Selbstmord oder Leben beenden?

Begonnen von Emilie, 25 Mai 2012, 19:03:49

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Emilie

Ich habe gerade ein Interview mit Augusten Burroughs gesehen und er erzählt davon, dass er sich selbst als Teenager hatte umbringen wollen, dass er jetzt aber erkannt hat, dass er (und die meisten) die Selbstmord begehen, sich nicht töten möchte, sondern ihr Leben beenden.

Also in dem Sinn, dass man es komplett ändert? Ich fand den Ansatz klasse, habt ihr auch schon einmal darüber nachgedacht einfach aus dem jetzigen Leben zu verschwinden, alle Brücken abzubrechen und neu anzufangen? Ich stell mir das schwierig aber auch machbar vor.
Wie sehe das Leben aus, dass ihr, wenn ihr es einfach festlegen könntet, leben wolltet?

Freudestrahlend

Mein Leben sähe äußerlich gar nicht groß anders aus. Aber ich hätte eine ganze Menge kontinuierlicher Lebensfreude und viel weniger Angst vor Veränderungen.
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Hobo

Hm, ich nun wieder. Emilie, ich würde dich bitten, das doch etwas genauer zu definieren. Der Unterschied zwischen sich töten und sein Leben beenden ist mir nicht ganz klar. Ändern kann ja nicht das Ende des Lebens bedeuten. Aber vielleicht habe ich da auch nur ein Verständnisproblem. Wohl auch aus dem Wissen heraus, dass das Leben immer tiefe Spuren hinterlässt. Und auch tief im Bewußtsein eingebrannt ist. Man kann das nicht so einfach mal eben ändern.

Sollte der Thread dann nicht besser "Selbstmord oder Leben ändern" heißen?

lg
Hobo

Emilie

#3
Klar Hobo, man kann nicht alles löschen... aber ich denke doch, dass man sich manchmal trauen sollte zu träumen, sich eben zu überlegen welches wäre das neue Leben, dass ich gerne hätte oder wie wäre das Leben, dass ich nicht beenden möchte.

Weißt Du ich denke, wenn man so weit ist, dass man sich das Leben nehmen möchte, dass man dann ja im Grunde "nichts mehr zu verlieren hat". Ist man nicht dadurch auch irgendwie frei sich aus dem was man der Gesellschaft oder Freunden zuliebe erträgt einfach mal testweise zu entwinden?

Und doch, auch wenn ich es bislang nicht so betrachtet habe, ich würde sagen, dass Leben was ich gerade führe ist ein anderes als das welches ich hatte, als ich ganz tief in meinen Depressionen steckte. Ich hatte damals das Glück, dass ich den Job, der ganz massiv zu meiner Krankheit beigetragen hat, verloren habe und gleichzeitig ne stationäre Therapie anfing. Klar habe ich heute noch Probleme und ich nehme auch gerade wieder Antidepressiva um mich davor zu schützen dorthin zurückzukommen wo ich war.

Bei mir war es keine bewußt herbeigeführte Veränderung also nicht so aktiv, klar wollte ich da ja hin.

Aber ich höre sehr oft von unglücklichen Menschen, was sie alles, zugunsten anderer, nicht ändern können, wo sie sich weiter opfern müssen, was sie weiterhin nicht tun dürfen warum sie diesen Job weitermachen müssen, weil es unmoralisch wäre erwerbslos zu sein. Blöde Gedanken die ich mir auch oft mache. Und dabei riskiert man sein Leben ganz. Wenn ich mich traue die Welt und die Menschen ganz hinter mir zu lassen in dem ich dem Leben ein Ende setze, kann ich dann nicht auch einfach erstmal nur die Erwartungen an mich aufgeben und mich trauen zu träumen. Einen völlig unrealistischen Lebensentwurf zu erstellen um erst danach realistisch zu prüfen was davon alles umsetzbar ist. Ich habe doch in dem Moment nichts mehr zu verlieren, weil töten kann ich mich dann ja immer noch.

Nicki

Das Problem mit dem "anderen Leben" dürfte sein, das man seine Probleme ja nicht eben zurücklassen kann, sondern mitnimmt.
Vielleicht geht es ein paar Monate gut, aber irgendwann läuft doch alles wieder in den ähnlich schiefen Bahnen wie vorher.

Ich wollte früher immer Urlaub von mir selbst machen - da gibt es das gleiche Dilemma!

Ansonsten kann "Leben beenden" nur das bedeuten, was man mit einer langfristigen Verhaltenstherapie erreicht. Das eigene Leben nach und nach umzustrukturieren und was nicht änderbar ist, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Und das kostet sehr viel Zeit, Geduld und Energie!

Emilie

Ja Nicki da geb ich Dir recht. Ich lebe auch mit meinen Traumatas, die nimmt mir so schnell auch keiner. Wenn viel zusammen kommt, dann bin ich auch alles andere als sicher. Und vielleicht ist es auch etwas drastisch ausgedrückt, aber ich glaube tatsächlich, dass es bei einigen den Kern trifft. Ich habe mich auch schon mit Selbstmordgedanken auseinandergesetzt und bei mir war es wirklich so, dass ich es nicht mehr länger hätte ertragen können zuhause zu leben. Ich bin dann zum Studieren weg gezogen. Und klaro habe ich meine Probleme mitgenommen. Aber es hat mein Leben soweit verändert, dass ich genug Kraft hatte erstmal weiter zu machen. Das (alte) Leben zu beenden dauert natürlich für dauerhaft länger. Aber reicht nicht auch eine intensive gute Phase ersteinmal zu überleben und um dann Mut zu schöpfen um konsequent das zu beenden, was einen Krank macht?

Epines

Hallo Emilie

Sein Leben total zu verändern, könnte für manche die Freiheit und Gesundung bedeuten. Ich habe diesen Schritt gewagt und ihn nie bereut, aber ich war vermutlich privilegiert indem sich mir eine Chance für ein total anderes Leben bot. Alles was ich zu tun hatte war anzunehmen.

Viele die ich kenne wollen sterben, weil sie keine Möglichkeit haben ihr Leben zu verändern, denn im Grunde wollen sie nicht sterben, sondern einfach nicht so leben wie sie es müssen, warum auch immer.

LG
Epines

kathi


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