Konkrete Frage: reden oder nicht??

Begonnen von Schreibgast, 15 Januar 2013, 22:08:29

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Schreibgast

Hallo!

Erstmal: schön, dass man hier im Akutfall auch als Gast schreiben darf!

Ich weiß im Moment echt nicht, ob ich mit jemandem reden soll oder lieber nicht, und ob es richtig oder falsch ist. Ich wäre dankbar für eure Gedanken (falls jemand die Geduld hat, ein paar Absätze zu lesen):

Ich hatte die Tage zwischendurch zu einem Kollegen gesagt "Du, XX? Mir geht's sch...!" und er meinte "ja, hab ich schon gemerkt. Willst du reden?" Naja, wir hatten uns dann für abends fest verabredet. Aber er kam nicht, sondern schickte erst mal eine SMS, ob er nun vorbeikommen soll oder nicht. In dem Moment hab ich das sofort übersetzt mit "interessiert ihn nicht wirklich, ihm liegt nix an mir" und hab mit ner Mischung aus Trotz und Stolz und Selbstmitleid sinngemäß geantwortet "nee, is schon gut".

Jetzt paar Fakten: er ist einer von zwei(drei?) übrig gebliebenen Menschen, denen nicht egal ist, wie's mir geht, und eigentlich sogar die *einzige* denkbare Anlaufstelle, die mir überhaupt noch geblieben ist nach meinem ganzen sozialen Rückzug. Ich hab ihm eh schon viel anvertraut im laufe der Jahre, von Therapie bis Su...gedanken und alles. Und dieser trotzige "Reststolz" von wegen "interessiert ihn ja scheinbar doch nicht, wie's mir geht", buch ich ja selber unter "Selbstmitleid", wenn ich ehrlich bin.

Was mich hindert, ist weniger, dass er schließlich auch nicht viel machen kann, und dass er alles eh nur wie ein Außenstehender verstehen wird. Sondern viel mehr, dass ich sein Vorgestzter bin - und dass ich bei so einem Gespräch wirklich "die Hosen runter lassen muss" (da gehört z.B. auch Thema Alkohol bzw. Einstellung zur Firma dazu), wenn ich mir dadurch Hilfe erhoffe. Allerdings wiederum traue ich ihm in der Hinsicht zu 99,9%!

Da sich seit Jahren trotz Therapie und allem keine Besserung eingestellt hat und es mir im Moment echt sch... geht, werd ich wohl ohnehin mit dem Chef über einen Klinikaufenthalt sprechen müssen. Insofern: WAS riskiere ich dann eigentlich damit, mich dem Kollegen anzuvertrauen? Welche "Sicherheit" will ich eigentlich noch bewahren, wenn ich eh mit dem Leben an der Kante stehe? - Gefühlsmäßig find ich's blöde, sein Angebot zum Quatschen nicht anzunehmen. - Trotzdem schwanke ich hin und her ...:-0

Ratlose Grüße von Schreibgast

coconutkiss

Hallo Gast,

es ist immer so ne Sache  einem Arbeitskollegen/-gin über seine privaten Angelegenheiten anzuvertrauen. Oft spricht es sich im Betrieb rum und es wird dann über einen geredet, gemobbt, oder man wird plötzlich wie Luft behandelt zb.
Überlege es dir gut. Wobei ja ok du hast deinem Kollege ja offenbar schon einiges anderes anvertraut. Hast du die Sicherheit, dass er es für sich behält?

Ich persönlich würde niemanden aus meinem Betrieb persönliches anvertrauen, jedenfalls nix negatives (Probleme), aber das muss jeder selbst wissen. Mein Arbeitgeber hat ein Sozialpädagoge vor Ort, wenn was ist gibts jederzeit die Möglichkeit mit ihm ein Gesprächstermin zu vereinbaren. Wir sind ein Integrationsbetrieb, wo hauptsächlich Menschen mit Handicaps aller arten beschäftigt werden. Aber keine Behindertenwerkstatt sondern wir sind ein Rewe ähnlicher Supermarkt.

Dein Kollege hat sich sicherlich gedanken drum gemacht ob du ihn wirklich sehen möchtest bzw dich mit ihm zum reden treffen möchtest und wollte sicher gehn das es dir auch wirklich recht wäre wenn er zu dir kommen würde. So jedenfalls würde ich es interpretieren. Das hat vermutlich nichts mit Desinteresse zutun. Nehm`s ihm bitte nicht übel!

Am sonsten hast du jederzeit hier im Forum die Möglichkeit über deine Probleme/Sorgen zu berichten, irgendwer antwortet immer.

Liebe + Licht

GLG von Coco

Epines

Hallo Schreibgast

Wenn du ihm zu 99% vertraust, dann würde ich sein Angebot annehmen und mit ihm reden.
Es befreit einfach immer wenn man seine Ängste und Sorgen mit jemandem besprechen kann, auch wenn der andere vermutlich nicht wirklich helfen kann.

Wenn man jemandem anbietet sich zu treffen damit man mal unverblümt reden kann, dann ist dies auch meistens ernst gemeint. Ich meine ich selbst würde nie jemandem anbieten mich mit ihm zu treffen damit er sich aussprechen kann, wenn mich dieser Mensch nicht interessiert. Sondern nur wenn ich ihn gerne mag und  das Gefühl habe, dass ich mit meinem Zuhören etwas Gutes für ihn tun kann.

Wie Coconutkiss denke ich auch, dass er vielleicht später verunsichert war, ob du es auch wirklich willst und hat deshalb eine sms geschickt um dich zu fragen bevor er kommt.

Na ja heute hat es nicht geklappt mit ihm zu quatschen, aber was spricht dagegen es morgen zu tun?

Alles Liebe
Epines

Freudestrahlend

Lieber Schreibgast,
ich persönlich finde, du solltest dein Gefühl sprechen lassen und dich nicht von Meinungen wie "als Vorgesetzter kann ich mit ihm so etwas nicht besprechen" leiten lassen. Ich habe auch schon gute persönliche Verbindungen zu KollegInnen und Vorgesetzten gehabt, die so ein Gespräch ermöglicht haben. Da würde ich mich Epines anschließen: Wenn du ihm vertraust, dann sprich mit ihm.

Auch wenn er vielleicht nicht augenscheinlich etwas für dich tun kann: Manchmal ist es schon eine große Hilfe, belastende Dinge auszusprechen.

Ich finde es gut, dass du dir hier Hilfe suchst.
Gruß, Freude
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Schreibgast

Hallo!

Eure Meinungen haben mir sehr geholfen - Danke!!

Es stimmt wohl: ein "Restrisiko" ist immer dabei. Aber ich hab tatsächlich mein Gefühl entscheiden lassen (was erfahrungsgemäß auch meistens das einzig Richtige ist). Heute morgen fragte er mich völlig unerwartet, wie es mir geht - und daran hab ich zumindest erkannt, dass sein Angebot zu reden ehrlich war, und es ihn tatsächlich bischen interessiert. (Übrigens traf das tatsächlich zu: er wollte mich "nicht in eine Situation bringen, die mir unangenehm ist" und hatte DESHALB noch mal nachgefragt am Montag. - Ihr habt offenbar ein gutes Gespür ...! ;-0 )

Jedenfalls haben wir eben lange geredet. Es tat einfach verdammt gut, und rückblickend war es völlig ok so!!

Warum hat man manchmal so eine Angst vor "theoretischen Risiken" bei etwas vermutlich Hilfreichem ... obwohl man auf der anderen Seite schon spürbar kaputt geht?! Manchmal kann man offenbar nicht mit freiem Blick abwägen ... :-0


Ansonsten werd ich mich die Tage mal hier im Forum registrieren! Beim Stöbern letztens war ich ausgerechnet als erstes über ein paar "persönliche Zwistigkeiten" gestolpert (da hatte ich wohl die falschen Threads erwischt *g*), aber diese Irritation war beim Weiterlesen schnell weg. Mir scheint das Forum sehr lebendig zu sein, und ich find es alleine schon beachtlich, wie hier selbst solche völlig anonym-spontanen Gästefragen gewürdigt werden!

Also: erstmal Danke euch allen!! Zumindest heute abend geht's mir schon mal deutlich besser :)

Liebe Grüße, Schreibgast (noch...)

Epines

Hey Schreibgast,

das freut mich richtig für dich! Kann mir vorstellen wie erleichtert du nun bist.

Ja manchmal ist die Angst so riesig, dass sie alles zu ersticken droht.

Schön dass du dich anmelden möchtest, dann werden wir sicher mehr von dir lesen.

Alles Liebe
Epines

coconutkiss

Hallo Schreibgast,

dein Feedback klingt richtig toll.

Freut mich , dass es dir nun besser geht :-)

Liebe + Licht

Coco

Freudestrahlend

Ja, hört sich gut an, was du schreibst.
Ja, wir sind hier eine abwechslungsreiche Gemeinde ;o).

Viel Kraft und Mut weiterhin,
Freude
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Schreibgast

Ob es tatsächlich ein "ungefährliches" Wagnis war, im Sinne von "Tratsch in der Firma", muss sich noch zeigen - aber da vertraue ich ihm tatsächlich, auch rückblickend.

Ich war heute sogar völlig gerührt, als er meinte, er würde jetzt dies und jenes in die Wege leiten, damit ich endlich mal ... - Ehrlich: so was wirkt für einen Moment aufbauend wie ein kleines Wunder! (Aber weiter brauch ich euch über Gefühlschaos sicher nix erzählen ...:-0 )

Was "Vertrauensvorschuß" angeht, hab ich eigentlich bisher positive Erfahrungen sammeln können im Leben: der Zuhörende hatte das immer gewürdigt, und meist hat es auch zu einem tieferen gegenseitigen(!) Verständnis geführt. (Aber falls man später doch mal eine falsch platzierte Offenheit oder Sentimentalität bereut, hilft *mir* zumindest immer noch diese abgrundtiefe Weisheit: "Die schlimmsten Fehler sind die, die man NICHT macht!" ;)


Ich hab mich jetzt mal angemeldet, und die Grübelei wg. Username fiel spontan auf "missing" :) Der zuverlässige 24/7-Daueruser bin ich nicht, sondern eher je nach Zeit und Verfassung unterwegs/aktiv. Ich freu mich auf einen Austausch mit euch!

Liebe Grüße, Schreibgast

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