Liebe im Jenseits

[Svvenja]

Wenn ich dir sag', "Ich liebe dich.",
dann ist es schon gelogen.
Denn dadurch hab' ich unbedacht,
einen anderen belogen.

Es ist ein Grab in schwarzer Erde,
von Blumen zart bedeckt,
wohin ich zurück kehre-
was tiefe Trauer in mir weckt.
Und immer wieder, immer noch
und tausendmal dies tiefe Loch.
Ich steh und geh und seh',
daß ich mich um mich selber dreh.
Es hält mich noch eine kalte Hand,
die nie zerfällt zuz Staub und Sand.
Meine Liebe hält er fest, kann er doch nie zurück.
Das Reich der Toten jenseits ist
und diesseits lebe ich.

Doch auch so furchtbar ist es nun,
dein rücksichtsloses Tun:
obgleich du lebst in dieser Welt,
hast du dich einfach tot gestellt.
Wie kommt es sonst,
deines Herzen kühle- die ich bei jedem Kuss- in meinem Herzen fühle?

Die Antwort wirst du schuldig bleiben,
du läßt dich einfach weiter treiben.
Jetzt treibst du an mir vorbei,
halt' dich nicht- ich laß' dich frei.
Ich kann mich nicht mit dir beschweren,
denn ich habe ein eigenes unverbrauchtes Leben.
Und eine Liebe habe ich,
zu einem, der im Jenseits ist.
Seltsam ist er mir doch nah'er,
als dein Geist es mir im Diesseits war.

(für Andreas 1990)