mein Job...mein Leben?

Begonnen von imepenem, 04 Dezember 2014, 03:59:44

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imepenem

mein Job als Krankenpfleger...

...ist leider nur noch das einzige, das mir das Gefühl verleiht, am leben zu sein...und wahrscheinlich der grösste Faktor, der mich vom leben trennt! Freizeit??? Wochenende??? freunde??? Fehlanzeige, aber es is ja soooo wichtig, was wir machen, jajaja, versorgen eure durchgeknallten angehörigen, die uns das leben zur Hölle machen,l während ihr euer Scheissleben lebt, euren "gesellschaftlichen Verpflichtungen" nachkommt, Freundschaften und Beziehungen pflegt, Karriere macht und dafür eure lästigen Altlasten bei uns abgebt. und wehe, wir erlauben uns mal irgendeinen kleinen Fehler, da könnte man ja 'nen Prozess draus machen, könnte man ja ein bisschen Geld raus schlagen, aber bitteschön, alles auf unserem Buckel..............ich hab so was von die Schnauze voll von eurer dreckigen Pseudomoral...habt ihr auch schon mal daran gedacht, dass Krankenpfleger/-Schwestern auch nur Menschen sind? egal, Hauptsache, wir funktionieren, Hauptsache, ihr wisst eure "teuren lieben" in "guten Händen"!
und wenn die kaputt gehen? ...egal, war ja nur ein Pfleger..., jederzeit ersetzbar, komme mir wirklich vor wie der letzte Abschaum dieser Gesellschaft

imepenem

... aber wenigstens konnte ich mich noch von Herrn ..... verabschieden, er hat alle seine Organe gegeben, damit irgendwelche ignoranten A....l....er  weiterleben können, niemand hat sich bei ihm bedankt, seine Familie lebt ohne ihn weiter, als wäre nix gewesen, nicht mal sehen wollten sie ihn noch, (ist ja womöglich etwas unappetitlich). GOTT, WO LEBE ICH EIGENTLICH??? Habe mich bei ihm bedankt, habe ihm DANKE gesagt (alle anderen waren sich zu fein dazu) und ihn dann ins Kühlfach geschoben...ist ja NUR mein Job

Freudestrahlend

Ja, Wertschätzung von wertvoller, wichtiger Arbeit ist hier nicht selbstverständlich und oft werden die Menschen dabei einfach nicht gesehen. Das ist sehr schade und ich wünsche dir, dass du es schaffst, diesem Teufelskreis zu entfliehen und dir deine "seelische Nährung" zukünftig außerhalb der Arbeit zu holen. Dabei ist eine Abgrenzung das A&O und vor allem die Bereitschaft, regelmäßig die eigenen Interessen über die der Patient_innen zu stellen. Im Endeffekt wieder zu deren Besten, denn auch du kannst deine Arbeit nur machen, wenn du dich selber schätzt und pflegst.

Alles Gute wünscht
Freude
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

stumm

tja also ich weiss, dass die pfleger in alten - und pflegeheimen völlig überfordert sind
aber daran sind weder die ,,durchgenallten altlasten,, noch die verwanden, welche im übrigen oftmals nicht wenig bezahlen für so einen pflegeplatz, schuld

ich habe keinen angehörigen im pflegeheim
und trotzdem bin ich von deinen worten entsetzt
also wenn ich mir vorstelle, meine mutter würde im pflegeheim liegen und gepflegt werden von jemanden mit solchen gedanken....schrecklich :-(

ich bin nicht in der lage jemanden 24 stunden pflege zu sichern
und viele andere auch nicht
aus den verschiedensten gründen
es gibt -zig durchaus aktzeptable gründe warum jemand sagt, ich schaffe es nicht meinen angehörigen zu pflegen
nur ein grund z.B. wäre wenn ich alleinerziehend bin und der angehörige 24 stunden betreuung braucht

ich persönlich bin der meinung, keiner hat das recht über menschen welche ihre angehörigen in pflege geben, zu urteilen
und auch diese menschen haben das recht weiter zu leben
ich persönlich bin der meinung, dass es für einen pfleger völlig unrelevant sein sollte, welche beweggründe es gibt den angehörigen in pflege zu geben
ich denke auch, dass ein pfleger nicht das recht hat den angehörigen vorzuwerfen, dass sie ihr leben leben

einen menschen welcher sein leben lang gearbeitet hat, die nachkriegszeit erleben musste, kinder groß gezogen
und nun im alter schwer erkrankt ist, an alzheimer oder demenz
im alter nicht mehr in der lage sich selbst zu versorgen und auf hilfe angewiesen ist
diesen menschen als durchgeknallte lästige altlasten zu bezeichnen
welche den pflegern das leben zur hölle machen
öhmt....da fehlen mir die worte

imepenem

stumm, es geht auch nicht um die Patienten, die können gar nix dafür, denke auch nicht, dass ich diese Leute nicht mit dem nötigen Respekt behandle, es geht um die "lieben Angehörigen" und um die Pflegeheime, die ihre Bewohner mit den fadenscheinigsten Gründen zu uns auf Intensiv verlegen.
Es geht um die Leute, die ihre Angehörigen bei uns abladen, danach verschwinden, sich nicht einmal sehen lassen, aber wehe, es geht irgendwas schief, dann immer drauf auf die Pflege, immer schön drauf rumgehackt.

Ach, was solls, versteht eh keiner, Pfleger/ Schwestern sind halt keine Menschen, die haben immer schön die Schnauze zu halten und auszuhalten, sorry, das ich mir mal Luft machen wollte.

Baerli

Hallo Streuner ,

ich muß es leider bestätigen . Ich weiß es von meinerEx . Viele entsorgen ihre Verwandten einfach. Aber es gibt auch viele, viele die es selber einfach nicht schaffen und dies anderen überlassen müssen, Uns dies sind nun einmal KKH und Altenheime . Unser Umfeld ist so geworden. Es gibt keine Alten und Kranke, wenn , dann versteckt man sie . Ich habe alle Hochachtung vor deinem Beruf.  Schlecht bezahlt mit viel Verantwortung , kein Dank und zu sehen wie Menschen dahin siechen.
Einzige Kritik , ertrage es oder mache etwas anderes.  Mit Verurteilungen  hilfst du niemandem, und wenn du es nicht ertragen kannst, dann mußt du dich verändern, weil der job dich sonst auffrisst.

stumm

hey streuner

oki das klingt gut :-)
weisst du es geht letztendlich um die menschen welche auf dich angewiesen sind
ich versteh deine wut auf angehörige welche sich nicht einmal sehen lassen
aber um so mehr brauchen diese menschen dich doch

unser gesundheitssystem ist eine katastrophe
ich weiss, dass pfleger, ärzte und schwestern völlig überfordert sind
leiden muss darunter nicht nur das personal sondern leider auch die patienten

mein schwiegervater lag FÜNF stunden in der notaufnahme
keiner kam, kein essen, kein glas wasser
keine fragen nach medis
er ist 82 jahre alt prostatakrebs mit knochenmetastasen
vor 15 jahren schlaganfall
er ist nach 17 stunden auf station verlegt wurden

während dieser zeit habe ich nicht einen einzigen vom personal untätig rum sitzen gesehn
sie sind alle am laufen und machen und schaffen ihr pensum trotzdem nicht

ich weiss es doch streuner und es ist schlimm :-(
deinen unmut kann ich verstehen

ich stimme baerli zu
wenn du es nicht ertragen kannst, solltest du sehen wie du dich verändern kannst, damit du es für dich aushalbar gestalten kannst
du kannst all die anderen menschen nicht ändern....aber dich und deine einstellung zu ihnen

und wenn dir dieses ,,mal luft machen,, hier hilft
tja dann mach das einfach weiter so
ich weiss jetzt wie du,s meinst :-)

imepenem


imepenem

Stumm,...wie soll ich mich mit 47 Jahren noch beruflich verändern?...bin gefangen in einem System, das Menschen frisst.. sowohl auf der einen als auf der anderen Seite des Bettes, komischerweise frisst es immer nur die unteren Chargen, selten bis nie die wirklich Verantwortlichen, und so ist es mit dem restlichen Leben auch...

anila

Lieber Streuner,
weisst Du,ich als Betroffener weiss es sehr wohl zu schätzen,wenn ein Pfleger nicht nur seine Liste abhakt und sich nicht schert,wie es dem Patienten geht.Ich habe selber im Pflegeheim gearbeitet und weiss,wie es da zugeht.Leider habe ich es da auch nicht ausgehalten und habe mich beruflich verändert,Das Schlimme ist ja,die guten Pflegekräfte mit Herzblut zerbrechen am System und den zwischenmenschlichen Miseren und wer bleibt übrig und pflegt dann?
Genau.Aber ich habe gelernt,dass man auch anders helfen kann.Was ist denn mit Psychosozialer Betreung oder Gesundheitsberatung?Da bräuchtest Du als Krankenpfleger keine ellenlange Umschulung/Ausbildung.
Ich bedanke mich mal stellvertretend für alle Pflegebedürftigen,Deine Einstellung begegnet mir selten.Die abgehetzten Schwestern vom Pflegedienst sin auch immer total gestresst und geistig schon beim nächsten Patienten.Ist ja auch unmenschlich in welcher Zeit man da kranke Menschen versorgen muss.Da ist ein ängstlicher Demenzkranker ein Horror für den Zeitplan.
Alles Gute anila

anila

Übrigens:
Ich hatte damals meinen Platz in einer Naturheilpraxis gefunden.Da konnte ich alles einbringen,was ich gelernt hatte und der Umgang mit Patienten und untereinander entsprach mir mehr.
Nur so als Anregung.Ich kenne ja nun beide Seiten aus eigener Erfahrung.
Ganz herzliche Grüsse anila

stumm

hey streuner

ach je so fragen streuner
wie soll ich den sowas beantworten
weisst du es gibt viel arbeit wo man gar keine ausbildung benötigt und auch gutes geld verdienen kann
es gibt viele umschulungslehrgänge
aber streuner ich kenne dich viel zu wenig um da ratschläge geben zu können
der eine sagt kommt überhaupt nicht in die tüte als ungelernter zu arbeiten
der andere sagt ich trau mir eine umschulung aber gar nicht zu
ich weiss es nicht wie du das alles siehst, kann da keine ratschläge geben

fakt ist, dass du noch knappe 20 jahre arbeit vor dir hast
ich denke bei einem solchen zeitraum kann man nicht sagen, nun halt das stück noch durch
fakt ist auch, dass sich der zustand wohl nicht ändern wird
nicht auf dieser station oder heim wo du arbeitest noch in anderen stationen oder pflegeheimen
vielleicht ist es in richtig teuren heimen anders und du könntest ich da bewerben
ich weiss es nicht
und fakt ist auch, es zerstört dich

also sind deine gedanken einer beruflichen veränderung nur logisch
weisst du also ich glaube ja, dass in solch umschulungen keine jungen hüpper sitzen
ich denke die werden wohl alle so um dein alter rum sein
es gibt also menschen in deinem alter die einen plan haben und den durchziehen
das ist nun nicht völlig aussichtsloses
aber wie gesagt ich kenne dich zu wenig um zu sagen nun mach doch ne umschulung zum kaufmann oder was auch immer
oder zu sagen nun such dir nen job als ungelernter
aber ich weiss es gibt immernen weg
welcher deiner ist streuner weiss ich nicht
aber gut finde ich das du schon mal auf der suche nach deinem weg bist :-)
und dir dabei auch ratschläge und hilfe suchst
hör nicht auf damit

ich wünsche dir viel mut und kraft :-)