Erfahrungen zu einer Reha bei der BfA wegen Depressionen

Begonnen von Bluebird, 06 August 2014, 22:54:20

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Bluebird

Ich leide an mittelgradigen wiederkehrenden Depressionen mit schweren Phasen und an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Ich wurde nach einigen Monaten der Arbeitsunfähigkeit von der Krankenkasse aufgefordert eine Reha zu beantragen. Dabei habe ich mich dann auch nach Erwerbsminderungsrente erkundigt. Dabei wurde auch darauf verwiesen, dass man erst eine Reha besuchen sollte.
Daraufhin habe ich die Reha beantragt. Zuerst wurde die Reha abgelehnt mit der Begründung, dass ich nicht richtig Mitgearbeitet hätte. Tatsächlich wurde ich 2 mal die Woche angerufen weil noch Unterlagen von meinem Psychologen fehlten. Ich habe jedes mal korrekt gesagt, dass mein Psychologe im Moment erst in Urlaub ist und anschließend einige Tagungen besucht. Sobald er wieder da ist kümmert er sich um die Unterlagen.
Glücklicher weise wurde genau zu dem Zeitpunkt wo die Ablehnung kam meinem Antrag auf eine gesetzliche Betreuung statt gegeben und ich bekam eine Anwältin als Betreuerin. Die meinte sofort, dass die Ablehnung nicht Rechtskonform sei und legte Widerspruch ein. Darauf wurde der Antrag dann abgelehnt weil ich wohl sehr Krank sei und nicht alle sonstigen Therapiemöglichkeiten ausgenutzt hätte.
Daraufhin ging ich nochmals in die psychiatrische Klinik. Die sagte dann wiederum, dass meine aktuelle Therapie über meinen Psychologen genau das Richtige für mich sei und eine weitere Therapie nicht Sinnvoll sei. Dies schrieben wir wiederum an die BfA und meinten, dass entweder die Reha notwendig sei oder die Erwerbsminderungsrente direkt beantragt werden müsse.
Dann hat die BfA der Reha zugestimmt und ich wurde für 5 Wochen in die Werra Klinik nach Bad Sooden Allendorf geschickt.
In der Reha habe ich folgende "Therapien" bekommen:
Wasserstrahlmassage
Kiesliege
Wärmepackung
Entspannungsbäder
Atemgymnastik
Nordic Walking
Interaktiver Gruppensport
Gruppentherapie
Psychologische Einzelgespräche

Nach wenigen Tagen hatte ich eine erste Krise. Diese wurde durch mehrere Faktoren ausgelöst:
1. Ich hatte mir mit viel Mühe und über eine Zeitdauer von 12 Monaten wieder ein kleines Leben aufgebaut durch dass ich immerhin alle 2 Tage es schafte meine Wohnung zu verlassen. All diese Aktivitäten waren in der Reha nicht möglich.
2. Ich habe große Probleme wenn viele Menschen um ich herum sind. Dies war in der Reha außerhalb meines Zimmers aber permanent der Fall, dadurch habe ich mich dann total eingeigelt und ging nur aus dem Zimmer wenn es unbedingt erforderlich war.
3. Gleich beim ersten Nordic Walking hatte es am Wendepunkt angefangen zu Schütten. Da ich auch noch Schulterprobleme habe wußte ich, dass diese in der Nacht anfangen werden wieder stärker zu schmerzen. Leider hatte ich meine Schmerzmedikamente nicht dabei und hing daher gleich zum Arzt in der Klinik um mir welche zu holen. Dieser meinte ich solle doch keine selbst erfüllende Vorhersagen konstruieren. Nun ich habe die Problem nun seid rund 30 Jahren und kenne meine Probleme mit der Schulter daher recht genau.

Ich habe mich dann für 2 Tage komplett zurück gezogen und an keinen Therapien teil genommen. Nach einem Krisengespräch mit der Psychologin habe ich mich dann einigermaßen wieder gefangen.

Die zweite Kriese kam dann nach ca. 3 Wochen. In einer Visite beim Arzt sagte mir dieser, dass es mit der Rente wohl nichts wird und fragte mich ob ich auch einen Plan B hätte. Ich meinte, die Rente ist bereits Plan B und einen weiteren Plan habe ich nicht. Ich fragte aber ob er Vorschläge hätte und warum das mit der Rente nichts wird. Diese Fragen wurden aber nicht beantwortet. Als ich dann wieder auf meinem Zimmer war wurde mir bewusst, dass er mir gerade gesagt hat, dass meine finanzielle Zukunft zerstört ist. Da dies mein Weg war und er diesen "zerstört" hat, hatte ich keine Ahnung mehr wie es weiter gehen soll. Wieder habe ich mich 2 Tage zurück gezogen und keine Therapien besucht. Wieder ein Krisengespräch mit der Psychologin. Ab hier war die Reha regelrecht eine Qual und ich sagte dies auch den Ärzten.

Vor ein paar Tagen habe ich den Abschlussbericht der Klinik bekommen. Danach hatten sich meine Problem gebessert. Ich wurde als voll belastbar eingestuft, als Arbeitsunfähig entlassen und es wurde eine Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben empfohlen. Gleichzeitg wird gesagt, dass meine Konzentration stark eingeschränkt ist, eine extrem niedrige Funktionstoleranz vorhanden ist, ich Probleme mit neuen Aufgaben habe, Probleme mit Anpassung an neue Regeln und Vorschriften habe.
Ich habe das ganze meinem Psychologen vorgelegt und der Schlug gleich die Hände überm Kopf zusammen. Denn das passt ja alles überhaupt nicht zusammen. Dazu kommt noch, dass ich an Therapien teilgenommen haben soll, die ich definitiv nicht bekommen habe.

Im gesamten:
Die Werra Klinik an sich ist nicht schlecht. Aber für mich war es Brutal. Mein Zustand nachdem ich wieder Zuhause bin ist Katastrophal. Meine Selbstmordgedanken sind zur Zeit extrem, meine Kraft die ich vor der Reha hatte ist kaum mehr vorhanden. Ich komme ohne fremde Hilfe wieder kaum aus dem Haus.

Ich selbst habe gelernt meine Seele und meinen Verstand zu trennen. Nur so kann ich meine Selbstmordwünsche unter Kontrolle halten. Dass ich noch Lebe liegt nur daran, dass mir ein Psychologe am Gesundheitsamt erklärte, dass Kinder die einen Elternteil haben der sich umgebracht hat eine wesentliche größer Gefährdung haben als andere. Da ich meinen Sohn über alles Liebe kämpft nun permanent mein Verstand gegen die Selbstmordwünsche meiner Seele an. Dies war vor der Reha bereits so. Doch vor der Reha sagte ich immer, dass ich 60% meiner Kraft brauch um meine Seele im Zaum zu halten. Nun sind es fast 100%.
5 Selbstmordversuche hatte ich vor 1,5 Jahren begangen. In den letzten 1,5 Jahren habe ich sehr oft über Selbstmord nachgedacht und habe mir auch einen sicheren Weg überlegt. Aber es war nie eine echte Option für mich.
Aktuell ist es für mich sehr schwer mich von dieser Option zu distanzieren. Vor ein paar Tagen war ich soweit, dass es eine Option war. Aber ich habe es nicht geschafft die Wohnung zu verlassen um die notwendigen Dinge zu besorgen. Als ich es dann wieder geschafft habe die Wohnung zu verlassen, habe ich es gerade so geschafft eine Sozialeinrichtung zu besuchen anstatt die Sachen zu besorgen.
Ich weiß nicht wie lange ich das noch durch halte.

MfG der einsame Bluebird.