Sonderbare Aussagen über Depression

Begonnen von Jun, 06 Januar 2015, 12:48:07

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Jun

Liebe Leute,
letzte Woche kam ich zufällig mit einer Psychologiestudentin ins Gespräch. Eigentlich war sie ganz nett, aber manche Aussagen von ihr haben mich dann doch etwas ratlos zurückgelassen. Vielleicht habt ihr eine Meinung dazu oder selbst schon "sonderbare" Aussagen über das Thema "Depression" gehört. Sie möchte später als Therapeutin tätig sein und sagte dann beiläufig, dass eine Depression ja immer eine Zeitbegrenzung hat. Als ich nachhakte wie sie das meint, sagte sie, dass JEDE Depression früher oder später auch VON GANZ ALLEIN aufhören würde und dass es KEINEN Menschen gibt, der über Jahre hinweg depressiv ist. Ich war etwas irritiert und fragte sie, wozu es dann Therapeuten und Kliniken gibt und ob die dann nicht eigentlich unnötig wären. Ihre Antwort dazu war, dass es in der Tat so ist und dass depressive Menschen keinen Therapeuten bräuchten, weil eine Depression ja immer irgendwann von alleine verschwindet und nur eine Episode ist und Therapeuten eigentlich eher für multiple Menschen, Borderliner und schizophrene Menschen sind. Ich bat sie dann zu erklären, WAS für sie denn eine Depression darstellt und neben den üblichen Symptomen sagte sie dann auch, dass eine Depression ja mitunter auch eine Funktion hat, sie wäre wie eine Kuscheldecke, in die sich der Betroffene hüllt. Das war mir dann doch etwas too much. Vor ein paar Jahren hat sich ein Onkel von mir das Leben genommen und er war u.a. auch depressiv und von daher ist eine Depression für mich alles, aber keine Kuscheldecke.

Ich war so irritiert über diese Aussagen, dass ich nicht weiter nachgefragt habe und das Thema wechselte, aber es beschäftigt mich jetzt doch schon ein paar Tage. Ich halte diese Aussagen für "von oben herab" und stellenweise auch für gefährlich. Ich glaube schon, dass es Menschen gibt, die jahrelang depressiv sind und wenn die irgendwann dieser Dame gegenübersitzen, die meint, dass es keine jahrelangen Depressionen gibt, ist das ja eine nicht so schöne Situation. Wie sieht ihr das? Eure Meinung würde mich jetzt doch interessieren. Habt ihr schon ähnlich merkwürdige Aussagen gehört oder ist das gar nicht so absurd, wie ich finde? 

Ina

Liebe Jun,

die Aussage, jede Depression würde irgendwann ganz von allein wieder vergehen, halte ich schlichtweg für falsch und würde ich eher von jemandem erwarten, der noch nie betroffen war, keineswegs aber von einer Psychologiestudentin und angehenden Therapeutin!

Dass niemand über Jahre hinweg unter Depressionen leiden würde, könnte ich noch insofern akzeptieren, dass wohl so ziemlich jeder Betroffene zwischendurch auch mal bessere oder sogar gute Tage oder Phasen hat, in denen es einigermaßen erträglich ist. Das ändert meines Erachtens aber auch nichts daran, dass die Depression weiterhin "da" ist – sie ist ja deshalb nicht gleich komplett verschwunden oder "geheilt"! Mal ist sie "voll da" und hat einen regelrecht im Griff / unter Kontrolle, mal tritt sie ein bisschen weiter in den Hintergrund.

Und ein Depressiver bräuchte im Grunde genommen überhaupt keine Therapien, da die Erkrankung ohnehin mit der Zeit vergeht? Depressionen haben doch eine Ursache, sei es aufgrund eines gestörten Hormonhaushaltes, akuter Belastungen, Erlebnissen aus der Vergangenheit oder was auch immer. Ja, sicher gibt es auch sogenannte depressive Episoden, aber auch die haben ihren Grund! Das richtet sich von allein wieder – die Zeit heilt alle Wunden, oder wie? Solche Annahmen halte ich doch für sehr gewagt... Ohne an sich, seinen Denkweisen, Verhaltensmustern, Einstellungen etc. zu arbeiten (bzw. Erlebtes zu VERarbeiten), wird sich auch nichts Grundlegendes verändern, denke ich.

Es gilt auseinanderzuhalten, was eine depressive Verstimmung und was eine Depression ist – oder anders formuliert: wo der Unterschied zwischen "deprimiert sein" und "depressiv sein" liegt! Jeder Mensch ist mal deprimiert, weil er vielleicht irgendwas Blödes erlebt hat, einfach einen schlechten Tag hatte, Stress auf der Arbeit, mit Freunden oder dem Partner hat – dann ist er auch mal ein paar Tage niedergeschlagen, kann sich zu nichts aufraffen, hat schlechte Laune und möchte sich am liebsten nur verkriechen. DAS vergeht in der Tat nach einiger Zeit und hat meiner Meinung nach nichts mit einer Depression mit Krankheitswert zu tun. Natürlich gibt es unterschiedliche Schweregrade, Formen und Ausprägungen depressiver Erkrankungen, dennoch würde ich sagen, alles in allem ist jede Depression "mehr" als das, was man unter Deprimiertheit versteht. Sie dauert länger und kontinuierlich an, hat meist eine vielfältiger ausgeprägte Symptomatik, kann sich im schlimmsten Falle auf jeden Lebensbereich auswirken und hat Ursachen, die man eben nicht einfach so mal eben vergisst und dann ist alles wieder gut!

Davon abgesehen ist es oftmals ohnehin schwierig, eine ganz klare Diagnose zu stellen – häufig verschwimmen die Grenzen zwischen den verschiedenen psychischen Erkrankungen, sodass man sie gar nicht klar voneinander trennen kann. Wer Depressionen hat, zeigt oft auch Symptome auf, die z.B. eher dem Krankheitsbild der Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung zugeordnet werden, aber um eine solche sicher diagnostizieren zu können, werden dann doch wieder nicht ausreichend Kriterien (nach den Klassifizierungen des ICD-10 oder DSM-IV) erfüllt... Was ist schon eine "reine" Depression? Gibt es die überhaupt? Wenn auch nur ein Kriterium für MPS / DIS, BPS oder Schizophrenie spricht (um mal bei den von der Psychologiestudentin angeführten Beispielen zu bleiben), dann ist die Erkrankung aber behandlungsbedürftig und eine Therapie angebracht? Und sonst nicht?

Ich halte das für Schwachsinn, vielleicht sehe ich das aber auch falsch oder denke gerade etwas "zu weit" – keine Ahnung... Wie dem auch sei, ich finde diese Aussagen jedenfalls auch absurd bzw. denke ich, dass sie einfach nicht richtig sind. Es macht den Eindruck, als würde sie das Thema Depression nicht so ganz ernst nehmen oder nicht als "richtige" Erkrankung anerkennen...


Liebe Grüße

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Ina

Zum Thema "Kuscheldecke" kam mir gerade noch folgender Gedanke in den Sinn:

Schön formuliert ist das wirklich nicht – man könnte meinen, sie wolle es ein wenig ins Lächerliche ziehen oder zumindest verharmlosen – eventuell wollte sie damit aber auch bloß auf die Tatsache hinweisen, dass es durchaus vorkommt, dass Depressive sich von Zeit zu Zeit unbewusst / ohne es wirklich zu wollen auf ihrer Erkrankung "ausruhen". Vielleicht sollte ich statt "ausruhen" besser "sich in die Depression zurückziehen" sagen, denn ich meine es nicht im dem Sinne, dass es bequemer ist – viel mehr, dass die Depression eine Art sicherer Ort für den Betroffenen ist!

Ich zitiere einfach mal Auszüge eines Beitrages, den ich vor ein paar Monaten geschrieben habe, damit ich jetzt nicht alles nochmal neu in Worte fassen muss – er beschreibt ziemlich genau, was ich meine:


Zitat[...] Es gibt so Momente, in denen man sich in alte Zeiten zurückversetzt fühlt, weil die ganzen Gefühle von damals zurückkehren. Dann sieht man nicht mehr klar, hat dieses hoffnungslose "Alles ist scheiße und nichts hat sich verändert"-Gefühl und schaltet automatisch wieder in diesen Modus um – glaubt, dass einem nichts und niemand helfen kann, blickt mutlos auf seine Zukunft und denkt, dass es sich eh nicht lohnt zu kämpfen, weil man sich sowieso nur im Kreis dreht und letzten Endes doch immer wieder dort landen wird, wo man angefangen hat.

Dann verfällt man natürlich wieder in alte Muster und Gewohnheiten, denn man glaubt diesen Gefühlen und nimmt sie einfach an, ohne an ihnen zu zweifeln und sich zu fragen, ob man sich in seiner Annahme vielleicht auch täuschen könnte. Dabei vergisst man leider, was man in all den Jahren erreicht hat, dass es sehr wohl Fortschritte und Erkenntnisse gegeben hat und man sich weiterentwickelt hat! Die guten Phasen und Momente blendet man aus, genauso wie die Methoden, die man erlernt und sich erarbeitet hat, die einem helfen, gut tun und mit denen man sich selbst schon das ein oder andere Mal erfolgreich aus schwierigen Situation und Gefühlen ziehen konnte. Oder man kann sie schlichtweg nicht anwenden – und wenn man ehrlich zu sich ist, will man von all diesen Dingen dann eigentlich auch gar nichts wissen! Man versteift sich auf das, was man gerade fühlt und zieht sich in seine "alte Welt" zurück. Warum? Weil die Depression ein sicherer Ort zu sein scheint, so widersprüchlich es im ersten Moment auch klingt!

Die Depression kennt man schließlich seit Jahren, man weiß genau, wie sie sich anfühlt und was einen erwartet! Da muss man sich keinen neuen Erfahrungen und Gefühlen öffnen, braucht nicht das Risiko einzugehen, völlig überfordert damit zu sein oder nicht zu wissen, wie man damit umgehen soll. Auch wenn man sich noch so sehr nach Veränderung und "Besserung" sehnt, macht einem der Gedanke daran bewusst oder unterbewusst Angst und stellt vielleicht sogar Gefahr dar, weil man seine altbekannte Routine verlassen und sich auf Neues, Ungewohntes einlassen müsste. Hin und wieder traut man sich vielleicht und geht einen Schritt in diese Richtung, aber wenn die Angst vor dem (noch) Unbekannten zu groß wird und einen der Mut verlässt, macht man häufig auch wieder einen Rückzieher. Dass man für diesen oftmals selbst verantwortlich ist, gesteht man sich wohl in den seltensten Fällen ein und schiebt stattdessen Gründe von "außen" vor, mit denen man vor sich selbst zu rechtfertigen versucht, warum es gar nicht anders "möglich" war. Die Depression als treuer Wegbegleiter, auf den man sich immer verlassen kann!

[...] Ich möchte damit nicht sagen, dass man sich das alles nur einredet, obwohl doch eigentlich "alles gut" ist – und auch nicht, dass diese Gefühle "falsch" sind oder keine Berechtigung haben. Eher, dass man sich manchmal einfach zu schnell entmutigen lässt, wenn etwas schief läuft oder Schwierigkeiten auftreten – dass man zu früh die Hoffnung aufgibt, obwohl man durchaus noch welche haben dürfte – dass man zu sehr an sich, seinen Fähigkeiten und Erfolgen zweifelt und sich ruhig mehr zutrauen dürfte – und dass man trotz allem versuchen sollte, nicht den Blick für die schönen und positiven Dinge zu verlieren und diesen etwas mehr Wert beizumessen, statt sich an dem Gefühl festzuklammern, dass alle Bemühungen umsonst gewesen sind, man wieder mal gescheitert ist und dort steht, wo man angefangen hat. Dass man "weiter" ist als noch vor ein paar Jahren, erkennt man in der Regel leider erst viel später.

Ob davon nun irgendetwas auf Dich zutrifft, weiß ich nicht. Aber ich denke, diese Verhaltensmuster kommen bei Depressiven oder anderweitig psychisch Erkrankten recht häufig vor und gehören irgendwie dazu. Das kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und ist natürlich nicht bei jedem der Fall. [...]


Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Jun

Danke für deine Antwort und deine Meinung dazu. Besagte Dame las im Zug die "Psychologie Heute", worüber wir dann ins Gespräch kamen. Zunächst dachte ich ja, dass es sich um ein Missverständnis handelt und sie dachte, ich hätte sie nach einer "depressiven Episode" gefragt, darum hakte ich nochmal ganz genau nach und sie meinte wirklich JEDE Form der Depression würde von alleine verschwinden. Sie meinte auch, dass Therapeuten und Medikamente dennoch sinnvoll sind, weil sie die Krankheitsdauer abkürzen würden, aber wirklich notwendig wären diese wohl nicht, zumindest was Depressionen betrifft. Ich merkte auch an, dass ich schon denke, dass eine Depression auch ein jahrelanger Zustand sein kann (natürlich mal mit besseren oder auch ganz guten Tagen...), aber da meinte sie, dass dies Quatsch wäre und dass solche Leute ihre Depression als Kuscheldecke nutzen würden, um sich nicht der Welt zu stellen. Später fragte ich dann noch einmal, wie sie eine Depression denn definieren würde und dann kam sie u.a. wieder mit ihrer Kuscheldecke und gab auch als Beispiel die selbsterfüllende Prophezeiung. Diese wäre in gewisser Weise auch "angenehm", weil der Betroffene ja immer weiß, wie die Situation ausgehen wird und das gibt ihm dann Sicherheit und diese Sicherheit wäre dem Betroffenem dann wichtiger als der Ausgang der Sachlage an sich...

In Anbetracht der Tatsache, dass Depression ein Zustand ist, der unter Umständen im Suizid enden kann, finde ich diese Ausdrucksweise wirklich etwas makaber und geschmacklos. Dies konnte ich allerdings nicht so gut zum Ausdruck bringen, weil ich wie gesagt irritiert war und sie sonst auch wirklich "vernünftig" wirkte... So wie es klang, ist sie auch kurz vorm Ende des Studiums, was mich doch entsetzte. Ich meine, eine Therapeutin sollte doch wissen, dass er einen erkrankten Menschen vor sich hat und keinen, der sich aus lauter Gemütlichkeit eine seelische Erkrankung gesucht hat...?

Habe da jetzt schon ein paar Tage drüber nachgedacht und wusste überhaupt nicht, ob ich das vielleicht ganz falsch einschätze. Gut, mal eine andere Meinung zu hören.

anila

Da kann ich ja nur einigermassen entrüstet sagen:
Wollen wir hoffen,die Dame studiert noch ne Runde,bevor sie auf Depressive losgelassen wird! Idioten gibt es nun wirklich überall!Kuscheldecke!Die Dame hat keine Ahnung wie wenig zum kuscheln/bequem sich eine Depression anfühlt...!
Ne,da brauchst Du nix drauf geben...tief durchatmen und weitermachen...;-)

Freudestrahlend

Ihr Lieben,
auch wenn ich ganz viel von dem, was die Dame sagte, genau wie ihr für echt grenzwertig/gefährlich/unempathisch halte, muss ich doch mal eine Lanze für die Kuscheldecke brechen. Mein Therapeut sagte vor knapp einem Jahr etwas Ähnliches zu mir. Ich befand mich in meiner "depressiven Wattephase": Ich konnte kaum etwas spüren, war völlig dumpf und antriebslos und darüber schon einigermaßen verzweifelt. Da sagte er zu mir: "So etwas kann wie eine schützende Decke sein, die sollte man nicht ohne Not wegreißen."

Ich kann deshalb mit diesem Bild etwas anfangen, wenn damit gemeint ist, dass ein Mensch sich durch die Depression vor etwas anderem (z.B. schmerzhaftem wie Erkenntnisse, Erinnerungen o.ä.) schützt.

Das nur am Rande.
Gruß,
Freude
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Adrenalinpur

Schreib uns mal der Administration wer das ist

Jun

@Anila: Danke für deine klaren Worte, genau das dachte ich nämlich auch. Dass sie keine wirkliche Ahnung von diesem Thema hat. Irgendwie beruhigend zu wissen, dass andere auch so empfinden.

@Freude: So wie es dein Therapeut gesagt hat, kann ich dies auch nachvollziehen, besonders wenn deine Situation so ein "Watteempfinden" war. Aber diese Dame meinte es anders, da bin ich mir wirklich sicher, weil ich gezielt nachhakte. Sie brachte, wie bereits erwähnt das Beispiel von der selbsterfüllenden Prophezeiung und dem "da weiß man, was man hat" an und dass diese "Kuscheldecke" wirklich eine Art bequeme Couch ist, auf der es sich der Depressive bequem gemacht hat, weil so alles seinen immer gleichen Gang gehen kann und davon eventuell gar "profitiere", weil man Mitleid von außerhalb bekommt. Davon, dass diese "Decke" auch ein Schutz vor schlimmeren sein kann, sprach sie nicht. Ich bin mir auch recht sicher, dass sie diese Sichtweise nicht vertritt. Wo du gerade von so einer "Wattephase" schreibst, fällt mir auch ein dass sie sagte, dass eine Depression immer tiefe Verzweiflung ist und dass der Depressive "auf den Tisch hauen würde, um seine Lage zu verändern"...

@Adrenalin: Ich weiß nicht, wie sie heißt. Wir kamen im Zug miteinander ins Gespräch.

anila

Man kann halt einem Blinden nicht den Unterschied zwischen blau und grün erklären!
Wer nicht selbst depressiv war oder ist,kann nur vermuten,wie sich das anfühlt und dann wird interpretiert,was das Zeug hält.Theoretisches Wissen ist kein Herzenswissen aus eigener Erfahrung,da kann der Fachidiot gar nichts dafür.Aber zumindest sich darüber im klaren sein,dass man sich vielleicht irrt mit der Beurteilung sollte ein Professioneller schon.Wir reden hier schliesslich über die Seele und die ist unsichtbar.
Alles Gute anila

Wolke

dann sollte man auch nicht so einen beruf ergreifen finde ich, wenn man das verständnis für psychisch erkrankte menschen nicht aufbringen kann, generell nicht zu 100% mit dem herzen dabei ist bei seiner tätigkeit

ich frage mich die ganze zeit warum sie diese richtung studiert hat?
wie will sie dem menschen helfen, wo sie doch glaubt das es keiner hilfe bedarf und nach einer weile wieder selbst verschwindet?
auch frage ich mich was sie in der ganzen zeit ihres studiums gemacht hat? hat sie nicht richtig zugehört? hat sie jemals eine praktkum in einer klinik gemacht? usw usw

wie will sie denn den menschen helfen? jeder bekommt eine kuscheldecke verschreiben und das war´s? will sie das überhaupt, diese menschen verstehen? das würde mich mal brennend interessieren

mir tun jetzt schon die menschen leid die zu ihr kommen werden mit ihrem ganzen seelischen verzweiflung/leid

mich macht das alles wütend

(was nichts mit dir zu tun hat Jun)

tomahawk

Seit Beginn meiner Depressions-Erkrankung - vor etwa 20 Jahren - habe ich schon sehr viel von derartigem Unsinn gehört. Auch ich ärgere mich immer wieder mal, über diese dumme Menschen. Wenn ich zu einem Thema nichts weiß, dann sage ich das auch. Aber heute regiert leider - auch im medizinischen und therapeutischen Bereich - sehr oft DAS GESCHWÄTZ.
Bevor jemand sagt, dass er einfach noch nichts zu einem Thema gelernt oder erfahren hat, wird gestammelt, wird im Brustton der Überzeugung reiner Quatsch von sich gegeben.
Leider gibt es nun einmal die chronische lebensbedrohliche Form der Depression. Und Gott sei Dank wird nicht jeder Psychologe automatisch auch Psychotherapeut. Die meisten gehen in die Wirtschaft und unterstützen die Produktion von WERBUNG.
Kein Witz! Werbung muss so gemacht werden, dass die jeweilige 'Zielgruppe' erreicht und begeistert wird. Und das - schaffen auch durchaus mittelmäßige Psychologen ;-)
Ich würd gern noch ein Buch empfehlen: 'Seelenfinsternis' von Piet Kuiper. Ein Psychiater, der sogar eine Fachklinik leitet, erkrankt selbst an Depression und schreibt in diesem Buch auf, wie er sich als Patient stationär in seine Klinik begeben hat.
Mir hats geholfen.

Lätta

Jap, genau die Therapeuten , die am schnellsten selbst ne Klatsche haben, weil sie nämlich keine Ahnung haben. Hoffe sie wird diesen Beruf nie ausüben. Eine richtige Depression (und wir alle wissen, wie vielfältig die Depressionen sein können) geht nicht von alleine weg! So ein Schwachsinn.

DreiPunkte

So wie ich die hier niedergeschriebene Aussage einer (angeblichen) Psychologiestudentin für sehr fragwürdig halte, halte ich es auch für falsch, die Dame sofort aufgrund dieses Satzes zu beurteilen und zu sagen, sie habe hoffentlich nie mit kranken Menschen zu tun.

Jeder, der mit Studenten, Schülern oder Azubis zu tun hat oder einer ist/war, weiß, wie schnell man denkt, man sei auf einem Gebiet Experte, nur weil man mal was davon gehört hat. Im ersten Semester war ich auch stolz, was ich gelernt habe und fühlte mich schon als ganz Großer. Man merkt selbst schnell, dass dazu noch sehr viel fehlt und ich denke, auch Psychologiestudenten sagen schnell was, ohne wirklich zu wissen, was sie da sagen. Natürlich spricht man studierten Leuten zu, dass sie sich auskennen sollten und ich denke auch keine zu schnellen und vor allem pauschalen Bewertungen treffen.

Das hier geschilderte halte ich auch für falsch, da ich bisher gehört habe, dass Depressionen zwar immer mal weg sein können, aber sie einen wohl das gesamte Leben begleiten.

Aber genauso denke ich, dass die Dame vielleicht noch nie Depressionen im Studium behandelt hat und daher auch nur die landläufige Meinung dazu kennt. Das Gespräch im Zug war ja nun auch kein Fachgespräch mit einem Erkrankten oder unter Kollegen.

Wir kennen die Dame alle nicht und ich finde, wir sollten sie daher auch nicht verurteilen.
Sind unsere Aussagen hier nicht im Grunde wie ihre? Pauschal, ohne Hintergrund?

Jun

Gerade las ich in einem aktuellen Artikel folgendes:
"Eine depressive Phase dauert meist mehrere Monate an und klingt dann von allein wieder ab oder schlägt, wie bei der bipolaren Depression, in die Manie um."

Erinnert mich sehr an die Dame aus dem Zug. Scheinbar ist das kein Einzelfall, sondern die Meinung von vielen. Iregndwie beunruhigend. Wütend macht mich das auch. Ich war nie manisch, in all den depressiven Jahren.

http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article138850481/Der-Depressive-weiss-dass-etwas-nicht-stimmt.html

DreiPunkte

Hi Jun,

es stand doch "meist" da.
Kommt auch immer drauf an, wer solche Berichte schreibt. Und keine Ahnung, vielleicht ist ja auch nicht alles falsch, nur weil es einige hier anders erleben.
Eine Krankheit verläuft immer anders und "abklingen" kann auch bedeuten, dass es mal schwächer wird, aber irgendwann wieder kommt.