Zufriedenheit mit seinem Zustand

Begonnen von Pritzwalk, 20 Februar 2013, 19:05:42

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Pritzwalk

Zufriedenheit mit seinem Zustand

Du klagst, und fühlest die Beschwerden
des Stands, in dem du dürftig lebst;
Du strebest, glücklicher zu werden,
und siehst, dass du vergebens strebst.

Ja Klage! Gott erlaubt die Zähren,
doch denk im Klagen auch zurück.
Ist denn das Glück was wir begehren,
für uns auch stets ein wahres Glück?

Nie schenkt der Stand, nie schenken Güter
dem Menschen die Zufriedenheit.
Die Ware Ruhe der Gemüter
ist Tugend und Genügsamkeit.

Genieße, was dir Gott beschieden,
entbehre gern, was du nicht hast.
Ein jeder Stand hat seinen Frieden,
Ein jeder Stand auch seine Last.

Gott ist der Herr und seinen Segen
verteilt er steht mit weiser Hand.
Nicht so wie wir's zu wünschen pflegen,
Doch so, wie er's uns heilsam fand.

Willst du zu denken dich erkühnen,
dass seine Liebe dich vergisst?
Er gibt uns mehr als wir verdienen,
und niemals was uns schädlich ist.

Verzehre nicht des Lebens Kräfte
in träger Unzufriedenheit;
besorge deines Stands Geschäfte,
und nütze deine Lebenszeit.

Bei Pflicht und Fleiß sich Gott ergeben,
ein ewig Glück in Hoffnung sehn,
dies ist der Weg zu Ruh und Leben,
Herr, lehre mich den Weg zu gehen.

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)