Neu, Betroffene und Angehörige *trigger*

Begonnen von shirin46, 25 März 2013, 12:39:55

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shirin46

Hallo liebe User,

nun möchte auch ich mal ein paar Zeile hier schreiben, ein wenig von mir Preis geben.
Wie alt ich bin könnt ihr meinem Namen entnehmen.

Mit meinem 7. Lebensjahr fing es an. Die erste Begegnung mit einem älteren Mann der mich fragte ob ich eine "Schnecke" hätte, er mir gern mal welche zeigen würde. Ich wußte in dem Alter natürlich nicht was das bedeutete. Er meinte das er am nächsten Tag zur gleichen Zeit wieder da wäre und ich versprach am nächsten Tag da zu sein.  Als er weg war lief ich ganz schnell nach Hause und erzählte meinen Eltern was passiert war,  sie meinten nur das wir sofort zur Polizei gehen würden. Am nächsten Tag holten mich Zivile Polizisten von zu Hause ab und fuhren zur verabredeten Stelle, aber er kam nicht. Später erzählte mir meine Mutter das man ihn gefasst hätte, aber ich bin nicht sicher ob es so war. Zwei Jahre später fesselte mein Bruder, im Bett meiner Eltern, mir Hände und Füße und spielte an mir herum, ja in dem Alter dachte ich sei das normal. Was denkt man sich schon als Kind dabei. Drei Jahre später rief mich ein Mann in den Keller ob ich ihm nicht was helfend könnte? Naja naiv wie ich war ging ich hin und er fasste mich überall an und ich hatte mühe weg zu kommen. Er wohnte nur ein paar Häuser weiter und musste ihn jedesmal sehen wenn ich auf dem Hof spielte und er auf dem Balkon stand, es passierte noch ein zweites mal und er versuchte es noch einmal, aber da konnte ich weg laufen bevor er mehr tun konnte. Wieder zwei jahre später passierte es durch Klassenkameraden. In der Schule kamen Jungs auf mich zu und fragten mich ob ich Zeit hätte mit ihnen etwas Zeit zu verbringen. Ja da war ich dann schon angewidert und fragte sie was sie nur ständig von mir wollten? Ich schämte mich so sehr. Dann kam es das ich mich mit meinem Freund in einem Park treffen wollte. Ich war schon da als ein Mann ( ihm bin ich danach noch oft ungewollt begegnet) kam, mich fest hielt mir unter die Bluse griff und meinte ich hätte schöne Brüste. Zum Glück kam jemand und er ließ von mir ab, wer weiß was sonst noch passiert wäre. Später war ich mit Freunden und Freundinnen zur Disco, gingen zu einem von ihnen nach Hause und auch dort passierte es unter den Augen der anderen. All diese Geschehnisse habe ich verdrängt. Dann hat sich mein 1. Ehemann, als ich total betrunken war, genommen was er wollte. Ich konnte mich immer an Geschehnisse erinnern wenn ich betrunken war, ähm bitte nicht falsch verstehen ich habe nur getrunken wenn wir auf Feierlichkeiten oder eben zur Disko waren. Das trinken habe ich den anderen überlassen die nicht ohne leben konnten, so wie es mein 1. Mann eben getan hat. Da er unser ganzes Geld versoffen hat, verließ ich ihn nach nicht mal 6 Jahren Ehe. Ich hielt das einfach nicht mehr aus das er morgens mit Alkohol ging und abends zugedröhnt nach Hause kam von der Arbeit. Dann lernte ich meinen 2.Mann kennen, heiratete ihn und nach 2 jahren Ehe um die wir so sehr gekämpft haben sie führen zu können, er war kein Deutscher, fing auch noch Gewalt unter Alkohol an. Er kam nach Hause mitten in der Nacht, fing Streit an und ich habe seine Schläge ertragen 2 Jahre lang. Meine große Liebe schlug mich, ich ertrug es und lebte zwei Jahre damit bis er in der Öffentlichkeit zu schlug, weil er der Meinung war ich würde ständig fremd gehen. er war derjenige der die Schläge verdient hatte, denn er war der Fremdgänger. Er wollte mir sogar in unseren gemeinsamen Geschäft eine Flasche, sowie ein prall gefülltes Sparschwein über den Kopf ziehen. Ich hielt das alles nicht mehr aus, trennte mich von ihm und musste mir dann von meiner eigenen Mutter anhören was ich für eine Schlampe, Hure,Nutte wäre und hat mich sogar noch des Einbruchs in unseren eigenen Geschäft bezichtigt. Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. Immer und immer ieder hatte ich sie gebeten mir nichts von ihm und seiner neuen Frau irgendwas zu erzählen, nein sie erzählte mir sogar das sie ein gemeinsames Kind bekommen. Es tat so weh, weil ich keine Kinder mehr bekommen konnte und sie wußte dies. Sie hat mich immer seelisch gequält. Warum hat sie mich geboren wenn sie mich nicht wollte? Warum hat sich mich nicht abgetrieben statt mich Wochen lang in dem Heim zu lassen wo ich hätte wenigstens am Wochenende nach Hause gehen können. Hat sogar meiner Tochter erzählt das ich sie hätte abtreiben wollen obwohl sie genau wußte das ich die Diagnose hatte nie Kinder bekommen zu können. Habe sie gebettelt das ich mein Kind bekommen darf als ich 17Jahre war. Mein 3. Mann den ich heiratet in einer anderen Stadt in der Hoffnung endlich von meiner großen Liebe weg zu kommen, betrieb Psychoterror. Er ging nicht arbeiten und nach unserer Hochzeit veränderte er sich. Nach nicht mal zwei jahren ehe trennt ich mich auch von ihm. Er wollte mitten in der Nacht mit mir Gespräche führen, verfolgte mich auf Arbeit und wollte auch Sex wenn ich ihn nicht wollte. Ich bin nun mittlerweile seit 5 Jahren und 3 Monaten ihn Psychotherapie, davon 3 Monate stationäre Therapie, letztes Jahr kurz vor Weinachten 3 Wochen Medikamentenumstellung von Citalopram auf Elontril und Krisenintervention. Immer und wieder hatte ich Suizid Gedanken, plante wie ich all dem ein ende setzen kann und brachte dabei sogar meine Enkeltochter mit in Gefahr. Und dich bin nach wievor in Therapie, weil sie mir gut tut und immer mehr zum Vorschein kommt. Auch meine neuer Partner der etliche Jahre jünger ist, steht mir bei, hilft mir sehr viel und wenn er merkt mir geht es schlecht dann baut er mich mit egal was wieder auf, macht mir immer wieder mut, nimmt mich in den arm, trocknet meine Tränen. Nun heute mußte ich erfahren das meine Tochter unter Borderline leidet und ich gebe mir die Schuld daran. In all den Jahren habe ich meiner Tochter gegenüber viele Fehler gemacht, aber mehr als dazu zu stehen und mich zu entschuldigen kann ich einfach nicht tun. Ich wünscht unser Leben wäre anders gelaufen. Zum Teil habe ich auch meiner Mutter das nicht so gute Verhältnis zu meiner Tochter zu verdanken. Ich habe noch viel mehr was mir auf dem Herzen liegt, aber ich denke das hier ist erst einmal genug.

Ina

Hallo Shirin,

herzlich willkommen im Forum - schön, dass Du zu uns gefunden hast!

Du hast so viel Schlimmes erlebt, dass es mich mehr oder weniger sprachlos macht. Ereignisse,
die mit sexueller / körperlicher Gewalt zu tun haben, scheinen sich wie ein roter Faden durch
Dein Leben zu ziehen... Ich denke, Du hast mit der Psychotherapie den richtigen Weg gewählt,
denn all die traumatisierenden Erlebnisse zu verdrängen, ist meiner Meinung nach kaum möglich
und auch nicht sinnvoll. Die Erinnerungen werden sich immer wieder ins Bewusstsein drängen.
Von daher sollten sie - soweit es Dir möglich ist - aufgearbeitet werden, was im ersten Schritt
bedeutet, darüber zu sprechen. Das ist oft sehr schwer, weil man sich schämt oder sich innerlich
blockiert fühlt. Du machst den Eindruck, sehr viel Stärke zu besitzen und Dich schon ziemlich gut
öffnen zu können und sagst ja auch selbst, dass Dir die Therapie gut tut. Ich wünsche Dir weiter-
hin viel Kraft und das nötige Durchhaltevermögen, um zu kämpfen! Und es freut mich zu lesen,
dass Du einen Partner an Deiner Seite hast, der Dich unterstützt und für Dich da ist.


Alles Liebe für Dich

Ina



Hinweis: Ich habe den Betreff Deines Beitrags durch das Wort *trigger* ergänzt. Der Begriff soll
eine Art Warnung sein, dass der Inhalt andere User möglicherweise sehr runterziehen oder schlimme
Erinnerungen hervorrufen könnte (wie hier z.B. sexuelle Gewalt). So kann jeder vorher entscheiden,
ob seine momente psychische Verfassung es zulässt, so etwas zu lesen!
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Epines

Hallo Shirin

Leider kann ich gerade nicht wirklich viel antworten, da ich zurück zur Arbeit muss, aber ich werde heute Abend mehr dazu schreiben.
Deine Missbrauchskarriere hat mich sehr berührt und mich daran erinnert, dass viele Überlebende genau einen solchen Weg gehen müssen wie du ihn gerade geschildert hast.

Du sagst:"Nun heute mußte ich erfahren das meine Tochter unter Borderline leidet und ich gebe mir die Schuld daran. In all den Jahren habe ich meiner Tochter gegenüber viele Fehler gemacht, aber mehr als dazu zu stehen und mich zu entschuldigen kann ich einfach nicht tun. Ich wünscht unser Leben wäre anders gelaufen. "

Es ist sehr traurig, dass deine Tochter auch unter dem zu leiden hatte was dir passierte. Dieser Satz hat mich zum weinen gebracht, denn ich habe mir jahrelang gewünscht, dass meine Mutter sich so verhalten würde wie du es vorhast. Also nichts beschönigen, nichts verleugnen oder verdrängen. Mir geht es auch nicht darum, dass sie sich entschuldigt hätte, aber um meine Verletzungen die durch sie entstanden sind zu verheilen, hätte ich ihre Hilfe sehr brauchen können. Gemeinsam hätten wir viel Leid endlich verarbeiten können.

Darum finde ich sehr gut was du vor hast!

Muss nun leider weg.
Alles Liebe
Epines

Minuie

Hallo Shirin,

ich habe keinen Rat für dich. Aber ich kann dir erzählen wie ich das mit meiner Mutter in den Griff bekommen habe!

Ich bin eine Tochter, die eine Mutter hat, die es auch schwer im Leben hatte.
Ich habe immer die seelische Qualen meiner Mutter mitbekommen. Ich habe als einzige mitbekommen wenn sie in der Nacht geweint hat.
Nach und nach hat sie mir immer mehr über sich erzählt, und so kann ich mir ihr Leben wie ein Puzzle vorstellen, von dem ich immer wieder ein Teil finde. So verstehe ich, warum meine Mutter ist wie sie ist. Und warum sie nicht verhindern konnte das ich ähnliches wie sie durchgemacht habe. Sie hat es nicht gesehen, aber dafür kann sie nichts.
Ich hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter, aber ich habe auch eine gewisse Verbindung zu ihr.
Und so habe ich immer doppelt mitbekommen, wenn es meiner Mutter schlecht ging.

Worauf ich hinaus will, dadurch das meine Mutter mir Einsicht in ihr Leben gewährt hat, kann ich besser damit umgehen, das ich viel zu sehr ihr Leben lebe. Ich kann verstehen wenn sie mich anruft und ihre Sorgen bei mir ablädt.
Es ist sehr schwer für mich eine doppelte Last zu tragen. Aber das kann ich ihr nicht sagen, es täte ihr wohl sehr weh, zu wissen das sie in diesen Situationen mein Leben noch schwerer macht.
Doch ich kann sie verstehen!!!

Und so brauche ich zwar hin und wieder Abstand, aber ich komme immer wieder auf sie zu und lasse sie nicht im Stich.
Auch wenn sie viel nicht weiß, helfen wir uns irgendwie gegenseitig.


Ich wünsche dir und deiner Tochter alles Gute und das auch ihr euch gegenseitig Kraft geben könnt!

Gruß Minuie

shirin46

Hallo ihr drei,

ich antworte euch gleichzeitig da ich noch etwas ergänzen möchte.
Im letzten Jahr musste ich meinen letzten ungewollten Sex erleben mit einem ehemaligen Kollegen und einem sogenannten Freund meines Partners. Mein Partner war auf Urlaub in seiner Heimat und der angebliche Freund hat mich, unter dem Vorwand mit mir über meinen Freund sprechen zu wollen, in seine Wohnung gebeten. Ich ging mit ihm mit ohne schlimmes zu denken, aber leider kam es anders und da ich unter Alkohol stand, nicht viel, aber Alkohol, habe ich mich wieder mal nicht gewehrt sondern alles hingenommen. Er hatte dies schon mal versucht und ich konnte mich dem entziehen und ihm klar machen das ich nichts von ihm will zudem hatte er eine Freundin. Tja und ich dachte das er es begriffen hatte, aber wie erwähnt war dem nicht so, hat also die Situation ausgenutzt. Mit meinem 2.Ex-Mann hatte ich wieder, so dachte ich ein gutes Verhältnis, konnte bei ihm ohne Probleme arbeiten, so dachte ich zumindest. Er bekam mit das ich einen neuen Partner hatte und der auch noch aus seinem Land stammte und eben einige Jahre jünger, das kann er wohl so nicht akzeptieren und fing sogar an meinen Freund bei mir schlecht zu reden. Er wollte mir erzählen das mein Partner, mit zwei anderen Freunden, mit einer anderen Frau geschlafen  haben sollte. Mein Herz und mein Verstand schlugen Alarm. Mein Partner war zu dem Zeitpunkt nicht da und nun fragten wir uns warum er uns gerade jetzt erzählte. Da wurde mir klar das mein Ex-Mann Eifersüchtig war und ist. Ich hatte bis zum 23.09.2012 keine schöne Zeit mehr. Zwei Tage zuvor wollte mich mein Ex-Mann erneut schlagen und stand sogar mit einem Messer vor mir. Auslöser war nur ein Telefonat mit der Telekom und dem Wlan. Ich war für 3 Tage außerhalb Deutschlands, kam zurück und fühlte mich sehr schlecht. Ich ließ mich erst einmal krank schreiben. Montags schaute ich nach Post und hatte die Kündigung im Briefkasten wo unglaubliche Lügen als Kündigungsgründe standen. Zudem erteilte er mir Hausverbot für unser einst gemeinsames Geschäft, was ich trotz allem noch ein mal betrat, weil dachte da nicht mehr dran. Ein paar Wochen später musste ich erfahren das mein Ex-Mann mich wegen Hausfriedensbruch angezeigt hatte. Ich konnte es nicht fassen, das er all das getan hatte nachdem wir so viel durch gemacht hatten um damals überhaupt heiraten zu können. Er betrügt seine jetzige Frau genauso wie er es bei mir gemacht hat, nur das sie aus seinem Land stammt und nicht so raus geht wie ich. Von dem angeblichen Freund meines Partners musste ich mir anhören das ich die größte Schlampe in der Stadt wäre, das es besser wäre wenn ich Tod wär und mein Ex-Mann deutete mir mit einem Zeichen an das er mir meine Finger abschneiden würde. Danach ging es mir so schlecht das ich nur noch die Welt verlassen wollte. Dank meiner besten Freundin, die an dem Tag des Geschehens dabei war konnte es verhindert werden. Am Wochenende habe ich meiner Tochter per E-Mail einmal geschrieben was mir so alles passiert ist und ihr auch, wie schon vorher mehrfach, gesagt das es mir leid tut und ich es eben nicht Rückgängig machen kann was passiert ist. Meine Tochter will oftmals den Kontakt abbrechen, versuch auch mich daran zu halten, aber ich suche immer wieder den Kontakt wegen meiner Enkelin. Ich habe eine ganz tolle Therapeutin, die ich auch an eine Bekannte weitervermitteln konnte, der sie sich öffnen konnte womit sie bei anderen Probleme hatte. Meine Mutter ist vor 3 Jahren nach kurzen wissens das sie Krebs hat verstorben. Ich wollte sie nicht besuchen, doch ein Ereignis brachte mich dann doch dazu und ich hätte es mir nie verzeien wenn ich es nicht getan hatte. Auf ihrem Sterbebett meinte sie das sie mich lieb hat, aber das hat nur noch mehr Fragen aufgewurfen die ich niemals beantwortet bekommen werde. Ich wollte von Anfang an mein Leben anders verbringen, meiner Tochter ein schönes Leben bereiten, aber hab es nicht geschafft. Immer und immer wieder der Kampf um Liebe und Anerkennung.

shirin46

Ach ich habe vergessen zu erwähnen das ich beide angezeigt habe, aber wegen des nicht öffentlichen Interesses, nicht genug Beweise und nach Aussagen der beiden es Rache von meiner Seite her wäre. Tja leider habe ich wirklich keine Beweise, also sind beide Straffrei dabei weg gekommen. Eine Gerichtsverhandlung hätte ich auch nicht verkraftet und war so schon erleichtert, auch wenn sie die Strafe verdient hätten. Was ich noch erwähnen möchte ist das ich das ehemals gemeinsame Geschäft immer als "unser gemeinsames Kind" bezeichnet habe und dort wurden etlichen Frauen ständig sexuell belästigt, was noch heute so ist und keine zur Anzeige gebracht hat. Ich kann nur hoffen und wünschen das es doch noch mal eine Frau gibt die sich, statt nur den Job aufzugeben, gegen diese Männer wehrt.

Epines

Guten Abend Shirin

Mein erster Gedanke als ich deine Beiträge las war "einmal Opfer immer Opfer"...

Du hattest wirklich den denkbar schlechtesten Start ins Leben den man haben kann. Dein Leben liest sich echt wie ein Kriminalroman, nur dass es eben real ist.

Ich habe ähnliches hinter mir, inkl. prügelnden Ehemann und erst bei diesem habe ich erkannt, dass ich wohl ständig auf den selben Typ Mann herein falle, der wie mein Vater gewalttätig  und sucht-krank ist. Ich habe mich früher auch wie Dreck von meinem Mann behandeln lassen, auch um mir selber die Bestätigung zu geben, dass ich wirklich Dreck war und ich dachte, dass ich es aufgrund meiner Vorgeschichte auch verdient hatte, so behandelt zu werden. Mir durfte es nicht gut gehen...
Vielleicht ist es bei dir auch so.

Eines Tages wachte ich jedoch aus diesem Dämmerschlaf der Selbstdemütigung auf und zwar ausgerechnet in dem Moment, wo ich tatsächlich dem so sehnlichst gewünschtem Tod nahe war.

Auf jeden Fall gibt es einiges in deinem Leben das du ändern kannst.

Angefangen bei der Körperhaltung. Ich kenne dich nicht, aber es muss einen Grund geben warum Männer erkennen, dass sie dich sexuell ausbeuten können und die allermeisten Täter erkennen dies instinktiv an der Körperhaltung. Dies würde ich als allererstes in Angriff nehmen. Es ist möglich  zu üben. Man kann durchaus selbstbewusst und selbstsicher aussehen, ohne das man es in Wirklichkeit ist. Mir hat das Bewusstwerden, dass ich mich bewege wie ein verwundetes Tier, das eine leichte Beute für jeden Jäger ist, damals sehr viel gebracht und als ich begann täglich zu üben, wie jemand geht mit dem nicht gut Kirschen essen ist, wurde meine Haltung tatsächlich  besser.

Hier ein interessanter Link, wie man sich als Opfer bewegt und dadurch leicht erkennbar ist. http://www.youtube.com/watch?v=iTcIFhVO3hg

Der Personenkreis in dem du dich bewegst scheint mir nicht nur frauenfeindlich, sondern  sogar kriminell zu sein. Eine Frau gilt da wohl nicht viel. Dies wäre das Zweite was ich sofort ändern würde, keinen Kontakt mehr mit dieser Bevölkerungsgruppe, auch wenn es , wie in jedem Kulturkreis auch da viele anständige Menschen gibt.

Im Grunde weißt du schon sehr genau warum es dir nicht gut geht und hast auch die Zusammenhänge zwischen dem Missbrauch und deinem Werdegang  richtig erkannt. Nun gilt es diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

**Meine Tochter will oftmals den Kontakt abbrechen, versuch auch mich daran zu halten, aber ich suche immer wieder den Kontakt wegen meiner Enkelin.**

Dieser Satz hat mir als Tochter einer schwer psychisch kranken Mutter gerade ziemlich weh getan. Du suchst also nicht den Kontakt wegen deiner Tochter, sondern wegen deiner Enkelin? Wie stehst du denn zu deiner Tochter, was hältst du von ihr als Mensch? Ist dir denn die Enkelin wichtiger als die eigene Tochter?

Wenn deine Tochter aus Selbstschutz keinen Kontakt mehr will, solltest du dies akzeptieren, denn sie hat ihre Gründe.

Ich stand auch mal an dieser Stelle, im Grunde wollte ich keinerlei Kontakt mehr mit meiner Mutter, ich hatte einfach keine Kraft mehr für sie auch noch, denn mir ging es ebenfalls schlecht. Gemessen am Leiden meiner Mutter muteten meine Beschwerden für mich jedoch ziemlich lächerlich an... Nach jedem Treffen musste ich mich wieder verletzen und ich fragte mich immer wieder warum ich mir dies überhaupt immer wieder antue. Ich hatte jedoch nie die Kraft, mich endgültig von ihr zu trennen, weil sie mir mit ihrer eigenen Geschichte, ihren Krankheiten und ihrem Leiden, so unendlich leid getan hatte. So war ich immer hin und hergerissen zwischen Mitleid und Selbsthass.

Dann hat sie nach einem mutigen Brief von mir, wo ich ihr einmal alles vorgeworfen hatte, was sie mir angetan hat, mit mir den Kontakt abgebrochen.  Anfangs war es wie ein erneuter Liebesentzug, aber nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass ich ihr wohl gleichgültig war, fing es an mir endlich besser zu gehen. Heute kann ich sagen, dass dieser Kontaktabbruch das einzig Gute war, dass sie je in meinem Leben für mich getan hat und dafür bin ich ihr dankbar.

Es ist gut, dass du bereits eine Therapeutin gefunden hast der du dich öffnen kannst.

Alles Liebe
Epines

shirin46

Hallo Epines,

der Personenkreis ist mittlerweile Geschichte und nur noch mein Partner, aus der gleichen Kultur wie mein Ex-Mann, ist so tief in meinem Leben drin. Von meinem Partner werde ich mich auf keinen Fall trennen denn er hat mir im vergangenen Jahr sehr viel beigestanden, mir immer wieder Mut gemacht, meine Verzweiflung gespürt und mir die Angst genommen, mir die vielen vielen Tränen die meine Wangen hinunter liefen weg gewischt. In den 3 Wochen Klinikaufenthalt kurz vor Weihnachten war er für mich da ob telefonisch, persönlich oder auch nur in Gedanken. Ich bin ihm unendlich Dankbar, denn ohne ihn würde ich heute nicht mehr leben, er hat mir mit seiner Liebe Kraft gegeben. Noch nie war ein Partner so für mich da, nein im Gegenteil, ob es diese oder eine andere Krankheit war, sie wollten noch selbst bewirtschaftet werden. Meine Liebe zu ihm wird von Tag zu Tag größer.

Zu meiner Tochter kann ich dir sagen:

Meine Tochter wollte keinen Kontakt mehr, sie wollte mich nie wieder sehen, ich sollte sterben, mir sollte jemand Arsen ins Essen mischen oder mal ordentlich die Fresse polieren und darum habe ich sie "nur" wegen meiner Enkelin kontaktiert und wollte insgeheim wissen wie es meiner Tochter geht. Mittlerweile habe ich mit ihr gesprochen, ihr auch zum wiederholten male gesagt das ich sie Liebe, egal was in all den Jahren passiert ist, auch wenn es ihr die Kindheit nicht zurück bringt. Ich habe verstanden das ich sie mit meinen Problemen belastet habe, aber erst jetzt. Ich war mir dessen nie so bewußt, habe sie nur als Gesprächspartnerin gesehen und dabei nicht Begriffen das es ihr damit nicht gut geht und es ihr auch so nicht gut ging. Jetzt wie gesagt habe ich es verstanden und tu alles dafür sie nie wieder mit meinen Problemen zu belasten.

Danke für deine Aufrichtigen, lieben Zeilen

Liebe Grüße Shirin