Angst alleine zu sein

Begonnen von monidepri, 04 Juli 2013, 21:18:00

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monidepri

Hallo Ihr,

seit vielen Jahren habe ich Angst alleine zu sein. Am liebsten halte ich mich da auf wo viele Menschen sind...aber ohne direkten Kontakt...ich mag es nicht wenn mich jemand anspricht oder ansieht. Aber wenn ich dann nach Hause muß...ich kann ja nicht immer unterwegs sein...dann ist es die Hölle. Ich fühle mich in meiner Wohnung alleine nicht sicher...keine Ruhe...

Klingt irgendwie krank wenn ich das so schreibe. Aber ich werde nichht direkt bedroht oder so...es gab zwar in der Vergangenheit zwei personen vor denen ich sehr viel angst haben mußte...daß diese personen hier auftauchen und mir was antun ist aber unwahrscheinlich (es handelt sich um meine Mutter und einen Ex-Freund)

Was ist also los mit mir...warum bin ich so angespannt wenn ich alleine bin. Es ist echt extrem. Ich versuche zwar das alles auszublenden. Das gelingt mir auch ganz gut weil ich mich ja um meine tochter kümmern muß. Aber sobald sie im Bett ist und schläft bin ich davon so erschöpft daß ich keine Worte dafür finde.

Ich weiß, daß ich unbewußt ein paar Ereignisse aus meiner Kindheit verdränge...es gibt da eine erinnerungslücke was meine mutter betrifft über 6 jahre...

Keine Ahnung was da mit mir los ist... mit meiner mutter und auch mit dem ex habe ich keinen kontakt mehr...aber um so schlimmer sind die Angste...war heute schon bei meinem arzt...seit über einem jahr das erste mal. Muß aber 2 wochen auf einen Termin warten... uffff.... mit herzrasen und atemproblemen und schwindel...

Ich bin traurig und ratlos...

Moni..

Fee

Liebe Moni,


erstmal finde ich es gelinde gesagt, eine Frechheit, daß Dein Arzt Dich 2 Wochen in diesem Zustand "alleine" läßt, daß ist bei meiner Ärztin zum Glück anders. "2" Minuten, gehen immer bei ihr. Denn manchmal helfen einem doch schon ein paar Worte zur Beruhigung.

Nun ist es aber nunmal so und ich überlege, ob Du nicht kurzfristige Hilfen in Anspruch nehmen "solltest" bzw. könntest. Soetwas wie den SPD z.b. oder die Telefonseelsorge oder andere.

Du schreibst in einem anderem Thread auch von Verlusten, die Du erleben mußtest ...


*** Der geliebte Mensch war der einzige Mensch mit dem ich lachen konnte. Lange Zeit konnte ich nicht mehr lachen. Jahrelang habe ich so viel geweint. ***


... da spielt dann sicher auch eine große Verlustangst eine Rolle bei Dir mit, die Dich evtl. auch daran hindert, Beziehungen mit Menschen einzugehen, weil Du diese dann vllt. auch wieder verlieren könntest.

Du schreibst auch (in "Deinem Wutthread") von Niederschlägen, sogar wortwörtlich gemeinten ... also wer hätte da keine Angst vor, daß einem soetwas wieder passiert.

Übrigens finde ich es gut, daß Du Wut "im Bauch" hast, denn Wut, gibt zumindestens schonmal "Power", was mir leider fehlt. Wenn ich 1x in der Woche bei meiner Thera sitze, ist sie oft sehr wütend (was sie natürlich zu verbergen versucht), über Dinge die ich durchleben mußte ... während ich sie so sachlich wie nur eben möglich von mir gebe. Außer ich "laufe über" und muß weinen dabei.

***Meine Wut nutze ich jetzt um den Rest meines zerstörten Lebens wieder aufzubauen...und zwar so WIE ICH ES WILL.***



... daß hört sich doch schonmal gut an   :o)



L.G. Fee

monidepri

Hallo Wohlstandspudel, hallo Fee,

danke für Eure Antworten. Mein Arzt ist eher so ein Existenzialist. Der fragt mich erstmal immer nach Miete, wohnung Arbeit, natürlich auch nach Alkohol, Drogen und Medikamenten. Er ist super. Er war derjenige durch den ich aus dem größten Alkoholsumpf wieder auf den Weg mit einem normalen geregelten Leben gekommen bin. Er hat sich sogar geweigert mich in eine Klinik aufzunehmen als ich es ihn mal drum bat. Er hat durch eine zufällige Begebenheit auch mal meine Mutter kennengelernt und er hat das Problem laaaange vor mir erkannt ohne daß ich drüber geredet habe. Er arbeitet in einem Krankenhaus in der Ambulanz. Eigentlich könnte er schon in Rente gehen. Macht er aber noch nicht. Er hat eine unglaubliche Erfahrung und eine derart noble Persönlichkeit und Souveränität,  daß sämtliche Kollegen selbst aus anderen Fachgebieten fast ehrfürchtig reagierern wenn man nur seinen Namen erwähnt.

Aber jetzt..da ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen habe kommt so viel hoch...einen völlig unerwarteten Flashback hatte ich vor vielen Jahren...aber ich verdränge noch viel, und habe völlig wirre Emotionen und
Heulkrämpfe...ich bin mir nicht sicher ob dieser Arzt der richtige ist um darüber zu reden. Andererseits mag ich seine dezente aber allwissende und trockene nüchterne Art.....das beruhigt mich immer wieder irgendwie...aber ob das reicht ? Irgendwie brauche ich jemanden zum reden... und ich kann ja nicht zu einer freundin sagen "hey...meine mutter hat mich geschlagen und ich habe jetzt den kontakt abgebrochen " und nach 30 jahren anfangen zu heulen...Da faßt sich zurecht jeder an den Kopf.

Irgendwie fühle ich mich gerade echt wie ein kleiner Haufen Elend...nicht mehr und nicht weniger... die starke Fassade ist zusammengebrochen...und ich habe Angst....

Diese Person, die ich verloren habe vor 10 jahren, das war mein Vater...und ja...die Angste kommen sicher daher. Er hat vielleicht nicht alles gewußt was meine Mutter mir angetan hat. Aber wenn sie gesagt hat ich sei nicht RICHTIG im Kopf dann hat ER ihr NIE geglaubt. Das war mir eine unglaubliche Stütze. Und nach seinem Tod...ich habe mit ihm täglich Kontakt gehabt da ich in der gleichen Firma arbeitete, seither habe ich Todesängste wenn ein Partner sich von mir abwendet z. B. um nach einem kleinen Streit zu Ruhe zu kommen. Aber die Todesängste die mich dann überwältigen kommen natürlich von den Übergriffen meiner Mutter. Nach dem Tod von mein Vater träumte ich z. B. häufig...daß meine Mutter auf einer Party mit einem Mantel steht, in der Tasche ein Messer, aber nur ich wußte das, und die anderen konnten es nicht bemerken. ...naja ich wills nicht weiter beschreiben ...gruselig...

Ja...so theoretisch verstehe ich die Abläufe in meinem Kopf...aber die Angste überwältigen mich immer wieder...dann kommen Blockade..Depression...Schwierigkeiten...noch mehr ängste...usw.  und virallem brauche ich eine schnelle Lösung...da ich keine Zeit habe für eine Therapie...deshalb schreibe ich auch immer abends im Forum... :-)

Ich suche irgendwie den Knopf auf den ich drücken muß, damit ich frei bin von diesem ganzen Kram der mich so belastet. Ich will nur alles über Bord werfen und frei sein. Aber wenn ich mich an 6 jahre meiner Kindheit an fast nichts erinnern kann dann weiß ich ja nicht was ich über Bord schmeißen kann. Ich kann mich in der Zeit von 6 -13 jahre normal erinnern an Aktivitäten mit meinem Vater..Schwimmen gehen, Fahrrad putzen lernen mit Spezialkettenöl :-) solche Sachen. An Freundinnen kann ich mich erinnern und an unser Wochenendhaus. Aber der Alltag zu Hause ... ????? .... ????? Nichts...fast nichts....meine Mutter ? War sie auch da ? ..????...sichet...ich weiß daß sie immer Mittagessen gemacht hat. Weil ich mich an ein Mittagessen erinnern kann außerhalb mit meinem Vater...was ungewöhnlich war... daeaus ziehe ich den sicheren Rückschluß, daß meine Mutter immer gekocht hat....abet Erinnerung an ein Frühstück, Mittagessen oder Abendessen habe ich Keine. Aber es ist sicher daß sie täglich stattgefunden haben. Das macht mich manchmal wahnsinnig. Ärzte sagen meistens ...ruhen lassen...nicht krampfhaft suchen...aber es ist ein komisches Gefühl.  Vielleicht sollte ich einfach mal eine Amnesie diagnostizieren lassen. Als Beweis, daß zumindest etwas stattgefunden haben muß ... keine Ahnung wie sowas geht. Aber dann würde ich nicht immer so blöd dastehen...denn definitiv kann ich mich bewußt an zu wenig erinnern, als daß es meine massiven Ängste und Probleme erklärt...

Ratlos und rastlos...
Moni  .. meine Güte...jetzt habe ich soviel geschrieben...aber viele Gedanken kommen bei mir erst beim Schreiben...