Am Leben...

Begonnen von AHunter, 06 November 2013, 10:18:17

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AHunter

Am Leben...


Öffne meine schweren Lider. Erhöre nur das Surren einiger Apparaturen, wie sie im
Gleichklang ihrer Tätigkeit nachgehen.
Überwachen.
Sie funktionieren scheinbar ohne große eigene Betreuung. Ein gezogener Stecker und
es wäre aus.
Könnte ich dann meine Augen wieder schließen?
Bin doch noch nicht so müde. Dennoch viel zu erschöpft. Kann mich dem ganzen nicht
entledigen und zugleich nichteinmal an einem Aufbegehren teilhaben.
Nein. Liege nur da. Atme flach, soweit es zugelassen, und lausche weiter den Maschinen.
Wie es ihnen wohl mit ihrem Schicksal ergeht?
Sind sie für mich da. Sind sie für all die Menschen um mich herum da. Sind sie nur aus
einem fremdgeborenen Zweck hier.
Würden sie sich dafür entscheiden, den Stecker zu ziehen?
Wir erhalten uns gegenseitig und dennoch jeder mit dem Begehr, ohne den anderen
zu sein. So spekuliere ich, während die Decke des Zimmers sich auf mich herab senkt.
Zwei Centimeter, vielleicht auch drei. So dürfte sie sich ruhig weiter niederlassen.
Vielleicht mit einem Ruck, vielleicht mit einem Sturz.
Jedoch ist sie geklammert und gefesselt in ihrer trägen Konstruktion. Rührt sich nicht
ein Stück mehr. Selbst mein Stieren, fassungslos, lässt sie nicht mehr weiter voranschrei-
ten. Beängstigend. Sie, wie sie da kauernd weilt, und ich, der sie dabei bedrängend, auf
dass sie doch ihrer nachgesagten Bestimmung nachkommen sollte.
Doch habe nur ich diese ihr auferlegt. Nicht sie sich selbst.
Die Maschinen surren weiter. Auch sie erleiden keinen Ausfall. Nichts, aber auch rein
garnichts passiert. Ausser dem Leben.
Sind wie in bitterer Freundschaft und dem Gefühl des aufgewarteten Endes hier ver-
bunden. Gibt nichts, was uns zertrennt, ausser...
Daran will niemand denken. Wissen tut es jeder. Trotzdem werden wir hier gehalten.
Dieser Raum, diese Geräte, diese Person.
Könnte auch nur irgendjemand ein Wort verlieren, dann wäre alles gewonnen.
Wäre es das dann wirklich?
Die Gedanken schwirren verblichen im Kreis, die Stirn stürzt sich nieder und ich schließe
meine Lider wieder. Irgendwann, wenn die Kräfte obsiegen, wird wirkliche Ruhe
einkehren. Nicht eingekerkert, sondern in Frieden für uns, für das Leben.