Auch neu. panopticon

Begonnen von panopticon, 02 Juli 2013, 16:45:13

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panopticon

Hallo an alle die sich die Zeit nehmen dies zu lesen und/oder zu antworten, ich will versuchen mich kurz zu fassen.

Am besten fange ich damit an, meine Situation kurz zu beschreiben:
Ich bin männlich, 21 Jahre, und hänge in einer Depression fest.
Hab mein Abitur nach der 12 abgebrochen und war seitdem phasenweise arbeitslos. Ein Jahr beim Tischler gearbeitet, dann mal kurz beim Elektriker gejobbt, dann ein Praktikum beim LWL. Letzteres wurde mir vor einiger Zeit gekündigt, warum erklärt sich später.

Ich trage die Depressionen schon seit mindestens 6 Jahren mit mir herum und habe mich bereits mit 16 in psychologische Behandlung begeben, leider ohne ersichtlichen Erfolg.
Nach dem Abbruch des Abiturs (aufgrund einer Sozialphobie; an Leistung hat es nicht gemangelt) wurde mein Zustand zusehends schlechter; ich war fast ein ganzes Jahr lang arbeitslos, habe meine Zeit größtenteils zur Ablenkung vor dem Computer verbracht.
Ich war plan- und antriebslos was meine Zukunft angeht, fühlte mich der Welt nicht gewachsen. Angst vor Menschen und der Zukunft, es war ein Kampf mit mir selbst.
Ich war 2 Monate in einer Tagesklinik, zeitweise recht erfolgreich; doch danach ging es wieder bergab.
Ich habe ein Praktikum in der forensischen Abteilung einer LWL-Klinik begonnen, recht erfolgreich. Es war eine Art Konfrontationstherapie was soziale Interaktion angeht; und es ging gut. Doch in mir sah es anders aus. Meine Stimmung war durchgehend auf dem Boden, Tunnelblick.
Totale Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Grübelzwang, das volle Programm. Suizid war schon seit langer Zeit ein grosses Thema in meinen Gedanken, bereits vor der Tagesklinik.
Als ich bemerkte dass ich mich dem absoluten Tiefpunkt näherte, nahm ich mir Urlaub. Ich dachte mir dass ich mich wieder fangen kann wenn ich ein wenig Zeit für mich habe.
Ich habe mich getäuscht. Der allgegenwärtige Suizidgedanke nahm Form an.
Kurze Zeit später folgten 2 Suizidversuche. Ich hätte nicht überleben dürfen; da waren sich die Ärzte einig.
Ich habe Tabletten aus der LWL mitgehen lassen; das war der Grund für meine folgende Kündigung.
Nun, ich kam also per Unterbringungsbeschluss in die geschlossene Psychiatrie.
Aber ich wollte keine Hilfe mehr, ich habe aufgegeben.
Naja, jedenfalls war die Diagnose dort:
Schwere Depressionen, multiple Persönlichkeitsstörung*, SVV.
*narzistische PS, schizoide PS, bipolare PS

Aber ich gab mich normal, auf dem Weg der Besserung, also wurde ich nach 6 Wochen gegen ärztlichen Rat entlassen.
Und tatsächlich habe ich bis heute noch keinen weiteren Versuch unternommen, mir das Leben zu nehmen.

Aber verändert hat sich nichts. Ich bin wieder arbeitslos, in Behandlung, stehe vor dem Nichts.
Ich habe noch einen Funken Lebenswillen, das habe ich inzwischen erkannt.
Und das Leben holt mich ein; ich muss eine Ausbildung finden/machen.
Aber mir fehlt jegliche Motivation, der Sinn. Ich verbringe wieder Tag für Tag vor dem PC, habe einen umgedrehten Tagesrhytmus, versuche alle sozialen Kontakte auf ein Minimum zu halten.

Der Hauptaugenmerk meiner Behandlung richtet sich auf das Finden eines/r Jobs/Praktikums/Ausbildung.
Ich schaffe das jedoch nicht. Ich sehe es nicht.
Ich zwinge mich dazu meine Termine wahrzunehmen und daraus zu kommen, aber es klappt nicht.
Und so langsam verlässt mich wieder der Wille weiter zu machen..

Na gut, der Text ist doch länger geworden als geplant, wobei ich das Gefühl habe sehr viel ausgelassen zu haben.
Danke an alle die sich die Zeit genommen haben dies zu lesen.
panopticon

Nicki

Hey du,

ich möchte dich wissen lassen, das ich deinen Text gelesen habe.
Du bist in Therapie? - Was sagt denn dein Therapeut zu deiner Lage?
Sozialphobie kenne ich leider zur Genüge, mir hat eine Verhaltenstherapie geholfen.

Was ist mit deiner Familie, unterstützt man dich?

Gib dich bitte nicht auf, es lohnt sich zu kämpfen!

Lieben Gruß,
Nicki

panopticon

Hey,

danke für die Antwort.
Ich war länger nicht mehr hier online, deshalb kommt die Antwort so spät.
Ich bin zur Zeit in Behandlung; naja, eher eine Kontrolle der medikamentösen Einstellung.
Mein Therapeut bzw. der "betreuende" Arzt hat durchaus versucht mir zu helfen, haben jedoch irgendwann aufgegeben.
Aber zu dem Zeitpunkt wollte ich auch keine Hilfe mehr, ich hatte bereits abgeschlossen.

Ich zwinge mich weiterzumachen, ich habe mich entschieden einen neuen Versuch zu starten.
Ich wurde auf neue Medikamente eingestellt die auch teilweise einen Effekt erzielen.

Aber ich komme aus meiner alten "Schiene" nicht raus. Suizidgedanken lassen sich nicht einfach wegschließen,
und ich schaffe es nicht aus diesem Gedankensystem auszubrechen. Mein Therapeut kann mir auch nichts neues mehr sagen..

Verhaltenstherapie hatte ich bereits hinter mir, leider erfolglos. Ob es an der Ärztin oder an der Umsetzung lag kann ich leider nicht sagen.

Familiär gesehen erfahre ich durchaus Unterstützung, aber auch die hat ihre Grenzen. Vor allem weil es einfach keine ersichtliche Verbesserung gibt..

Und ich versuche wirklich dran zu bleiben, nur scheint es mir beizeiten unerreichbar.

Ich erwarte keine Patentlösung, ich bedanke mich aber für die Antwort!

panOpticon

alleinundeinsam

Hi, ich habe gerade deinen Eintrag gelesen und kann mitfühlen. Aber leider habe ich auch keine Lösung, nicht mal eine Idee. Nur so viel: Dass ich mir vorstellen kann, wie du dich fühlst. Nicht aufgeben ist immer leichter gesagt als getan, aber gibt es bei dir nicht doch noch eine Möglichkeit zur Hilfe? Sprich doch mal mit deinem Arzt, Psychologen, Therapeuten. Du bist noch so jung... Hats du schon mal überlegt, irgendwas in Richtung Natur oder Tiere zu unternehmen (Praktikum, etc.)?
Ich wünsche dir viel Kraft
alleinundeinsam

Freudestrahlend

Hi panopticon,
hab deinen Beitrag gelesen und sehe ganz deutlich deinen Willen, einen Weg zu finden. Auf der anderen Seite sehe ich auch deine Hoffnungslosigkeit. Ich denke, du bist ganz schön unter Druck (auch durch die Erwartungen deines Umfelds). Aber vielleicht ist jetzt gar nicht der richtige Moment, eine Ausbildung anzufangen?

Noch ein Gedanke: Auch wenn eine Therapieform keine Besserung gebracht hat, könntest du vielleicht trotzdem einen Versuch mit einer ähnlichen Methode bei einer anderen Person wagen? Du schreibst ja selber, dass verschiedene Faktoren für den ausbleibenden Erfolg in Frage kommen. Manche Dinge brauchen auch den richtigen Zeitpunkt, um wirklich zu helfen. In meinen Augen ist es wichtig, dass du überhaupt etwas für dich tust, denn danach scheinst du ja ein Bedürfnis zu verspüren.

Ich wünsche dir Durchhaltevermögen und einen fetten Sonnenstrahl, der dich weitermachen lässt.
Gruß, Freude
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Lucinda

Ein liebes Hallo und herzliches Willkommen.

Du machst da nicht gerade Einfaches durch.

Die Psyche benötigt oft sehr lange Zeit zum Heilen bzw. muss man sich auch manchmal damit abfinden, dass es eine Art chronische Krankheit ist, die nicht wirklich heilbar ist, jedoch kann man das Leiden verringern.

Du bist noch sehr jung, du hast dein ganzes Leben vor dir. Auch wenn du vielleicht immer mit den diversen Krankheitsbildern zu kämpfen hast, kannst du dennoch ein schönes Leben leben.

Ich arbeite in einer psychosozialen Einrichtung und kenne viele Fälle.

Es gibt geschützte Arbeitsplätze für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung.
Dort hast du nicht denselben Druck wie am ersten Arbeitsmarkt
Außerdem kannst du dich dort mit Menschen austauschen, die in einer ähnlichen Lage sind wie du.

Gut, dass du es weiter versuchst. Mach das in deinem eigenen Rhythmus.
Nimm Hilfe an, wenn sich diese anbietet.

Das Leben besteht aus verschiedenen Phasen und es kommen wieder bessere Phasen manchmal aber auch schlechtere.
Ich finde es wichtig, das so zu akzeptieren.

Allerdings kann ich nur von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen, da ich dich nicht kenne.

Auf jeden Fall möchte ich dir ein wenig Kraft schicken und dir alles Gute wünschen.

lg E.L.