Trauer

Begonnen von Epines, 15 April 2012, 13:33:13

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Epines

Hallo liebe Leute

Das Statement eines Gastes über den Tod eines Arbeitskollegen hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, nicht zuletzt weil ich in meinem Leben schon etliche Bekannte durch den Freitod verloren habe. Mich belastet der Tod eines nahen Menschen meist über Jahre. Vielleicht kann ich einfach nicht loslassen, aber wer einmal den Platz in meinem Herzen gefunden hat, behält den für immer. Ich kann nicht an meine verstorbenen Personen denken ohne in Tränen auszubrechen und mich erneut vom Schmerz über ihren Verlust überrollen zu lassen.

"Zeit heilt alle Wunden" sagt man, aber bei mir scheinbar nicht. Ich bin aber wie immer tapfer und schlucke den Kloß hinunter.

Wenn ich versuche mit anderen darüber zu reden, verstehen es nur Gleichgesinnte, alle anderen kommen mit Sprüchen wie:" Du musst sie endlich loslassen", ich weiss das alles, sage es ja auch oft selber, aber wie lasse ich jemanden los der mir so unglaublich fehlt, der mir so wahnsinnig viel bedeutet hat, der mein Fels in der Brandung war?

Ich weiss auch, dass es vermutlich mit meinem Krankheitsbild zu tun hat, der Angst verlassen zu werden. Diese Angst ist jedoch auch dadurch entstanden, dass ich verlassen wurde. Ich habe mit 10 Monaten im Grunde meine Mutter verloren, die mich damals zur Großmutter brachte. Heute sehe ich dies als Glücksfall, denn so hatte ich immerhin 4 Jahre eine glückliche und unbeschwerte Kindheit und das Gefühl, dass es einen Menschen gab der mich wirklich liebte und dem ich wichtig war.

Sie war einfach alles für mich, verstand mich, wusste auch ohne  auszusprechen wie traurig mein Leben mit meinen Eltern war. Sie war meine wirkliche Mutter und in ihrer Gegenwart zu sein, bedeutete mir als Kind schon alles, sie war meine Heimat, mein Schoss auf dem ich mich geborgen und geliebt fühlte.
Um mich war meist alles schwarz, begleitet von Schmerz, Scham und grenzenloser Traurigkeit. Nur sie war in der Lage mein Leben für jeweils kurze Zeit in Licht zu tauchen, nur bei ihr durfte ich ich sein, konnte ich Lachen. Um dann wieder tief ins Dunkel abtauchen zu müssen.

Jeden Schulurlaub verbrachte ich bei ihr und als ich wieder heim musste starb ich jedes Mal ein bisschen mehr. Der Abschied tat so unglaublich weh, jeden Tag weinte ich mich in den Schlaf.
Als Kind war ich in tiefster Depression gefangen, keinen kümmerte es, am wenigsten die Verursacher. Die Tage bei meiner Großmutter waren wie Freigang im Strafvollzug, aber die Gewissheit in den düsteren Kerker zurück zu müssen war für beide schwer zu ertragen.

Man wird von alleine gross, stimmt schon...

Ihr verdanke ich so viel, meine Kraft weiter zu leben, überhaupt zu leben und als sie starb wurde mir dies alles genommen. Mit ihr starb alle Hoffnung, alles Licht, alle Liebe die ich nur bei ihr fühlen konnte.
Ich weiss, sie hätte dies alles nicht gewollt...

Das ist nun über 20 Jahre her aber an meinen Gefühlen zu ihr hat sich nichts verändert. Meine Sehnsucht nach ihr ist nach wie vor da.

Dazu kommt, dass ich im Laufe der letzten Jahre sechs Menschen verloren habe die mir sehr viel bedeuteten. Davon hat nur  Karen  geschafft sich selbst ins Jenseits zu befördern und ihr Tod macht mir neben dem meiner Großmutter am meisten zu schaffen.

Ich fühle heute viel zu viel und muss mich oft zwingen auf Eis zu schalten, klingt verwirrend ich weiss, aber ich denke mal dass einige unter euch genau wissen was gemeint ist.
Z.B. unten auf der Hauptstraße haben zwei Autofahrer bei einem Wettrennen die Kontrolle über die Fahrzeuge verloren, dabei wurden alle schwer verletzt und ein 17 jähriges Mädchen verstarb noch an der Unfallstelle. Jedes Mal wenn ich da vorbei fuhr konnte ich den Schmerz ihrer Mutter fühlen, vermutlich habe ich es mir nur eingebildet, aber es hat mich jedes Mal heftig getroffen und dauerte über ein Jahr lang.
Dabei ging es mir so wie dem Gast, ich fühlte sofort eine Sinnlosigkeit die sich breit machte, Gedanken von Aufgeben blitzten auf. Dies geschah allerdings vor Karens Tod, der dann sowieso mein ganzes Denken  veränderte.

Warum kann ich nicht loslassen?

Nichts hilft, ich habe schon hunderte von Gesprächen darüber geführt, etliche Rituale hinter mir, seitenlange Episoden und Anekdoten aus unserem gemeinsamen Leben geschrieben, sie versucht zu verdrängen, aus meinen Gedanken zu schieben, die Musik die sie mochten nicht mehr zu hören, aber getriggert durch ähnliche Anlässe kommt immer wieder alles hoch.

Wir Menschen sind fühlende Wesen, manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, wo ich nichts fühlen konnte...

Epines


mixery

                      Hallo liebe Epines

ich hab deinen beitrag grade mehrmals gelesen und ich finde mich grade darin wieder ...mich noch vor nicht all zu langer zeit .
was hab ich nicht alles versucht um diesen schmerz des verlustes loszuwerden ...verdrängung , alles versuchen zu vermeiden was irgendwie damit zu tun hat, ich war nicht mal mehr in der lage filme zu schauen in denen jemand starb oder szenen in denen jemand beigesetzt wurde musste ich wegschalten .es war immer ein gehetzter zustand in dem ich war , immer auf der hut und immer auf der flucht dies alles zu vermeiden, dennoch holte es mich regelmässig ein und dann immer mit geballter ladung . das lag daran das ich der meinung war ich könnte den schmerz nicht ertragen .
mittlerweile weiss ich das ich es kann , ich halt den schmerz aus und ich laufe nicht mehr weg , lerne das geschehene zu akzeptieren . lerne das es so schlimm war und ist das es eben nie vorbei ist das es mein leben grundlegend verändert und geprägt hat.
und wenn ich weinen muss dann weine ich das bin ich nun mal ...ein mensch zu nah am wasser gebaut seit jener zeit.
ich hoffe du verstehst was ich meine ...das zuzulassen war so schwer am anfang doch nach hartem training wurde es besser und meine tage wurden heller und das beste war das die schönen erinnerungen wieder kamen ...die waren viele jahre einfach weg ...weggejagt von meiner panik dem schmerz nicht gewachsen zu sein
im übrigen sehe  ich menschen mit viel zu viel gefühl als sehr starke menschen an , denn gefühle zulassen wenn sie einen überfallen können nur die wenigsten ...*dich mal drück*
lg mixie :)





Epines

Hallo liebe Mixie

Du hast Recht, man kann, resp. muss mit diesem Schmerz leben und auch ich versuche jedes Mal, wenn die Erinnerungen mich so heftig schütteln, an die schönen Ereignisse zu denken die wir zusammen hatten. Ich kann mir vorstellen, dass es bei dir noch viel schlimmer ist, *dich mal ganz lieb drücke*.

Die Sinnlosigkeit von Karens Freitod, all die Umstände die sie regelrecht dazu trieben und ihr verzweifelter Versuch zu überleben, machen es mir so schwer. Sie hatte wirklich alles versucht, aber es kam immer wieder Neues dazu und damit kann man einfach schlecht fertig werden.

Lange habe ich die Schuldigen gesucht. Hauptschuld tragen nach ihren Eltern, die sie jahrelang missbraucht  und immer noch fest im Griff hatten, ihre Therapeuten die sie regelrecht in den Tod trieben! Ich weiss man sollte dies hier nicht so offen sagen, aber psychisch Kranke sind nun mal ein Milliardengeschäft und je länger Therapien dauern, je länger man die Klienten an sich binden kann, also instabil behalten... je länger kann man sie schröpfen.  Natürlich sind nicht alle Therapeuten so, aber Karen hatte dummerweise gerade zwei der Schlechtesten erwischt. Eine war auf Traumas spezialisiert, wollte aber das Trauma nie anrühren und Karen verzweifelte immer mehr daran, sie wollte reden, wollte es endlich verarbeiten. Kosten der Therapie Minimum 3'000 Euro monatlich für vier Konsultationen à 50 Minuten und einige Mails und SMS! Die letzte Rechnung vor ihrem Tod war 4'700.- Schweizer Franken! Die Schwester hat sich überlegt sie zu verklagen, hat es dann jedoch leider nicht getan.

Die Andere, von der staatlichen  Fachstelle für Alkohol, war frisch ab Uni und hatte keine Ahnung wie man mit Borderline umgehen muss und hatte von einem Tag auf den anderen die Therapie abgebrochen, weil Karen angeblich vom Alkohol geheilt war und es ihr ja gut gehe und darum der Therapieplatz für andere denen es schlechter geht zur Verfügung stehen sollte, dass hat Karen den Rest gegeben und sie ist ausgetickt.

Ich habe danach mit dieser das Gespräch gesucht auch um  ihr zu verdeutlichen, was ihre Worte und ihr unprofessionelles Verhalten betreffend Karens Verliebtheit in Karen nach der Therapie jeweils ausgelöst hatte und natürlich auch um in Zukunft solche Sachen zu verhindern. Wer Borderliner therapiert muss wirklich auch auf diese spezielle Persönlichkeitsstörung ausgebildet sein und ganz genau wissen wie Bordis ticken.

Wer sich in Therapie begibt, sollte von Anfang an ein Zeitlimit festsetzen. "Ein Jahr und danach sehen wir weiter!" Der Therapeut wird in den seltensten Fällen von sich aus die Therapie abbrechen, denn gerade Langzeitklienten sind lohnend. Man sollte sich immer bewusst sein, dass man Klient ist und der Therapeut ein Dienstleister der uns hilft das Leben angenehmer zu gestalten. Er ist keinesfalls ein Freund, das wird so oft vergessen. Der Bäcker wird ja auch nicht automatisch zum Freund, nur weil wir sein Brot  kaufen, was wir dringend zum überleben benötigen.

Na ja es bringt nichts den Schuldigen zu suchen, Fakt ist das sie gehen wollten, es ihr freier Wille war und dies müssen wir akzeptieren, so weh es auch tut.

"Ich bin nicht von dieser Welt" hatte Karen oft gesagt und irgendwann habe ich auch begriffen was sie damit meinte...

Ein Bekannter von mir er ist nun 74 Jahre alt, verarbeitet jetzt erst seine Trauer über den Verlust seiner Mutter in den letzten Kriegstagen  in einem Buch. Auf meine Fragen nach dem warum erst jetzt und überhaupt noch,  sagte er mir, er habe den Schmerz in sich konserviert wie in einer Tiefkühltruhe, aber nun sei es an der Zeit diesen zu verarbeiten. Scheinbar kann man dies in jedem Alter noch, aber man muss dazu bereit sein und den Schmerz erneut zulassen. Männer können vielleicht besser verdrängen, ich weiss es nicht.

Es ist  wie wenn man einen Baum fällt der ein Leben lang da stand, die Lücke wo er stand wird immer leer bleiben, es sein denn man pflanzt einen neuen Baum, aber erst mal ist da ein Loch und erst dann merkt man manchmal wie sehr man diesen Baum geliebt und geschätzt hat...

Alles Liebe dir
Epines


Stellar

Bis zum letzten Absatz konnte ich nicht nachvollziehen, warum viele Menschen sich so sehr an die Materie anderer toter Menschen klammern und sich davon abhängig machen, diese immer in ihrer Nähe zu haben, wenn doch das besondere und wichtige eines Wesens nicht sein vergänglicher Körper ist, sondern sein ewiger Geist und dessen Wirkung auf andere Geister ist. (Analog zu "Geist", kann man auch "Seele", oder "das Selbst" schreiben.)
Dieser Geist existiert nach dem Tod des Körpers auf vielfältige Art weiter. Einerseits indirekt in jedem anderen Geist, zu welchem eine tiefere Verbindung während der Lebzeit aufgebaut wurde. Sprich in dir als geistige Erinnerung und bewahrtes Gefühl. Selbst auch in Menschen, zu denen keine besondere Verbindung aufgebaut wurde, existieren zumindest Bruchteile des anderen Geistes weiter.
Andererseits existiert das jeweilige auf dieser Welt verstorbene Wesen auf mindestens einer höheren und/oder einer parallelen Ebene weiter. Dort können wir sie nur nicht mehr direkt wahrnehmen, nur indirekt, wenn wir das auch zulassen können, bzw wenn wir die Fähigkeit dazu erlangten.

Niemand wird also vom Geiste des anderen verlassen, wenn nur dessen Körper von dieser Welt hier scheidet. Viele entwickeln, wie es mir scheint, nur sehr schnell das Gefühl, man würde verlassen worden sein, weil man den anderen ohne seinen Körper nicht mehr direkt wahrnehmen kann, und, wie es hier auch schon genannt wurde, auch noch den Teil des anderen in einem Selbst unterdrückt, indem man aus dem eigentlich eher nur kurzlebigen Schmerz heraus dies sofort verdrängt. Somit verlässt der andere mit seinem Tod nicht die noch lebenden, sondern die noch lebenden laufen vor dessen neuen Existenzformen davon; sie lassen sie nicht zu, oder können sie eben nicht wahrnehmen.

Als mein Großvater letztes Jahr starb, fühlte ich mich nicht verlassen, er fehlte mir auch nicht, da er ja dennoch in irgendeiner Weise da war. Er spricht halt nicht mehr zu mir im äußeren, auch kann ich in im äußeren nicht mehr sehen, aber er ist dennoch in mir, was mich sogar sehr freut, und genauso ist er irgendwo anders, in anderen Ebenen, noch existent.

Wie zu anfangs geschrieben, war das ganze von dir erst durch den letzten Absatz für mich nachvollziehbar. Was bei mir bzgl Menschen und Tieren eher sehr gut "geregelt" ist in meinem Kopf, ist nicht so gut geregelt, wenn es um Pflanzen und leblose Objekte geht.
Ein alter Baum, der gefällt wurde, machte mich immer traurig im Innern, weil dadurch eben dieser Teil im äußeren Umfeld fehlte. Dort, wo etwas sein sollte, etwas vertrautes, war es nicht mehr da und konnte auch nicht durch etwas neues gleichwertig ersetzt werden. Daher setzte und setze ich mich auch heute noch dafür ein, dass die Natur nicht dermaßen verändert/zerstört wird, sondern möglichst immer so bleibt, wie sie mir vertraut ist.
Wenn ich diese Denkweise auf Menschen und Tiere transferiere, ist es nachvollziehbar, dass auch jene einen Teil (Körper) darstellen, der dann nach dem Tod fehlt. Aber wenn ich dann in diesem Punkt weiterdenke, ist es für mich irrsinnig so zu denken, weil ja nur ihr Körper nicht mehr existiert, aber alles andere in anderen Feldern/Ebenen schon noch. Ich käme nie zu dem Gedanken, dass mich irgendwer verlassen könnte, denn ich werde immer einen Teil des anderen mindestens in mir besitzen. Selbst wenn die andere Person gar nicht stirbt, sondern nur woanders hinzieht gilt das.

Bei Pflanzen und leblosen Objekten ist das etwas anderes, da die sich ja nicht von alleine bewegen können. Zwar spüre ich auch bei Pflanzen eine äußerst starke geistige Verbundenheit mit jenen, schon als Kind war das bei mir so, aber ich mahlte mir noch nicht aus, wie diese nach ihrem Tod alleine den Ort verlassen könnten. Zumal es vorallem bei Bäumen so ist, dass sie ja noch nicht gleich tot sind, wenn sie gefällt werden, sondern nur ungeheures Leid erleben, da die Wurzeln ja noch recht lange weiterleben, und irgendwie versuchen wieder neue Triebe und damit neue Blätter zu bilden, um überleben zu können. Bäume erleben also einen sehr langwierigen, qualvollen Tod, wenn man sie fällt und ihre Rettungstriebe immer wieder abschneidet. Bei Pflanzen, wie Gräßern ist es noch schwieriger, sich das vorzustellen, wann sie wirklich tot sind, da Gräßer ein gigantisches Wurzelnetzwerk besitzen und quasi jedes einzelne Wesen unter den Gräßern eine sehr große Fläche besiedelt. Wann ist darunter ein Wesen wirklich tod? Erst wenn man eine große Fläche an Wiese umwälzt und das Erdreich vollkommen auflockert, so dass das Wurzelsystem vollständig zerstört wurde, denke ich.

Ich denke aber auch bei Pflanzen ist es so, dass nach ihrem Tod sie noch woanders weiterexistieren in ihrem Wesen selbst, aber es ist schwieriger diesem Geistigen dann noch ein Bild zu geben, da ihr Bild zu Lebzeiten, selbst nach der Fällung eines Baumes, sich rasant wandelt. Anders als beim Menschen und bei Tieren, deren Erscheinung im Äußeren sich bis zum Tod nur geringfügig ändert. Man kann sich dann dazu kein Bild im Kopf machen, wie jenes nach dem Tod aussehen könnte. Bei Menschen stellen wir uns den Körper des jeweiligen Menschen immer vor, auch wenn diese Vorstellung nicht der Wahrheit entspricht. Diese Bild hilft uns nur, sie auch weiterhin in in Selbst wahrnehmen zu können. Ich denke aber eher, dass man sich Wesen, die von dieser Ebene der Existenz aufsteigen, sich eher als eine Art Energie vorstellen müsste, oder evtl auch noch ganz anders. Wie wird uns das aber vorstellen, ist irrelevant, hauptsache ist, dass wir es auf die eine oder andere Weise wahrnehmen können, verstehen lernen, dass uns nichts verlässt, weil es immer in uns Selbst und in anderen Ebenen weiterexistieren wird, was von dieser Ebene hier verschwand.

Wer davon läuft, oder in sich das Gefühl erweckt, man sei verlassen worden, da das äußere Erscheinungsbild des anderen nun fehlt, bzw nicht mehr wahrgenommen werden kann, wird sich eben selbst der Möglichkeit berauben, auch nach dem Tod mit einem Wesen noch in Verbindung zu bleiben. Wer stets um das Vergangene nachtrauert und damit auch in der Vergangenheit lebt, wird laufend die Erkenntnis verpassen, dass im Hier und Jetzt noch alles da ist, wie es mal war, nämlich im eigenen Geist, in der eigenen Erinnerung und in seinen Gefühlen. Zudem wird jeder, der in der Vergangenheit "hängen" bleibt, auch den steten Schmerz spüren, den er kurz nach dem Tod des anderen in sich erlebte. Jener lässt es nicht zu, dass der Schmerz verschwinden kann, solange er sich nicht mehr ins Hier und Jetzt wagt, wo er dann erkennen wird/könnte, dass, wie gesagt, eh alles noch da ist, wie es war, wenn man einfach nur in sich geht, und all seine Erinnerungen hervorholt, und sie im Jetzt leben kann, und damit auch mit dem Wesen in Verbindung bleibt.

Ich weiß wovon ich schreibe, da ich auch lange Zeit dem nachtrauerte, wie es früher war. Ich hatte Sehnsucht danach, wieder als ein Kind zu leben, und die Kindheit nachzuholen. Ich war so sehr in der Vergangenheit gefangen worden, durch meine Unfähigkeit davon loszulassen, dass ich eben nicht erkennen konnte, dass all das, um was ich nachtrauerte, eben auch im Hier und Jetzt noch da ist. Es ist zwar nicht augenscheinlich wahrzunehmen mit unseren 5 Sinnen, aber es ist da, wenn man mit seinem Selbst in Verbinung zu gelangt, sprich in sich geht, und in sich lebt und die Energie des uns umgebenden - auch in anderen Ebenen - innerlich (geistig) spürt.

Stellar

Wenn man gut ist, kann man diese Energie, die uns umgibt, sogar für sich Selbst nutzen. Daraus Kraft für sich gewinnen. Ich frage mich dabei nur, ob das nicht einem Raub gleicht, wenn man sich der Energie seiner Umgebung dann einfach bemächtigt und daraus so viel zieht, wie einem lieb ist. Ich denke, auch dabei sollte man vorsichtig sein, und nur Energie annehmen, wenn sie einem "geschenkt" wird. Man kann es spüren, wenn das passiert, man muss es dann nur zulassen/annehmen. Vielleicht geben dir die Wesen, mit denen du zu Lebzeiten noch in Verbindung warst, auch die nötige Energie dazu, dass du dich aus der Vergangenheit befreien kannst, und im Jetzt diese Erkenntnis machst, die ich grade beschrieb.

Wünsch dir dafür auf jeden Fall viel Glück.

mixery

ich hab lange gelesen und überlegt ob ich hierzu schreibe ...*erst mal epines lieb zurückdrück*
und stellar es ist ein mächtig langer text den du da geschrieben hast ...was ich daraus lese ist die erkenntnis das alles in einem weiterlebt , da hast du recht . es lebt weiter indem man nicht vergisst es im inneren bewahrt . nur gibt es für mich einen unterschied bei der akzeptanz .
als meine eltern starben nach langer schwerer krankheit war es natürlich schmerzvoll aber ok , denn es war eine erlösung für beide . sie hatten ein erfülltes langes leben und wurden beide über 80 jahre alt . ich konnte mich von beiden verabschieden , ihnen sagen "es ist ok wenn du gehst , ich liebe dich"
als sich meine tochter das leben nahm war es ein tornado der mich überollte , völlig unerwartet. es war ein schock aus dem ich lange nicht erwachte .
und wenn ich erwachte hatte ich schreckliche szenarien vor den augen die mich viele jahre nicht verlassen haben .sie war so jung viel zu jung um dieses leben einfach wegzuwerfen. lange zeit hab ich die schuld bei mir gesucht und bin dabei wie eine graue maus und dem rucksack voller schuldgefühle von versteck zu versteck gehuscht.in dieser zeit war ich nicht in der lage sie so wie sie war in mir weiter leben zu lassen . das gelang mir erst nach fast 9 jahren nach ihrem suizid. dies ist das zehnte jahr in dem ich ihr grab pflege und hege und das erste jahr in dem ich es mit etwas anderen augen seh.
ich glaube nicht wirklich an gott und dennoch hab ich irgendwo im himmel in der letzten ecke ein häuschen bauen lassen indem meine tochter mit ihren grosseltern zufrieden und glücklich ist...*lächel*

lg mixie

Epines

Hallo liebe Mitlesende

Es ist wie Mixie sagt etwas anderes, wenn ein Mensch "normal" aus dem Leben scheidet, der seine Zeit gehabt hat. Da nimmt man es als erwachsene Person als Lauf der Dinge an, auch wenn es dennoch weh tut die geliebten Eltern zu verlieren.

Etwas anderes ist es wenn man als Kind seine Mutter verliert und obwohl ich jahrelang behauptet habe, dass ich nie Kind war, wurde mir irgendwann bewusst, dass ich damals als meine Großmutter starb - ich war 17 - doch mehr Kind war als ich dachte, denn mir wurde mit ihrem Tod auf einen Schlag alles genommen was ich hatte. Heimat, Geborgenheit, Sicherer Ort, Zuwendung, das Gefühl geliebt zu werden. Ich war schlimmer denn je in meiner Depression gefangen und vegetierte nur noch in meinem Bett und habe damals 30 kg abgenommen und fühlte mich unendlich verloren und verlassen.

Die Trauer ist wohl um so größer je tiefer die emotionale Bindung zu einem Menschen ist. Wenn der geliebte Partner durch Krankheit aus dem Leben gerissen wird, oder eben die allerbeste Freundin. Irgendwie verliert man durch den Schmerz und die Trauer viele Jahre seines Lebens.
Sein  Kind zu verlieren stelle ich mir jedoch furchtbar grausam vor und klar sucht man bei sich zuerst die Schuld. 

Darf ich dich fragen Mixie, ob du auch manchmal daran gedacht hast einfach Schluss zu machen, oder kam das für dich nie in Frage?

Nach Karens Tod überfiel mich die alte Todessehnsucht wie ein Hammer, ich sah plötzlich wieder keinerlei Sinn mehr im Leben...
Ich habe mir aber immer wieder unser letztes Gespräch in Erinnerung geholt, wo sie sagte: " Ich will es so, 34 Jahre kämpfen sind genug, ich habe alles erreicht was ich je wollte!"

Du hast Recht, es hat uns geprägt, man sieht viele Dinge total anders und wird dadurch wesentlich emotionaler und was mich betrifft, auch dankbarer den kleinen Dingen des Lebens gegenüber. Ich nehme alles nicht mehr so wichtig und ernst wie früher, lass vieles einfach fließen.

Gläubig bin ich eigentlich auch nicht mehr, denn ich habe zu viele Grausamkeiten gesehen die von Personen ausgeübt worden sind, die Gottes Wort verkünden. Deshalb bewahre ich die Menschen lieber in meinem Herzen, als sie im Himmel zu sehen, vielleicht lass ich sie dadurch zu nahe, um sie wirklich loszulassen.

Der Gedanke, dass es ihnen ebenso  unendlich weh getan hat uns mit ihrem Tod zu verletzen lässt mich gerade weinen...

Epines


mixery

hey epines

ja ich hatte todessehnsucht ich wollte weg , weg von dieser welt , weg von diesem schmerz . doch im letzten moment ...ich steuerte auf einen baum zu mit ca 120 kmh ...trat ich auf die bremse und riss das lenkrad rum und hatte wirklich glück das es keinen gegenverkehr gab . ich sah meine sohn vor mir der ...sowieso geschockt vom geschehenen ....das niemals verkraftet hätte. ich lies mich quasi zwangseinweisen mit den worten ...sperrt mich bitte ein sonst tu ich mir was an .es folgte eine lange zeit in der ich nicht mehr wusste wer ich war ...zugepumpt mit tavor . im nachhinein denke ich es war gut so für diese zeit . ich wurde entlassen einigermassen frei von diesen weg- gedanken .
das wirkliche verarbeiten und akzeptieren hab ich dann 2010 in einer psychotherapie geschafft , welche sehr bewusst und ohne medikation erfolgte .
erst da konnte ich den rucksack der schuldgefühle ablegen und das tor der akzeptanz öffnen . dahinter ist ein weg für ein wesentlich freieres leben den ich jetzt gehe und geniesse mit ihr in meinem herzen
lg mixie

Stellar

Mein Text war ja nicht viel länger als der Epineses. ;)

Aus rationaler Sicht macht es keinen Unterschied, ob jemand mit 80 an Herzversagen stirbt, oder mit 20 aufgrund Krebs, oder mit 30 aufgrund einer zerstörten Psyche (Suizid). In allen Fällen stellt es für denjenigen eine Erlösung dar. Einen Aufstieg in eine andere Ebene, um dann entweder dort zu verweilen, oder wieder zurückzukehren in einem anderen Körper. Ich selbst kehrte ja schon mal wieder zurück aus der höheren Ebene. Eben in diesen Körper jetzt. Das weiß ich sehr sicher.

Die Trauer ist größer, um so größer die die emotionale Bindung zu dem Körper der Person war bzw je schlechter man Körper und Geist selbst trennen kann. Denn wenn ich weiß, dass Geist und Körper nicht miteinander sterben können, sondern der Geist weiter existiert nachdem der Körper starb, dann brauche ich auch nicht trauern, wenn der Körper einer anderen Person starb, denn ich weiß dann ja, dass der Geist weiter existiert. Erst wenn man Geist und Körper als eine Einheit definiert, trauert man fälschlicher Weise auch um den Geist, wenn man eigentlich nur um den Körper des anderen trauert.

Ich wurde schon öfterst mal darauf angesprochen, sogar von einer Therapeutin, dass ich meinen Körper, mein ICH und meinen Geist immer so exakt von einander getrennt halte. Es scheint wohl für die meisten Menschen nciht selbstverständlich zu sein, dass das ICH, der Geist, und der Körper zwar in dieser Ebene eine Symbiose eingehen, aber in sich alles autonome Teile sind, die es getrennt zu betrachten gilt. Viele Menschen sehen ihr ICH als ihr Selbst, als als ihren Geist, und ihren Körper als ihr ICH. Sie verbinden alles miteinander als untrennbare Einheit.

Demnach ist es auch logisch, warum viele Menschen um tote Körper trauern, weil sie mit dem auch das/den Wesen/Selbst/Geist dieses Wesens sehr eng in verbindung bringen. Lösung des Problems wäre ganz einfach, wenn man ganz klar immer diese 3 Teile von einander trennt, also in sich als eigenständige Teile ansieht, die hier in dieser Welt nur eine zeitlich befristete Symbiose eingehen.

Das hat auch nicht viel mit Religion zu tun, da man solche Modelle der Symbiose auch in der Natur beobachten kann, und es auch Berichte von Nahtoderlebnissen gibt, die allesamt im Prinzip das selbe beschreiben. Nämlich die Loslösung des ICHs vom Körper. In dieser Phase sind nur noch das Selbst und das ICH in Symbiose. Wenn der Prozess weitergehen würde, würden sich auch das ICH und das Selbst, also der Geist, trennen und das ICH ebenso sterben, da das ICH nur ein Produkt ist, dass mit der Symbiose zwischen dem Geist und dem Körper geschaffen wurde. Folglich nach dem Tod des Körpers nutzlos ist für das Selbst, außer man kehrt sofort in einen neuen Körper zurück. Das dies passierte, wird aus den Fällen deutlich, bei denen Menschen sich an ein früheres ICH erinnern können. Ich kann das nicht, weswegen ich dazu auch nichts schreiben kann. Mein altes ICH ist also auch damals gestorben, als mein Selbst aufstieg und später wieder in diesen Körper zurückkehrte.

Wie auch immer. Sobald ihr erkennt, dass ihr im Grunde nur um tote Körper trauert, also auch versteht, warum ihr das macht, spätestens dann, werde ihr nicht mehr darum trauern, und auch keinen Schmerz des Verlustes in euch spüren, weil ihr eben nichts verloren habt.

Aber diese Erkenntnis muss jeder für sich selbst finden. Da kann ich schreiben was ich will. Entweder ihr denkt darüber nach und findet mit dieser Hilfe meinerseits zu euerer Erkenntnis, oder ihr verweigert euch dieser Information meinerseits und werdet weiterhin um etwas trauern, was nicht das ist, was ihr meint, dass es das wäre. Nämlich um Tote Körper bzw um tote Materie, die ihr mit dem Geist einer Person fest verbunden habt.

Epines

@Stellar
**Wie auch immer. Sobald ihr erkennt, dass ihr im Grunde nur um tote Körper trauert, also auch versteht, warum ihr das macht, spätestens dann, werde ihr nicht mehr darum trauern, und auch keinen Schmerz des Verlustes in euch spüren, weil ihr eben nichts verloren habt.**

Ich trauere doch nicht um tote Körper...! Der Körper ist es doch nicht was das Wesen eines Menschen ausmacht, sondern sein Geist und sein Intellekt. Ich hatte mit keiner der Personen die ich je verloren hatte in irgendeiner Form eine emotionale körperliche Bindung.
Da hast du wohl etwas falsch verstanden, aber danke trotzdem für deine Voten.

LG
Epines

Epines

Hallo liebe Mixie

Wie gut, dass du es nicht getan hast und dir Hilfe geholt hattest. Du hast als Mutter wirklich sehr verantwortungsbewusst gehandelt!
Dein Sohn ist bestimmt sehr froh darüber.

Behalten wir sie in unseren Herzen und erinnern uns an ihr Lächeln.

Alles Liebe dir!
Epines

Stellar

Wenn du nicht um tote Körper trauerst, wieso trauerst du dann überhaupt? Der Geist stirbt ja nicht. Oder trauerst du darum, dass du den Geist ohne Körper dann nicht mehr wahrnehmen und mit ihm nicht mehr kommunizieren kannst, weil dir die Fähigkeit dazu fehlt? Dann trauerst du aber nicht um den Geist, sondern um deine eigene Unfähigkeit. Was soviel wäre, wie Selbstmitleid.

mixery

stellar

ich finde deinen text grade sehr anmassend . trauer ist ein ganz normaler prozess im menschen und benötigt viel platz für die verarbeitung und dieser raum sollte jedem gegeben sein . nicht jeder hat die fähigkeit auf einer höheren ebene zu schweben so wie du es tust und das muss man auch gar nicht .
es ist meiner meinung nach ein sehr niedriges niveau wenn man seine eigene einstellung anderen aufs auge drücke will , sie als unfähig oder selbstbemitleidend bezeichnet wenn sie andere wege gehen .

lg *ein kopfschüttelndes nilpferd*

Stellar

Trauer ist ein natürlicher emotionaler Prozess der Verarbeitung einer Veränderung im Umfeld. Wenn diese Trauer aber über Jahre anhält, dann wurde dieser Prozess an irgendeiner Stelle behindert oder gar vollkommen blockiert. Ein stillstehender Prozess ist aber kein Prozess mehr. Also findet kein Prozess mehr statt, solange die Trauer über Jahre hinweg gleichbleibend anhält. Das nennt sich dann Stagnation.

Ansonsten wäre es sinnvoll meine Aussagen genauer zu lesen, denn diese Aussage "sie als unfähig oder selbstbemitleidend bezeichnet" trifft eben nicht zu.