Gutes tun = negativ für andere Person; Macht durch Erkrankung

Begonnen von DreiPunkte, 19 Juni 2013, 22:44:47

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

DreiPunkte

Hallo,

wenn man jemand hat, der z.B. an Depressionen oder mangelndem Selbstbewusstsein oder ähnlichem leidet und man dem Menschen was Gutes tun will, dann liegt es oft darin, demjenigen alltägliche Dinge abzunehmen. Er fühlt sich dann gut, weil er ja gewisse Sachen nicht erledigen muss und sich sehr viel Angst und Überwindung spart.

Doch genau das, dass man demjenigen etwas Gutes tun will, ist doch im Grunde für seine weiter Entwicklung eher negativ.
Aber macht man etwas, dass demjenigen vielleicht wirklich helfen könnte (z.B. gewisse Sachen trotz Bitten selber machen lassen), kommt dies bei demjenigen negativ an.
Klar, es gibt auch welche, die irgendwann erkennen, dass genau das eigentlich gut für sie war.

Genauso ist es, wenn man jemanden Tipps gibt und bestimmte Verhaltensweisen hinterfragt.
Sobald man nur etwas sagt, was dieser Person widerstrebt, ist man sofort der Böse und wird mit Missachtung bestraft. Ich meine jetzt keine Beleidigung oder scharfe Kritik.
Aber manchmal kann man bestimmten Leuten vielleicht gar nicht helfen, was einem im Endeffekt nur selbst weh tut.
Mir ist klar, dass man niemanden zu etwas zwingen kann, auch wenn es objektiv betrachtet vielleicht wirklich helfen würde, damit es der Person besser geht.

Manchmal habe ich das Gefühl wird eine Krankheit einfach als Ausrede für etwas genommen (egal ob physisch oder psychisch). Eine Art Freibrief, um andere beleidigen zu können, selbst umsich hauen zu können, wenn jemand mal ein Wort sagt, was ihnen nicht passt oder darauf hinwirken würde, sich selbst einzugestehen, dass man selbst mit anderen Menschen falsch umgeht und genau das macht, was man selbst am wenigsten vertragen kann.

Aber wie kann man z.B. psychisch kranken Menschen helfen, ohne ihnen auf die Füße zu treten und ohne sich selbst dabei kaputt zu machen oder beleidigt und beschimpft zu werden?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass einige Menschen ihre Erkrankung als Freifahrtbrief nutzen. Wenn es ihnen schlecht geht, müssen alle springen und sie dürfen alles. Aber wehe andere nehmen sich ihrer Meinung nach zuviel raus, dann ist es einfach nur eine Diskriminierung.
Auf der einen Seite will man so wie gesunde Menschen behandelt werden und genauso am gesellschaftlichen teilhaben. Aber sobald etwas unangenehm wird und man sich Kritik oder den negativen Seiten des normalen Lebens stellen muss, schiebt man seine Erkrankung in der Vordergrund und kann sagen, wie gemein andere doch sind und wie mies sie sein müssen, so mit kranken Menschen umzugehen.

Gewiss sind nicht alle Menschen so, die an einer Krankheit leiden. Genauso gibt es gesunde Menschen, die ein ähnliches Verhalten an den Tag legen.
Ich hoffe, es fühlt sich jetzt niemand von euch direkt angesprochen.

Aber ich finde das Thema zum diskutieren sehr interessant.

Gruß
...

Freudestrahlend

Hallo DreiPunkte,
habe beim Lesen deines Beitrags gerade ein Aha-Erlebnis gehabt. Ich denke, ich stehe gerade auf der anderen ("kranken") Seite und durch deine Worte fällt mir auf, wie sehr ich andere Menschen mit meiner vor mir hergetragenen Bedürftigkeit unter Druck setze. Ich denke, da müssen aber auch die zueinander passenden Menschen aufeinander treffen: Bei mir muss die Gegenseite zumindest eine gewisse Affinität zum Helfersyndrom haben, um dann auch wirklich zu "springen".

Ich erlebe gerade, wie die Gegenseite mir die Hilfe verweigert und ich ganz genau merke und erlebe, dass ich mich eben nur durch diese Verweigerung weiterentwickle. Würde mein Gegenüber springen, würde alles beim Alten bleiben. Aber ich bin natürlich auch sauer auf die Person, weil sie meine Wünsche nicht erfüllt. Und wenn ich mir vorstelle, dass der arme Mensch jetzt noch diese ambivalenten Signale der Dankbarkeit und Enttäuschung empfängt...da wundert mich nix mehr.

Ich kann nur jedem "Helfenden" empfehlen, sich abzugrenzen - auch gegen eventuelle Vorwürfe und Beleidigungen.
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.