Ich kann langsam nicht mehr kämpfen!

Begonnen von DerKaefer, 15 Mai 2012, 18:19:54

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DerKaefer

Hallo liebe Leute,

ich habe beschlossen, mich an dieses Forum zu wenden, weil ich langsam keine Kraft mehr habe. Ich bin in Therapie, ich kämpfe gegen den Schneiddruck und werde von Tag zu Tag trauriger. Vor einem Jahr habe ich meine große Liebe verloren, wir waren 4 Jahre zusammen.
Wir waren 4 Jahre lang sehr glücklich, haben zusammen gewohnt und alles hat funktioniert. Wäre da nicht diese schwarze Wolke gewesen, die sie immer bedrückt hat. Sie ist voller Selbstzweifel, auch in Therapie und hat sich vor einem Jahr von mir getrennt, weil sie nicht in der Lage ist, eine lesbische Beziehung zu führen. Ihr fehlt die Sicherheit, dass sie normal wirkt, dass ein großer, starker Mann an ihrer Seite steht, und die Leute eben nicht mehr komisch gucken.

Ich kämpfe mich seit über einem Jahr durch die unterschiedlichen Verarbeitungsphasen, mal Hochs, mal Tiefs. Aber seit einigen Wochen komme ich aus dem Loch nicht mehr raus.
Wir stehen noch in Kontakt, weil sie auch meine engste Vertraute ist. Das Problem ist, dass sie nach Phasen lebt. Mal braucht sie viel Nähe, mal gar keine. Und diese Phasen machen mich kaputt. Sie verdrängt die komplette Trennung, und wenn das mal nicht klappt, bricht sie komplett zusammen. Wenn ich mein altes Parfum auftrage, dann hat sie Tränen in den Augen.

Das Problem ist, dass ich schon als Jugendliche erheblich mit Autoaggressionen zu kämpfen hatte und auch keine gute Beziehung zu meinen Eltern. Nun fühl ich mich in demselben Sud wie vor zehn Jahren, und ich hab keine Kraft mehr dagegen anzukämpfen. Manchmal wünsche ich mir einfach nur, nicht mehr da zu sein, um diesen ganzen Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen.

Ich habe die Hoffnung, dass es besser wird, wenn ich den ganzen Kram hier mal aufschreibe. Falls das einer liest, danke ich schon mal fürs zuhören.

Epines

Hallo derKäfer

Das klingt alles sehr traurig, es ist schlimm wenn man sich liebt, aber nicht zueinander stehen, nicht über seinen Schatten springen kann. Um dazu zu stehen braucht es schon eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und dieses fehlt deiner Freundin scheinbar, ist schwer zu akzeptieren, aber wohl nicht zu ändern.

Bisexuell heißt auch immer hin und her gerissen zu werden und da man das Weiche einer Frau genau so schätzt wie die Härte eines Mannes kann man sich selten definitiv entscheiden. Für eine Partnerin, oder einen Partner ist dies schwer auszuhalten, denn man hat oftmals  das Gefühl dem anderen nicht zu genügen.

So wie du deine Freundin schilderst hat sie auch eine Altlast. Einerseits wollte sie keine Beziehung mehr mit dir, andererseits will sie dir trotzdem manchmal nahe sein. Ich verstehe gut, dass dich dies in heftiges Gefühlschaos stößt, insbesondere wenn du sie noch liebst.

Du hast selber gemerkt, dass dir der weitere Kontakt nicht gut tut und sie dich obwohl sie dich doch nicht mehr wollte, dennoch festhält.
**Wenn ich mein altes Parfum auftrage, dann hat sie Tränen in den Augen.**

Diese Tränen machen es dir vermutlich besonders schwer einen Schlussstrich zu ziehen, weil du ihr nicht weh tun willst. Aber was ist mit dir?

Manchmal ist es leider so, dass sich zwei Menschen die beide extrem belastet sind, gegenseitig hoch schaukeln und dann beide ziemlich tief fallen, ich selbst habe dies schon mehrfach erlebt. Ich hatte als Bordi Beziehungen mit anderen Borderlinern die allesamt in der Hölle landeten und es fiel mir sehr schwer mich zu trennen, obwohl ich genau wusste, dass ich mir mit weiteren Kontakten schaden würde. Im Nachhinein sehe ich es als massive SVV, ich ließ mich verletzen, was wesentlich einfacher und auch effizienter war, als es selbst zu tun.
Solange man in einer solchen Beziehung immer noch verstrickt ist, kann man die Sonne nicht mehr scheinen sehen.

Meiner Meinung gibt es nur eines und ich denke du hast es selbst auch schon heraus gefunden. Du solltest ihr ein Ultimatum stellen, entweder ihr seid zusammen und sie steht zu dir, oder ihr trennt euch ganz und der Kontakt wird abgebrochen, denn sonst kann dies jahrelang so weiter gehen.

Es geht hier auch um dich, du bist auch jemand!

Alles Liebe
Epines

DerKaefer

Erstmal vielen Dank für eure Antworten, und ja vermutlich habt ihr recht. Es ist sehr schwer mich als Jemand zu sehen. Ich glaube ich fühle mich am wohlsten wenn ich mich um andere kümmern kann. Das ist auch ein Grund warum ich diese Therapie begonnen habe, weil es leider so ist, dass man dann am Ende allein da steht.

Ich hab eine riesen Angst den Kontakt abzubrechen und bis jetzt noch nicht die Kraft dafür gefunden, denn auch in diesem Jahr gab es so viele unbeschwerte und schöne Moment, die wir Seite an Seite verbracht haben, ohne dass wir an unsere vergangene Beziehung gedacht haben. Aber seit einiger Zeit gelingt mir das nicht mehr und ich weiß nicht warum. Ich würde gern einfach nur nach vorne schauen und wieder die Sonne sehen können. Aber es ist so schwer diese Ungerechtigkeit zu akzeptieren, dass obwohl wir so gut zueinander passen, es doch nicht geht.

Ich muss wohl noch eine Weile kämpfen um eine Entscheidung fällen zu können. Im Moment, und da bin ich ganz ehrlich, habe ich den Arsch nicht in der Hose. Und ich weiß, dass es dann meine Schuld ist, dass ich daran so zu knabbern habe.