Denn du bist

Begonnen von AHunter, 18 Oktober 2014, 22:57:32

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AHunter

Denn du bist


Wie Höllen, die aufgebrochen, die herausgekrochen, aus deinen
Gedanken, aus deinem Leib, aus dir heraus, wie aus einem Gefäß,
das für sich ewig versiegelt, das gesprungen und leck geschlagen.
Was bin ich nur? War ich dieser Zorn, diese Trauer, diese schmerz-
liche Verwundung? War ich dies schon immer?
Was bin ich nur? Fasse und fühle mich, meinen neuen, alternden
Leib, fasse und fühle immer stärker nach, greife fester und packe
zu, halte, halte, halte es nicht mehr aus und kralle nur mehr in
mich. Überwältigend dieses Gefühl von bitterlich brennendem
Schmerz, der meine Welt taub und verschwommen, benommen
und benebelt erscheinen lässt.
Es entspringt alles mir, der Natur, dieser Unnatürlichkeit, die mit
mir geboren, die sich mich auserwählte, nur um zu beweisen,
dass alles einer und keiner Regel folge.
Menschen sind für sich, Menschen sind mit sich, Menschen sind
trügerisch, sind wie auch immer erhalten, falsch und richtig, als
Bedrohung und Sicherung, Halt wie auch völlig Entrissen, aus
ihrem Leben, ihrer Kultur, ihrer Wesenart.
Losgelöst treibe ich in diesem Meer aus Verwirrung, aus Irrung.
Suche erfolglos nach Strömungen und Richtungen. Finde nur
immer wieder zu mir. Ertrage es aber nicht, ertrage es vor allem
nicht, dass ich ein Zentrum keiner Welt sein sollte.
Wichtig für mein Leben, unwichtig für so alles, was sonst in mich
einströmt. Wieder suche ich den Halt an und in mir.
Verbundenheit bezeugend, Gedanken bereuend.
Was bin ich nur? Eine verflucht falsche Frage, hinterlistig und
durchweg hindurch verfolgend, während man flieht, türmt,
einfach nur entkommen wollend.
Sich nicht mehr erachten, nicht mehr betrachten, betasten und
verspüren, nichts mehr, bitte nichts mehr.
So lässt der Griff von dir los, entlässt dich und die Hoffnung trägt,
lichtet, sich selbst und gibt nur mehr den Blick auf deine Herkunft
her.
Keine Höllen, keine Himmel, keine Erden, kein Reich, was dich je
verband, sondern nur die Einkehr in dem, was du geschaffen und
gefürchtet, was du gedeutet und verloren.
Denn du bist...

Sintram

Schön dass Du noch da bist, AHunter,

und ich kann Dir nur sagen, bleib, wo Du bist. Wo Deine Werke verstanden werden und geschätzt. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass Deine Poesie in jedem -gibt ja inzwischen deren einige- Lyrikforum nicht nur mithalten könnte, sondern außergewöhnlich wäre und auf ganz besondere Weise wuchtig und ergreifend, aber frage mich lieber nicht, was sich in der Welt der sogenannten psychisch Gesunden so abspielt an schrillem Wahnsinn und aberwitziger Feindseligkeit bis aufs Blut gegenseitiger Vernichtung.

Wenn es zum Beispiel hier mitunter zu verbalen Entgleisungen kommt, kannst du der Gründe reichlich finden- ein jäher Schub, die Qualen einer Tablettenumstellung, die aggressive Phase der bis dahin verweigerten Krankheitseinsicht, die Kompensierung leidvoller und aufwühlender Therapiegespräche, ein schwerer Entzug und und und... aber welche Gründe willst du heranziehen in einer Welt, in der die Funktionstüchtigen sich gegenseitig zerfleischen und zerreißen, um im Berufs- und Privatleben gute Miene zu machen zum verborgenen bösen virtuellen Spiel? Und wenn ich sage böse, meine ich böse, du machst dir keinen Begriff.

Denn du bist... was du bist und das ist mehr, als Dir selber vermutlich bewusst ist. Mir jedenfalls gefällt das, was Du preisgibst von Dir und mitteilst, weil es nicht nur kunstvoll ist, sondern auch wesentlich, tiefschürfend, intelligent und schonungslos. Unterstehe Dich, jemals damit aufzuhören!

Ermutigenden Gruß :-)
Sintram




AHunter

Vielen Dank für deine Zusprache, Sintram,

Sie berührte mich sehr, auch wenn die Zweifel
um und über mich stark und stärker bestehen,
sei es über meine Gedanken bis hin zu meinen
eigenen Worten.

Aber ich werde trotzdem versuchen, deine letzten
Worte weiter umzusetzen, denn solange ich kann,
werde ich schreiben, solange ich kann, werde ich
mich äussern, solange ich kann, werde ich bestehen
und einstehen für das, was sich zu sagen wünscht.

Vielen Dank für deine Zusprache, Sintram.