Ein weiterer Morgen

Begonnen von AHunter, 10 Februar 2012, 01:53:00

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AHunter

Ein weiterer Morgen


'Dreh dich nicht um Junge !', ruft es mir zu, während wir hetzen, weg von diesem Ort, weg
von diesen Gedanken, dieser Welt und Zeit.
Dennoch kann ich mich nicht zusammennehmen, muss mich umdrehen, schaffe nicht mehr
stur dem Weg der Tränen und Blindheit zu folgen, der Jagd feiger Furcht und berechneter
Ausflucht. Doch so wie ich mich drehe, spritzt mir das Blut entgegen und ein qualerfüllter
Schrei donnert auf. Kann jedoch nicht inne halten, zerrt es mich weiter und meine Arme
voran statt zurück zum Auffangen. Kann nicht mehr stoppen!
Mich inne halten, mich aufhalten, mich festhalten!
Und stürze. Fast aus dem Bett, schweiss gebadet, erwacht, halb zumindest.
Es durchdringt nur mehr, die Nässe der Kleidung, die Feuchtigkeit der Schweissperlen, die
Gedanken rund ums Versagen, sie alle nicht retten zu können. Bewusstsein trampelt mir
genüsslich durch die Hirnwindungen, Tränen kriechen mal verzweifelt mal unstet aus den
entsprechenden Drüsen und das Muster der eigenen Endlichkeit entfaltet sich praktisch
vor meinen Augen.
Eine Anleitung, es endlich enden zu lassen. Nicht das Leben eines einzigen anderen, oder
doch die Existenz eines jeden in meiner Welt. Noch ein Alptraum, der beendet gehört, bevor
sie alle zerfetzt werden, während sie nach mir sinnen? Ertrage diese Gedanken, diese Träume,
diese Wirklichkeit nicht mehr und schlucke schon fast unbewusst Tablette nach Tablette.
Genug für eine Überdosis?
Wohl kaum...
Zögerlich, aber immerhin vorhanden, setzt sowas wie Verstand ein, der noch anderes ausmalt,
was vielleicht einer weiteren Möglichkeit entspricht, 'Heute stirbt bestimmt niemand.' und ich
schaffe nicht umher, ihm irgendwie zu glauben, auch wenn die Zweifel über allem, wie eine
gefährliche Klinge kreisen.
So verbleibt man erstmal, mit sich, seinem Grauen, der Unfähigkeit und dem Ende, bis auf weiteres.

Adrenalinpur