Selbsthilfegruppen

Begonnen von melj., 25 Januar 2012, 20:23:25

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melj.

Hallo zusammen,

ich werde mein Problem kurz schildern und hoffe es langweilt euch nicht.
Ich bekommen zur Zeit noch ambulant betreutes wohnen. Da ich aber anfange zu arbeiten steigt der Eigenanteil
in unbezahlbare Höhen. Deshalb habe ich mit meiner Betreuerin überlegt, ob ich stattdessen in eine Selbsthilfegruppe
gehen soll.
Meine Fragen: Wie sind eure Erfahrungen?
                    Kann man auch schweigen oder ist man zum reden gezwungen?
                    Wie oft finden die statt?
                    Wie viele Teilnehmer sind ungefähr da?

Mehr fällt mir gerade nicht ein.

Würde mich über Antworten freuen!

Lieben Gruß
mel

WeirdLife

Es gibt auch eher "unkonventionelle" Gruppen...

Bin in einer SHG für Adoptierte und wir treffen uns 1x im Monat im Biergarten/Lokal, wie auch immer man es nennen mag. Dort kann jeder kommen und erzählen wie er möchte. Wir sind so zwischen 3 und ca. 8 Leuten. Ist ganz unterschiedlich. Es gibt keinen Plan, niemand "leitet" es direkt (auch wenn offiziell 2 dafür zuständig sind und sich auch fortbilden etc.) und man ist, wenn es einem zu viel wird, auch nicht so "gezwungen" zu bleiben, sondern kann ganz unverbindlich kommen und vor allem wieder gehen. Ich mag das so.

Als ich das erste Mal da war, war ich aber noch nicht so weit. Habe gar nichts gesagt und die Themen haben mich zu sehr aufgewühlt. Etwa 1 Jahr später ging ich erneut hin und kam besser zurecht. Jetzt gehe ich, wenn es zeitlich machbar ist, zu jedem der monatlichen Treffen. Meine Therapeutin befürwortet das sehr. Manchmal hilft es einfach sich mit Leuten auszutauschen, die ähnliche Gefühle haben oder ähnliches durchgemacht haben (sei es Adoption, Depression oder was auch immer das Thema der Gruppe ist).

Probier es doch einfach mal aus. Wenn es nichts ist, kannst du ja wieder gehen. Und wenn du - wie ich ;) - nach einiger Zeit feststellst vielleicht bist du jetzt an einem anderen Punkt, probier es erneut :) Hör auf dein Gefühl!
I decided not to give up today. After all, it sure would have been a waste surviving all that other bullshit for nothing.

WeirdLife

Kann leider nichts editieren... Wollte noch dazu sagen, dass es anfangs auch so ähnlich war wie bei JustMe, erst Gruppe dann Lokal, sich aber die Zeiten gewandelt haben und die Zeit im Lokal immer länger wurde ^^, so dass es schließlich komplett dort hin verlagert wurde. Auch wegen des Grundes, dass man besser gehen kann, wann man möchte.

Wurde mir so berichtet, ich war damals noch nicht dabei ;)
I decided not to give up today. After all, it sure would have been a waste surviving all that other bullshit for nothing.

Epines

Hallo Melj

Bei uns ist es ähnlich wie bei justme. Jeder sagt zu Anfang und am Ende  wie es ihm geht. Wir treffen uns alle zwei Wochen für zwei Stunden, anfangs war es sogar jede Woche, aber dies war einigen dann doch zu heftig. In unserer Gruppe ist es sehr wichtig, dass ein harmonisches Klima besteht, welches geprägt von gegenseitigem Vertrauen und Diskretion ist, denn sonst könnten viele nicht offen reden.
Die Gruppe "sexueller Missbrauch" gibt es erst seit wenigen Jahren und wir sind in einem Einzugsgebiet von 500'000 Menschen, meistens nur gerade zwischen 5 und 13 Leute in einer gemischten Gruppe.

Anfangs war es für die Frauen ein heftiges Thema, ob wir auch Männer in die Gruppe aufnehmen. Wir haben uns dafür entschieden und mittlerweile sehen wir es sogar als Bereicherung, weil Männer eben auch Opfer sind und dadurch nicht mehr nur als Täter wahr genommen werden.

Zwei Mal im Jahr nehmen wir neue Leute auf, damit wir nicht jedes Mal eine zeitintensive Vorstellrunde machen müssen sondern in Ruhe reden können. Es besteht rotierende Gesprächsführung, jeder darf mal, muss aber nicht, einer macht es immer.
Die neue Leute werden zwei Mal eingeladen, endgültig aufgenommen werden sie allerdings nur wenn alle anderen einverstanden sind und sich vorstellen können, mit ihnen zusammen zu arbeiten.
Bis jetzt wurde drei Mal jemand abgelehnt. Einmal weil die Person nichts verarbeiten, sondern ausschließlich über die Behörden und ihr Umfeld schimpfen wollte, was uns mehrmals fast die ganzen zwei Stunden gekostet hatte. Aufgrund dessen, haben wir dann die auf den ersten Blick hart erscheinende Regel aufgestellt, die Leute erst zu prüfen, ob wir uns mit ihnen wohl fühlen. Bei der zweiten Person hatte man Bedenken, weil sie vom Alter her dem Täterprofil aller Anwesenden entsprach und uns schon in der ersten Sitzung "therapieren" und manipulieren wollte. Die dritte Person war nach ihren Aussagen, in einem früheren Leben missbraucht worden und wollte hauptsächlich Klienten für ihre esoterische Praxis anwerben.

Da bei unserem Thema oft jemand getriggert wird und wir dadurch nicht wirklich weiter kommen, darf die betreffende Person ohne Kommentar den Raum verlassen, meist geht dann jemand mit hinaus. Damit haben wir die besten Erfahrungen gemacht.

Wer nichts sagen möchte muss auch nicht. Gerade neue Leute sind anfangs etwas schweigsam, was ja bei unserem Thema verständlich ist. Zweimal ist es vorgekommen, dass Personen gar nicht mehr gekommen sind, einer Person war es zu schmerzhaft und die andere Person traf zufällig auf ehemalige Leidensgenossen in der Gruppe und zu guter Letzt kannte ich auch noch ihren Vater. Das war natürlich schlimm für sie und auch für mich. Die Erkenntnis einen Täter um mich und ihn nicht als solchen  erkannt zu haben, hat mich ziemlich belastet. Aber so etwas kann immer passieren, die Welt ist klein.

Wichtig zu wissen eine Selbsthilfegruppe ist keine Therapiegruppe, sie kann also kein Ersatz für eine Therapie sein, obwohl viele von uns mit der Zeit die Therapie beenden konnten, weil ihnen die Arbeit in der SHG mehr gebracht hat.

Wir treffen uns im Selbsthilfezentrum und die Meisten gehen nachher noch mit in die Kneipe. Dies hilft sehr, man geht zwar trotzdem nachdenklich nach Hause, aber man konnte abschließend über viele andere Dinge reden und oft geht es in der Kneipe wirklich lustig zu und her, es wird viel gelacht, so dass jeder Abend irgendwie total befriedigend ausgeht und man trotz allem ein gutes Gefühl hat.

Also ich kann dir eine SHG nur wärmstens empfehlen.

Alles Liebe
Epines

melj.

Danke das ihr mir eure Erfahrungen geschildert habt. Hört sich ja ganz gut an.

Bei mir in der Stadt solllen zwei Gruppen neu gegründet werden: Einmal Depressionen

und einmal Borderline.

Habe mich für beide als interessiert gemeldet. Mal sehen!

Lieben Gruß
mel

melj.

mal was anderes:

wird man im Chat gelöscht wenn man länger nicht da war?

Ich kann mich nicht mehr einloggen.

melj.

schon geschehen. danke pudel