Alles sinnlos

Begonnen von verstellungpur, 03 Januar 2012, 21:11:07

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Epines

Hallo liebe Verstellungpur

**Was macht so ein Leben überhaupt noch für einen Sinn, wenn man keine Gefühle mehr hat!**

Darüber habe ich nun lange nachgedacht. Ich hatte auch lange keinerlei Gefühle außer Schmerz, Scham und Schuld, aber ich kannte es nicht anders, wohl habe ich damals einfach nur meine Zeit abgesessen resp. abgelegen und so gut es ging funktioniert. Dann nach meinem Mann und dem Tod meines Vaters, kam endlich die Wut, die ich mir anfangs nicht erklären konnte, aber es war ein Gefühl, dass ich zuvor nicht kannte. Diese Wut hat sehr viel in mir ausgelöst und vieles was ich jahrelang geschluckt hatte, kam endlich zum Vorschein.
Oft habe ich sie an unschuldigen Mitmenschen ausgelassen, was mir heute sehr leid tut und ich bin froh, dass ich in dieser Zeit keine Kinder um mich hatte.
Parallel zur Wut kam grenzenloses Selbstmitleid und Trauer um das Verlorene in meinem Leben. Nach und nach kamen die Gefühle in einer Heftigkeit, die ich kaum mehr unter Kontrolle hatte und gerade in dieser Zeit, habe ich mir oft zurück gewünscht wieder nichts mehr zu fühlen.

Es ist also durchaus möglich, dass es dir ähnlich ergeht. Nichts zu fühlen muss kein Dauerzustand sein und es wird wieder besser. Stimmungsschwankungen habe  ich zwar immer noch, sie sind wohl ein Teil von mir und ich habe sie akzeptiert, auch wenn sie mir manchmal peinlich sind, gerade vor Anderen, aber es ist wohl nicht zu ändern.

Als du schriebst, dass dein Therapeut eingeschlafen ist, musste ich wirklich lachen, das habe ich mir bildlich vorgestellt. Da hast du ihn für sein Schläfchen auch noch bezahlen müssen, was für ein Job :-), da wird man fürs schlafen bezahlt! Ich hätte doch Psychologie studieren sollen.
Jemand hat gestern hier geschrieben, dass der Arzt der für den Notfall ins Haus kam, sich mehr für die Bilder als für sie/ihn interessiert hat... Und eine Bekannte hat mir erzählt, dass ihre Therapeutin ständig beleidigt ist, wenn es ihr besser geht!

Du hast also Recht, wenn du sagst, dass du mit so einem Thera nicht weiter kommst, denn ein guter Therapeut ist effektiv die Grundlage für den Erfolg einer Therapie. Nur wie findet man diesen? Manchmal wartet man viel zu lange bevor man wechselt.

Ich denke ebenfalls  wie  Sintram und Emelie, dass dir ein Klinikaufenthalt vermutlich am Meisten bringen würde, denn dann hättest du eine Weile Pause von allem was dich draussen belastet und könntest  für eine Weile aufatmen und den Kopf frei bekommen, um Entscheidungen zu treffen die dein Leben verändern und deine Situation verbessern könnten. Wenn du einfach alles wie gehabt weiterführst wird sich nie etwas ändern und du fragst dich zu Recht, welcher Sinn das Leben ohne Gefühle noch macht.

Einfach nicht aufgeben und immer daran denken; du bist auch Jemand!
Alles Liebe
Epines

verstellungpur

Hallo Epines, hier nur kurz danke für dein Verständnis - hier im Forum und im Chat habe ich endlich eine Form gefunden, um mit anderen über meine Stimmungen und meine Krankheit usw. zu schreiben. Hier kann man sich so geben, wie es einem gerade zumute ist und wird verstanden. Das hat mir immer gefehlt. Ich melde mich morgen wieder, da habe ich den Kopf frei und mehr Zeit.
Ganz liebe Grüße, verstellungpur

Emilie

Was ich auch noch positiv fände bei einer stationären Therapie, Du müsstest Dich für Dich entscheiden... Du wärst gezwungen Dein eigenen Interessen ganz vorn an zu stellen und Dein Mann und Deine Kinde müssten auch mal sehen, wie sie ohne Dich zurecht kommen (was sie zweifelsohne würden... mach Dir da mal keine Sorgen) Aber ich glaube, es täte Dir und dem Verhältnis zu Deiner Familie auch mal gut zu sehen: Die Belange von DIR sind auch wichtig und manchmal müssen die anderen dafür zurückstecken, damit dann alles wieder besser werden kann.
Keine Sorge es geht nicht darum ein rücksichtsloser Egoist zu werden... das ist auch kein besseres Leben. Sondern darum, dass man um den Mittelweg zu finden eben auch mal die andere Seite ausprobieren muss. Langfristig ist es eh etwas, was Du für Euch alle machst... aber erstmal musst nur an Dich denken.

Bine

verstellungpur

Hallo Bine, du hast mit allem Recht. Und meine Zeit für mich hatte ich vor 2 Jahren - da war ich in einer Reha für 2 Monate - das war die verdammt beste Zeit meines Lebens. Allerdings war der Weg dahin sehr schmerzhaft. Ich wollte gar nicht wieder heim. Ich würde jederzeit sofort wieder dahinfahren - diesmal aber für wesentlich länger. Das hat so gut getan, mal nur Zeit für sich zu haben - niemand wollte was von mir, niemand hat mich genervt. Du wurdest mit alldeinen Problemen akzeptiert und die wurde auch der Raum für Stimmungen und vor allem Stimmungsschwankungen gegeben. Meine Therapie zuhause besteht aus Malen und Lesen. Das konnte ich lange Zeit gar nicht mehr. Und eine längere stationäre Therapie werde ich evtl. machen, wenn die Jungs aus dem Haus sind.
Melde mich morgen wieder.
LG, verstellungpur