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Begonnen von schraube74, 28 August 2013, 13:38:38

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schraube74

Hallo zusammen.
Zu meiner Geschichte.
Ich hin von Beruf Lokführer, bin 38 Jahre alt. Letztes Jahr am 24.09. hatte ich meinen zweiten Personenunfall(Suizid).
Danach habe ich mit Hilfe einer Psychologin 7 Wochen gebraucht um wieder an die Arbeit zu kommen.
Seit diesem tag habe ich immer wieder Phasen gehabt wo es nur einfach nur schlecht ging.
Im März hat dann zu allem übel noch meine Freundin mit mir Schluss gemacht,was mich noch mehr runtergezogen hat.
Trotzdem war das alles noch im erträglichen Rahmen.
Seit eignen Wochen allerdings fühle ich mich als ob ein Dämon von mir Besitz genommen hat und mich langsam von innen auffrisst.
Es gibt tage da ist meine Stimmung extrem finster , da fallen mir die alltäglichsten Sachen schwer,wie zum Beispiel einkaufen, Wohnung sauber machen etc.
Dinge die mir früher Freude bereitet haben fallen mir unheimlich schwer,es ist kaum zu ertragen das ganze. Und es gibt tage da bin ich besser drauf, da fällt mir alles etwas leichter.
Zum Arzt hab ich mich deswegen noch nicht getraut weil ich angst um meinen Job habe.
Ich werd mir jetzt aber in nächster zeit Hilfe holen weil ich selber merke das ich absolut nicht mehr klarkomme mit der Situation. Auf Arbeit komme ich zum Glück noch ganz gut klar im Moment,aber es ist eine frage der zeit bis das auch nicht mehr funktioniert.
So das war grob meine Geschichte...freue mich hier im Forum Leute zu treffen ,die verstehen wovon ich rede.

Alana

Hallo Schraube,

erstmal ein herzliches Willkommen.
Deine Erfahrungen mit dem Personenschaden stelle ich mir sehr schrecklich vor, aber das Ausmaß kann man wohl erst kennen, wenn man sowas schlimmer Weise selbst erleben musste. Dein Schritt, Dir Hilfe zu suchen war sehr gut. Auch dass Du Dich hier angemeldet hast. Hier sind einfach Leute, die ebenfalls diese Niedergeschlagenheit/Depression empfinden, jeder hat seinen eigenen Auslöser. Aber es tut gut, einfach mal verstanden zu werden ohne Vorurteile.

Ich denke, dass die 7 Wochen Dir gut geholfen haben, sodass Du wieder arbeiten kannst, aber evtl. doch noch ein bisschen mehr Hilfe brauchst, wie Du es erwähnt hast. Jeder von uns hat mal einen guten Tag, aber einer dieser finsteren ist unerträglich.
Aber denk immer dran, Du bist nicht allein. Ich wünsche Dir viel Kraft.
Alana

Siny

Huhu, herzlich Willkommen.
Ich verstehe deine Bedenken nicht ganz wieso Du nicht zum Arzt willst. Wieso solltest Du deswegen deinen Job verlieren? Wegen einer ambulanten Therapie?

LG
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

(Jean-Jacques Rousseau)

schraube74

@siny
die gesundheitlichen Anforderungen an den Job sind sehr hoch.
Aber egal ab nächste Woche hab ich urlaub und werde jetzt auch endlich zum Arzt gehen.

@alana
ja das waren schreckliche Erlebnisse. Leider muss ich mit so was ständig rechnen.


Es tut gut hier zu schreiben ,weil ich mittlerweile denke ,die Leute mit denen ich darüber rede glauben mir nicht, weil sie das ganze nicht nachvollziehen können.

Ginger 39

Hallo Schraube74.

Ich habe deine Geschichte gelesen und gesehen das du Lokführer bist. Arbeitest du bei der Deutschen Bahn?
Entschuldige das ich so direkt frage,aber ich habe gehört das es dort eine anonyme Unterstützung gibt.
Diese nennt sich "Mitarbeiterunterstützungsteam" kurz MUT genannt.
Hier werden solche Probleme professionell und anonym behandelt.
Die Telefonnummer lautet: 0800-1009966 oder per E-Mail: mut[at]ias-gruppe.de.
Hoffe ich kann dir damit vielleicht ein wenig weiterhelfen.

Liebe Grüße
Ginger

schraube74

Hallo Ginger 39
Ja ich arbeite bei der DBAG.danke für den Tip,davon wusste ich noch gar nichts.
Es gibt zwar einen psychologischen Dienst für die Betreuung nach Personenunfällen ,aber von MUT hab ich noch nichts gehört.

Stachel

Hi Schraube,

warum hast du Angst um Deinen Job? Weil der Arzt dir nahelegen könnte, diesen mit den Symptomen nicht mehr auszuüben oder das er Dich krank schreibt?

Viele gehen aus Angst um den Job oder vor den Reaktionen der Kollegen nicht zum Arzt aber weisste was: shice drauf, du hast nur das eine Leben, einen Körper und du hast ganz ganz schlimme Sachen erlebt. Wenn Du das verarbeiten willst, musst Du Dir Hilfe suchen. Und das wird nicht mal eben in 90 Minuten Räucherstäbchen schwenken gehen.

Du musst es doch auch auf der Arbeit nicht erzählen, biste krank und fertig. Ich meinte auch, mich rechtfertigen zu müssen, zu verteidigen, wenn ich mal zu Hause blieb. Und was habich davon? nix, hätte ich mir sparen können. Lass die Arbeitstiere arbeiten, tue Dinge, die Dir gut tun, nimm eine Auszeit und versuche, sie zu genießen.

Alles LIebe vom Stachel

schraube74

hallo stachel.
ja du hast recht, auf arbeit muss es ja keiner wissen. und wenn doch dann ist es auch egal.ich muss was für mich tuhen und nicht für andere.

Epines

Hallo Schraube

"Personenschaden" klingt immer so verharmlosend und ich frage mich oftmals, wer denn wirklich zu Schaden gekommen ist, wohl doch ausschließlich der Lokführer.

Ich fühle mit dir und ich denke, dass  einem Menschen wohl kaum Schlimmeres widerfahren kann, als jemanden unbeabsichtigt zu töten. Mit einer Lok kann man ja nicht bremsen, man kann auch nicht ausweichen, muss also hilflos zusehen.
Die Schuldgefühle sind da, ob man will oder nicht und da hilft wohl auch der Gedanke nicht, dass die Person freiwillig aus dem Leben scheiden wollte. Es also ihr freier Willen war.

Also mich würde so etwas auch extrem belasten und ich kenne jemanden dem so was mit einer Straßenbahn passiert ist, der danach nicht mehr in diesem Job arbeiten konnte, weil er tagtäglich diese Bilder immer wieder sah.

Wenn dies bei dir ähnlich ist,  würden vielleicht Imaginationsübungen nach Louise Reddemann  dabei helfen damit besser umzugehen.
http://www.amazon.de/Psychodynamisch-Imaginative-Traumatherapie-Manual-Lernen/dp/3608890734/ref=sr_1_7/280-6301507-3973550?s=books&ie=UTF8&qid=1378279182&sr=1-7
Gibt es auch als Hör-CD

Dies könnte dir sofort helfen, bis du einen Therapieplatz gefunden hast, denn oft muss man mit langen Wartezeiten rechnen und es brennt innerlich immer mehr.

Ich selber habe lange mit Imaginationsübungen wiederkehrende Erinnerungen und auch Todesfantasien aus meinem Kopf gezaubert. Allerdings wird so was immer wieder belächelt, aber wenn man es versucht wird man staunen wie leicht das Gehirn zu überlisten ist, wenn man die Tricks kennt.

Ich finde es sehr gut, dass du hier schreibst und man auch mal sieht, welche Auswirkungen ein Freitod auf jene Menschen hat, die ungewollt den Tod verursachen müssen und nichts machen können, um es zu verhindern.

Alles Liebe
Epines