Mit Psychiater über Suizidgedanken sprechen?

Begonnen von Indigo7, 11 Mai 2012, 18:02:14

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Indigo7

Hallo,

ich stell mich vlt. mal kurz vor. Ich bin Student seit ca. 1 Monat in ambulanter Behandlung bei einem Psychiater.
Mein Problem ist das ich bei jedem Termin schon so nervös bin, das ich fast bis gar nichts mehr sagen kann.Einfach total blockiert. Dementsprechend gestalten sich das "Gesrpäch" etwas schwer, weil ich nur da sitze, zitter und nichts mehr sagen kann.

Er hat mich darauf angesprochen ob ich mich im moment so depressiv fühle und Suizidgedanken hätte oder woher die Blockaden kommen.

Aber ich kann ihm ja nicht sagen ich fühl mich depressiv oder nicht ich hab keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Personen, ich tu mir unheimlich schwer über Gefühle zu reden, weil sie nicht greifbar oder quantifizierbar sind...

Jedenfalls war und ist der Gedanke schon öfter da, dass es besser wäre wenn man nicht mehr leben würde. Aber ich habe total Angst davor mit ihm darüber zu reden bzw. es ihm aufzuschreiben. Was wären die Konsequenzen die mir im schlimmsten Fall passieren könnten, wenn ich mich ihm anvertraue?
Mir macht es schon Sorge, dass er mich einfach einkassiert und auf die geschlossene Station bringt, den da bin ich gelandet als ich bei meinem Hausarzt war und ebenfalls nichts sagen konnte, er hat mich direkt dort einweisen lassen. (Polizei, Handschellen etc. )

Ich würde gerne offen mit ihm reden, aber meine Sorge nicht mehr freien Fußes die Ambulanz verlassen zu dürfen ist recht groß. Außerdem habe ich auch wenig Zeit, da ich trotz alledem mein Studium auch noch etwas voran bringen muss. Auch wenn ich lieber nur im Bett liegen würde um zu grübeln. Was würdet ihr tun?
Habt ihr einen Tipp gegen Sprechblockaden oder geht es irgendwem ähnlich?

Danke im voraus!
LG Indigo7


Indigo7

Danke für deine Antwort :)

Ich hab das wichtigste auf geschrieben.. hab nächste Woche einen Termin mal schauen wie es wird... Ich drück ihm einfach den Zettel in die Hand.
Bin schon wieder so nervös.
Es fällt mir halt nicht leicht immer die passenden Worte zu finden. Letzte Stunde bei ihm habe ich gar nichts gesagt, in den letzten 5 min hab ihc ein  paar Bruchstücke aufschreiben können. Ich blamier mich da immer nur... oh man. Weiß auch in dem Moment gar nicht wie ich aus dieser Blockade raus kommen soll..


Aber danke für deine beruhigenden Worte! :)
LG

Paula

Hallo indigo,

zu deiner Angst, dich zu blamieren kann ich Pudel nur zustimmen: das tust du nicht. Der Psychiater kann damit umgehen, das kennt er zu Genüge von seinen Patienten und genau das ist auch sein Job.

Ich bin nicht bei einem Psychiater, sondern bei einem Therapeuten und kann deine Angst, in die geschlossene zu kommen, wenn du über deine Suizidgedanken sprichst, gut verstehen. Genau die Angst hatte ich auch, weil eine Therapeutin, bei der ich  nur für einige probatorische Sitzungen war, immer wieder von Einweisung gesprochen hatte. Heute weiß ich allerdings, dass die Behandler, die sehr schnell mit solchen Äußerungen sind, sich selbst überfordert fühlen. Das mag vielleicht auch bei deinem Hausarzt so gewesen sein, der ja nicht jeden Tag mit depressiven Menschen zu tun hat, wie dein Psychiater.

Mein jetziger Therapeut hört sich seit Monaten immer wieder meine Suizidgedanken an. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich Angst habe, dass er mich einweist, wenn ich darüber rede.

Genau so hält er es aus, wenn ich da sitze und kein Wort rauskriege. Er sagt oder fragt dann allerdings auch nichts, sondern lässt mir einfach die Zeit, die ich brauche. Das hat es für mich dann oft einfacher gemacht, weil ich dann nicht unter dem Druck stand, unbedingt was sagen zu müssen.

Vielleicht druckst du einfach das aus, was du in deinem ersten Posting geschrieben hast und zeigst dem Psychiater das. Das scheint doch genau das wiederzugeben, wovor und vor allem auch warum du Angst hast, offen zu reden.

Mach dir keine Gedanken, wenn es mit dem Reden nicht sofort so gut klappt. Ein Monat ist ja noch nicht lange und es braucht schon etwas Zeit, bis man zum Behandler ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat und sich öffnen kann. Gibt dir einfach ein wenig Zeit, du wirst deinen Weg finden. Und mach dich nicht nieder, wenn du aus der Sitzung kommst und mal wieder kein Wort rausbekommen hast. Dann eben beim nächsten Mal.

Ich wünsche dir ganz viel Mut und Kraft für deine nächste Sitzung!

Liebe Grüße von Paula

Freudestrahlend

Hallo Indigo,

die Zeit bei dem Psychiater ist DEINE Zeit. Es geht dort nicht darum, wie es auf andere wirkt, was du dort tust - oder nicht tust.

Ich wünsche dir viel Geduld und Vertrauen - auch zu dir selbst.
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Indigo7

Danke für eure Antworten, es ist gut zu wissen das man mit den Sprechblockaden nicht der einzige ist..
Ja der Arzt ist eigentlich ganz gelassen und ruhig, wenn ich nicht antworten kann drängt er mich auch nicht, aber ich setzt mich selber unter Druck, das ich die 1h bei ihm sinnvoll nutze..es soll ja auch irgendwie ökonomisch sein... und das ist wahrscheinlich mein Fehler. Ich geb mir selber nie genug Zeit, neige eher dazu zu funktionieren.. und am Ende der Sitzung die Enttäuschung über mich selbst.
Hoffentlich bringt es wirklich die Zeit...

Ich hab jetzt eine Erklärung von der letzten Sitzung geschrieben.. die werde ich ihm nächste Woche geben. Sie beinhaltet auch meine Sorgen bezüglich der Konsequenzen wenn ich mich über meine Suizidgedanken äußern würde. Im Endeffekt weiß ich auch nicht wie es weitergeht, ob ich eine Therapie bei ihm machen kann oder was so passiert und wie lange es alles dauert... Gedanken über Gedanken, Fragen über Fragen und doch bleibt der Mund geschlossen :(

Aber vielen lieben Dank für euer Interesse für mein Problem. Es tut ziemlich gut, sich mit jmd. austauschen zu können oder andere Erfahrungsberichte zu lesen :)