Nur Mut! :)

Begonnen von alt bekannter Gast, 02 September 2012, 17:43:47

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alt bekannter Gast

Hallo,

nach langer Überlegung habe ich mich nun doch dazu entschieden hier was ins Forum zu posten.
Ich möchte einwenig erzählen, wie es mir erging mit meinen Depressionen. Ich hoffe, dass ich vlt. den ein oder anderen damit Mut machen kann, weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben! Ich möchte zeigen, dass man es schaffen kann!

Nun gut, wie ich gerade oben geschrieben habe, ich hatte Depressionen, und das seit meiner Kindheit. Die Gründe lagen wohl in einigen schlechten Erfahrungen als Kind/Jugendliche und zu vielen kleinen Problemen im Umfeld. Mir wuchs einfach alles über den Kopf. Ich konnte und wollte mich lange nicht mitteilen. Letzten endes versuchte ich mir durch Selbstverletzung klar zu machen, dass ich (noch) lebe. Ich wollte nur noch den Schmerz spüren. Mir war klar, dass mich das noch um einiges mehr in dieses dunkle Loch zerren wird. Aber wenigstens für ein Paar Sekunden Adrenalin habe ich gemerkt, dass ich noch da war.

Kurze Zeit später habe ich mich hier im Forum/Chat wieder gefunden. Ich wollte mich austauschen, einfach anonym schreiben. Was dabei rauskam war sehr interessant..Zum einen habe ich echt Freunde gewonnen, die mir gut getan haben. Ich konnte mich öffnen, habe das erste mal von meiner wahren Kindheit erzählt. Aber es gab leider auch viele Momente, in denen mir der Chat/Forum nicht gut getan hat. Es hat mich regelrecht runtergezogen, da ich mich zum Teil nicht mehr abgrenzen konnte. Trotzdem möchte ich betonen, dass gerade die Beziehungen, die ich durch das Forum hier gewonnen habe mich dazu bewegt haben was zu unternehmen. Ich habe zwar laaaange nichts unternommen, das war sicherlich auch schlecht, denn man rutscht mit der Zeit ja immer mehr ins finstre Loch und man hat dann irgendwann gar keine Kraft mehr.

Im März 2009 hat mich also ein guter Freund dazu gebracht zu meinem Hausarzt zu gehen und ihm von meinem Problem zu erzählen. Er (der Hausarzt) war sichtlich geschockt als ich gewisse Begriffe (u.a. Selbstmord) in den Mund nahm. Doch ich konnte ihm versprechen, dass ich mir zunächst nichts antue, ich es versuchen will. Er hat mir also einen Überweisungsschein für einen Psychotherapeuten ausgestellt und mir Antidepressiva verschrieben. Nun ging die Sucherei los... Wo bekomme ich nun bitte einen Therapeuten her, v.a. wenn man von vielen Chattern gelesen hat, dass man mehrere Monate warten muss..? Doch da hatte ich wieder meine gewonnenen Freunde, die mich unterstützt haben. Sie haben mir Adressen rausgesucht und ich hab angerufen. Es hat mir sehr viel Überwindung gekostet da anzurufen. Doch...zum Glück, es ging ja immer nur ein Anrufbentworter dran. Doch bei einer Therapeutin bin ich durch gekommen. Ich habe meinen Freunden versprochen, errlich zu sein, also habe auch ich ihr von meiner Situation erzählt und 3 Tage später hatte ich, wie durch ein Wunder, einen Termin bei ihr. Das war vlt mein größtes Glück, dass ich je erlebt habe! Wer weiß was geworden wäre ohne diesem schnellen Therapiebeginn?!  Ich bin zum Glück auch mit meiner Therapeutin größtenteils zurecht gekommen. Klar, es gab Momente, in denen ich einfach wieder alles hinwerfen wollte. Und ja, die Psychoanalyse war sehr anstrengend, bin oft schlechter rausgegangen als ich gekommen bin. Und ja, ich bin zunächst noch tiefer rein gerutscht. Und genau da fand ich es wieder gut, HIER schreiben zu können.

Es war keineswegs einfach, und oft habe ich geglaubt, es wird nie besser. Habe deswegen auch des öfteren mit meiner Therapeutin gestritten.
Und es war auf jeden Fall schwer über gewisse Problematiken zu sprechen und ich hatte immer Angst davor, wirklich offen zu bleiben und klar zu sagen, wenn ich stärkere Suizidgedanken hatte. Ich hatte mit meiner Therapeutin ausgemacht: Ich gehe in keine Klinik, denn wenn ich einmal dort bin, dann wäre ich eh bei der Gesellschaft unten durch usw.. ich meinte nur, dann würde ich es erst recht versuchen. Es war also klar, ich gehe nur in eine Psychiatrie, wenn ich wirklich ABSOLUT nicht mehr kann! Andererseits habe ich ihr auch versprochen zu erzählen, wenn es mir schlecht geht. Wir hatten also kein Tabu für dieses Thema! Das ist echt wichtig! Ich fand es gut, sich einfach mitteilen zu können!

Nun, ich habe also dort eine Psychoanalyse gemacht, 280 Stunden und das in 3 Jahren.
Im Oktober 2011 habe ich meine Medikamente abgesetzt, mein Psychiater meinte dann, ich habe keine Depressionen mehr. Ich fühlte mich auch so. Es ging mir besser! Ich habe einige Lebensänderungen gehabt, ich bin zu Hause ausgezogen, habe eine Ausbildung begonnen.
Ich hätte es nie gelaubt, dass ich da je wieder rauskomme! Für mich war damals einfach alles nur schwarz! Es war wichtig, dass ich Leute hatte, die mir geholfen haben, aberdazu hat auch gehört, dass ich mich mitteile!

Mittlerweile ist es so, dass ich offener mit meiner Lebensgeschichte umgehe. Meine Freunde wissen bescheid, meine Familie weiß bescheid, meine Klassenkameraden wissen bescheid. Und das lustige ist, sobald ich mich öffne, öffnen sich auch die anderen leute und teilen sich mit. Auf einmal kommen viele zu mir und erzählen selber, dass es ihnen nicht gut geht usw. Und da kann ich nun helfen. Ich habe meine Erfahrungen gemacht. ich weiß nun einwenig wo es drauf ankommt. Ich verstehe die Leute mit Depressionen viel besser, da ich ja selber diese Erfahrung gemacht habe.
Auf einmal bin ich zu einem dieser oben genannten Freunde geworden, die einen Helfen z.B. einen Therapeuten zu finden oder die einfach nur da sind und zuhören!

Seit 1 Jahr bin ich also nun ohne Depression. Es ist klar, nicht jeder Tag ist gut und schön. Aber so ist das Leben nun einmal. Das Leben wäre ja vlt. auch viel zu langweilig. Das Leben ist eine Herausforderung im gewissen Mase. Ich habe in der Therapie gelernt wie ich mit gewissen Situationen umgehe. Und mir ist auch klar geworden, ich kann meine Kindheit nicht ändern, und ich darf dem nicht hinterher trauern. Ich muss eine Türe schließen um eine andere öffnen zu können! Ich blicke in die Zukunft. Meine zukunftstüre steht mir offen! Ich LEBE wieder  mit vollen Zügen und ich bin einfach nur dankbar, dass ich noch lebe!

Ich wünsche euch allen, die ihr unter irgendeiner psychischen Erkrankung leidet viel Mut zum Offensein! Ich weiß, es ist nicht leicht! Aber was würdet ihr denn mehr verlieren als sich nicht zu öffnen und dann zu sterben? Ihr habt nicht mehr zu verlieren als euer Leben (wenn es denn euch so schlecht geht).
Und ja, ich wünsche euch Durchhaltevermögen! Es ist nicht immer leicht, gerade die therapien sind schwer, es zieht einen womöglich noch mehr runter!
Ich wünsche euch Kraft um euren eigenen Schatten zu überspringen!

Ich wünsche euch allen, dass ihr eure Leben wieder in vollen Zügen genießen könnt!

Und vlt hilft dem ein oder andren der Spruch: Man kann nur Türe öffnen, wenn man die Türen von gestern geschlossen hat!

Und noch einen letzten Satz, den ich in meiner Therapie gelernt habe und der mir wirklich immer wieder Mut macht:
Ich kann meine Gegenüber nicht verändern!
Ich kann nur mein verhalten ändern,
und durch diese änderung, ändere ich meine Gegenüber!

Somit habt Mut euch selbst zu ändern!

Herzlichen Dank allen meinen Freunden, die für mich da waren, als es mir schlecht ging :-*

Ein Gast

Adrenalinpur

Hallo Gast danke, dass Du uns deine guten Erfahrungen geschildert hast, ich finde das toll und ich wünsche dass viele hier auch so einen positiven Weg finden.

Gruss Adre

Alanja

Ich beneide Dich sehr darum, dass Du da bist wo Du jetzt bist. Ich habe eine 11jährige Tochter, die ich nicht alleine oder zu ihrem Vater geben kann, wenn ich in eine Klinik gehen würde, was für meine Situation sicher das beste wäre. Ich muss einen anderen Weg finden, aus meiner Depression und vielleicht auch Burnout herauszukommen. Seit 2 Wochen habe ich einen Therapeuten - der Weg zu ihm war nicht leicht. Aber zu ihm hab ich Vertrauen - schon von der ersten Minute an. Ich habe noch 3 Probesitzungen, dann muss die KK entscheiden, obs weitergehen darf. Er hat dann auch erst mal Urlaub und ich frage mich, wie ich die Zeit überbrücken soll, bis es weitergeht. OK, ich habe seit 8 Jahren Depressionen, da kommst nicht mehr auf ein paar Wochen an. Aber trotzdem habe ich Angst. mir gehts von Woche zu Woche schlechter, da auf mich zu allem Unglück auch noch eine berufliche Veränderung zukommt, der ich mich momentan nicht gewachsen sehe.Kennt Su das? Manchmal möchte man am liebsten ganz tief unter mehreren Decken verschwinden und nie mehr aufwachen.

Epines

Hallo alt bekannter Gast

Wie schön, dass es dir heute gut geht und danke für die Mut machenden Worte.

**Und vlt hilft dem ein oder andren der Spruch: Man kann nur Türe öffnen, wenn man die Türen von gestern geschlossen hat!

Und noch einen letzten Satz, den ich in meiner Therapie gelernt habe und der mir wirklich immer wieder Mut macht:
Ich kann meine Gegenüber nicht verändern!
Ich kann nur mein verhalten ändern,
und durch diese änderung, ändere ich meine Gegenüber!**

Das kann ich aus eigenen Erfahrungen nur bestätigen, aber manche Türen sind verflixt schwer zu öffnen, vor allem wenn die Schlösser total verrostet sind...

Alles Liebe dir und weiterhin Gesundheit und viel Glück!
Epines


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