen, dass man Charisma nennt.
Charismatischen Leuten folgt meist ein Rattenschwanz von Bewunderern und Heuchlern, die in ihrer Umgebung sein und sich gerne ebensolcher Beliebtheit erfreuen möchten. Nur beruht dies eben oft nicht auf Gegenseitigkeit. Denn auch jene mit Charisma haben das Recht sich ihre Freunde selbst auszusuchen und lassen sich nicht gerne Freundschaften aufdrängen. Ständige Kontaktversuche werden als Drängeln aufgefasst und als Zwang. Dadurch ist die vielleicht anfangs existierende Sympathie schnell verschwunden. Ganz ehrlich, wer möchte mit Schleimern, Heuchlern und A...kriecher befreundet sein? Für öffentliche Personen muss dies schrecklich sein, denn man weiß nie wer nun ein echter Freund wird und wer einem nur nach hechelt.
"Was macht manche Menschen interessanter?"
An erster Stelle steht meiner Meinung nach, wie gesagt Charisma, dicht gefolgt von Geld und Besitztum. Haben und Sein sind wohl immer  Punkte die Menschen interessant und besonders anziehend machen. Noch zu erwähne ist soziale Kompetenz. Interesse an anderen Menschen und gemeinsame Aktivitäten, wie Sport, Glauben und politische Ausrichtung.
Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Beste Grüße


DreiPunkte

Hallo, danke für eure Antworten.

Anila, ich sehe es im Grunde genauso wie du :).
Ich habe mir irgendwann abgewöhnt, diese Fragen zu stellen. Leider liegt es hierbei nicht immer am Fragenden. Der kann natürlich auch falsche Fragen stellen. Aber selbst die Frage, warum jemand etwas macht, wird oft schon als Angriff verstanden und schaukelt alles nur hoch. Es gibt laut meiner Erfahrung nur wenige Menschen, die dies annehmen und wirklich überlegen, was sie gemacht haben oder dass es beim anderen falsch ankam.
Oft reagiert man hierbei über und rechtfertigt sich über das eigentliche Maß hinaus.
Es gibt sicher einige Menschen, die sich mit Kritik ordentlich auseinander setzen. Ich finde es auch völlig menschlich und in Ordnung, sich erst mal verletzt zu fühlen (auch durch die Fragen, die du gepostet hast). Sobald sich dies gesetzt hat, sollte man im besten Fall einfach drüber nachdenken. Für sich ganz alleine entscheiden, ob der andere vielleicht Recht hat oder auch nicht. Und dementsprechend reagieren.

Vielleicht ist es einfach ein Schutz, dass wir oft sofort auf Gegenangriff gehen, auch wenn es nur ein vermeintlicher Angriff ist. Bei vielen reicht schon eine Frage, warum man etwas tut. Diese kann so rücksichtsvoll und lieb formuliert sein, wie es nur geht. Trotzdem kommt sie oft an.
Ich denke, es liegt an einer gewissen Unsicherheit, die wir in uns haben. Ich hab was falsch gemacht? Werde ich dafür kritisiert? Hilfe.
Oft reicht es einfach zu sagen: Ich habe dich gestern nicht angerufen, weil ich dich nicht mag, sondern weil ich einen wichtigen Termin hatte.
Die meisten antworten dann nur: Was? Ich hab dich versetzt? Spinnst du? Du hättest mich auch anrufen können...
Und schon sieht man, was aus einer lapidaren Sache wird.

Ich finde deinen Ansatz richtig toll und teile ihn :).
Danke für deine Worte


Melancholic, ich finde deine Worte auch super. Sagst genau das, was ich aussagen wollte :).

Ich weiß nicht, ob es richtig ist, sich zu viele Gedanken zu machen. Manchmal ist es besser, sich keine zu machen. Also bei so alltäglichen Dingen.
Bei wichtigen Sachen gebe ich dir vollkommen Recht. Lieber noch einen Plan C zur Sicherheit, falls A und B nicht klappen, was sehr sehr unwahrscheinlich ist.

Osterhasi

Finde das (ursprüngliche) Thema hochinteressant und es hat mich in der Tat zum Nachdenken angeregt. Charisma? Was für Leute verfügen über diese Eigenschaft? Ich denke, es sind gerade diejenigen, die sich selbst erlauben, individuell zu sein und es nicht nötig haben, sich anderen anzupassen. Leute mit einer positiven Ausstrahlung, Personen, die durch ihr Wesen anziehend auf andere wirken. Personen, die für andere als Vorbild fungieren. Personen mit persönlicher Stärke, die wissen, was sie wollen.

... Und... wer lässt sich durch charismatische Personen anziehen? Hm... wohl ähnlich, wie in der Physik -> Kräfte -> die schwächeren werden durch die stärkeren angezogen... so zumindest mein spontaner Gedanke hierzu ...

Charisma ist m.E. ein sehr positiver Begriff... doch Vorsicht... manchmal sind die Grenzen zwischen Charisma und Manipulation fließend..... Achtsamkeit, denke ich, ist in jedem Fall immer geboten. Na ja... und die Menschen sind auch alle sehr verschieden. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen bzgl. seines individuellen Lebensweges. Was für den einen wichtig ist, kann für den anderen evtl. total egal sein... Manche Menschen verstehen es hervorragend, z.B. in einer Gruppe von Menschen jeden einzelnen individuell zu "erreichen/packen"... bei einem Lehrer z.B. kann diese Eigenschaft extrem motivierend auf die Schüler wirken, wenn er es richtig anpackt...

Hm... und dann denke ich noch an das Ziel / die Motivation eines charismatischen Menschen... ist dieser Mensch einfach nur mit sich selbst zufrieden, lebt sein Leben und kümmert sich gar nicht drum, dass ihm so viele andere Menschen hinterhereifern .... oder ist es jemand, der selbstlos die Welt verbessern möchte oder jemand, der die Welt verschlechtern möchte oder oder oder????

Und wie kann man selbst zu einem "charismatischen" Menschen werden? Ist diese Eigenschaft überhaupt erstrebenswert? Zwangsläufig wird man dadurch mehr in den Mittelpunkt / ins Rampenlicht gerückt... die vielen Fans / Anhänger verleihen einem zwangsläufig auch Macht... welche Menschen können der Versuchung widerstehen, die Macht für ihren eigenen Vorteil zu gebrauchen?

OK OK OK OK .... nur ein paar Gedanken meinerseits zu diesem sehr spannenden Thema und sicher nicht die einzigen.... aber jetzt werd ich müd......

Liebe Grüße
Osterhasi


tomahawk

Hallo, Ich glaube, die Menschen, deren grösster Wunsch darin besteht, im Mittelpunkt zu stehen bzw. als eine Art 'Anführer' zu gelten, nennt man Narzissten. Über dieses Phänomen wurden schon viele dicke Bücher geschrieben. Charisma hingegen hat meiner Meinung nach mit Narzissmus nichts zu tun. Um ein Beispiel zu versuchen : Mutter Teresa war mit Sicherheit ein charismatischer Mensch, aber auf gar keinen Fall ein Narzisst.
Menschen, die anderen Menschen hinterherlaufen, oder glauben, dies tun zu müssen, haben in der Regel ein gestörtes Selbstwertgefühl und wähnen sich nur innerhalb einer Menschenmasse geborgen. Im Extremfall kann eine abhängige Persönlichkeitsstörung vorliegen.
   

DreiPunkte

Habe einen Artikel gelesen, der mich nicht los lässt.
Es ging um einen Notarzt, gegen den ein Strafbefehl erlassen worden ist, weil er bei einer Einsatzfahrt (ging wohl um ein Kind, dass kaum Luft bekam) mit Sondersignalen plötzlich in den Gegenverkehr ausgeschert und dort mindestens zwei Fahrzeugführer gezwungen haben soll, ins Bankett auszuweichen. Nun soll er 4.500 € zahlen und darf sechs Monate nicht mehr fahren.

Der Fall an sich ist gar nicht das, was mich so bewegt. Vielmehr die ganzen Kommentare hierzu, die man im Internet lesen kann.

Wie fast immer gibt es auch hier zwei Lager. Die Mehrheit der Kommentatoren teilt die Meinung, der Notarzt sei ein Held, der nur ein Leben retten wolle und es ja nicht sein kann, dass er dafür noch bestraft wird. Er fuhr schließlich mit Sondersignal, das alle dazu bewegen muss, auszuweichen.
Die Gegenmeinung, die aber im Gegensatz zur erstgenannten Meinung in der Minderheit vertreten ist, ist der Ansicht, dass der Notarzt ja so rücksichtslos fahre, wie alle Sondersignalberechtigten. Es ginge ja nur darum, sich darzustellen als Held.

Mir dreht sich hierbei echt der Magen um. Man liest Argumente wie
,,Ich wünsche dir/dem ermittelnden Staatsanwalt, dass deinem/seinem Kind auch so etwas passiert!"

Was hat sowas denn noch mit Sachlichkeit zu tun?

Ganz vereinzelt lese ich die Meinung, die ich selbst teile. Weder der Berichtschreiber noch die Kommentatoren waren bei dem Vorfall dabei und können ihn beurteilen.
Sondersignale bedeutet ausweichen soweit es geht und nur Verkehrsregeln brechen, soweit es andere nicht gefährdet.
Man kann doch nicht ein Leben retten und zig andere riskieren.

So, dies nur mal ein einleitendes Beispiel.

Mich erschreckt einfach, wie viele Menschen doch nur von der Tapete bis zum Kleister denken und wie schnell sie sich einfach beeinflussen lassen.

Bin mir sicher, dass die Kommentare anders aussehen würden, wenn der Bericht nicht aus Sicht des Notarztes, sondern aus Sicht eines Autofahrers geschrieben wäre, der deswegen gegen einen Baum gefahren und verletzt geworden wäre.

Wieso sind soviele so einfach zu beeinflussen?

Natürlich wird sowas immer durch eine gewisse ,,Gut-und-Böse-Darstellung" gefördert.
Letztendlich wird dann auf die Justiz geschimpft, dass diese falsch urteile, gegen die falschen Personen ermittle, den Beamten doch auch mal sowas passieren solle usw.

Wenn ich sowas lese, frage ich mich langsam echt, wieso wir unser Rechtssystem nicht einfach abschaffen? Lassen wir doch einfach das Volk urteilen, das hat doch eh mehr Ahnung von Recht und Gesetzen. Sparen wir einen Haufen Geld!

Im Ernst, es geht mir hier gar nicht um einzelne (Berufs-)Gruppen.
Auf obiges Beispiel bezogen:
Ich habe großen Respekt vor den Rettungsdienstlern. Sicher nicht einfach, zu einem Einsatz gerufen zu werden, nicht zu wissen, was einen erwartet, der Druck, jemanden schnell ins Krankenhaus zu bringen usw. Sicher ist gerade der Verkehr auch ein Problem, da man nie weiß, wie andere Fahrzeugführer reagieren. Sicher gibt es genügend Fahrer, die das Sondersignalfahrzeug nicht wahrnehmen oder aus anderen Gründen keinen Platz machen, obwohl sie könnten.
Umgekehrt gilt aber auch eine Regel für Sondersignaler: Keine anderen Personen gefährden. Leider wird dies von einigen auch vergessen und sie fühlen sich mit ihrem Patienten im Recht. Dass ein Fahrer manchmal einfach nicht ausweichen kann, wird dabei oft völlig außen vor gelassen.
Diese Extreme führen doch erst zu dem Unmut, den beide Gruppen aufeinander haben. Dass die meisten Fälle unproblematisch ablaufen, interessiert niemanden. Kaum ein Rettungsfahrer kommt: Oh, die Fahrt heute war gut. Alle Fahrer haben uns Platz gemacht.
Kein Autofahrer erzählt seinen Bekannten: Ein Rettungswagen ist heute ordentlich an uns vorbeigefahren.

Und sowas begegnet mir tagtäglich. Egal um welches Thema es geht.
Natürlich gibt es auch viele Menschen, die die Dinge objektiv sehen. Die schreiben eben nicht unter solche Artikel, da man ja oft nur angemeckert wird, wenn man das Selbstverständliche (Ironie) nicht sehen kann.

Das alles ist für mich ein richtiges Schwarz-Weiß-Denken.
Es geht oft gar nicht mehr um die Sache, sondern nur darum, sich selber als jemanden darzustellen, der eine gute Meinung hat und ein guter Mensch ist. Dass dabei andere nieder gemacht werden, wird gar nicht gesehen, oder indirekt gerechtfertigt.

Persönlich gefällt mir einfach diese Art der Selbstjustiz nicht. Ich denke, unser Rechtssystem ist eins, dem man in vielen Dingen vertrauen kann. Sicher werde auch hier viele Fehler gemacht und bei manchen regiert die Willkür.
Doch das sind alles Menschen, die sich jahrelang mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Wieso traut man ihnen nichts zu?

Immer wieder liest man, dass Urteile zu milde seien, man doch keinen Vergewaltiger auch nur eine Chance geben darf usw.
Sicher sind das alles sehr heikle Themen und ich weiß manchmal auch nicht, was für mich Gerechtigkeit ist.
Aber diese Subjektivität, die in Volke herrscht, ohne dass die Mehrheit auch nur eine Einzelheit eines Falles kennt, ist für mich einfach nur erschreckend.

Naja, ich hole grade zu weit aus, aber das fiel mir zu dem Ursprungsthema meines Threads noch ein.
Gerne gehe ich auf einzelne Punkte näher ein, wenn jemand darüber reden möchte.

DreiPunkte

Hat keiner mehr Lust, seine Meinung zu äußern? Schade, wir hatten das Thema aufgrund diesen Wunsches ja extra hier reingestellt.

Adrenalinpur

doch ich und habe es gelesen
und es ist traurig
und ich hatte genug Situationen wo es für mich haarig war und ich hätte auch einen schlimmen Unfall haben können um den Notarzt durchzulassen

hätte ich ihn anzigen sollen? Und für was? Wenn du selbst auf intensiv in dem Auto liegst und jede Sekunde zählt
dann könntest theoretisch urteilen
er wurde freigesprochen denk ich  gab noch einen zweiten hier bei mir
das Problem ist das Denken dieser Menschen

schlaft gut