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Begonnen von Emptynothing, 22 Juli 2013, 12:05:07

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Emptynothing

Tja dann werde ich mich auch mal vorstellen. Ich bin 25 und männlich. Nach der Schule habe ich begonnen zu studieren, leider habe ich dann Motivations- und Konzentrationsprobleme bekommen und musste das Studium deshalb abbrechen. Dann folgten einige Jahre Therapie, Klinikaufenthalte, Tagesstättenbesuche etc.. Jetzt mache ich gerade eine Ausbildung. Sieht aus wie wenns aufwärts ginge, tatsächlich fühle ich mich aber schon seit ca. 4 Jahren immer gleich. Keine Lust, keine Kraft, immer müde, kann nicht richtig denken. Ich fühle mich immer wie betrunken, alles wirkt irgendwie unecht. Ich habe nur wenige Freunde noch aus der Schul-/Studienzeit die ich nur selten sehe weil sie in anderen Städten wohnen. Wenn ich nicht in einer WG wohnen würde hätte ich außer meinen Eltern und Geschwistern kaum soziale Kontakte. Am besten geht's mir sowieso wenn ich alleine bin, Kontakt mit anderen vermeide ich wenn möglich weil ich mich dabei sehr unwohl fühle und es so anstrengend für mich ist. Eine Freundin bzw. Sex hatte ich zuletzt vor 7 Jahren, ist mir aber auch recht egal. Nichts macht mir Spaß, ich spiele viel Computer/surfe im Internet, aber das hauptsächlich um mich abzulenken von negativen Gedanken und dem generellen Unwohlsein mit dem ich lebe. Emotional bin ich wie taub, ich würde gern mal richtig weinen aber kann es nicht. Ich denke sehr oft über Selbstmord nach, hab's aber nie versucht und werde es wohl auch nicht tun, dafür geht es mir anscheinend noch nicht schlecht genug. Hab schon einige Medikamente durchprobiert, aber nichts hat geholfen. Die Ärzte können mir nicht genau sagen was mit mir los ist, erst hieß es Depression, dann Persönlichkeitsstörung, gerade wurde mir gesagt ich hätte eine Dysthymie. Ich habe keine Ziele, keine Wünsche im Leben (außer gesund werden). Irgendwo in mir drin ist das Bewusstsein dass es irgendwann besser wird, und das hilft mir einigermaßen durch den Tag.

So das ist erstmal ein grober Überblick. Ich weiß meine Geschichte ist nichts besonderes, vielen von euch ging es wohl ähnlich oder noch schlechter.
Grüße

Epines

Hallo Empty

Erstmal ein herzliches Willkommen von mir hier im Forum :-)

Was du hier schilderst klingt alles wirklich nicht besonders rosig, Studium abbrechen usw., kein Wunder dass dir dies alles aufs Gemüt schlägt, man fühlt sich dann  als Versager, wenn man nichts geschafft hat was andere, aber auch man selbst von sich erwartet hat. Die Ziele schwimmen davon und wichtig wird nicht mehr was wohl aus einem wird, sondern nur noch wie und ob man überlebt, wobei letzteres manchmal immer bedeutungsloser wird.

**Die Ärzte können mir nicht genau sagen was mit mir los ist**
Ärzte wissen vieles nicht, sie können ja nicht in unsere Köpfe gucken, nicht unsere Gedanken lesen, oder die Vergangenheit sehen, oder wohl nur das was wir ihnen preisgeben. An manche Dinge können wir uns selber nicht erinnern, trotzdem beeinträchtigen gerade diese Erlebnisse manchmal unser Wohlbefinden am Meisten.

Hast du selbst denn eine Ahnung warum es dir schlecht geht? Gab es traumatische Erlebnisse in deinem Leben, die dazu führen können, dass es dir nicht gut geht? Wie stehst du zu deinen Eltern?

Manchmal sind Diagnosen hilfreich um zu erfahren wie man tickt, aber wirklich weiterhelfen tun sie nicht. Herauszufinden warum man so geworden ist hilft oftmals wesentlich besser.

Du hast schon vieles hinter dir und alles hat nur wenig oder nichts geholfen. Hast du es auch schon mit einer Selbsthilfegruppe versucht? Vielleicht wäre dies etwas für dich.

Auf jeden Fall ist es gut, dass hierher gefunden hast und anfängst über dich zu schreiben, wirst sehen, dass kann unglaublich befreien und tut gut.

Alles Liebe
Epines



Lucinda

Hallo lieber Neuer,

jede Geschichte ist besonders, weil jeder Mensch einzigartig ist.

Klar haben wir Menschen viel gemeinsam und es gibt oft Parallelen.

Du bist 25 und hast wohl einige schwierige Jahre hinter dir. Gerade wenn man noch so jung ist, kann einem die Situation hoffnungslos erscheinen.

Die gute Nachricht ist: Es gibt Hoffnung, es geht immer wieder weiter.

Schließlich hast du es geschafft, dich durch die letzten Jahre zu kämpfen und du schreibst hier im Forum.
Du willst etwas ändern, damit es dir besser geht. Deshalb hast du dich wohl hier angemeldet.
Ein guter erster Schritt.

Du schreibst, dass es dein Wunsch ist, gesund zu werden. Ein sehr guter Wunsch.
Und er kann sich verwirklichen. Es braucht alles seine Zeit.
Wenn du einen Wunsch aussendest, setzt sich viel in Bewegung. Vielleicht lernst du die richtigen Menschen kennen, die dich aufbauen oder du stößt auf Bücher, die dir weiter helfen.
Oft sind es nur kleine Dinge, die dir bewusst werden, dein Leben aber ein wenig heller machen.

Schließlich ist in deinem Bewusstsein auch die Überzeugung, dass es irgendwann besser wird.

Das wird es ganz sicher!

Ich würde dir raten, weniger Computer zu spielen, sondern mehr raus zu gehen in die Natur. Vielleicht an einem Sonntag morgen, wenn weniger Menschen unterwegs sind. Dem Vogelgesang zu lauschen, die faszinierende Schönheit der Natur zu bewundern. Einfach mal zu dir selbst kommen.
Sehen, welche schönen einfachen Dinge, die Natur uns schenkt.
Außerdem ist Tageslicht für dich sehr wichtig, vor allem wenn du viel Zeit vor dem Computer verbringst.
Und es ist erwiesen, dass Bewegung an der frischen Luft Körper und Psyche gut tun.

Mögest du deinen ganz persönlichen Weg zur Genesung finden und es dir bald besser gehen.

Alles Liebe und Gute!


Emptynothing

@ Epines:

Traumatische Erlebnisse hatte ich nicht, jedenfalls kann ich mich an keine erinnern. Am ehesten kommt für mich als Auslöser das Ende der Schulzeit in Frage, kein geregelter Tagesablauf mehr, neue Stadt, mehr Verantwortung usw. Ist für viele wohl nicht so schlimm aber vielleicht war das für mich schon zuviel.

@ Lucinda:

Hast recht, ich sollte wohl öfters rausgehen. Ich bin auch mal regelmäßig joggen gegangen aber das hat auch nicht viel geholfen und nach einer längeren Pause ists immer noch schwerer wieder anzufangen. Die Natur an sich kann ich aber auch nicht wirklich genießen, weil dort die Leere in mir zu laut wird.

Danke für eure Antworten.

Lucinda

Hallo,

ja, es sagt bzw. schreibt sich leicht. Doch die eigentliche Umsetzung kann sich schwierig gestalten.
Du weißt es eh selbst am besten.

Wenn dir in der Natur die Leere zu laut ist, vielleicht kannst du einfach Musik.
Ich muss mich manchmal total überwinden und dann höre ich mir Musik oder Hörbücher übers Handy an und so fällt mir das Spazierengehen leichter.

Liebe Grüße
Lucinda