Was mache ich jetzt nur?!?

Begonnen von Ex-Depri ;), 30 November 2012, 14:40:04

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Ex-Depri ;)

Hallo, alle miteinander,

Kurzinfo: Ich selbst war über mehrere Jahre schwer depressiv erkrankt.

Eigentlich geht es mir viel besser, ich bin schon längere Zeit ohne Medikamente, hoffe, dass es so bleibt und habe eine schöne Wohnung gefunden. Und jetzt ist vor ca. 2 Monaten in die Wohnung unter meiner jemand neues eingezogen. Ich bin eine Frau, der neue Mieter ein Mann, fast zwei Köpfe größer als ich.

Folgendes geschah: Dieser Mann tauchte eines Nachmittags bei mir auf und klingelte. Dann stellte er sich mir als der neue Mieter vor, um mir gleich darauf zu sagen, dass ich nicht mehr so laut sein soll. Ähnliches wiederholte sich noch zwei Mal, mit zunehmender Steigerung: Er höre aus meiner Wohnung laute Stimmen, er "habe mit einem Besen an die Decke geklopft" (wovon ich allerdings gar nichts hörte ?!?), laute Musik, sonderbarer Lärm, laute Geräusche etc. Zusatzinfo: Ich lebe allein, bin, auch wenn es mir besser geht, selbst eher froh, wenn ich von - tatsächlichem! - Lärm verschont bleibe, da ich manchmal auch Lärm als Stress empfinde. Was seinen Behauptungen direkt entgegensteht.

Heute morgen jedoch stand er vor meiner Tür, mit geröteten Augen, verschwitzt und einem Blick, der mit Worten nicht zu beschreiben ist - sehr agressiv; ich schloss sofort die Tür wieder. Er behauptete, ich würde ihn mit "Lärm und Geräuschen terrorisieren" <-- wörtliches Zitat; ich würde über ihm wohnen, daher müsse das ich sein, ich solle das zugeben und damit aufhören. Mir wurde mehr als nur unbehaglich zumute ...

Mein Psychiater war keine große Hilfe, er meinte, nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich nicht laut bin, dass meine anderen Nachbarn das bestätigen könnten u.s.w., dass man da nichts machen könne. Wunderbar - mir muss also erst etwas passieren, so, wie es aussieht ...

Ich habe mit einem meiner direkten Nachbarn gesprochen (ein Sehbehinderter, der aber selbst psychologisch geschult und sozial tätig ist). Mit diesem Nachbarn habe ich ein wenig Kontakt, er kann ja bestätigen, dass ich - ganz im Gegenteil von den Behauptungen des Mannes unter mir - ein sehr leiser Mensch bin. Er riet mir, mit dem sich im Hause befindlichen Körperbehindertenverein zu sprechen. Das tat ich, und erfuhr, dass der unter mir wohnende Mann unter einer starken Psychose leidet und vom Verein auch Medikamente erhält (im Sinne von Kontrolle, damit er sie auch nimmt bzw. nicht missbraucht).

Offen gestanden habe ich jetzt schlichtweg Angst. Zwar habe ich nun die Telefonnummer des Vereins, und ich weiß, dass ich im Notfall auch die Polizei rufen kann - aber das hilft mir nicht sonderlich viel. :(

Gut, wenn er nochmal klingelt, werde ich die Türe nicht mehr öffnen, da er mich heute morgen "aufsuchte" und sein Aussehen und Verhalten mich, gelinde ausgedrückt, erschreckt hat. Er behauptete, wie bereits geschrieben, ich würde ihn "terrorisieren". Bei allem Mitgefühl, jetzt bin ich es, die sich eher von ihm "bedroht" fühlt ...

Einfach toll, oder? Da geht es mir besser, ich hatte Glück, eine sehr hübsche, kleine Wohnung zu finden - und dann das. :(

Hat jemand vielleicht Tipps oder Ratschläge, wie ich mit dem Mann "umgehen" könnte? Schließlich muss ich auch, wenn ich aus dem Haus gehe, beinahe direkt an seiner Türe vorbei. Da sich seine Symptome offenbar verschlimmern (was ja der Verlauf der letzten Wochen bzw. sein gesteigert agressives Verhalten mir gegenüber anzeigt), weiß ich einfach nicht, wohin das noch führen kann.

LG, von einer etwas ängstlichen Frau, die gerade ziemlich ratlos ist.

gast


Hi Du

ich würde ihm vorschlagen das er sofort klingeln soll wenn es wieder mal zu laut ist und dann gehst du evtl mit zu ihm runter um zu hören was er meint oder aber er soll bei dir schauen.

Evtl ist ja alles ein Mißverständnis und es kommt wirklich aus einer anderen Wohnung???

Oft kann Lärm über Luftschächte etc. ungünstig übertragen werden und man kann es nicht genau lokalisieren.

Versuch es doch erst einmal gütlich zu regeln?


LG
Gast

Fee

Hallo, is`ja echt "etwas" gruselig ...

... also ich würde nochmal bei dem Verein vorsprechen und meine Ängste und Sorgen dort darstellen (oder spätestens beim nächsten "Vorfall") und dem Mann selbst, würde ich bestmöglich aus dem Weg gehen und keinesfalls seine Wahrnehmung abstreiten, wenn er mich trotzdem mal unausweichlich "erwischt". Denn das führt nur zu mehr Aggression bei ihm.

In so einem Fall stimmt der Spruch : " In der Ruhe liegt die Kraft."

Und vorsichtshalber kannst Du Dir ja mal die Telefonnr. vom Sozialpsychiatrischen Dienst (SPD oder SPDi) aus Deinem Bezirk in Dein Handy speichern. Oder einen Termin machen und Dich gleich dort beraten lassen, wenn es Dir damit besser geht.

Polizei würde ich nur im äussersten Notfall anrufen, weil die sicher zu provokant und grob mit ihm umgehen würden. Was nicht wirklich nachhaltig von Nutzen ist.

Aber da ist eben auch, aus vielerlei Gründen, jeder Mensch unterschiedlich ängstlich. Ich bin den Umgang mit aggressiven, psychisch erkrankten Menschen von frühester Kindheit an gewohnt und habe mich auch beruflich an diese gewöhnt. Und darum gibt es auch in Deinem Fall, wie so oft, keinen "allgemeingültigen" Rat.


Alles Gute wünscht Dir Fee

Ex-Depri

Hallo, Gast, und hallo, Fee,

dankeschön. :) Aber das habe ich ja versucht - vernünftig mit dem Mann zu reden. Ich habe ihm vorgeschlagen, mit ihm zu meinen anderen Nachbarn zu gehen, oder, falls er das nicht möchte, die Nachbarn selbst zu fragen. Niemand, auch meine anderen Nachbarn neben mir nicht, hört Lärm - so, wie es aussieht, exisitiert gar kein Lärm - der Mann leidet unter einer Psychose und hört das "nur in seinem Kopf". :( Dagegen kann man nicht argumentieren, er ist Vernunftargumenten gegenüber nicht zugänglich. Das ist ja das Problem. Ich habe in den Fällen zuvor wirklich mit ihm zu reden versucht, aber es geht nicht.

Nur dieses Mal war er "erschreckend", was seine Verfassung, sein Aussehen und sein Auftreten betraf.

Und deshalb weiß ich einfach nicht "weiter", bzw. was ich machen soll. Wenn ich mit ihm nicht reden und ihn nicht überzeugen kann, aufgrund seiner Erkrankung, was dann?

Das macht mir nicht nur im Sinne einer realen physischen Bedrohung Sorgen, sondern auch, was meine "Stabilität" angeht. Mein "seelisches Gleichgewicht" steht noch auf sehr dünnen Beinen, und wenn das zu einer mental-emotionalen Dauerbelastung wird, habe ich auch Angst, dass mich das wieder aus dem Gleichgewicht bringt. Ich habe über vier Jahre so hart gearbeitet und gekämpft, um mich aus dem Sumpf der Depression zu befreien, und jetzt bin ich mit etwas konfrontiert, das für mich jetzt mehr und mehr zu einer echten Belastung wird ... :( Natürlich mache ich mir Sorgen über einen möglichen Rückfall, wenn diese Situation weiter anhält.

Natürlich ist der Mann krank, er kann ja nichts dafür, das weiß ich. Aber Fakt ist: Es gibt keinen Lärm, was meine Nachbarn bestätigen können - da kommt auch nichts aus einer anderen Wohnung. Dieser Mann hört Lärm, der gar nicht "da" ist; und ich bin es, weil ich über ihm wohne. Dem kann man mit Gesprächen und Vernunft nicht beikommen, das habe ich ja versucht, nur ohne jeden "Erfolg". :(

Und, an Fee:

Ich denke gar nicht an Polizei, es sei denn, er würde z. B. den Versuch machen, meine Türe einzutreten oder irgend etwas in der Art. (Und ich hoffe doch sehr, dass so etwas nicht passiert!) Aber ich "kenne" diesen Mann nicht, ich weiß eben nicht, inwieweit er zu körperlicher Gewalt neigt oder nicht. Das macht mich zusätzlich unsicher, da ich nicht weiß, wozu er "fähig" ist, kann ich ja ohne entsprechende Informationen nicht wissen. Als er die ersten beiden Male bei mir klingelte, bin ich so, wie du vorgeschlagen hast, auf seine Wahrnehmung eingegangen, in dem Versuch, ihn wenigstens dazu zu bringen, zu erkennen, dass ich es "nicht bin", die diesen Lärm macht. Ich habe ihm nicht gesagt, dass ich nichts höre. Natürlich habe ich nicht deine Erfahrungen, aber so viel weiß ich noch aus Ratschlägen von Pflegekräften im Krankenhaus. Nützte allerdings auch nichts, er kam ja trotzdem wieder und heute morgen erneut. :(

LG, Ex-Depri - die hofft, dass sie nicht zur "Wieder-Depri" wird. :(

Fee

#4
... äh, das Posting vor meinem ersten Posting, wurde eben gesendet als ich meines noch schrieb:

Und das darin erwähnte, würde ich keinesfalls mit einem psychotischen Menschen "veranstalten". Weil erstens ist es wahrscheinlich eh sinnlos und zweitens entsteht dabei zusätzliche Verwirrung/Unruhe/Provokation.


Erstmal sehen was aus dem Mann wird, vllt. "erledigt" sich das Problem mit ihm ja i.wie. Oder gehe eben zum SPD zu einem Gespräch, welches Dich vllt. dann auch etwas beruhigt wegen der Sorge um Dein Befinden. Und Du bist nicht alleine damit, ist ja nie verkehrt.

L.G. Fee



Ex-Depri

Danke, Fee.

Beim sozialpsychiatrischen Dienst bin ich ja bereits (nach meiner Zeit in einem Frauenwohnheim und nach 3 Jahren im betreuten Wohnen bin ich dort noch "lose" eingebunden, damit ich nicht "plötzlich alleine bin"), allerdings habe ich das Problem dort zuvor noch nicht angesprochen, da ich nur alle 4-5 Wochen einen Termin habe. Die ersten Male fühlte ich mich noch nicht "bedroht", da er trotz allem einen "ruhigen" Eindruck machte. Das Problem ist, dass sich das ändert. Der Auftritt heute morgen lässt sich eben mit Worten schwer beschreiben, aber meine "Instinkte schlugen Alarm", sozusagen. Er schrie nicht, aber er hatte einen Ausdruck in den Augen, der mich froh sein lässt, dass ich die Türe schließen konnte.

Ich werde mich, außerhalb meines Termins (der erst in zwei Wochen ist), mit dem SPD in Verbindung setzen. Nur befürchte ich, dass man mir dort das Gleiche sagen wird, was mein Psychiater dazu meinte. Erst muss etwas "passieren", so ist das nun mal. :(

Aber du hast recht, schaden wird's nicht, nur wohl auch wenig nützen. Ich kann nur hoffen, dass du recht hast und sich das Problem irgendwie "von selbst löst" - wie auch immer und so unwahrscheinlich mir das momentan auch vorkommt.

Jedenfalls danke, auch darüber "reden" zu können, hat geholfen. :)

Liebe Grüße, Ex-Depri

JustMe

Hallo Ex-Depri

Der Name gefällt mir. :-) Erstmal herzlichen Glückwunsch, dass du deine Depression besiegt hast und es dir besser geht.

Ich würde mit diesem Verein nochmals sprechen und um ein >gemeinsames Gespräch< bitten. Die sollen mit ihm reden... Wenn er dort Medikamente bekommt, besteht ein Vertrauensverhältnis. Ansonsten hat er sehr wahrscheinlich einen Betreuer... dann muss der informiert werden. Es geht nicht darum ihm Schwierigkeiten zu machen, sondern jemand zu finden, dem er vertraut. Seine Krankheit muss direkt angesprochen werden. Natürlich nicht im Hausflur und in ängstlichen/ärgerlichen Zustand... Allein mit ihm hat das keinen Sinn und es ist auch nicht deine Aufgabe! Außerdem sollte klar gestellt werden, dass er dich nicht mehr aufsuchen soll. Evtl. verschlimmert sich sein Zustand auch gerade, dann sollte sein Arzt informiert werden, damit er entsprechend reagiert.

Ich wünsche dir, dass du bald wieder Ruhe hast.
LG justme

Ex-Depri

Guten Abend, JustMe,

für mich klingt das sehr vernünftig, was du schreibst. :) Ich denke, ich werde das genauso machen. Allerdings muss ich bis Montag warten, bis das Büro des Vereins wieder geöffnet hat, am Wochenende sind sie nicht anwesend. Na ja - ich hoffe, dass ich das Wochenende Ruhe habe.

Jedenfalls vielen Dank für deine Antwort, irgendwie fühlte ich mich heute etwas "neben der Spur", aufgrund des Vorfalls heute morgen. Da bin ich selbst irgendwie gar nicht auf diese Idee gekommen.

Und auch vielen Dank für deine guten Wünsche, ich hoffe selbst wirklich sehr, dass ich auch weiterhin einigermaßen "stabil" bleibe.

Schönes Wochenende an dich, an alle und auch ein Dankeschön an alle, die mir geantwortet haben! :)

Liebe Grüße, Ex-Depri

Epines

Hallo Ex-Depri

Man kann nicht in Frieden leben, wenn es dem lieben Nachbarn nicht gefällt und dazu muss dieser nicht einmal psychisch krank sein.
Ich wohnte einmal in einem Mehrfamilienhaus, wo über mir ältere Leute wohnten, denen anscheinend meine Nase nicht gefiel.

Der Mann klingelte ständig an meiner Türe und hatte etwas zu reklamieren. Die Musik sei zu laut, ich würde zu laut die Treppe herunter trampeln, ich würde die Schuhe nicht abputzen bevor ich das Haus betrete, ich würde den Waschraum schmutzig hinterlassen, ich würde den Schnee nicht gründlich weg schaufeln, ich würde das Treppenhaus zu selten reinigen usw. Selber hatten sie jedoch aufgrund ihrer Schwerhörigkeit den Fernseher so laut, dass ich unten jedes Wort verstand...

Mit der Zeit kam mir jedes Mal sofort die Galle hoch, wenn ich nur einen der Beiden sah und meine Lebensfreude war nahezu auf dem Nullpunkt.

Ich war irgendwie ständig in einer Verteidigungsposition, schlich bald in Socken in der Wohnung herum und zog schon im Hauseingang die Schuhe aus...

Lange, viel zu lange habe ich mir dies gefallen lassen, auch aus Respekt gegenüber diesen älteren Personen. Aber eines Tages als sie mir im Garten sämtliche Kräuter ausrissen und behaupteten es wäre Unkraut gewesen, rastete ich total aus und habe sie so übel beschimpft, dass sie 3 Monate später auszogen.

Na ja ich rate dir nun nicht ebenfalls auszurasten, aber ich erkenne wie schlecht es dir damit geht und du hast Recht, wenn du sagst, dass dir dies wirklich gefährlich werden kann, also dass du dadurch wieder in eine Depression gleiten kannst.

Mit solchen Nachbarn kann man wirklich kaum reden, denn es geht vermutlich nicht primär um den Lärm den man verursacht, sondern eben darum, dass er sich irgendwie gestört fühlt, wenn dies nun ausschließlich in seinem Kopf stattfindet ist es schwierig dieses Problem zu lösen.
Grundsätzlich ist es jedoch sein Problem wenn er sich gestört fühlt. Ich würde also auf keinen Fall  in Socken herum laufen, oder nicht mehr fernsehen und Musik hören, nur weil er mit normalen Geräuschen  Probleme hat.

Begegne ihm freundlich aber bestimmt. Erkläre ihm, dass du bereits alles getan hast um den Lärm zu reduzieren und dies vermutlich daran liegt, dass die Wände und der Boden schlecht gedämmt sind und rate ihm mit der Hausverwaltung zu reden, damit diese Lärmschutzmaßnahmen ergreifen können, um die Wohnungen besser vor Lärm zu schützen. Sag ihm das dich die Genringhörigkeit im Haus auch manchmal ärgert, aber du selber gar nichts Zusätzliches machen kannst um dies zu ändern, denn die Hausverwaltung ist dafür zuständig. Es ist ihre Sache und nur sie können baulich etwas verändern. Somit zentriert sich sein Ärger vielleicht auf die Hausbesitzer, oder eben die Verwaltung.

Alles Liebe und viel Kraft
Epines

Thaddaeus

Hi
Du könntest Dir auch Die Handynrm. Deiner Nachbarn speichern (zweck's Soforthilfe oder so)
Gruß

JustMe

Hi Ex-Depri,
hat sich bei dir etwas getan? Vielleicht schaust du noch mal hier rein und erzählst wie es dir weiter ergangen ist...

LG justme

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