Lebensmüde

Begonnen von clafie, 03 September 2013, 17:01:24

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clafie

Ja ich weiß diese Überschrift ist nichtssagend.  Darum versuche ich euch zu erzählen was mich so kaputt macht. An und für sich bin ich ein starker Mensch zumindest nach außen.  Am 12.2.2013 hat meine älteste Tochter einen Selbstmordversuch unternommen. SIE ist aus dem Fenster ihres Zimmers 7 Etage gesprungen. Überlebt hat sie das alles. Sie sitzt im Rollstuhl. Für mich hat an diesem Tag oder besser gesagt mit diesem Tag die schlimmste Zeit meines Lebens begonnen. Ich musste stark bleiben und sein , weil ich noch 2 Kinder habe.Aber irgendwie bin ich an einem Punkt angekommen an dem ich nicht mehr weiter weiss. Ich fühle mich nur noch dauermuede, zum Arbeiten gehe ich weil ich muss. Und oft würde ich gerne einfach weg laufen. Ich denke manchmal das vielleicht vieles besser wäre,  wenn ich weg wäre.


alleinundeinsam

Liebe Clafie, ich kann dir nichts sagen und auch keinen Rat geben, bin einfach nur erschüttert. Ich wünsche dir viel Kraft und gute Gedanken.

alleinundeinsam

Nicki

Hi Clafie,

nichts wäre besser, wenn du weg wärst!
Das wollte ich mal vorneweg gesagt haben. Wie alt ist deine Tochter denn, lebt sie noch bei dir, weißt du, warum sie gesprungen ist?
Ich habe gerade erst einen Artikel über Selbstmordversuche von Kindern und Jugendlichen gelesen, in dem stand, das oft kaum Signale da sind, das Umfeld es nicht erahnen konnte.
Ich hoffe, du machst dir keine Vorwürfe!
Das du selber jetzt sehr erschöpft bist ist selbstverständlich! Hast du dir Hilfe gesucht? Bist du in Therapie? Wirst du von deiner Familie unterstützt?

Ich schicke dir ganz viel Kraft und liebe Gedanken!
Nicki

clafie

Hallo!
Ja ich habe Hilfe bekommen.  Von meinem Hausarzt,  da von Seiten der Polizei vergessen wurde einen Notfallseelsorger zu schicken. Meine Tochter ist 17 Jahre alt. Ich mache mir täglich Vorwürfe.  Gemacht hat sie es aus Liebeskummer und schulischem Leistungsdruck.  Sie wollte immer das Abitur machen. Ich habe immer gesagt das man auch mit einem anderen Abschluss im Leben weiter kommt. Ich habe es ja an den Noten schon gesehen das es ihr immer schwerer fiel die Leistung zu erreichen die sie bräuchte um das Abitur zu machen. Dieses in ihren Augen Versagen hat sie zu diesem Schritt gebracht. Ich habe zwar eine Mutter aber diese hat mich mit Vorwürfen über mein Versagen als Mutter dazu gebracht den Kontakt abzubrechen.  Von Seiten meines Exmannes war Kindermoerder noch die netteste Aussage.Und dabei war meine Tochter alle 2 Wochen bei ihm und er hat auch so oft diese Wochenenden abgesagt. 

Nicki

Hey,
laß dir bitte keine Vorwürfe einreden!
Kannst du mit deiner Tochter über den Vorfall sprechen? Ich denke, das wäre für euch beide wichtig.

clafie

 Zuerst einmal Danke für eure Antworten. Ich komme mir immer so vor als würde ich rumjammern. Meine Tochter vermeidet es über ihren Selbstmordversuch zu sprechen. Von den Psychologen die sie in der Reha betreuen weiß ich aber das das ein reiner Selbstschutz ist. Man soll da auch nicht nachbohren. Sie soll von selbst darüber reden wollen. Für mich ist es schon mal ein Fortschritt das sie nicht mehr ständig sagt wie wertlos ihr Leben ist. Da sie sehr weit von zu Hause weg ist und ich sie nur alle 14 Tage besuchen kann, telefonieren wir täglich. Und sie sagte eine zeitlang fast täglich das es schade ist das der Selbstmordversuch nicht geklappt hat. Auf anraten meines Psychologen , bin ich darauf nicht eingegangen. Ist ja klar ich war jedesmal völlig fertig nach den Telefonaten. Gestern war ich das erste mal hinter unserem Haus im Garten. An der Stelle an der meine Tochter gelegen hat. Man sieht da ja die vertiefung wo sie aufgeschlagen ist. Da kriege ich schweißausbrüche und Herzrasen. Das geht mir in ihrem Zimmer genauso. Früher hatte ich auch keine Höhenangst, jetzt kann ich noch nicht mal mehr auf eine Leiter steigen ohne panisch zu werden.

Epines

Hallo Clafie

Was du uns hier geschildert hast hat mich sehr beschäftigt, denn ich war als Kind mehrfach in solchen Situationen wie deine Tochter.

Mit meiner Mutter hätte ich zuletzt darüber geredet warum ich nicht mehr leben wollte, denn sie hätte es nicht verstanden und daraus ein riesiges Drama gemacht.

Ich kann gut verstehen wie hilflos man sich als Mutter fühlt wenn so etwas passiert, aber ich glaube das Wichtigste ist einfach für sie da zu sein und Mitgefühl für ihre schwere Situation zu zeigen, auch wenn diese für dich genau so belastend ist und du selbst jemanden brauchen, an den du dich lehnen könntest.
Gut ist auch, dass du zusammen mit den Therapeuten Wege suchst und findest, damit es euch beiden besser geht.

Deine Tochter muss eine ganz mutige Person sein, denn so ein Versuch ist etwas ganz Schweres und ich kann auch verstehen, dass sie unglücklich ist, dass es nicht geklappt hat.

Es ist ein Zeichen und deshalb darf ihr Leben, wenn sie wieder da ist nicht so weiter gehen wie bisher, denn der Wunsch aus dem Leben zu scheiden ist ja nicht einfach weg, sondern die Todessehnsucht bleibt.
Viele Menschen möchten sterben, weil sie aus ihrer Lebenssituation einfach nicht raus kommen, weil sie in unglücklichen Zuständen gefangen sind, darin verharren und keinen Weg  sehen da heraus zu kommen. Wenn man es schafft diese zu verändern, schafft man es auch zu überleben.

Sag ihr, dass du sie liebst und du so unendlich dankbar bist, dass sie überlebt hat, dies hätte ich mir damals von meiner Mutter so sehr gewünscht.... muss gerade weinen....

Alles Liebe und viel Kraft euch beiden!
Epines

alleinundeinsam

Liebe Clafie,

ja, das hat Epines wunderbar beschrieben, und ich kann  ihr in allem beipflichten. Deine Tochter darf sich nicht an Noten und Schulabschluss messen. Sie ist ein einzigartiges Wesen, alles hat einen Sinn, auch ihr Sprung und vor allem daß sie überlebt hat. Aber ihr müsst einen Weg heraus finden, heraus aus diesen unglücklich machenden Umständen.
Und wenn dir iwer Vorwürfe macht, dann treffen diese Menschen nur sich selber. Nimm dir das nicht so zu Herzen. Das schlimmste ist doch wenn man Sieht wie sein Kind leidet! Ich kenn das!
Hole dir Hilfe für Euch beide, ihr müsst euch neuen Lebensmut entwickeln. Ich weiß, das ist schwer, aber zusammen und mit Hilfe schafft ihr das.

Ganz liebe Grüße
alleinundeinsam

clafie

Hallo. Das mit dem nicht so zu Herzen nehmen ist leicht gesagt. Wir stehen ja nun auch unter beobachtung des Jugendamtes, da mein Exmann der Meinung ist das meine beiden kleineren Kinder ,bedingt durch meine unfähigkeit(das sind seine Worte) als Mutter, ebenfalls diesen Weg den ihre ältere Schwester gewählt hat gehen könnten. Klar sind diese Menschen verpflichtet zu schauen ob es Kindern gut geht, gerade nach so einem Ereignis. Aber auch meine 2 jüngeren Kinder bekommen eine psychologische Betreuung.
@Epines ich nehme meine große sehr oft in den Arm. Das habe ich auch vorher immer gemacht, auch wenn sie es nicht mochte. Für mich sind meine 3 Möhren sehr wichtig. Ich würde alles tun für sie,alles geben.
Ich denke auch ich lebe ihnen vernünftig vor, was nötig ist um durch das Leben zu gehen.Gut ich arbeite im 3 Schichtdienst. Aber es ist immer jemand bei ihnen und arbeiten muß man ja um zu überleben. Ich würde nie zum Amt gehen wollen, weil ich mich dann als schlechtes Vorbild fühlen würde.
Das meine Tochter den Sprung überlebt hat ist mehr als ein Zeichen für mich.

alleinundeinsam

Halo Clafie, versteh mich bitte nicht falsch, aber das mit dem zu Herzen nehmen habe ich auf die Vorwürfe bezogen. Und ich denke, daß du dir hier wirklich nicht alles ankreiden lassen darfst, was dein Ex so von sich gibt. Wahrscheinlich will er nur über seine eigenen Unzulänglichkeiten hinwegtäuschen. Sieh das Jugendamt nicht als Gegener an, sondern nimm die Hilfe an und fordere sie auch ein. Deine Kinder brauchen dich!

Deja

Hallo clafie

ich möchte dir als Mutter eines fast 15jährigen Sohnes schreiben, wie sehr ich mit dir mitfühle und wie ich nachempfinden kann, daß du dich so fühlst, wie du dich gerade fühlst. Hilflos, verzweifelt, ohnmächtig, wenn nicht gar ausgeliefert an die momentan schlimmste Situation deines Lebens. So, als würde du nichts tun können weder für deine Tochter noch gegen deinen Ex-Mann, der dich jetzt unter Druck setzt.

Ich hatte auch schon Besuche vom Jugendamt, anonyme Anzeigen, die sich immer als haltlos heraus stellten. Anzeigen von Menschen, die sich als meine Familie bzw Freunde bezeichneten. Ich kann dir nur raten, sei kooperativ, sollten sie dir Hilfe anbieten, nimm diese an, denn anonsten gibst du ihnen nur Nahrung, gegen dich zu agieren.
Was will denn dein Ex? Wenn er so interessiert ist an den Kindern, könnte er sie doch viel öfter nehmen als nur 14tägig?!
Aber hey, ich weiß....für solche Dinge reicht deine Kraft nicht, du bist froh, wenn du euren Alltag bewältigen kannst.
Sag ihm das, sag es dem JA. Wer solche große Klappe hat, der soll es doch besser machen!

Ich hätte mir nie vorstellen können, wie verschlossen die eigenen Kinder sind, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Ich kämpfe momentan täglich mit all diesen pubertären Einflüssen und manchmal könnte ich einfach nur noch heulen, kotzen, brüllen....so überfordert fühle ich mich.
Laß deine Tochter so sein, wie sie jetzt ist. Ich weiß, daß kostet unendlich viel Kraft aber aus dem, was du schreibst, lese ich, daß du es richtig machst. Laß sie auf dich zukommen. Redet nur über das, was für sie erträglich ist. Mach einfach weiter so, wie du es jetzt machst! Das ist ok, und das ist gut so!

LG Deja