Ich hab da mal ne Frage...

Begonnen von Phönixherz, 05 April 2013, 09:47:44

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Phönixherz

Ist es, in Anbetracht der Tatsache, dass ich selbst sichtliche psychische Probleme habe, total bescheuert, dass ich mit einem Psychologiestudium liebäugele???
Die Traurigkeit ist das Los der tiefen Seelen und der starken Intelligenzen.

Alexandre Vinet

monidepri

Hallo Trauerherz....das ist nicht bescheuert...ich habe mich auch sehr viel .. sehr sehr viel...mit Psychologie beschäftigt. Und wer weiß...wenn ich zu der Zeit jünger gewesen wäre... als meine Probleme ausbrachen... dann wäre ich vielleicht auf den gleichen Gedanken gekommen wie Du.

Ich habe sehr viel von Alice Miller gelesen... Psychologie ist interessant ... aber wichtig ist es Ziele zu haben die man erreichen will und andere Wege die man beschreiten kann wenn man ein Ziel nicht erreicht...

Ich habe mich beim herumstöbern in der psychologischen Literatur ein bißchen verloren...möchte diese Erfahrung trotzdem nicht vermissen...gehört halt zu meinem Leben dazu...

Alles Gute für Dich...Moni


Fee

hallo trauerherz

ich finde ganz im gegenteil. für viele psychologieinteressierte, ist sogar nicht selten, ihre eigene psysch. problematik oder die ihrer angehörigen, der grund für ihr studium.

oder zumindestens mit ein grund.

und ich denke, eigene erfahrung, schadet da nicht.


***sprich ein gesunder sieht viele dinge anders und positiver als ein depressiver.***

... oder gar nicht   ;o)


L.G.Fee

missing

Hallo Trauerherz,

vorab: ich bin in keiner Weise kompetent und kann nur mit dem "gesunden Menschenverstand" antworten.

Ich selbst finde dein Liebäugeln absolut nicht bescheuert! Wie schon gesagt wurde, bringst du vermutlich ein weit tieferes Verständnis mit, als es "psychisch gesunden" Kommilitonen gegeben ist. Das scheint mir ein eindeutiger Vorteil hinsichtlich einer Sensibilität für Zusammenhänge, Wirkungen etc.

Und etwas überzogen gesagt: sollte jemand mit sprödem Problemhaar davon absehen, Friseur zu werden? Sollte jemand mit nervösem Magen/Darm lieber nicht Medizin auf Internist studieren ...?

Eines allerdings hört man oft: offensichtlich schaffen es die wenigsten Psychologen oder Psychiater, ihre eigenen Probleme in den Griff zu kriegen. Keine Ahnung, ob das zutrifft, aber man kann es sich vorstellen ...

Also: falls dir ein Psychologiestudium Spaß machen würde und du Lust darauf hättest - warum nicht !?! Abbrechen kannst du schlimmstenfalls immer noch (aber erst, nachdem du es probiert hast ;) - Die schlimmsten Fehler sind die, die man NICHT macht ...

LG,
   missing


missing

@Wohlstndapudel: Puh, da hast du natürlich auch wieder recht ...

Schwierige Frage, was wertvoller ist: sich als "Betroffener" besser in jemanden hineinversetzen können, aber alles etwas gefärbt sehen? - Oder als "Gesunder" glasklar sehen, aber nicht so gut nachvollziehen können, was in der Seele des Anderen so abläuft? Hmm ...


AlterEgo

Liebe Trauerherz!

Ich persönlich finde die Frage keinesfalls bescheuert und kann deinen Wunsch und dein Interesse sehr gut nachvollziehen.

ABER: ich muss dir von meinem ganz persönlichen Standpunkt aus sagen, dass es mir wichtig war, einen Therapeuten zu haben, der selbst sehr ausgeglichen und zufrieden ist. Natürlich ist Empathie wichtig, aber ich persönlich sehe in einem Therapeuten, der selbst Probleme hat, keinen Vorteil. Das mag für andere Leute anders sein.

Das ist sehr subjektiv, aber ich möchte dir noch etwas anderes dazu sagen, das vielleicht ein wenig am Thema vorbei geht. Denn ich bin ein wenig besorgt: wie alt bist du genau? Musst du dich mit der Frage schon auseinandersetzen? Klar ist, dass, wenn du dich für ein Psychologiestudium entscheidest mit dem Ziel auch wirklich Therapeutin zu werden, dann wird das kein leichter Weg und vielleicht schaffst du es nicht. Ich würde mir wünschen, dass du, solange du noch so jung bist und diese Gedanken vielleicht noch nicht ganz so dringlich sind, mehr danach suchst, einen Weg zu finden, das Leben und deine Jugend JETZT zu genießen. Wenn ich deine Frage lese, bekomme ich das Gefühl, dass du sehr viel Zeit mit nachdenken, mit grübeln verbringst, Zeit, die ich dir wünschen würde, dass du sie mehr für Spaß verwenden könntest. Vielleicht ist das nicht leicht, aber das würde ich dir einfach wünschen!
"Neue Sachlichkeit" ist keine Stilrichtung, sondern eine Lebenseinstellung- jeden Morgen wieder.

melj.

also ich hätte immer Angst das mich die Gespräche mit belasten
aber das ist sicher bei jedem anders

Nicki

Wenn man Psychologie studiert muß man danach ja nicht zwingend Therapeut werden.
Es gibt sehr viele Wege, die man einschlagen kann. Das Studium ist mit Sicherheit sehr interessant, also warum solltest du es nicht machen?!?
Ich wünsch dir viel Glück für DEINEN Weg!

LG
Nicki

Phönixherz

Vielen Dank für eure Antworten.

@AlterEgo : Ich bin 16 und muss nächste Woche meine Abifächer wählen und in knapp 2 Jahren mache ich dann Abi. Also ich muss mir langsam mal überlegen in welche Richtung ich eigentlich gehen will. Andrerseits bleibt mir aber noch so viel Zeit, dass ich die Sache in Ruhe abwägen kann.
Die Traurigkeit ist das Los der tiefen Seelen und der starken Intelligenzen.

Alexandre Vinet

nubis

#9
Nach dem Suizid meines Bruders hat meine Mutter hilfe bei einer Trauerbegleiterin gefunden.
Dadurch und durch das Auseinandersetzen mit dem Thema hat sie sich schließlich selbst zur Trauerbegleiterin ausbilden lassen.
Vor der Ausbildung, bzw als Bestandteil derselben, stand das Aufarbeiten der eigenen Problematik.
Wenn ich mich recht entsinne, hatte jeder Kursteilnehmer eine eigene Geschichte, die es Aufzuarbeiten galt.

Ich denke also, es ist nicht ungewöhnlich, dass sich jemand grade deshalb dafür interessiert, weil es ihn selbst betrifft.

In wie fern einen das später belastet oder nicht, ist sicher unterschiedlich - aber eben aus dem Grund kann man sich ja auch spezialisieren oder Patienten ablehnen.

Meine Mutter konnte mir zB dann auch nicht bei der Verarbeitung meines Trauerfalles helfen, weil sie persönlich zu stark involviert war/ist. Trotzdem glaube ich, dass es ihr geholfen hat mit ihrer eigenen Problematik besser umzugehen.

Liebes Trauerherz - was ich sagen möchte: wenn du dich weiter mit dem Thema beschäftigst - dich genauer nach dem Studium erkundigst und hinterher immer noch sagst, es interessiert dich und du könntest es dir vorstellen: dann mach!
Wie Andere bereits festgestellt haben: abbrechen oder die Richtung ändern kann man anschließend immer noch - so oder so wird es dich einen großen Schritt weiter bringen und dir helfen auch dein eigene Problematik besser zu verstehen.


LG
nubis
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Deja

Hallo Herz

ich finds gut. Niemand weiß von seinem Therapeuten, ob und wie er psychisch vorbelastet ist. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, es müßte viel mehr Therapeuten geben, die wissen, wovon und mit wem sie über was reden. Wenn man sich mit der Materie beschäftigt, kann man immer und überall nachlesen, daß ein gutes Patienten- Therapeuten- Verhältnis nicht durch Neutralität und Sachlichkeit lebt, sondern durch Empathie, Mitgefühl, Verständnis.
Sicher, man muß sich sehr klar und sehr nachhaltig abgrenzen können aber das lernt man im Studium. Es gibt soviele Menschen in iwelchen Jobs, die das nicht können und das ist ein Lernprozeß, nichts, was man automatisch in die Wiege gelegt bekommt.

Du bist 16 und durchläufst noch so einige Entwicklungsphasen. Und wenn ich mir eins gewünscht hab in deinem Alter, dann nicht, daß mein Beruf entschieden wird sondern daß ich mich entscheiden hätte dürfen. Und warum solltest du das nicht schaffen? Vlt schaffst du auch was anderes nicht, iwas, was dich nicht interessiert, eben darum.
Ich habs zb nicht geschafft, weil ich überfordert war und es nicht mein Berufswunsch war. Als ich viel später meinen Berufswunsch ergreifen konnte, hab ich es sogar alleinerziehend und mit minimal Geld geschafft, weil es nämlich wollte.

Es ist schön, daß du dir hier Meinungen einholst aber hör auf deinen Bauch. Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen, ich glaube, hätte ich Abi machen dürfen, ich wär das Wagnis selber nochmal eingegangen.

Ich drücke die Daumen und bleib damit bei dir!

lg Deja

Adrenalinpur

@Trauerherz

wenns dein sehnlichster Wunsch ist diesen Weg einzuschlagen, weil Du anderen mit deinen eigenen Erfahrungen helfen willst, mach es bitte, Du wirst mehr helfen können als ein nur trockener Akademiker

Alles Gute Dir!

A.