Kein Betreff 6

Begonnen von AlterEgo, 26 August 2012, 21:37:57

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AlterEgo

Zu spät

Sie sollten eigentlich eins sein;
Ein blühender Berg,
ein fester Grund und fröhliches Leben.

Doch die Pflanzen sind früh verkümmert,
von außen schien keine Sonne,
die innere Wärme kam nicht durch den Stein.

Kälte und Einsamkeit,
nicht bunt, nicht grün-grau.
Nicht warm, nicht windig- totenstill.


Die Samen sind noch da,
sie warten auf Sonne, sie warten auf Regen,
sie warten auf Erde, sie warten auf Wärme.

Doch noch ist alles still.
Jahrhunderte schon, alles ruhig.
Sie warten auf Sonne, sie warten ewig.

Jahrhunderte werden zu Äonen,
kein Luftzug, keine Wolken.
Sie warten auf Regen, sie warten nicht ewig.

Äonen folgen Äonen,
keine Erde, keine Wärme,
Irgendwann - warten sie nicht.


Anthrazitene Stille, feuriger Kern.
Meter über Meter graues Gestein
- regungslos für immer.

Noch ist alles Still,
Jahrhunderte schon, sieht man sie kaum,
Schwarze Risse im dunklen Basalt.

Jahrhunderte wurden zu Äonen,
Feuer, Aufruhr und Tumult-
an der Oberfläche: alles kalt.

Äonen folgen Äonen,
es wird bald brodeln und zischen,
von außen merkt man es nicht.


Beim Ausbruch ist niemand mehr nah,
Flucht, Abstand, Sicherheit.

Doch die Stille ist gebrochen,
die Wärme ist da.

Raum für Leben ist geschafften.
Die Möglichkeit ist tot.











"Neue Sachlichkeit" ist keine Stilrichtung, sondern eine Lebenseinstellung- jeden Morgen wieder.

Ina

Das gefällt mir sehr, sehr gut. Ich finde, man kann sehr viel in Deine Worte
hinein interpretieren und sie auf verschiedene "Gegebenheiten" / Situationen
beziehen. Der letzte Absatz spricht mich besonders an - ein interessanter
Abschluss für ein Gedicht. Regt mich auf jeden Fall zum Denken an!
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)