Brauch mal euren Rat

Begonnen von Gast, 08 November 2012, 15:05:19

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Gast

Hallo zusammen,

ich leide seit mehreren Jahren an Depressionen. Seit fast 10 Jahren war ich in einer Beziehung, aus der auch ein Kind hervorgeht. Mein Partner hat mich nun im Frühjahr diesen Jahres verlassen und ist ausgezogen. Im Rahmen meiner Erkrankung war es mir während der Beziehung nicht mehr möglich zu fühlen, zu lieben (ausser bei meinem Kind), Nähe zuzulassen, ich habe mich mehr und mehr zurückgezogen und die Kluft wurde immer größer. Auch wenn ich dran dachte, einfach mal seine Hand zu nehmen, konnte ich es nicht. Wie auch immer, als er mich verliess, fühlte ich mich befreit, kein Streit, Ärger und Disharmonie mehr. Ich hatte aber auch das Bedürfnis mit ihm zu reden und zu sagen "geh nicht". Das habe ich aber nicht und blieb stumm.
Ich hatte auch das Gefühl weinen zu müssen, konnte es aber nicht, es kam nichts.

Jetzt knapp 6 Monate danach, werde ich auf einmal von Gefühlen überrannt. Trauer, Wut, Enttäuschung, Eifersucht. Tränen schiessen mir in die Augen und ich muss weinen, um meine Liebe, meine Beziehung und Familie die mir diese Krankheit genommen hat. Ich denke sehr viel nach über das was falsch lief, aufgrund meiner Erkrankung und das ich/wir einfach zugesehen haben, wie es sich verliert. Er hat sich schon bemüht um uns, auch eine Paartherapie vorgeschlagen. Ich bin auf nichts eingegangen, wobei ich sagen muss, in dem Zustand hätte das auch nicht wirklich was gebracht, wenn man nichts fühlt, nichts sieht. Auf einmal sehe ich auch wieder Erinnerungen die ich vorher gar nicht mehr gesehen und wahrgenommen habe, ihn den ich lange gar nicht mehr wahrgenommen habe. Grotesk, aber ich fühle etwas, ich lebe, toll. Meine Therapeutin meint, ist doch schön, endlich auch wenn es schmerzhaft ist. Ja juchhuu bin glücklich ohne Ende darüber *leichteIronie* Sie meint das ist eine normale Reaktion Liebeskummer eben, Phase zwei, wie sie mir erklärte.

So, bevor es nun zu lange wird. Ich habe schon auf der einen Seite das Bedürfnis mit meinem Ex zu sprechen, die Trennung selber lief kurz und schmerzlos ab, er trennte sich, ich akzeptierte und schwieg.

Soll ich ihm sagen, dass ich jetzt etwas fühle, was lange verschüttet war? Wie ich fühle, was in mir vorgeht? Lange Zeit war da ja nichts.

Ich habe aber auch Angst davor. Hat er jemand neues? Werde ich noch mehr verletzt, als ich es ohnehin schon bin?

Wäre nicht die Depression im Spiel, würde ich nicht mit ihm sprechen wollen, sondern einfach akzeptieren, wie ja auch anfangs geschehen aber nun hat sich etwas verändert, ich fühle und sehe wieder was. Meine Therapeutin hatte mich vor ein paar Jahren mal gefragt, warum ich mich nicht trenne, weil natürlich kam es im Laufe der Jahre zu Schwierigkeiten (wozu ich, wie ich jetzt erkenne ziemlich beigetragen habe) und ich sagte, ich kann es nicht, weil ich nicht weiss und sagen kann, ob ich noch was fühle, was ich fühle, ob da noch Liebe ist. Sie meinte das wäre auch gut so, man solle keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen, die dann von der Depression getroffen werden.

Vielleicht schwer zu glauben aber meine Intension ist nicht, wieder da weiter zu machen wo wir aufgehört haben, dazu ist denke ich, ist zuviel passiert und auch zuviel Zeit vergangen seit der Trennung.

Da wir uns aber immer wieder sehen werden, aufgrund des Kindes, frage ich mich jetzt, hilft es mir, wenn er es weiss, was in mir vorgeht oder soll ich es weiterhin für mich behalten und schweigen? Komme mir nämlich manchmal vor, als wenn ich platzen müsste.

Danke und sorry, dass es so ein langer Text wurde ;-)


Epines

Hallo Gast

10 Jahre sind eine lange Zeit, die wirft man nicht einfach so weg.

Es ist sehr schwer mit jemandem zusammen zu sein, wo einfach nichts kommt, ich hatte auch einmal eine solche Beziehung. Als du schriebst, dass du gerne seine Hand genommen hättest, es aber nicht konntest hat mich dies sehr berührt, ich kann mir vorstellen, dass es meinem Freund wohl ähnlich ging.

Zunehmend fühlte ich mich nicht wirklich wichtig für ihn, auch wenn ich wusste, dass es an seiner Depression lag und er mir immer wieder schrieb, dass er mich lieben würde, dass ich wichtig für ihn sei, aber wenn wir uns dann sahen konnte ich es nicht fühlen und dies hat mir wahnsinnig weh getan. Es hat mich immer weiter herunter gezogen und eines Tages war mir einfach alles zu viel und ich musste gehen, bevor ich selber am Ende war und dazu keine Kraft mehr hatte.

Du hattest ihn einfach gehen lassen, vielleicht hatte er einen letzten Aufschrei erwartet, aber der kam nicht. Ich kann natürlich nur von mir aus gehen, ich hatte auch das Gefühl, dass es meinem Freund nichts ausgemacht hatte, dass ich ging. Heute bin ich klüger.

Nun hat sich bei dir im Gegensatz zu meinem damaligen Freund viel geändert, plötzlich kannst du wieder etwas fühlen und nun denke ich wäre die Gelegenheit mit ihm zu reden, also ich hätte mir dies von meinem Freund gewünscht. Endlich ein richtiges offenes Gespräch, wo er mir auch einmal ins Gesicht sagen würde, dass ich ihm damals etwas bedeutet habe, dass er gerne mit mir zusammen war usw. Und auch wie gerne du seine Hand gedrückt hättest, aber es einfach nicht geschafft hast (muss gerade weinen, diese einfache Geste nicht ausführen zu können ist so extrem traurig).

Auch wenn er sich nun emotional so weit entfernt hat, dass es kein Zurück mehr gibt, kann auf dieses Gespräch aufgebaut werden und eine gute und vertraute Freundschaft entstehen, die allen Beteiligten gut tut. Schließlich wirst du mit ihm dein Leben lang zu tun haben, denn ihr habt ja ein Kind zusammen.

Viel Mut wünsche ich dir!
Alles Liebe
Epines

Gast

Hallo Epines,

vielen lieben Dank für deine Worte, die auch mich wieder schlucken lassen.

Es war bei uns wohl sehr ähnlich wie bei dir, ich habe ihn wohl sehr ausgezerrt aber ich konnte auch nicht anders, also nicht einfach stoppen, umdrehen oder auch einfach nur fühlen. Es wurde immer kälter und ich musste es geschehen lassen. Ich empfand es auch gar nicht als so schlimm, irgendwie, man ist ja nicht man selber und empfindet ja nichts mehr so wie es mal war. Man ist ja irgendwie gefangen in seinem Dunkel und seiner Traurigkeit, in dieser Krankheit. Sie zerstört nicht nur einen selber sondern auch alles drumherum. Meine sogenannten Freunde waren schon ziemlich gleich am Anfang meiner Erkrankung verschwunden. Dagegen hat er richtig lange durchgehalten. Ich glaube, es erging ihm wie dir. Er wurde auch immer mehr runtergezogen von mir und seine Kraft ging zu Ende. Ich glaube das war auch der Grund für seinen Schritt.

Das mit deinem "vielleicht hat er einen letzten Aufschrei erwartet" berührt mich sehr, er hatte nicht damit gerechnet, dass ich einfach sage ja ok und ansonsten schweige, also gefühlsmässig. Als ich ihn fragte, was er denn für eine Reaktion erwartet hätte, meinte er nur er hat gar nichts erwartet. Wir haben dann nur die wichtigen Dinge besprochen, wie bspw. unser Kind. Aber kurz sachlich, schmerzlos.

Ich danke dir für deinen Rat aber ich weiss nicht, ob ich den Mut dazu aufbringe und mich traue. Er ist so weit entfernt mittlerweile, er war mir so nah und nun ist er mir so fremd. Ich werde über deine Worte nachdenken und gerade mit deinem letzten Satz hast du so Recht.

Danke dir :-)

Epines

Hallo Gast

Du sagtest:
**Er wurde auch immer mehr runtergezogen von mir und seine Kraft ging zu Ende. Ich glaube das war auch der Grund für seinen Schritt.**

Ich bin davon überzeugt, dass er genauso wie ich bei meinem Freund wusste, dass nicht du ihn runter gezogen hast, sondern diese Erkrankung. Diese Hilflosigkeit daneben zu stehen und nichts tun zu können, damit es dem Partner besser geht, ist das eigentlich schlimme. Wenn man selber zusätzlich auch eine Belastung hat, sehnt man sich so verzweifelt nach Nähe und Liebe und kann sie einfach nicht bekommen.
Zwei meiner Bekannten die ebenfalls Partnerinnen mit Depressionen haben fragten mich unabhängig voneinander, ob es vielleicht an ihnen liegen würde, dass ihre Frauen depressiv geworden seien. Man gibt sich auch oft selbst die Schuld, obwohl man es doch besser wissen sollte und sucht ständig danach was man falsch gemacht hat.

Keiner ist daran schuld! Die Krankheit ist der nicht steuerbare Faktor, der unsichtbare Feind der schweigend, aber dennoch unheimlich mächtig ist.

Irgendwie muss dies dem Partner deutlicher gemacht werden, auch um die zermürbenden Diskussionen, die es manchmal gibt, zu vermeiden, denn genau diese vielen Worte verletzen oft alle beide. Ich habe damals auch vieles falsch gemacht, obwohl ich mit der Krankheit bestens vertraut bin.

Ruach, eine Userin hier, hat in einem ihrer Voten einmal so wunderbar erklärt wie sie es mit ihrem Mann macht, das möchte ich an dieser Stelle  zum Nachlesen beifügen.

http://www.nur-ruhe.de/smf/index.php?topic=6676.msg224858#msg224858

Alles Liebe Dir
Epines

Gast

Guten Morgen Epines,

das ist ein toller Hinweis, vielen Dank. Sie hat es sehr schön erklärt und das ist vielleicht wirklich eine Möglichkeit zu lernen damit umzugehen. Sie hat es sehr anschaulich beschrieben, auf so etwas wäre ich nie gekommen. Wenn auch zu spät. Ihr helft mir trotzdem.

Auch dein Satz " Keiner ist daran schuld!" der nicht steuerbare Faktor, das ist genau auf den Punkt gebracht, denn man macht sich ja auch sehr viele Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. Man muss auch lernen zu verstehen, dass man nicht man selber ist und ja, du hast recht, fremdgesteuert ist. Ich wünsche mir, dass irgendwann der Tunnel zu Ende ist und ich wieder "normal" bin aber was ist schon normal ;-)

Danke dafür!

Gast

Guten Morgen Epines,

deine Worte haben mir sehr geholfen und mich auch weiter zum nachdenken bewegt. Ich hoffe es ist ok, dass ich wieder schreibe aber ich weiss auch irgendwie grad nicht wohin mit mir und ich merke, wie es nach mir greift.

Ich habe sehr viel nachgedacht, aufgeschrieben die letzten Tage. Es ging mir gar nicht so schlecht, als ich das erste Posting setzte, mir wurde sehr vieles bewusst und auch, dass meine Depression nicht erst seit 7 Jahren in meinem Leben mich fremdbestimmt, sondern schon in ganz jungen Jahren da war und mich so in meine Muster und Verhaltensweisen presste. Meine Mutter war Alkoholikerin, mein Vater verschloss die Augen davor und war ja auch arbeiten den ganzen Tag und nicht da. Wie schlimm es war, vielleicht wusste er es, vielleicht nicht. Ich bekam gesagt, du musst brav sein zur Mama. Wie auch immer, heute weiss ich, dass ich mich schon früh sehr hart gemacht habe, Gefühle verdrängt habe, anstatt mich ihnen zu stellen und sie zu leben. Ob gut ob schlecht. Ich habe keine Liebe bekommen, habe es nicht vorgelebt bekommen und ich denke mal, dass ich daher so große Schwierigkeiten habe etwas anzunehmen, zu vertrauen und schlicht gesagt zu lieben.

Es würde zu lange werden, um mein Leben darzulegen aber in Kürze, ich habe vieles in meinem Leben als Verletzung gesehen, als ich jung war hatte ich kein Selbstbewusstsein und empfand mich als nichts wert und auch mein Leben nicht lebenswert und fragte mich oft wieso ich da bin, ob das sein muss. Wollte auch gehen.

Das ist heute längst nicht mehr so. Ich habe meine Kinder, ich habe eine erwachsene Tochter aus einer früheren Beziehung. Sie geben meinem Leben Sinn und ich würde alles für sie tun. Ich liebe meine Kinder und ihnen konnte und kann ich auch geben.

Jedenfalls sehe ich ja nun wieder, fühle auch und merke, dass man auch Angst hat, aus der Dunkelheit, aus der Leere, dem nicht empfinden können, der Krankheit zu gehen. Ich sehe den Weg und war auch positiv. Ich weiss, dass es schwer ist und habe gemerkt, das es auch schmerzt sich dem inneren selbst zu stellen. Sich seinen ureigenen Ängsten und Dämonen zu stellen. Es sind so alt eingesessene Verhaltensweisen, die in einem kaum vorstellbaren Automatismus sofort greifen. Eine Bemerkung, irgendein Einfluss und sie gehen sofort runter, meine Rolläden, meine Mauern. Ich bin und wirke sehr hart nach aussen, meine Aggression, dieser ganze verdammte Schutz existiert nur, damit ich nicht weine und meine Gefühle zeigen muss. Ich war gut geschützt, zu gut. Isoliert, alleine, meine Seele nicht im Gleichgewicht. Ich denke es gibt schon beide Seiten in mir, ist auch gut so aber sie sind total unausgewogen. wie auch immer, ich möchte eigentlich den Weg weitergehen, auch wenn es jetzt erst beginnt, die Arbeit an mir, mit mir selbst und es so schwer werden wird.

Ich wollte mit ihm ein Gespräch führen, wollte den Mut fassen und ihm all das sagen, das ich plötzlich wieder fühle und sehen kann. All das was ich jahrelang nicht sah und nicht fühlte. Wollte meine Muster durchbrechen und es auch für unser gemeinsames Kind tun.

Ich schrieb ihm Samstag eine SMS, nachdem ich unser Kind bei ihm abgeholt hatte, bat um ein Gespräch am Sonntag. Er hätte Zeit haben müssen, es wäre sein Kind We gewesen und er rief Samstag an, weil mein Sohn zu mir wollte, Sehnsucht hatte. Also ging ich davon aus, dass er ja Zeit haben müsse, da ich ihn ja nun wieder hatte am Sonntag.

Mein Problem ist nun, dass er mir nicht mal geantwortet hat und ich merke wie meine alten Muster nach mir greifen. Mit Verletzung zu reagieren, abschotten, zurückziehen, hart werden, gleiches mit gleichem zu vergelten usw. Das macht aber keinen Sinn, weil es darum geht als Eltern weiter zu leben, ich kann ihn nicht aus meinem Leben schmeissen.

Gestern abend rief er an, sprach auf den AB, hat sich nach seinem Sohn erkundigt. Ich wählte die Nr. und drückte meinem Sohn das Telefon in die Hand, kein Wort wg meiner Nachricht auf dem Ab, kein Wort das er mit mir sprechen will. Einfach ignoriert, ich kann irgendwie nicht damit umgehen.

Bin ich nicht mal eine Antwort wert, er weiss ja gar nicht, worum es geht, hatte ja vorher nur gesagt, dass ich einige Dinge zu besprechen habe, die ich nicht mailen oder am Telefon besprechen mag. Aber was wirklich kommt, ich glaube nicht, dass er es auch nur ansatzweise ahnt.

Ich bin ja auch gefühlsmässig durcheinander, das ist das blöde, wenn man fühlt. Als er Freitag abend kam, um ihn zu holen, war ich in einem anderen Raum, als ich seine Stimme hörte, schossen mir die Tränen in die Augen.Ich brauchte einen Moment, um ihm begegnen zu können, alles wegzudrücken, mich sicher zu machen, dass er nicht sieht und nichts bemerkt. Mein Verhalten war wieder kurz knapp sachlich kalt, sonst hätte ich ja angefangen zu weinen.

Danach war mir ganz klar, dass ich dringend mit ihm reden muss, auch für mich, loswerden muss. Und nun das. Ignoranz die mir entgegenschlägt, keine Antwort wert, ja oder nein.

Wenigstens wollte ich ihm mitteilen, dass es mich ärgert und habe ihm nach dem gestrigen Telefonat mit seinem Sohn eine Sms geschickt, dass ich jetzt echt nen Hals kriege und um als Eltern gut zu fungieren ja zumindest eine Antwort erwarten kann und es angemessen wäre, ja nein zu sagen. Und das Ignoranz nicht hilfreich und unterstützend ist.

Diese wurde gar nicht mehr übermittelt. Ich möchte es nicht mehr schlucken und reinfressen und rutsche doch wieder in's Hamsterrad, weil ich mich ihm nicht mitteilen kann.

Und eigentlich will ich nun gar nichts mehr sagen. Mich nicht mehr offen legen und verletzlich machen. Schweigen, auch wenn es jetzt ein bewusstes schweigen ist. Aber es drängt so nach draussen.

Deshalb meinte ich, es ist einfacher in der Krankheit, man sieht nix, fühlt nix, hört nix. Es ist schwerer sich dem allem zu stellen und schmerzhafter. Es tut echt weh.

Tut mir leid, ich musste das einfach mal loswerden :-)




Epines

Hallo lieber Gast

Hey, ein Forum ist dafür da, dass man schreibt und lebt von den Beiträgen, also ist im Grunde jeder Beitrag eine Bereicherung! Wenn du Lust hast, dann melde dich doch an, dann könntest du z.B. ein Tagebuch eröffnen und auch im "geschützten Bereich" lesen und schreiben.

Kurz habe ich mich wieder in die Rolle eines Partners eingefühlt, der sich von seinem depressiven Partner getrennt hat und die Erinnerungen an meine damalige Beziehung aufleben lassen. Natürlich ist es in Bezug auf deinen Partner nur Spekulation, aber vielleicht zeigt es dennoch auf wie es jemandem geht der sich befreit hat, aus Selbstschutz befreien musste.

In meiner Beziehung hatten wir endlose Diskussionen und meistens ging es nur um ihn und seine Erkrankung. Wie es mir ging, war kaum je Thema, lange Zeit  auch für mich selber nicht. Meine Gefühle, meine Probleme, mein Wohlbefinden hing letztendlich von seinem Befinden ab. Ging es ihm etwas besser, ging es auch mir besser. Fühlte er sich total schlecht, fiel ich ebenso in den Keller. In dieser Zeit dachte ich oft daran einfach nur zu gehen, einfach abzuhauen, ihn zu verlassen, mich zu befreien und hatte auch wieder starke Todessehnsucht. Zudem fühlte ich mich durch Sprüche wie:" Auch du wirst mich irgendwann verlassen" manipuliert, denn ich wollte ja nicht wie alle anderen sein, ich wollte für ihn etwas Besonderes sein.

Die Fragen was ist mit mir? Bin ich den niemand, bin ich denn total unwichtig, interessiert ihn gar nicht wie es mir geht usw.,  kamen immer stärker in mein Bewusstsein und eines Tages musste ich ehrlich zugeben, dass ich mich in ein Co-Abhängigkeitsverhältnis begeben hatte, dass es mir anfangs auch gut getan hatte ihm zu helfen und für ihn da zu sein.

Irgendwann konnte ich nicht mehr und verließ ihn tatsächlich. Dieser Schritt hat mir unendlich wehgetan und ihm gingen lange Gewissenskonflikte voraus. Ich war hin und her gerissen. Es war eine schwere Entscheidung, aber sie war auch richtig für Beide, denn ich habe ihn auch an seiner Entwicklung gehindert indem ich ihm zu viel abgenommen und für ihn erledigt habe. Somit habe ich ihn auch in eine Abhängigkeit gedrängt, die ich im Nachhinein als falsch erachte.

Nach einer viel zu langen Pause, in der ich mich emotional total entfernte (ein Jahr!), traf eine Flut von Mails bei mir ein. Liebesschwüre, endlich klare Worte, also all die Dinge die ich in der Beziehung so dringend gebraucht hätte, er mir aber nicht geben konnte. Ich war deshalb sehr misstrauisch und wollte ihm auch keinerlei Hoffnungen machen, dass es wieder eine Beziehung zwischen uns geben würde. Also musste ich Distanz schaffen, auch wenn ich wusste, dass dies ihm sehr wehtun würde.
Von meiner Seite kam nichts mehr. Ich war so unendlich müde und aufgebraucht und wollte nicht, dass wieder alles von vorne losgeht.

Wenn er schrieb antwortete ich zwar immer, hielt aber alles Persönliche raus. Ich hatte mit ihm abgeschlossen und auch wenn es ihm nun plötzlich gut gehen würde, weiss ich, dass unsere Beziehung niemals mehr so werden würde wie sie in den ersten Wochen war, zu viel Wasser floss in der Zwischenzeit den Rhein hinunter.
Während der Beziehung hatte ich immer auf die Rückkehr dieser ersten Wochen gewartet, die so traumhaft in einer Phase waren, in der es ihm beinahe gut ging. Nicht zuletzt auch wegen mir, eine neue Liebe, ein neues Glück, Sex als Drogenersatz...
Aber bald merkte ich, dass keine auch noch so gute Partnerschaft eine Depression zum Verschwinden bringt, denn die Ursachen liegen ja nicht am Partner selbst, sondern sind ganz woanders zu suchen.

Man kann sie mittragen, wie Ruach es in ihrem Posting schreibt, aber auch für mich kam dieses Posting zu spät und ich weiss auch nicht, ob ich so viel Kraft hätte wie Ruachs Mann offensichtlich hat.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es dich jetzt wo du fühlst innerlich fast zerreißt, wenn du ihn siehst und das dir seine Kälte sehr weh tun muss, aber ich denke, dass es bei ihm vermutlich auch Selbstschutz ist, er kann vielleicht einfach nicht mehr daran glauben, dass es besser wird und vielleicht hat er auch Angst vor seinen eigenen Gefühlen. Angst weich zu werden. Er will das alles nicht noch einmal durch machen. Ich meine es braucht lange, lange, bis man jemanden der krank ist verlässt. Denn man hat vor sich und vor anderen immer ein schlechtes Gewissen, man fühlt sich dabei schlecht jemanden zu verlassen der so dringend Hilfe braucht.

Wenn er also jetzt gerade nicht mit dir reden will, dann wirst du ihm Zeit geben müssen. Gut, dass du es dennoch versucht hast! Jetzt weisst du, dass er über eure Beziehung noch nicht reden kann. Es ist bestimmt nicht so, dass du unwichtig für ihn bist, aber er sieht vielleicht einfach nicht was es im Moment zu bereden gibt.

Hast du dir auch einmal Gedanken gemacht warum es dir plötzlich besser geht? Vielleicht war ja auch der Druck in der Beziehung so belastend, dass dies dich tiefer fallen ließ als du annahmst.
Meinen Ex hatte damals auch sehr belastet, dass er immer so tun musste wie wenn es ihm endlich besser ginge, obwohl dies nicht den Tatsachen entsprach und meine ständigen Fragen nach seinem Wohlbefinden und nach Entscheiden, die er treffen sollte, hatten ihm auch auf die Stimmung gedrückt.

Wenn du mit ihm reden musst, weil es dich befreien könnte, dann wirst du ihn vermutlich direkt darauf ansprechen müssen und dann an seiner Reaktion sehen, wie du dich ihm öffnest, oder ob du es besser bleiben lässt.  Vielleicht schreibst du ihm auch einen Brief, das kann befreien, ob du ihn dann auch abschickst ist eine andere Sache, aber schreiben hilft schon oft und löst auch viele Dinge in dir aus, siehst du ja hier auch.

Ich denke einmal, dass es nun am Wichtigsten ist dich um dich und deine Kinder zu kümmern. Mach all die Dinge die du mit ihm nie konntest und versuche im Heute und ab sofort zu leben.

Geh zum Friseur, mach eine total neue Frisur, was Verrücktes und Peppiges, färbe die Haare rot :-)) und kauf dir andere Klamotten, denn ein neuer Lebensabschnitt fängt an und man startet ganz anders und fühlt sich wesentlich besser, wenn man sein Aussehen auch verändert.

Ich wünsche dir ganz fest, dass es weiter bergauf geht und wir hier im Forum noch viel von dir lesen dürfen.
Fühle dich mal umarmt!

Alles Liebe
Epines

Darkness

Hallo Epines,

heute hast du mir sogar ein Lächeln in's Gesicht gezaubert. Angemeldet hab ich mich vor ein paar Tagen aber es noch nicht genutzt, Haare wurden am Tag nachdem er mir sagte, dass er geht, abgeschnitten und Samstag grade erst wieder frisch getönt, rate mal, klar rot :-))

Das das Ende feststeht, dass stelle ich nicht in Frage. Er ist niemand der leichtfertig so einen Schritt geht und hin und her wankt wie ein Fähnchen im Wind. Bzgl. seines Nichtmeldens/Antworten sei der Akku leer gewesen, kann sein. Kann ich nicht wissen, ist auch nicht wichtig. Termin für das Gespräch steht.

Zumindest bin ich dem Hamsterrad entkommen und dreh mich jetzt nicht unnötig im Kreis, was mich ja nicht weiterbringt.

Danke für deine Zeit und deine wahren Worte, sie helfen mir ein wenig auch seine Sicht besser zu sehen und zu verstehen.

Darkness

Epines

Hallo liebe Darkness,
nun muss ich aber auch wirklich heftig lachen :-D Du hast dir die Haare schon rot gefärbt, wie toll!!! *lach* nun fehlen noch die flippigen Klamotten und dann kann's los gehen :-)

Glaube ihm mal das das Akku leer ist. Ich selber stelle immer fest, dass ausgerechnet dann, wenn ich ein einziges mal das Handy brauche, das Akku natürlich immer leer ist. Doofe Technik!

Es wird dir bestimmt gut tun das Gespräch, denn wenn man nicht mehr im Beziehungsfilz steht und offen ausspricht was belastet, kann man auch Freunde werden, wenn ihr dies schafft, wird euch euer Kind ewig dafür dankbar sein.

Viel Erfolg dabei und alles Liebe
Epines

Epines

Hallo liebe Darkness

Über deine Worte musste ich natürlich auch nachdenken, resp. es denkt da Oben immerzu :-)

Du sagtest: **Deshalb meinte ich, es ist einfacher in der Krankheit, man sieht nix, fühlt nix, hört nix. Es ist schwerer sich dem allem zu stellen und schmerzhafter. Es tut echt weh.**

Wie Recht du damit hast!
Auch ich habe mir manchmal die Zeiten zurück gewünscht, wo ich nichts  fühlte, wo alles kalt und grau war. Als ich dann plötzlich von meinen Gefühlen massiv überrollt wurde, wusste ich anfangs nicht wie ich damit umgehen sollte. Ich brach auch bei der geringsten Kleinigkeit in Tränen aus und zwar so, dass ich manchmal ab mir selber den Kopf schütteln musste.
Ich meine wer weint schon wenn er einen Adler in der Ferne sieht und ihn rufen hört, oder wenn man eine wilde Orchidee am Wegesrand sieht, deren Farben so prächtig leuchten.

Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich lebe, na ja komisch zu erklären.
Man kann erst dann ermessen was man nicht hatte, nicht mehr sehen konnte, wenn man es wieder wahrnimmt. Ich hatte also auch lange Zeit das Wasser ganz oben und versuchte es hinter Arroganz und gespieltem Selbstbewusstsein zu verstecken, aber irgendwann hat es sich eingependelt. Ich fühle zwar immer noch sehr heftig, wohl mehr als sogenannt Normale, aber mittlerweile sehe ich es eher als Gewinn. Lieber die manchmal schmerzhaften Gefühle aushalten, als in dieses düstere eiskalte Vakuum zurück zu müssen.

Das nur ein paar meiner Gedanken dazu, wünsche dir einen schönen Tag.
Alles Liebe
Epines

Darkness

Hallo Epines,

hm, ich glaube und empfinde es zumindest so, dass es da einige Parallelen gibt zwischen uns beiden. Gerade diese Arroganz und das "gespielte Selbstbewusstsein" sind alte Bekannte von mir.

Ich bin ja, hört sich blöd an, ist aber so, seit die Gefühle wiederhochkamen auf dem Selbstfindungstrip. Habe angefangen zu schreiben, habe einen Brief an ihn geschrieben (nicht abgeschickt ;-)), habe euch hier gefunden, sehr viel nachgedacht. Und zum ersten Mal in meinem Leben meinen Kummer, in dem Fall Liebeskummer zelebriert und gelebt. Angenommen, eingeladen, nicht verdrängt, nicht weggedrückt, mich nicht in meine alten Muster und Verhaltensweisen geflüchtet. Nicht geschrieben und gesagt, dass ich ohne ihn nicht leben kann, das ich sterbe wenn er weg ist, dass ich nichts wert bin (ausser bei der fehlenden Antwort, das hat mich geärgert) Nein, diesmal war es anders, ich habe sehr viel nachgedacht über mein Leben, den roten Faden gefunden und festgestellt, dass immer ich es war die sich verletzt hat. Die aufgrund von Prägungen in Kindertagen sich falsch gepolt hatte. Sich abgegrenzt hat, isoliert hat und zurückgezogen hat und ihre vermeintlichen Wunden geleckt hat. Ihr Leid regelrecht gefeiert und zelebriert hat.

Ich bin wachgeworden, ja. Der verbale Vorschlaghammer hat mich erreicht und wachgemacht. Zu spät. Der Preis war hoch aber ich bin wach, ich bin da. Hatte heute Therapie und als ich heute morgen aufwachte, war es das erste Mal das ich mich darauf gefreut habe. Ich hatte soviel zu sagen ;-). Meine Therapeutin meinte am Ende nur, wow was alles passiert ist in der einen Woche und wie weit ich gekommen bin und wieviel und worüber ich alles nachgedacht habe, in so kurzer Zeit und so schnell. Ja, lach, schnell war ich immer schon ;-). Andere bräuchten so lange dazu, so weit zu kommen. Sie hätte auch schon gleich gesehen, als ich reinkam, dass was anders ist. Mehr "gestylt" bin nicht so eine Modetussi und mach das wie ich Lust und Laune habe aber sie meinte, schicke Stiefel, Haare gefärbt, sieht gleich ganz anders aus, sonst wäre ich ja eher so gekleidet gewesen, wie ich auch hätte in den Stall gehen können (ich habe Pferde) ;-). Tja, das Thema hatten wir beide ja schon, gell.

Wie auch immer, das Wasser ganz oben. Ich habe immer nur weggedrückt, hätte ich Gefühle zugelassen hätte ich nur geweint. Heute nehm ich sie an. Sie müssen raus, es ist ok, wenn ich weine. Heute morgen im Auto lief "Und wenn ein Lied" von Xavier und der Text, passt, es liefen die Tränen und grotesk aber ich musste stellenweise auch lächeln. Ich spüre eine neue Kraft in mir, es kribbelt in meinem Bauch. Ich habe soviel erkannt und weiss nun, dass alle Verletzungen, von mir selber kamen.

Ich habe mich so lange selbst belogen und war so unehrlich zu mir selber. Und dabei mag ich mich :-). Ich habe meiner Therapeutin auch gesagt heute morgen, dass ich nie eine Fee werden werde, jemand der mit Samthandschühchen durch's Leben geht, dafür hab ich auch eigentlich zuviel Power ;-).

Ja diese Kraft, obwohl ich gerade soviel verloren habe, feiere ich den Gewinn, ich habe mich gefunden und bin weiter auf dem Weg zu mir. Bin traurig und glücklich zugleich, geht das? Ich empfinde es so :-)

Erzieh mich nun selber und pack mich im Nacken, wenn ich wieder in die alten Muster und Verhaltensweisen rutschen will. Es ist ja noch da, keine Frage, die Versuchung aber ich will da nicht mehr hin. Es ist so abgedriftet mein inneres und äusseres, mein Ying und Yang so im Ungleichgewicht, ich muss meine Balance finden.

Dein mir wurde plötzlich bewusst das ich lebe. Boah so fühle ich mich auch gerade und es ist ein tolles Gefühl. Wir verlängern die Therapie, habe ihr gesagt, ich habe einen langen schweren Weg vor mir und es wird Rückschläge geben, glaube ich zumindest, wird sich weisen aber ich will dann nicht ganz alleine dastehen.

Habe das Gefühl mein ganzer Körper vibriert ;-) Ich lebe, ich bin glücklich grade.

Liebe Epines, ich danke dir für deine Zeit die du mir gibst,

Darkness




Darkness

Hallo,

so, ich hatte das Gespräch und ich bereue es, dass ich mich geöffnet habe. Es brachte mir nix, gar nix. Ich bin zwar noch da und nicht abgestürzt aber ich ärgere mich nun, dass ich nicht meine Klappe gehalten habe. Fühle mich nicht besser und verstehe auch den Sinn nicht mehr, warum ich es tun musste, warum ich net (Zweifel waren ja da) auf die Seite gehört habe, mach es nicht?! Ich wollte ja "nur" was trinken gehen und nicht essen, gelandet in nem Restaurant und er bestellt sich richtig was. Toll. Gab schon längts nix mehr zu sagen und aus Anstand blieb ich sitzen. Ätzend, ich wollte das so nicht. Festhängen, aushalten müssen. Das alles ärgert mich jetzt.

Und mitten in meinem Prozeß frage ich mich, macht es wirklich Sinn sich zu ändern? Warum bleibst du nicht hinter deinen Mauern.

Momentaufnahme, meiner Gedanken, kann morgen schon wieder anders aussehen. Aber das wichtigste ich stürze nicht ab. Alles ist gut, momentan.


Epines

Hallo liebe Darkness

Na ja vergeben war es bestimmt nicht. Ich meine jedes Gespräch hat eine Wirkung, oft sieht man sie nicht sofort, aber du weißt ja wie es ist, man denkt darüber nach und dann ändert sich doch einiges.

Aus Anstand sitzen zu bleiben, wenn man sich schon lange nichts mehr zu sagen hat ist echt frustrierend, aber auch dass hast du ausgehalten. Es geht ja um euer Kind und da war es auch gut sich auszusprechen.

**Und mitten in meinem Prozeß frage ich mich, macht es wirklich Sinn sich zu ändern? Warum bleibst du nicht hinter deinen Mauern.**

Das Leben ist viel zu kurz und fliegt viel zu schnell vorbei, lass nicht zu das es einfach so an dir vorbei zieht, nutze die Chance die sich dir nun ergibt und reiss die Mauern ein :-), ich meine du hast deine Haare ja nicht für ihn rot gefärbt, sondern für dich. Alles was du ab jetzt tust, tust du für dich!

Alles Liebe
Epines

Epines

hallo liebe Darkness

Du sagtest: **Ich habe soviel erkannt und weiss nun, dass alle Verletzungen, von mir selber kamen.**

An genau diesem Punkt war ich auch einmal. Wichtig ist die Zusammenhänge zu erkennen. Manche die als Kind Gewalt ausgesetzt waren, sei dies nun körperlich, sexuell, oder emotional gehen oft einen ähnlichen Weg. Ich nenne ihn Missbrauchskarriere. Viele meiner Freunde und Bekannten mit einer diesbezüglichen Altlast haben sie hinter sich. Leider kenne ich sehr junge Leute denen früh "geholfen" wurde und diese Karriere dennoch nicht erspart blieb, irgendwie sehe ich es als den Weg, den Menschen gehen, die unter unmenschlichen, oder würdelosen Bedingungen aufwachsen mussten.  Natürlich wäre es wundervoll eine hilfreiche Therapie zu finden, die gerade jungen Menschen erspart, später immer wieder durch die Hölle zu gehen , aber ich denke, da werden wohl noch viele Jahre vergehen bis es wirklich soweit ist.

Meine Karriere (multipler Missbrauch, Depression, SVV, Drogen, Promiskuität, Unterdrückung, Vergewaltigungen als erwachsene Frau, Prügelknabe eines frustrierten Ehemannes, Horrorbeziehungen), war demnach vorbestimmt, ich hätte es in meiner Unreife nicht ändern können, lange Zeit nicht, auch nicht mit dem Wissen um die Zusammenhänge. Ich  brauchte vermutliche diesen Weg um zu reifen und um zu erkennen, dass man als erwachsene Person bei sich selber suchen muss.

Erwachsen sein, was bedeutet dies, ab wann ist man wirklich erwachsen? Ich hatte selber immer das Gefühl nie Kind gewesen zu sein, aber ich war auch nicht wirklich erwachsen, verhielt mich kaum so wie es Erwachsene tun, denn ich ließ immer andere über mein Leben bestimmen, ließ mich manipulieren und erpressen. Von meinen toxischen Eltern, dem Ehemann, Freund, Freundin, Arbeitgeber usw. Im Grunde begab ich mich von einer Abhängigkeit in die Nächste, dachte jedoch oftmals selbst entschieden zu haben. Na ja nachher ist man immer klüger.

Genau wie du schriebst "die Verletzungen kamen von mir selber" war es auch bei mir. Im Grunde war mein Ehemann (ein paranoider Psychopath) das Abbild meines Vaters, dass ich mir ausgesucht hatte um mich weiterhin zu bestrafen und zu verletzen. Indem er mich wie Dreck behandelte, bestätigte er mir auch mein Selbstbild und seine Schläge, verbal wie körperlich waren eine neue Art SVV für mich. Natürlich erkannte ich dies alles erst nach der Beziehung. Aber als er sich von mir trennte, war dies für mich eine immense Befreiung, auch wenn ich zuerst in ein tiefes Loch fiel, denn ich sah es als riesige Demütigung an von einem Mann verlassen zu werden.

Wenn ich ganz ehrlich bin, tat mir diese Demütigung sogar mehr weh als sein Verlust, denn eigentlich war ich ja unendlich erleichtert, dass ich ihn los war, denn ich selber hätte es wohl jahrelang nicht geschafft mich zu befreien, unter anderem auch weil er mir gedroht hatte mich umzubringen, wenn ich ihn verlassen würde, aber dies ist eine andere Geschichte.

Wie du siehst hatte ich nicht nur diese eine Beziehung mit einem depressiven Freund, sondern war auch schon verheiratet und egal wie viel ich über mich dazu lerne und weiss dass ich auf solche Männer abfahre, passiert es mir immer wieder, dass ich genau solche Menschen faszinierend finde, die mich total herunterziehen würden. Als Freunde ok, aber als Beziehung die Hölle! Ich vermutlich dasselbe auch für sie, darüber habe ich keinerlei Illusionen.

Heute bleibe ich lieber alleine, denn meine Ansprüche an eine Partnerschaft sind viel zu gross geworden, denn ich lass mich kein bisschen einengen und einschränken und ich bin wohl auch zu egozentrisch geworden, denn heute kann ich deutlich artikulieren was ich möchte.

**Ihr Leid regelrecht gefeiert und zelebriert hat.**

Da sagst du etwas Wahres! So erging es mir auch, obwohl ich manchmal wusste, dass mich die erst beginnende Beziehung in eine schmerzhafte Abwärtsspirale ziehen würde, ließ ich es zu, ja war vom beginnenden Schmerz fasziniert und wollte wissen wie weit ich mich verletzen lasse, wollte wissen wie viel Schmerz ich wohl aushalten könnte... Für jemanden der "Normal" ist und dies evt. liest, muss sich dies wirklich abartig verrückt anhören. Ich meine, sogenannt Normale beenden eine Beziehung, wenn sie merken, dass es nie klappen wird.

Na ja liegt alles hinter mir, ist für immer vorbei, so hoffe ich wenigstens :-)

Dies nur meine Gedanken zu deinen Worten.

Alles Liebe
Epines

Darkness

Guten Morgen meine Liebe Epines,

ich brauchte erstmal ein bissi Zeit, zum nachdenken und verarbeiten, was dir geschehen ist und mir, um meine Wunden zu lecken, vielleicht. Letzten Samstag vor 10 Jahren hatten wir uns kennengelernt, da rutschte ich in leichte Melancholie. Denke das ist ok und darf auch sein.

Wenn ich bedenke und lese, was du erlebst hast, erscheint das was mir widerfahren ist so nichtig und klein. Wenngleich auch das ausreichte, um mich zum emotionalen Krüppel zu machen und auch ab und an körperliche Gewalt da war aber trotzdem. Jedes Leid ist schlimm und prägt einen für das weitere was kommt. Du hast dich befreit und ich bewundere dich für deine Kraft und deinen Mut.

"ich hätte es in meiner Unreife nicht ändern können, lange Zeit nicht, auch nicht mit dem Wissen um die Zusammenhänge. Ich  brauchte vermutliche diesen Weg um zu reifen und um zu erkennen, dass man als erwachsene Person bei sich selber suchen muss." Ich weiss heute soviel mehr wie noch vor ein paar Jahren, immer mehr fügen sich die Puzzleteile zusammen, allerdings frage ich mich, bin ich reif genug, mein Wissen auch umzusetzen und zu leben? Manchmal spüre ich so eine Kraft und Power in mir und manchmal fühle ich mich so schwach. Bleiern, als liesse man alles einfach nur geschehen. Manchmal denke ich, lass einfach alles so wie es ist. Bleib so wie du bist und gut ist. Dass ich damit vermutlich nicht richtig weiterkomme in meinem Leben, zeigte mir ja die Vergangenheit zur Genüge, mein roter Faden, immer wiederkehrende, sich wiederholende Zusammenhänge, Begegnungen usw.

Hm, das mit der Partnerwahl kann ich auch nachvollziehen und bestätigen. Ich war auch mal verheiratet, mit dem Vater meiner Tochter. Wenn ich mal so zurückdenke, waren sie alle net ganz sauber. Er zb. war Spielsüchtig, auch Scheiße gewesen. Vermutlich zieht man das wirklich an.

"Heute bleibe ich lieber alleine, denn meine Ansprüche an eine Partnerschaft sind viel zu gross geworden, denn ich lass mich kein bisschen einengen und einschränken und ich bin wohl auch zu egozentrisch geworden, denn heute kann ich deutlich artikulieren was ich möchte."

Das kann ich nur unterschreiben. Ich bin auch zu alt, um Kpmpromisse zu machen, mich einengen zu lassen und ich habe vor meiner letzten Beziehung ja schon lange alleine gelebt. Ich mag mir auch nichts mehr vorschreiben lassen, mir wurde oft vorgeworfen in meiner letzten Beziehung, dass ich mein Ding einfach durchziehe, meine Tiere wurden mir vorgeworfen (glaube da war auch echt Eifersucht mit im Spiel), wie auch immer, habe die Tage gerade so an unsere beiden Kitten gedacht, sie geschmust und festgestellt, dass sie uns soviel mehr geben als er, als er noch da war. Traurig, es ist traurig aber es ist nichts mehr da. Ich merkte bei dem Gespräch bereits, dass er mir so fremd war. Traurig, ich finde es traurig, das nach verhältnismässig langer Zeit nichts mehr da ist.

Ich hatte mal einen Freund, nicht lange, weil ich ihn nicht liebte aber er sah mein Strahlen in den Augen, er sah wie glücklich ich war, nur in der Nähe von Pferden zu sein und wie gut es mir tat. Damals hatte ich noch keine eigenen. Er hat es gesehen, wahrgenommen, gespürt, gefühlt. Mein Ex hat es nicht gesehen oder empfand es vielleicht als Bedrohung, keine Ahnung. Jedenfalls hat er es nie als einen Teil, einen sehr wichtigen Teil von mir angenommen. Es gab oft Ärger deswegen. Ich frag mich, ob das Liebe war, ob überhaupt jemals Liebe da war oder was es war. Aber ich versinke jetzt nicht in dumpfen Brüten, um die Antwort zu finden. Nur, es muss ja einen Grund geben, warum plötzlich alles nichts ist.

Mein Ex hatte keine wirkliche Beziehung vor mir, vielleicht wollte er einfach nur eine haben, irgendwo dazugehören. Und das würde dann, wie geschehen eben auch nicht reichen, wenn es hart wird. Wie heisst es so schön, Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe. Tja, mein Resümee...traurig...;-)

Habe auch einfach mal geschrieben, was mir in den Sinn kam.

Wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche, alles Liebe
Darkness


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