Wann ist es endlich vorbei?

Begonnen von Paula, 06 März 2012, 13:47:07

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Paula

... ich will einfach nicht mehr! Jeden Morgen werde ich aus meinem durch Albträume zich mal unterbrochenen Schlaf wach und denke "Sch... du lebst immer noch!" Die Sonne, der Gesang der Vögel ... alles geht mir auf die Nerven. Ich will es nicht mehr sehen und hören.

Alle Überlebensmechanismen, die ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet hatte, haben wir im Rahmen der Therapie abgebaut - weil sie nicht gut waren für mich. Das war, bevor mein Therapeut mitten in der Therapie aus heiterem Himmel beschlossen hat, noch mal ganz wo anders neu anzufangen. Jetzt ist nichts mehr da. Die alten Mechanismen greifen nicht mehr. Neue sind nicht da. Unterstützung ist auch nicht da, weder von der Familien, noch von Freunden, noch von meinem Therapeuten. Ein neuer Therapeut kommt für mich unter keinen Umständen in Frage, ich habe gelernt, dass man auch Therapeuten nicht vertrauen kann und sich auf sie nicht verlassen kann . Genausowenig werde ich in irgendeine Klinik gehen, wo ich irgendeine/n Therapeuten vor die Nase gesetzt bekomme, womöglich Gruppentherapie und kreative Ansätze - nee danke. Das hat mir ein einer psychosomatischen Klinik vor Jahren schon gereicht.

Bis zum 23. März muss ich noch durchhalten - das schaffe ich. Dieses eine letzte Mal eine Aufgabe erledigen, dann bleibt mir nichts mehr, was ich noch tun müsste/wollte. Ich weiß auf jeden Fall, was ich nicht will: ein vor mich hin vegetieren, mit leerem Blick vor dem PC im Forum und im Chat hängen. Das kann kein Lebensinhalt sein. Aber was anderes habe ich nicht mehr, nicht einmal mehr Hoffung.

Paula


Hobo

Hm, kleine Geschichte gefällig?

Da war mal, vor gar nicht langer Zeit ein müder, leerer und ziemlich verzweifelter Mensch. Auch er hatte einen Termin gesetzt, weil er dachte, er könnte es anschließend nicht mehr ertragen weiter zu machen. Er war so davon überzeugt, dass er es auch tatsächlich wenigen Menschen anvertraut hat. Eigentlich, um sicher zu stellen, dass niemand mehr nach ihm sucht oder ihn irgendwie vermisst. Es war recht gut geplant.

Aber dann kamen diese Vertrauten an und haben auf alle erdenklichen Möglichkeiten versucht genau das zu verhindern. Die einen mit der Androhung von Prügeln, die anderen mit Tritten und wieder andere mit guten Argumenten. Dieser Mensch geistert immer noch hier rum und scheint die Kurve gekriegt zu haben.

Warum schreibe ich das? Wohl weil ich weiß, dass es so tief runter gehen kann, dass keine Fortsetzung mehr möglich erscheint. Und das ist auch in diesen Momenten so und man kann sich auch nicht dagegen wehren. Es ist dieser Wunsch einfach Ruhe zu haben und alles hinter sich zu lassen. Ja, viele kennen das hier. Viel zu viele. Und doch sehe ich da Hoffnung. Erstaunlicher und wohl auch absurder Weise genau da, wo Du sie nicht siehst. Vor dem PC. Natürlich ist das eine virtuelle Welt. Natürlich sind das nur Avatare und Nicknames. Sicher. Aber dahinter sind Menschen, Menschen, die Anteil nehmen, die sich sorgen, die versuchen zu helfen und die nur zu gut wissen wie es den Betroffenen gerade geht.

Mir haben mal ein Zettel an der Wand und zwei Gänseblümchen das Leben gerettet. Ja, kein Scherz und gar nicht lange her. Es war knapp und genau zur rechten Zeit. Und das hier in der weiten Welt des Internet. Wobei eigentlich wäre ich ja real tot gewesen. Wo ist da die Grenze?

Ich werde Dir einen Zettel an die Wand pinnen. "Alle für einen" steht darauf. Es ist meiner, aber ich brauch ihn nicht mehr. Habs kapiert. Und das ist auch genau so gemeint. Und Gänseblümchen werde ich selbst anbauen, es werden wohl noch viele gebraucht hier.

Ich drück Dich mal ganz dolle...

lg
Hobo




imepenem

Ach Menno,

Paula, ich versteh Dich sehr gut. Hab das Ganze ja vor noch nicht allzu langer Zeit selbst durch und war genau an dem Punkt, an dem ich mir gesagt hab, jetzt haben sie Dich doch fertig gemacht. Hoffnung, ja, ist schon eine komische Sache damit. Jeder sagt einem, man soll die Hoffnung nie verlieren. Ab einem bestimmten Punkt kann alles nur noch besser werden.Und dann kam es tatsächlich besser. War voller Freude, dachte sogar, dass ich geheilt bin. Dauerte nicht lange und der Absturz kam. Warum? Weil ich mich immer nur an Andere gehalten hab. Hab mich wieder verliebt, obwohl ich doch erst schwer Prügel einstecken musste. War bildhübsch, hatte Tiefgang und Charakter, wir konnten über Gott und die Welt reden. Dachte damals, hey, das hat ja alles doch einen Sinn, hätte sich meine Ex-Frau sich nicht von mir getrennt, hätte ich diese Person sicher niemals kennen gelernt. Und was passiert? Natürlich lässt sie mich hängen. Wieder abserviert. Als es ihr schlecht ging, war ich da. Und dann kommt da so ein blöder Spruch, von wegen, sie weiß selber nicht, was sie will usw... kaum aus dem einen Loch raus, um wieder in ein Neues reinzufallen. Echt makaber.
Und trotzdem versuche ich, weiter zu machen. Aber ohne Hoffnung? Woher kommt sie, diese Hoffnung. Von anderen? Wohl kaum. Ich denke, sie kann nur aus einem selbst kommen. Und man muß sich eine Chance geben. Die anderen tun das nicht. Gib Dir selber eine Chance. Klar, so ein Termin hat was, bis dahin muss ich es noch schaffen, danach ist mir alles egal. Ein Ziel, und danach? Du hast nur dieses eine Leben. Versuche, etwas daraus zu machen. Nicht für andere, sondern nur für DICH. Du bist wichtig, nur Du. Dein Leben. Mach Dich nicht alle. Wäre echt schade drum. Und ich bin mir sicher, viele von uns "virtuellen" Menschen würden Dich sehr real vermissen. Nicht zuletzt ich. Und ich fühl mich sehr real und ich denke, die anderen sind es genauso. Auch, wenn man sie nicht sehen kann. Aber man kann reden und zuhören. Und wir sind füreinander da. Laß Dich nicht hängen. Das hast Du nicht verdient. Und laß uns nicht hängen. Mensch, wie oft war ich unten, und Du hast mich mit ein paar einfachen, ehrlichen Worten wieder aufgebaut. Wir sind füreinander da. Du für uns und wir für Dich. Lass Dich nicht fertigmachen von dem ganzen Scheiss und mach Dich nicht selber fertig. Wir trösten uns, auch, wenn wir uns nicht sehen können. Und auch daran kann man ja vielleicht was ändern. Du bist nicht allein. Oh ja, ich kann verstehen, wie es Dir geht. Sehr gut sogar. Schmerz, Leere, diese Gefühl der Nutzlosigkeit, dieses Gefühl, nur verarscht und nicht respektiert zu werden. Wie bei Deinem Thera. Hat Dir geholfen, ok. Nun ist er weg, und Du bist allein. Mach Dich nicht abhängig von Anderen. Es geht weiter, auch ohne Thera. Frag mich eh manchmal, ob sie tatsächlich so viel weiter helfen können. Als ich in der Klinik war, haben mir jedenfalls die Therapeuten eher wenig geholfen. Hatte manchmal den Eindruck, die bräuchten selber Hilfe. Aber was hat mir dann geholfen? Die anderen Menschen dort, Mitpatienten, die mit den gleichen Problemen kamen. Die Gespräche mit diesen Leuten, das wars. Sind gute Freundschaften daraus entstanden. Und so hat alles Miese auch was Gutes. Aber den Punkt, an dem Du jetzt bist, oh ja, den kenne ich gut. Hatte das schon ein paar Mal in meinem Leben. Jedesmal ein Ende, ein Cut, ab hier gehts nicht mehr weiter, unmöglich. Und doch ging es weiter und es wird immer weiter gehen. Auch bei Dir. Nimm Dir nicht selber die Chance, auch wieder bessere Zeiten zu haben. Du mußt da jetzt durch. Und glaub dran, es wird besser.

Mann, würde Dich gern mal so richtig in den Arm nehmen.

Gib Dich nicht auf

Imepenem, Streuner oder Olav oder wie auch immer

Hobo

Viele schwergewichtige Argumente und Worte hier. Da kann ich nicht mithalten.

Paulachen, ich brauch Dich auf meiner Schulter oben links und das kraulen hinter den Ohren. Das ist ein Grund zu bleiben. Weil ein Bärenfell ist immer gemütlich und vertreibt vieles aus dem Köpfchen.

Das nenne ich mal ein Argument.

lg
Hobobär...

Paula

@ Hobo
,,Aber dann kamen diese Vertrauten an und haben auf alle erdenklichen Möglichkeiten versucht genau das zu verhindern."
Ich wollte, das würde irgendjemand, wenigstens einer für mich tun. Mich will niemand hören. Ist nicht so, dass ich nicht laut genug geschrien hätte, interessiert aber niemanden. Und ohne reale Menschen um mich rum kann und will ich einfach nicht mehr weiter. Ich bräuchte nicht einmal unbedingt einen Partner, aber Sozialkontakte, jemanden der mal mit mir redet – und nicht nur über Probleme – oder mal mit mir was unternimmt, die brauche ich wie die Luft zum Atmen.
Den Zettel habe ich trotzdem aufgehängt.

@ Streuner
,,aber ohne Hoffnung? Woher kommt sie, diese Hoffnung. Von anderen? Wohl kaum. Ich denke, sie kann nur aus einem selbst kommen."
,,Nicht für andere, sondern nur für DICH. Du bist wichtig, nur Du. Dein Leben."
Das ist das Problem: ich bin mir selbst nicht genug (s. o.).

@ Pudel
,,du bist festgefahren in der meinung dass du keinem therapeuten mehr vertrauen kannst, und dies ist das größte problem."
Ja, richtig. Genau das ist das Problem. Hauptprobleme in der Therapie: extremes Misstrauen und Verlassensangst. 1 ½ Jahre hat mein Therapeut gebraucht, mein Vertrauen zu gewinnen. Aber er hat es getan und zwar verdammt gut. Und nein! Er gehört nicht selbst auf die Couch und ich hatte mit ihm kein Pech. Und genau das ist das Fatale an der Situation: er hat mich in langer und mühevoller Kleinarbeit davon überzeugt, dass ich ihm vertrauen kann. Ich habe noch nie im Leben jemandem so sehr vertraut und das aus guten Gründen. Leider hat er 2 ½ Jahre gute Therapiearbeit in 2 ½ Sekunden zerstört – mit einem einzigen Satz: ,,Ich werde zum Jahresende meine Praxis hier schließen." Damit hat er mein Vertrauen, dass ich mich auf ihn verlassen kann, also das, was er mir mühevoll beigebracht hat, weggefegt. Ja und er geht, aber er versucht immer noch, mich festzuhalten und sucht nach einer Lösung. Wünsch uns viel Glück dabei!

Viele Grüße von Paula


Stellar

Hallo Paulchen,

Der Therapeut könnte dich ja auf privatem Wege weiter therapieren. Sofern er nicht weiter wegzieht und dort eine neue Praxis eröffnet, sollte das drinnen sein. Frag ihn halt einfach mal, ob er mit dem Therapieren ganz aufhören wird, wohin er gehen wird, und eine außerordendtliche Therapie mit ihm zu machen nicht eine vernünftige Lösung sei.

Wenn er erkennt, wie wichtig er für dich ist, wird er dich auch nicht einfach so hängen lassen. Du schreibst ja auch selber, dass er dich festhalten will und eine Lösung für dich finden will. Das zeigt ja ganz deutlich, dass er sich schon sehr um dich sorgt und nicht einfach so im Regen stehen lassen will. Er verdeutlich damit nochmal das gegenseitige Vertrauen, dass ihr aufbauen konnten. Er will dich also nicht einfach so vor die Tür setzen.

Er wird die Praxis ja auch nicht ohne driftige Gründe schließen, nehme ich an. Es hat sicherlich seine Gründe. Frag ihn mal warum. Er muss sie nicht beantworten, weil es sehr persönliche Gründe sein könnten, aber fragen kostet ja nichts. Wenn er sie dir nennt, verstehst du evtl auch ihn in seiner Entscheidung besser. Er versteht dich, du ihn. Damit würdet ihr euer gegenseitiges Vertrauen auch wieder stabilisieren.

Häng dich also nicht so an diesen einen Satz mit der Schließung auf. Sicherlich ist das erstmal ein großer Schocl für dich gewesen, der tief sitzt, aber der Ball rollt weiter. Nur für das wie, musst du jetzt etwas Initiative ergreifen, vertraue dich deinem Therapeuten auch in diesem Thema an, und such gemeinsam nach einer für dich angemessenen Lösung.

Wie erwähnt, könnte eine private Therapie möglich sein, aber man könnte ja auch versuchen dich sanft einem anderen Therapeuten zu übergeben. Sanft bedeutet also hier, dass ein empfohlener Therapeut mal zusätzlich in eure Sitzung kommt, und sich in euer Vertrauensbündnis langsam eingleidert, so dass du leichter wechseln kannst. Oder du erlaubst deinem Therapeuten, dass er für dich mit einem anderen Therapeuten deiner Wahl redet, damit derjenige dich dann besser und auch schonender übernehmen kann.

Es gibt viele denkbare Möglichkeiten. Stecke jetzt also nicht den Kopf in den Sand und suche in der verbleibenden Zeit mit deinem Therapeuten hier nach einer machbaren Lösung für dich. Das Angebot hat er dir ja auch gemacht, also wird er sich daran wohl auch halten. ;)

LG
Stellar

Paula

Hi Stellar,

leider zieht er 650 km weit weg, daher ist eine Pendellösung nicht realisierbar. Aber wir suchen noch nach einer Lösung.

Liebe Grüße von Paula

kleine_Maus

Liebe Paula,

ich kann nicht viel dazu sagen, außer: Ich würde Dich vermissen!
Ich zünde Dir mal eine Kerze an, als Hoffnungsschimmer ein kleines Licht in der Dunkelheit.
Das habe ich schon einmal für einen besonderen Menschen gemacht. Jeden Abend.. ich hatte vieleicht einen Verbrauch an Kerzen, ständig musste ich los um neue zu kaufen. ;)
Aber es hat sich gelohnt. Dieser für mich sehr besondere Mensch ist noch da!
Ich hoffe Du bleibst auch bei uns!

Ich werde bei meiner Meditation auch ein klein wenig Licht an Dich schicken.
Hoffentlich kannst Du es fühlen und etwas Kraft daraus schöpfen.

Liebe Grüße
kleine Maus

Paula

Vielen lieben Dank, kleine Maus! Ich kann das Licht ganz genau sehen!

Morgen bin ich wieder bei meinem Therapeuten. Da kann ich mit ihm mal über eine von ihm angedeutete Möglichkeit sprechen. Wenn die kleine Flamme, die er letzte Woche in mir entfacht hat, mit deinem Licht und mit all den anderen Strahlen, die mir einige liebe Menschen hier im Forum geschickt haben, größer wird, wird sie wachsen können, bis sie nicht bei jedem noch so kleinen Atemzug ausgeht.

Viele Grüße von Paula

Weinen

Ich drück Dir für den Termin morgen hefftigst die Daumen

Weinen

kleine_Maus

Schön, das Du es sehen kannst.
Heute bei meiner Yogastunde haben wir auch mal wieder eine Lichtmeditation gemacht, allerdings haben wir es dieses Mal nicht an andere Menschen geschickt. Naja, außer eine kleine Maus.. die macht manchmal einfach etwas anderes als der Rest der Gruppe. ;)

Für Deinen Termin morgen wünsche ich Dir alles Gute. Ich hoffe ihr findet eine gute Lösung.

Liebe Grüße
kleine Maus