Kennt ihr das?

Begonnen von MissingAndy, 02 Juli 2013, 15:21:46

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

MissingAndy

Kennt ihr das Gefühl, dass anstatt des Herzens einfach nur ein riesiges schwarzes Lich dasitzt, das dich zu fressen droht, das alles verschlingt, was du bist und was du warst? Das Gefühl, dass du nie wieder lachen kannst? Das Gefühl, dass die Wunde nie weder vernarbt, sondern dass sie immer offen sein wird? Das Gefühl, dass du immer alleine sein wirst, weil niemand in die Stapfen dieses einen Menschen treten kann, den du verloren hast und weil du Angst hast, dich wieder einem anderen Menschen so zu öffnen, weil du wieder der sein könntest, der überlebt?

Es fühlt sich an wie innerlich tot zu sein...

Floh

Ja, ich kenne das. Bei mir kamen noch sensorische Blackouts dazu: Nicht mehr schmecken, riechen, fühlen können. Dies ist ein Schutzmechanismus deiner Seele. Hab' keine Angst davor. Das ist ganz normal in Zeiten tiefer Trauer.
Lass dir viel Zeit für deine Trauer. Es wird stückweise immer besser werden, aber die Trauerarbeit braucht schon ein Jahr, mindestens.
Versuche froh darüber zu sein dass dir so eine einmalige Liebe geschenkt wurde. So viel Glück hat nicht jeder Mensch. Deine Erinnerung, eure Liebe kann euch niemand nehmen. Wichtig ist nicht die Länger der Zeit, in der man die Liebe hatte sondern die Summe der Liebe, die man erfahren durfte. Wie viele Paare hängen jahrzentelang zusammen und haben sich nichts mehr zu sagen. Es ist nicht die Zeit, die glücklich macht.

Plage dich nicht mit dem Gedanken an eine zukünftige Partnerschaft. Nimm dir die Zeit, die deine Trauer braucht. Ein zukünftiger Partner sollte auch gar nicht versuchen in die "Fußstapfen" von Andy treten zu wollen. Er sollte seine eigenen Fußstapfen hinterlassen, denn niemand kann kopiert werden, zum Glück.

Wenn dir die Tage und Nächte schwer fallen, ruf die Telefonseelsorge an und nimm dir immer nur vor den kommenden Tag zu bewältigen. Gehe raus, mache Spaziergänge, behandle dich gut. Es wird besser werden, glaub' mir. Es ist wie mit einem Baum. Eine große Narbe wird bleiben, die überwallt und irgendwann treiben frische Triebe aus, neue Blätter. Und dann kehren auch die positiven Gefühle wieder zurück.


MissingAndy

Danke, das ist schön... Ihc dachte schon, dass ich übertreibe, dass irgendwas in mir jetzt völlig durchdreht.

Ich weß gerade gar nichts mehr. Nicht nur, weil er weg ist, nicht nur, dass dreizehn Jahre eine in relativer Zeit bemessenem Raum eine kurze Spanne sind, eine vel zu kurze Spanne, sondern weil ich mir nicht vorstellen kann, wie die Zukunft werden soll - alleine. Sein Geburtstag, der meine, die seiner Eltern und Brüder. Alles in der Zeit ab dem August.
Ich bin auch dankbar dafür, dass ich ihn hatte, dass ich diese eine große Liebe hatte, aber sie war so raumfüllend, so lebensfüllend - und nun fehlt ihr der Mensch, auf den sie gerichtet war. - Es ist einfach nicht fair. Es ist gemein. Und es tut so weh, dass ich nicht weiß, wie ich das aushalten soll.

Ich sorge mich nicht nur um Partner - ich will keinen anderen Mann mehr. DAS hier tue ich mir nicht noch einmal an. Aber es geht um enge Freundschaften, um zwischenmenschliche Beziehungen. Ich habe meine Schwester verloren, und Andy war da. Ich habe meinen Cousin verloren, und Andy war da. Ich habe meine Großeltern zum Teil verloren und Andy war da. Und jetzt habe ich Andy verloren. Andy, der immer da war. Andy, für den ich immer da sein wollte und dann, als es soweit war, war ich los, um Milch einzukaufen. Ich war nicht da. Ich habe da so gnadenlos als Ehemann versagt, weil ich nicht bei ihm sein konnte. Weil ich mch nicht verabschieden konnte. Weil ich Schuld habe, dass er alleine auf dem Küchenboden sterben musste. - Das will ich keinem anderen Menschen jemals wieder antun müssen...

Rausgehen muss ich, des Hundes wegen schon. Aber jeder Weg ist so schwer, an jedem Pflasterstein haften Erinnerungen. Die Nächte- davon will ich gar nicht reden. Die Telefonseelsorge ist eine Alternative, aber ich komme mir da so blöd vor - heulend mit einem Menschen am Ohr, dem ich Zeit nehme, die er besser zum Ausschlafen nutzen sollte...

Die Narbe? Hoffentlich geht sie wrklich irgendwann zu, diese Wunde. Und hoffentlich kommen auch wieder bessere Zeiten. Aber ich kann nicht daran glauben. Es fällt mir so schwer. Ich fühle mich von innen nach außen eisekalt...

monidepri

Hallo....

erstmal will ich eigentlich nur schweigen....sehr traurig....

Ich versuche mal die richtigen Worte zu finden:
Ja...ich kenne das auch. Ich konnte monatelang keine fröhlichen Menschen oder lustige Musik ertragen. Und am liebsten war mir der Kontakt mit Menschen die den geliebten Menschen auch sehr geschätzt haben. Das hat meine Seele etwas beruhigt. Menschen die den geliebten Menschen nicht respektiert haben zu Lebzeiten konnte ich gar nicht ertragen bis heutw. Lange Zeit habe ich mir gewünscht er hätte mich mit ins Grab genommen und nicht hier alleine gelassen. Es war sehr schwer und es ist jetzt 10 Jahre her. Lange stand die Zeit still und es kam mir immer vor wie "gestern" und ich konnte nicht sehen daß die Zeit weiter lief.
Das Lenkrad seines Autos roch noch viele Monate nach seinem After Shave und ich wollte es nicht putzen. Und viel Wochen trug ich beim Schlafen zwei Jogginganzüge weil mir so kalt war.
Lange  fühlte ich mich auf seltsame Weise schuldig. Ich sage mir seither...den Tod eines sehr nahestehenden geliebten Menschen kann man nicht verarbeiten...weil es einfach so endgültig ist. Aber man kann lernen damit zu leben. Ich vermisse ihn noch heute. Und manchmal rede ich mit ihm in Gedanken und frage was ich machen soll wenn ich ein Problem habe.

.ich persönlich glaube daß die Liebe über den Tod hinaus verbindet. Die Liebe ist irgendwie eine höhere Macht...etwas göttliches oder so ähnlich...

Mich hat es sehr verändert. Der geliebte Mensch war der einzige Mensch mit dem ich lachen konnte. Lange Zeit konnte ich nicht mehr lachen. Jahrelang habe ich so viel geweint.

Aber wie Floh auch gesagt hat...ja...es wird besser....nach einer Zeit der Trauer kommt eine Zeit der Stille und der danbaren Erinnerung...

Ich wünsche Dir, daß Du es schaffst trotz allem im "hier und jetzt" zu leben...und daß Du die Kraft und Ruhe findest für die kommende Zeit...

Moni