Mein Vater hatte einen Suizidversuch, aber was jetzt?

Begonnen von Sr1993, 05 Januar 2012, 00:35:43

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Sr1993

Hallo miteinander,

Mein Vater ist seid Jahren Physisch krank er hatte zahlreiche Ops und seid 2-3 jahren hat er Depressionen und selbstmordgedanken. Es ist seid 18 Monaten krankgeschrieben (wegen Knie Op und weil er in der Tagesklinik und Ambulant in Therapie war).

Er redete immer davon das er es vor hatte (er hatte wohl schon einen versuch hat es aber ohne großes aufsehen und einen Arzt überlebt ohne das ich davon etwas mitbekam). Er sagte wörtlich das wir (Ich und mein Bruder) ja schon groß sind und ihn nicht mehr brauchen würden. Meine Mutter findet auch einen anderen Mann und er kann gehen.
Ich war davon nie begeistert aber ich weiss auch nicht wie ich damit umgehen sollte (bzw. jetzt soll). im Kopf bin ich mir aber auch nicht sicher ob es falsch ist ihn praktisch künstlich am leben zu halten wen er doch sterben will.

Vorgestern (als meine Mutter zur Frühschicht aufstand) hat sie ihn dan auf der Couch gefunden erst sah es so aus als ob er betrunken war also ging er ins Bett. Auf dem weg dahin ist er dan zusammengebrochen und ich bin davon wach geworden und natürlich zu meinem vater geeilt. ich habe versucht ihn zu stützen aber wusste das da etwas nicht stimmt und sofort den Notarzt gerufen. Auf dem Tisch fanden wir seine Anti Depressiva und Schlaftabletten... Er muss wohl viele genommen haben und dazu noch Blutdruck senkende Tabletten. Er hat wohl gehofft er könnte so einschlafen und einfach nicht mehr aufwachen. Ich war gestern 2x bei ihm und die Ärzte sagten er müsste wohl nur die Tabletten abschlafen (sprich verdauen oder sont was...) er ist heute immernoch nicht aufgewacht und liegt jetzt im künstlichen koma, bis jetzt sieht trotzdem alles gut aus (keine schwellungen hirnschäden oder sowas zu sehen). Meine Mutter sagt er wird das ganze zu 99% unbeschadet überstehen... aber selbst wen was ist danach. Beim Nachforschen habe ich gelesne das 85% der versucher es im nächsten jahr wieder versuchen... Und was haben wir dan mit dem rufen des Notarztes gewonnen? Er hatte bereits Therapien und hat diese gedanken nie abgelegt oder geändert...

Ich glaube die ganze Bürokratie mit der krankenkasse die nicht zahlen wollte aufgrund blabla (letztendlich haben sie gezahlt) und dieses unwissen über die Rente (wieviel er bekommt) haben ihn auch dazu gebracht. Vllt ging es ihm auf der Arbeit auch nicht gut.

Wie soll es jetzt nach alldem weitergehen. Was kann ich tun, ich hab schon überlegt zur Anstallt zu fahren und Terror zu machen das sie ihn in einzelbehandlung zwingen sollten... Notfalls bring ich ihn angekettet dahin. Aber letztendlich sieht es für mich so aus als ob die Psychologische behandlung bockmist ist.

Epines

Hallo Sr 1993

Bin gerade etwas geschockt von dem was du da schriebst, da ich es von meiner Mutter her auch kenne. Man steht dem so hilflos gegenüber und weiss im Grunde nicht was richtig und falsch ist.

Klar hat jeder das Recht zu entscheiden wie sein Leben weiter geht, aber manchmal ist es dennoch von Vorteil, wenn man die Verantwortung für sein Leben vorübergehend in fremde Hände legen kann. Dies schafft Luft um nachzudenken.
Vielleicht ist es das  was dein Vater gerade gebraucht hat.

Nun ist er vorerst in der Klinik und man wird sehen wie es danach weitergeht. Keinesfalls darfst du jedoch die Verantwortung für sein Leben übernehmen, ist schwer ich weiss, denn man leidet ja jedes Mal mit, aber du musst einen Weg finden dich etwas abzugrenzen.

Mir hat auch nur die Distanz geholfen, denn ich hatte mich schon als Kind für das Leben und Leiden meiner Mutter verantwortlich gefühlt, quasi die Elternrolle für sie übernommen. Sie erschien mir so unendlich hilflos, aber als ich weg war ging es trotzdem weiter, also wäre es wohl vorher auch gegangen.

Dein Vater hat zweifellos schon viel mitgemacht. **Er sagte wörtlich das wir (Ich und mein Bruder) ja schon groß sind und ihn nicht mehr brauchen würden. Meine Mutter findet auch einen anderen Mann und er kann gehen.**
Das klingt wirklich sehr traurig!

Ich hoffe, dass man ihm im Kh helfen kann und es ihm bald wieder besser geht und dir wünsche ich alles Liebe und viel Kraft!
Epines


Sr1993

Ich zweifle nicht daran das man wieder versucht ihm zu helfen, ich zweifle nur an der wirkung.

Ich bin auch weniger überrascht oder schockiert... ich weiss nurnicht was ich bewirken/machen/tun kann damit es besser wird wen er wieder kommt.

Schließlich ist er vor einiger zeit auch aus der Tagesklinik geflogen weil er einen genauen Suizid Plan vorgestellt hat. 2 std Später war er dan fest drin und es hat rein garnichts geholfen wie man sieht. Wir hatten noch einen schönen Familien abend haben gut gegessen und ein brettspiel gespielt... und dan endet der abend so?

Ich kann mit allem umgehen, wir alle waren innerlich darauf vorbereitet. Jedoch möchte ich trotzdem alles mögliche versuchen.


Epines

Ach weisst du, Therapien helfen meist nur wenn der Klient auch wirklich mitmacht und seine Situation verändern will. Man kann niemanden zu seinem "Glück" zwingen.

Terror in der Anstalt bringt überhaupt nichts, aber ein Gespräch mit dem zuständigen Arzt wäre vielleicht nicht schlecht. Da kannst du die Situation einmal so schildern wie du sie siehst und vielleicht findet ihr gemeinsam mit deinem Vater eine gute Lösung die allen hilft.

Adrenalinpur


Sr1993

Zitat von: Adrenalinpur in 05 Januar 2012, 23:18:32
Auf den Vater zugehen? Mit ihm reden?

Sind das fragen?
Ich habe oft mit ihm geredet, jetzt geht es ja nicht. Mal schauen wan er aufwacht.

Danke Pudel und Epi.

Epines

Hallo Sr1993

Bei mir war es so, dass sich immer alles um meine Mutter gedreht hatte und dadurch habe ich mich auch zunehmend unwichtig empfunden. Lange Zeit dachte ich, wenn ich selbst etwas hatte, dass es gemessen am Leiden meiner Mutter doch wirklich nichts ist und ich habe mich dadurch auch lange nicht getraut irgendjemandem zu erzählen wie es mir wirklich ging, wie düster es in mir selbst aussah. Mein erster wichtigster Schritt war die Distanz zu meiner Mutter zu schaffen, manchmal muss man diesen Schritt aus Selbstschutzgründen beschreiten.

Dein Vater ist in Behandlung und nur da kann ihm geholfen werden, allerdings muss er es wollen, du bist nicht für sein Leben und sein Wohlbefinden verantwortlich und schlussendlich kannst du es auch nicht verbessern.

Das einzige was du wirklich tun kannst ist einfach wertfrei zuhören und da sein. Verlange nichts von ihm, setze ihn nicht emotional unter Druck, denn es würde nichts bringen, sondern ihn zusätzlich stressen, wenn er immer und immer wieder versagt. Er weiss selber wie es um ihn steht und er weiss auch, dass du als sein Kind nichts für ihn tun kannst!

Alles Liebe
Epines

Sr1993

Also er ist Sonntag wieder aus dem Koma aufgewacht und er ist auch wieder voll bei Verstand... (Er hatte zwar am anfang Halluzinationen aber ist glaub ich "normal").

Er gibt dem Alcohol mitschuld, nach dem Motto Mut antrinken. Jedenfalls hat er sich heute direkt einweisen lassen. Die Ärzte sagten übrigens das er es ein kleines Wunder sei das er ohne jegliche schäden überlebt hat. (CT hat gesagt alles Ok.)

Bis jetzt glaube oder hoffe ich das er tatsächlich auf dme weg der besserung ist... den diesmal wollte er es wirklich, was vorher nicht der Fall war.

Ich dachte mir, lässt du diese Geschichte nicht im dunkeln.

Übrigens nochmal danke für die Ratschläge.

Lg

Epines

Auch ich wünsche dir und ihm alles Gute, manchmal merkt man erst, wenn man dem Tod von der Schippe springt, dass man gar nicht sterben will. Auf jeden Fall ist es immer ein riesiger Denkanstoß warum es nicht geklappt hat, oft ist eben die Zeit noch nicht reif genug.

Alles Liebe
Epines

Philip

So etwas ist sehr belastend für die ganze Familie.

Ich würde so vorgehen:

Setzt euch erstmal zusammen und besprecht was vorgefallen ist und was ihr tun könnt damit es deinem Vater besser geht.
Schenkt ihm jetzt viel aufmerksamkeit aber belastet ihn nicht mit Vorwürfen oder Vorderungen.
Sagt ihm wie ihr euch fühlt und wie wichtig er euch ist.
Ihr müsst auch ein Auge auf euch selber haben denn wie gesagt so etwas ist sehr belastend und zerrt an den Kräften aller Beteiligten.
Holt euch Hilfe und Informationen von eurem Hausarzt, Facharzt und Krankenkasse.
Wenn es Finanzielle Probleme gibt, kann man sich auch einen Kostenlosen Anwalt suchen der auf solche Fälle spezialisiert ist.
Ich kann in deinen Vater natürlich nicht hinein schauen und sagen welche Art von Klinik für ihn am Besten geeignet wäre aber er braucht neben euren Beistand auch proffessionelle Hilfe.

Folgende stationäre Klinik kann ich mit bestem Gewissen weiter empfehlen:

http://www.burghof-klinik.de/

Wenn er dann irgendwann wieder halbwegs auf den Beinen ist, ist es wichtig, dass er weiterhin professionell Betreut wird.
Da gibt es z.B. die Lebenshilfe,Theapiegruppen,Therapeuten und Psychologen und Tageskliniken
Privat könnt ihr dann versuchen mit ihm neue Ziele in seinem Leben zu erarbeiten und versuchen seine Sicht auf sein Leben zu verändern.

Aber ich sage es nochmal: Schaut auch in euch hinein und kümmert euch um eure Gesundheit.

Ich wünsche dir/euch alles nur erdenklich Gute und hoffe dein Paps wieder gesund wird.

Sr1993

Dankeschön, mach ich (auf dem laufendem halten).

Finanzielle Probleme werden wir denke/hoffe ich nicht haben. (Versicherungen und Mama geht ja auch auf Vollzeit arbeiten.)

Die Klinik sieht ja echt schön aus aber wir wohnen 10km von Dortmund weg. (Und mein Dad ist bisher immer ungern weit von zu Hause weg.)

Nach dem Psychatrie aufenthalt schauen wir mal nach einer Reha und ich werde ihm ans Herz legen weiterhin hin und wieder einen Psychater aufzusuchen.

Lg

Siny

@sr1993; meintest du wirklich 10km? Das wäre ja wirklich nicht weit...
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

(Jean-Jacques Rousseau)

Sr1993

Guten abend miteinander,
Es ist ja jetzt etwas Zeit vergangen seid ich hier war. Meinem Dad geht es mittlerweile sehr viel besser. Die Ärzte sagten sie wüssten jetzt sehr genau was er hat... und er hat eine spezielle Therapie bekommen die ihm 50% der Last von der Seele nehmen sollte (klingt ein bischen komisch aber es geht ihm seid dem besser). Er hat sich auch einen Hund gekauft, mit dem Gedanken das er abgelenkt ist und er ja jetzt wieder verpflichtungen hat (um komplett aufhören können zu trinken, Alcoholiker war er NOCH nicht).

Insofern bedanke ich mich nochmal für den Rat den ich hier bekommen habe. Und ich wünsche allen mit diesen oder ähnlichen problemen alles gute und hoffe das Sie nicht aufgeben werden.

Lg David