Ich bin des Lebens müde

Begonnen von Nordost, 15 März 2012, 17:48:26

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Nordost

habe seit ca 30 Jahren Depressionen . Mit Klinikaufenthalten ambulanten Therapien und Rehas. Und wieder bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Meine Kräfte lassen nach.Ich fühle mich wie ein Schwimmer,der mit aller Kraft versucht über Wasser zu bleiben,und dem ständig jemand am Fuß unter das Wasser zieht.Ich möchte nicht mehr Stark sein.Ich mußte es einfach loswerden.

stern

hallo du

ich finde es mutig es hier her zu schreiben
es liest sich für mich nach einem hilferuf

30 jahre sind eine sehr lange zeit,ich weiß wovon du redest,weil ich es kenne...

auf und ab und ganz ab und wieder etwas auf.....das zehrt

aber auch nach diesem tief wird es für dich wieder nach oben gehen

gib dir zeit,nimm dir fachmännische hilfe und auch die ruhe ,die du brauchst

und wann immer geprächsbedarf ist,hier findest du viele mit gleichem oder ähnlichen schiksalen

ein dringender rat-unbedingt auch mit einem fachmann darüber reden,wir sind hier laien und betroffene

im chat findest du mich als "sterni",wenn du mal reden magst
stern(Admin)

Hobo

Hm, ich kann Dich gut verstehen, Nordost. Wie einige hier war ich schon kurz vor dem Ertrinken, um in Deinem Bild zu bleiben. Wenn man in tiefem Wasser ist und die Kraft nachlässt, dann legt man sich auf den Rücken und verhält sich ganz ruhig. Man schwimmt dann oben, wie eine Boje. Es gibt dann keine Beine mehr unten, an denen irgend etwas ziehen könnte, die schwimmen oben. Man braucht keine Kraft, weil der Körper oben bleibt.

Sicher, das ist nur ein Bild. Eine Metapher. Und diese Müdigkeit, die ist vielen hier auch nicht fremd. Und doch wäre es ein Aufgeben, ein sich eingestehen, dass man sich davon schleicht. Ich denke es wäre besser, einfach weiter zu machen, sich ein Belohnungsprogramm zu schreiben und einige schöne Momente des Lebens zu genießen. Und wenn es nur ein Eis im Sommer ist, das man in der Sonne genießt. Oder ein gutes Buch zu lesen, schöne Musik zu hören oder auch einfach mal mit anderen zu schreiben hier bei uns im Forum.

Es ist nur virtuell, aber es sind Menschen, die da schreiben. Und vielleicht können sie mit ihren Erfahrungen etwas weiter helfen. Zumindest könnte man reden. Das ist ganz wichtig. Denke mal drüber nach. Aufgeben kann man immer, durchhalten ist schwer, kämpfen noch schwerer. Aber wer hat gesagt, dass es leicht ist, das Leben?

Ich treibe mich hier oft rum, schreib mich an, wir könnten reden...

lg
Hobo

Nordost

Hallo Sternchen und Hobo,vielen Dank für eure Zeilen.
Ich bin verheiratet, wir haben 3Söhne (schon alle verheiratet), und zwei ganz tolle Enkeltöchter.Ich bin Vollzeit in der Pflege tätig. Es gibt außer der Erkrankung meines Mannes ( chronische Leukämie) keine Probleme. Meinen Mann geht es recht gut, erhält Medis die ihm gut helfen.Ich lebe schon sehr viele Jahre mit meinem Mann sehr zurückgezogen.An meinen Hobbys keine Interesse mehr ,Freundschaften habe ich aufgegeben,telefonieren nur im Notfall.
Kontakte zu den Kindern und Enkelkindern nur zu Feiern. Es liegt an mir. Ich lebe in meinem Zimmer zurückgezogen und wünsche keine Kontakte. Meine Arbeit schaffe ich mit großer Anstrengung, mehr recht als schlecht. Werde ich krank geschrieben habe ich meinen Kolegen gegenüber ein schlechtes Gewissen.Zu Hause läuft schon lange nichts mehr mit Putzen,Kochen und Einkaufen. Die wichtigsten Arbeiten hat mein Mann übernommen.Zu Schluß funktioniert nur noch die Arbeit mit sehr viel Konzentrationsschwierigkeiten.Bin ich dann krank geschrieben falle ich in ein großes Loch.Entschuldigt bitte dieses Durcheinander meiner Gedanken.Ich bin nicht in der Lage die Gedanken zu sortieren. Weil dieser zustend schon so viele Jahre besteht, möchte ich das Alles nicht mehr. Am liebsten nur noch Schlafen, (wenn ich es kann).Schlaf ist der ( kleine Tod) ich brauche nicht mehr Reden, Nachdenken,........
Das war ein kleiner Einblick in mein müdes Leben.    Grüße Nordost

Epines

Hallo liebe Nordost

Was du beschreibst klingt nach einem sehr anstrengenden Leben, du hast 3 Kinder gross gezogen, wenn ich da nur schon an den immensen Wäscheberg denke der da täglich zusammen kommt. Nun sind die Kinder gross und du arbeitest weiter so viel, kein Wunder dass du nicht mehr magst, würde mir auch so gehen. Wenn man in deinem Alter ist, sollte man sich auch mehr Ruhepausen gönnen, es geht leider nicht mehr so wie mit 20, ich merke dies an mir auch schon (39).

Du bist wirklich bis zum Hals belastet,arbeitest den ganzen Tag und dein Mann ist schwer krank. Ich meine, du arbeitest in der Pflege, dann solltest du doch die Signale des Körpers erkennen. Der schreit meiner Meinung nach laut nach Veränderung...

Aus deinen Worten entnehme ich auch, dass du nicht nur ein schlechtes Gewissen hast gegenüber deinen Kollegen, sondern auch weil du den Haushalt nicht mehr schaffst. Wenn du zu 100% arbeiten gehst ist es doch in Ordnung wenn dein Mann die Hausarbeit macht. Eigentlich sind doch die Zeiten vorbei, wo die Frau neben Job und Kindern auch noch den Rest macht, vor allem wenn der Mann zu Hause ist und wenn er mal nicht mag, bleibt es eben liegen, darüber muss man hinweg sehen. Bei mir bleibt es auch ständig liegen, man kann einfach nicht 200% arbeiten, das rächt sich mit der Zeit. Ich musste es dies auch schmerzhaft lernen.

Das Recht auf das Auskurieren einer Krankheit hat jeder, glaubst du deine gesunden Kollegen hätten deswegen auch ein schlechtes Gewissen? Kaum, die sind krank und bleiben zu Hause ohne Reue.

Du hast Recht, vieles liegt wohl an dir, du hast in deinem Leben zu viel übernommen, warst vermutlich ausschließlich für andere da und bist nun einfach müde und ausgelaugt und möchtest deine Ruhe, von nichts mehr etwas wissen.
Du selbst bist dabei auf der Strecke geblieben, nun ist es Zeit etwas radikal zu verändern. Dazu braucht es viel Mut ich weiss, aber du bist auch Jemand, vergiss das nie, es geht hier um dich und darum was du willst, was du brauchst um zu überleben, denk mal darüber nach.

Nur einfach das Leben an sich vorbei ziehen lassen und zu warten bis es Zeit ist zu gehen ist doch keine Lösung, man muss aktiv werden auch wenn es unendlich schwer ist sich zu bewegen, es ist das Einzige was hilft.

Du musst dir selbst am Wichtigsten sein und dies hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern damit sich das Recht zu nehmen zu tun was man tun möchte und seine eignen Bedürfnisse ins Zentrum zu stellen. Ich weiss ist schwer und klingt wie billiges Geschwätz, aber es ist die Voraussetzung um zu Überleben.

Es gibt meistens eine Lösung, nur muss man sie selber suchen...

Alles Liebe dir und viel Kraft
Epines







Nordost

Hallo Wohlstandspudel
Danke für deine zeilen, in meinem alter bekomme ich auch keinen anderen job mehr, außerdem arbeitet mein mann nur 20 wochenstunden und ist auch krank.Das gefühl des wieder versagens am arbeitsplatz, wie lange behalte ich meine arbeit noch.Freude und spaß kenne ich schon lange nicht mehr.Eigentlich  besteht mein leben aus arbeiten, essen und schlecht schlafen.Ich kann das so lange nicht mehr machen.Es gibt nur zeiten an den ich nicht so viel denken muß bei meiner arbeit. Jetzt bin ich krank geschrieben weil ich total erschöft bin und bei der Arbeit nur unkonzentriert .Kann fatal in meinem job sein.Es muß etwas passieren, so geht es nicht weiter.Was es sein wird weiß ich nicht,vieleicht hat jemand einen vorschlag oder so.

                            Viele grüße Nordost

Hobo

Ach Nordost, Du bist in Behandlung und nimmst Medis. Bleibt die Frage, warum hilft es nicht?

Und Venlafaxin ist auch mein Medikament unter anderen. Mir hilft es leider auch nicht, respektive hat es nicht geholfen über zwei Jahre, ich habe es abgesetzt. Und auch ich sitze lieber alleine hier und vermeide gerne Kontakte. Wenn Du den Beruf nicht mehr schaffst, oder der Job Dich schafft, dann kann ich nur sagen, ziehe die Notbremse, gehe in eine Klinik. Ja, ich weiß, die Chancen auf Besserung sind da auch nur 40%. Aber immerhin. Besser als keine Chance.

Ich würde Dich gerne an einer Staffelei sehen und malen. Oder Musik machen, oder vielleicht etwas schreiben, oder Yoga machen, oder Gymnastik, oder schwimmen. Was auch immer. Alles wäre gut für Dich. Das ist jetzt nicht der Spezialistenrat. Sicher nicht. Aber es wäre ein Weg, vielleicht.

lg
Hobo


Adrenalinpur

Hobo hat Recht malen irgendetwas schönes machen täte Dir so gut Nordost
gute Nacht

parapieps

hallo nordost,
es klingt nicht nur nach depression, sondern auch schon nach einem burnout. dadurch dass du den anderen ein schlechtes gewissen gegenüber hast, wenn du dich krankschreiben lässt, kostet es dich im grunde noch einmal soviel kraft,nicht nur zur arbeit zu gehen, sondern auch die überwindung dazu aufzubringen. da du selbst erkannt hast, dass es sehr gefährlich in deinem beruf ist, wenn man mit konzentrationsschwierigkeiten arbeitet und du dich letzlich doch krankschreiben lassen hast, zeigt doch nur, wie verantwortungsbewusst du bist.
gut dass du diesen schritt geschafft hast. ich empfehle dir, eine reha zu beantragen. dort wird dann schon mal geprüft, inwieweit du noch arbeitsfähig bist. und es hat den vorteil, dass du aus deinem umfeld einmal herauskommst und dich ganz auf dich selbst konzentrieren kannst. sicher kostet das mut und überwindung sich auf "unbekanntes" (leute, abläufe und gegenden) einzulassen, aber es ist wichtig, dass man diese erfahrung macht. vlt solltest du auch generell über eine arbeitszeitverkürzung nachdenken. also nicht mehr vollzeit, sondern 1 oder 2 stunden weniger sofern es finanzell drin ist. du wirst merken, dass es nicht grundlegend etwas ändern wird, aber die lust auf das leben hat dann mehr raum. vlt auch mehr kontakt zu deinen kindern und enkelkindern zu haben. ich wünsche dir alles gute und vor allem viel kraft.
liebe grüße von einem pieps

Nordost

vielen lieben dank für eure zeilen und tips. ich war erst 2010 10 monate zu hause davon 6 wochen zur reha.
die freude am leben sowie die aktiven phasen sind nicht zurückgekehrt. meine tabletten wurden auch geändert.
da gab es dann eine kurze phase der besserung , ich hatte ein wenig mehr antrieb. aber z.zt. geht gar nichts mehr.
ich habe eine tätigkeit als kinderkrankenschwester die mir eigentlich sehr gut gefällt, wenn ich mich besser fühle.
seit 10/2010 mache ich eine ambulante psychotherapie. medikamente nehme ich seit 2004 ständig.richtig gut geht es mir seit dem nicht.
ich weiß auch nicht mehr weiter. bin ich zu blöd aus diesem loch zu kommen.

                                            vielen dank das ihr da seid  Nordost

Nordost

hallo hobo,
liege jetzt auf dem wasser ,ganz ruhig und lasse mich treiben, ( sehr gut von dieser seite habe ich es noch gar nicht gesehen) habe viel zeit um nachzudenken.diese gedanken sind nicht immer gut. war heute bei meinem therapeuthen war sehr anstrengend aber gut. gestern hat mir mein doktor noch etwas neues verschrieben damit ich besser schlafen kann.welche klinik meinst du? habe angst meine arbeit zu verlieren.

                                                                     grüße und einen schönen abend nordost

Hobo

Hallo Nordost, ich dachte an die Tagesklinik in einer psychosomatischen oder psychiatrischen Klinik. Aber das kann Dein Therapeut natürlich besser beurteilen. Und klar, die Arbeit ist wichtig. Du schreibst Du hast Reha gemacht. Was meinen die denn zum Thema Rente? Oder kommt das nicht in Frage für Dich?

Aber auf dem Wasser treiben zu können, ohne Angst vorm Ertrinken zu haben ist schon mal ein guter Anfang...

Solltest das alles mal mit Deinem Thera besprechen. Die sollten sich da ja auskennen...

lg
Hobo