Komische Therapiesitzung

Begonnen von Stachel, 29 August 2013, 12:48:23

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Stachel

Ich grübel seit Montag über die etwas ausgeartete Therapiestunde und mache mir seitdem auch erstmals grundlegend Gedanken über die Art der Therapie, und alles, was so gesagt wurde bisher und wie es weitergehen soll.

Der Thera ist sehr nett aber auch gleichzeitig sehr distanziert. Er fragt, nimmt alles sehr emotionslos zur Kenntnis und man kann nicht sehen, ob und wie er es bewertet. Ok, das ist auch soweit ok, kommt mnir nur in der Summe komnisch vor, denn:

ich habe inzwischen den Eindruck, wir plänkeln nur so rum, wir reden mal über meinen aktuellen Zustand, mal über die Arbeit, mal über den Haushalt, es ist egal womit ich anfange, wir reden dann darüber. Mich wunderte das nicht bisher.

Jedes Mal fragt er: was besprechen wir heute für Sie? und setzt dann da an. Sage ich, dass ich nichts weiß, setzt er da an wo wir beim letzten Mal waren. Auch ok, für sich allein gesehen.

Wir hatten eine Zeit das Thema Hausumbau, was mich natürlich beschäftigt hat, aber nichts mit meinem grundsätzlichen Problem zu tun hat. Dann habe ich wohl oft von meinen Eltern und deren Erwartungshaltung gesprochen, viel von meiner Arbeit die ich nicht schaffe und ich bin fast sicher, auch regelmäßig erwähnt zu haben, dass es mir bis dahin auch ziemlich gut ginge und mein Absturz letztes Jahr war und dazu geführt hat, dass ich endlich Therapie und Medikament in Erwägung gezogen habe.

Nun denn, am Montag ging es mir nicht gut, beschissen um genau zu sein. Schon der Weg dahin war schwer, ich hatte das Gefühl, kaum die Treppe hoch zu kommen und das Gedankenkarussel drehte sich unaufhörlich. Das führte dazu, dass ich mir wahnsinnig viel von der Stunde erhofft habe, da der Thera mich zum ersten Mal in dem Zustand sieht.

Also die Frage, was wir besprechen, ich starrte wohl vor mich hin und erinnere mich, dass ich "keine Ahnung" geantwortet habe. Ich war sicher, er würde merken müssen, dass ich völlig anders bin als sonst, da ich auch nicht in der Lage war, mich zu verstellen und auch nicht vor hatte, dies zu versuchen. Ich war einfach nur erschöpft und eigentlich kurz vorm heulen. Dann sagte er, ok dann machen wir da weiter wo wir beim letzten Mal aufgehört haben. Ich gab zu erkennen, dass es mir nicht gut geht und dann sagte er, das sei nicht zu übersehen.
Ich platzte nun also heraus mit Schwindelgefühl, Erschöpfung, Traurigkeit, dass es am WE schon so gewesen sei. Er versuchte herauszufinden, wann das angefangen hatte und fragte die letzte Woche ab, ich bekam das nicht auf die Kette da ich mich nicht konzentrieren konnte.
Ich sagte dann sinngem. sowas wie: ich verstehe das nicht, ich komme hierhin (zur Thera), nehme Medis, es ging mir jetzt so gut, wenn das trotzdem immer wieder kommt, macht das alles ja keinen Sinn.
Darauf war er völlig entrüstet und schlug einen sehr merkwürdigen, sauer klingenden Ton an und sagte: ich habe Ihnen nicht versprochen, dass es nie wieder kommt und dass Sie sich immer gut fühlen werden.
Ok, das sass erstmal, ich kam mir vor als habe ich ihn persönlich angegriffen, dabei habe ich nur rausgelassen was im Kopf war.
Irgendwie war ich dann sehr reserviert und wir eierten noch so eine Weile rum. Ich merkte aber, dass mich diese Reaktion total verunsichert hatte, habe aber nichts gesagt, was ich vielleicht besser getan hätte.
Als er dann noch sinngem. sagte, dass er mir nur eine Anleitung geben kann, was ich machen kann, um mich besser zu fühlen und mit mir zu erarbeiten, wie ich nicht in depressive Stimmung verfalle, es aber immer wieder dazu kommen wird, dass ich mich schlecht fühle habe ich kurz überlegt zu gehen. Stattdessen habe ich aber gesagt, dass man dann diese Therapiesache auch lassen kann, oder wie ich das verstehen soll. Daraufhin hat er eingelenkt, mir fehlt aber da auch einiges was gesagt wurde und ich kann es nicht mehr genau wiedergeben.
Am Ende stellte ich dann die Frage, wie man denn schnell und effektiv diese Gedankenstrudel unterbrechen kann, in die man immer wieder kommt. Da war er wieder hektisch, fast sauer, schaute auf die Uhr und sagte, das kann man jetzt so schnell nicht sagen, wir sind auch fast am Ende der Stunde....(..)

Ich hatte den Eindruck, er war von mir und meiner Verfassung genervt. Ich weiss es nicht, aber es kam bei mir so an. Und ich werde wohl kein zweites Mal bei ihm sitzen und sagen, es geht mir nicht gut. Denn diese Reaktion erwarte ich von Personen, die sich nicht mit der Materie auskennen aber schon gar nicht von Leuten, deren Beruf es ist, psychisch angeschlagenen Leuten Hilfestellungen zu geben.

Kann man das nachvollziehen? Es fehlen einige Sachen die gesprochen wurden, es geht nur darum, dass ich mein Gefühl hier wiedergeben wollte. Habt ihr das bei euch schon erlebt oder ist das normal, dass der Thera so reagiert? Ich hab überlegt, ob das eine Taktik ist, um mich wütend zu machen und mich von meinen Gedanken abzulenken aber das glaube ich nicht. Er war schonmal so. Ich rede z.B. immer seine Ideen kaputt, weil ich immer sage: ja ich weiss wie es geht, aber ich krieg das einfach nicht hin, ich mache das einfach nicht so. Darüber war er auch schonmal so sauer, dass er hektisch und genervt schien, sinngemn. wenn ich alles zerrede dann will ich ja gar nichts ändern oder so ähnlich.

Irgdendwie fühle ich mich mißverstanden, schlecht aufgehoben oder was weiss ich.

Wegen der Denk-Unterbrechung soll ich bis zur nächsten Sitzung ein Buch kaufen (mal eben 27 Euronen) und teilweise lesen, das würde auch schon vieles erklären. Ok, also kann ich statt der Thera einfach Bücher kaufen und lesen?

Versteht wer mein Problem?

Traurige Grüße

Stachel

Bella

Hallo Stachel,

ich verstehe dich sehr gut. Was du da beschrieben hast, kommt mir sooo bekannt vor. Ganz ähnlich war das bei meiner Thera, sie hat sich mir gegenüber ganz ähnlich verhalten. Ich wusste am Ende auch nicht mehr, was so eine Therapie überhaupt soll und habe sie dann vorzeitig abgebrochen. Nach einer ebenfalls ziemlich komischen Stunde, in der ich mich total unverstanden fühlte und sogar in Tränen ausbrach, habe ich mich verschlossen und ihr nur noch das gesagt, was sie hören wollte. Das hatte dann aber für mich keinen Zweck mehr und ich beendete schließlich die Sache. Ehrlich, da haben mir Bücher tatsächlich schon mehr geholfen als diese Therapie.

Ob es für dich sinnvoll ist, mit dieser Therapie weiterzumachen, kann ich dir natürlich nicht sagen, aber wenn du dich nicht gut aufgehoben fühlst, solltest du vielleicht tatsächlich über einen Abbruch nachdenken. Wenn man zum Therapeuten kein Vertrauen hat, macht das für mich keinen Sinn. Ich wünsche dir Kraft und Weisheit für die richtige Entscheidung.

Bella
Ich kämpfe bis zum Sieg.

Stachel

Hi Bella,

vielen Dank für Deine Meinung :-)

Also ich denke nicht wirklich über einen Abbruch nach, zudem dürfte es schwer sein, danach wieder etwas zu bekommen. Ich denke im Mom nur darüber nach, ob und wie ich das nächste Mal etwas sagen soll dazu. Ich bin erst übernächste Woche wieder dort. Davor habe ich ein Gespräch da, wo ich vor der Thera war. Mit ihr will ich insbesondere diese Stunde und meinen Eindruck besprechen, ich bräuchte schon noch eine Meinung dazu. Vielleicht liege ich auch falsch oder bilde mir was ein.

Da ich auch nur diesen einen Thera kenne und nur diese Gespräche kenne, hab ich keine Ahnung, was in anderen Theras gemacht wird und welche Formen der Thera es gibt. Ich weiss nur, dass diese Sache die ich mache, sich im hier und jetzt abspielt und nichtsehr in der Kindheit gräbt und Dinge aufarbeitet oder das man sich zurückversetzen soll etc.

Und dann habe ich vorhin hier im Forum einen Beitrag gelesen, ein älterer Beitrag, wo jemand total glücklich von seiner Stunde berichtet hat, das derjenige sich Sachen im Raum aussuchen sollte und etwas damit in Verbindung bringen sollte, kleine Eselsbrücken die einem über den Tag helfen. So etwas fand ich total super und überlege nun, ob meine Thera überhaupt das Richtige ist. Ich neige eh schnell dazu, alles in Frage zu stellen, daher will ich auch keinen Schnellschuß abgeben und aufhören, wenn es grad ans Eingemachte geht.

Nur wie gehe ich mit dem Thera um? Ich schätze, um überhaupt Erfolge erzielen zu können, muss ich offen sprechen und ihm sagen, dass diese Stunde mich sehr verunsichert hat und ich mich frage, ob er genervt war oder wie ich ihn verstehen soll.

hmmm...

Epines

Hallo Stachel

**Nur wie gehe ich mit dem Thera um? Ich schätze, um überhaupt Erfolge erzielen zu können, muss ich offen sprechen und ihm sagen, dass diese Stunde mich sehr verunsichert hat und ich mich frage, ob er genervt war oder wie ich ihn verstehen soll.**

Genau so wie du hier schreibst würde ich mich verhalten, denn nur wer offen fragt, erhält auch eine Antwort.

Anhand der Reaktion des Thera wirst du bestimmt klarer sehen und wissen wie du dich in Zukunft zu verhalten hast.

Alles Liebe
Epines

Amanda

Also ich hatte das tatsächlich auch. Gerade als es in den Gesprächen immer um Nebensächlichkeiten ging. Natürlich ist es auch wichtig mal drüber zu sprechen, warum mich unpünktlichkeit in den Wahnsinn treibt, aber das ist nicht, warum ich Lebensmüde bin. Oder als sie genau wissen wollte, was ich am Penis meines Freundes gut finde, warum ich den Sex mit ihm mag... Klar da kann man bestimmt was konstruieren ^^ aber das ja.. naja...
Ich hab dann tatsächlich die nächste Stunde nur darüber mit ihr geredet, das ich mir das so nicht als Therapie vorgestellt hab, was ihr Job ist, ob ich was vorbereiten soll oder wie. Weil ich endlich weiter kommen will und ohne irgendwas konkretes auch keine Veränderungen merke.
Sie hat mir dann erklärt, dass es zumindest bei ihr darum geht, dass die Gespräche nachwirken und dieses Nachwirken dann linderung erzieht.. auf lange Zeit ... ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich da weiter hingehen soll. Wobei momentan hab ich sonst gar keine art von Therapie also lieber einmal die Woche da hin und im Zweifel Kaffekränzchen als wieder nen Jahr alleine zu hause sitzen, bis überhaupt mal irgend ein Arzt Zeit hat.
p.s. die Therapeuten können natürlich auch mal nen schlechten Tag haben. Also einfach den ignorieren. Du "bezahlst" ihn für ne Dienstleistung also nimm dir was zu willst und kümmer dich nicht darum was seine Gefühle oder Reaktionen sind ^_~

Junehoney

Oh Mann....Das hört sich echt nach einer blöden Sitzung an! Also ehrlichgesagt klingt das für mich so, als erwarte er, dass du ansprichst, was wirklich wichtig ist. Das ist ja prinzipiell auch gut. Nur wenn wir mit unserem Therapeuten ehrlich sind, kann er uns helfen.
Ich hatte am Anfang meiner Therapie auch total Probleme ehrlich zu sagen, wie es mir geht und so waren einige Sitzungen belanglos und ich habe mich über mich selbst geärgert, dass ich das nicht gut genutzt habe.
Allerdings ist das Allerwichtigste: dein Therapeut hat die Aufgabe dich ernst zu nehmen, dich verstehen zu wollen, deine Gefühle als gegeben hinzunehmen und dir wohlwollend und empathisch zu helfen.
Das heißt, ich finde seine Reaktion nicht passend und tatsächlich auch verletzend. Ich würde es ansprechen und wenn er wieder nicht wertschätzend reagiert, den Therapeuten wechseln.
Wenn du noch Stunden übrig hast, kannst du die mit zu einem anderen Therapeuten nehmen. Viele Therapeuten vergeben auch schneller einen Platz, wenn sie Stunden eines anderen Therapeuten übernehmen können.
Alles Gute!