Problem: Verzerrtes Mobbing

Begonnen von Anonym, 30 Dezember 2011, 13:32:49

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Anonym

Guten Tag,

ich hoffe, ihr könnt mir vielleicht weiterhelfen.

Kurz zu meinem Problem:
Eine Gruppe, die sich auch den unterschiedlichsten Charakteren zusammensetzt. Eins ist allen gemein. Alle sind einsam, fühlen sich hilflos und suchen Schutz. Diesen Schutz scheinen sie in dieser Gruppe gefunden zu haben. Allen voran ein Anführer. Dieser ist stark, toll, hat schon viele Probleme gemeistert und hat immer ein offenes Ohr für seine Gruppenmitglieder. Aber halt! Dies scheint nur so. In Wahrheit ist dieser Gruppenführer mindestens genauso leicht verletzbar wie alle anderen in der Gruppe. Auch erscheint er bei näherem Hinsehen gar nicht mehr als dieser tolle starke Typ, der den anderen Schutz gibt. Nein, in Wahrheit ist er angreifbar wie sonst niemand. Ein kleines falsches Wort bringt ihn dazu, auszurasten und zum Glück nur verbal um sich zu schlagen.

Leider verläuft dies nicht in den Bahnen, dass einfach eine Beleidigung herausgeschrien wird. Nein, es geht in die Mobbingrichtung.  Er schafft es immer wieder, seine gesamte Gruppe gegen jemanden aufzubringen, der ihm im Grunde nichts getan hat.  Es reicht, von jemanden ausversehen angerempelt zu werden (ein bildliches Beispiel).
Das Hauptproblem seh ich darin, dass es der Gruppenführer immer wieder schafft, anderen etwas Böses zu unterstellen. Und aufgrund seiner angesehenen Stellung in der Gruppe, glauben ihm die anderen alles, ohne überhaupt einmal nachzudenken. Niemand war dabei oder überlegt sich, dass der vermeintliche Täter eigentlich gar nichts gemacht hat. Aber es werden Gerüchte verbreitet und da alle Gruppenmitglieder ohne zu denken hinter diesem Anführer herlaufen, werden letztlich Leute gemobbt, beschimpft und ausgeschlossen, die eigentlich gar nichts gemacht haben.

Und sobald man es wagt, dies einmal direkt anzusprechen, dreht dieser Anführer alles wieder so, dass er das arme kleine Opfer ist und man selbst steht auf einmal außen vor.

Das einfachste ist natürlich, sich einfach von dieser Gruppe fernzuhalten. Fällt mir ehrlich gesagt auch gar nicht schwer.
Trotzdem läuft das ganze weiter.

Aber was kann man machen? Wie kann man den anderen klar machen, dass sie im Grunde Leute fertig machen, die ihnen gar nichts getan haben. Es wird ihnen nur eingeredet.
Wenn sie bisschen denken würden, würden sie selbst erkennen, dass sie auf die falsche Person hören.
Der Anführer schafft es aber immer wieder, dass sie seine Versionen blindlings glauben und andere Personen dadurch ziemlich ausgegrenzt zu werden.

Der Gruppenanführer steht nach außen so da, dass er seine Gruppenmitglieder beschützen will und sie vor jeder ihnen angeblich drohenden Gefahr schützt.
Und wenn man ehrlich ist und bisschen weiter hinter die Fassade schaut, stellt man eben fest, dass dieser Anführer im Grunde die schwächste Person in dieser Gruppe ist.
Er benutzt im Grunde nur die Gruppe, um sich selbst zu schützen.

Es ist einfach das Problem, dass jemand hier Macht hat, weil ihm andere blindlings nachlaufen, ohne selbst nachzudenken! Das macht mir etwas Angst.

Alles etwas verworren, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine und habt vielleicht ein paar Tipps.

Liebe Grüße Anonym

Sintram

Hallo Anonym,

was Du da schilderst, ist die alltägliche Ausprägung von Gruppenbildung und Dynamik, also durchaus nichts Ungewöhliches.

Du darfst aber die Gruppenmitglieder, die sich um ihren selbsternannten(!) Guru scharen, nicht unterschätzen und in der Opferrolle von Irregeführten sehen, sie wissen sehr wohl um die Schwächen ihres Wort- oder Anführers, jedoch erhalten sie innerhalb der Gruppe die Anerkennung, die sie suchen, ohne selbst in die Schusslinie von Kritik zu geraten, diesen Part überlassen sie ihrem Oberhaupt, weil sie sich hinter dessen Wehrhaftigkeit und Hang zu Polemik sehr gut verstecken können und leidlich sicher fühlen.

Jede dergestalt in sich isolierte Gruppe bildet in ihrer Zusammensetzung eine Symbiose, eine Zweckgemeinschaft, sollte es einmal wirklich hart kommen und eine "Opferung" ihrer Vorzeigefunktionsperson verlangt sein, um den Erhalt der Gruppe zu gewährleisten, werden sie nicht zögern, diesen abzuservieren und durch einen immer vorhandenen Nachfolger zu ersetzen.

Fühl Dich also nicht verantwortlich für etwaige Leute, die Du da "rausholen" willst oder ihnen "die Augen öffnen", sie sehen ganz gut und wollen es einfach so, sind damit zufrieden, fühlen sich zugehörig, angenommen und aufgehoben.
Ihr Anführer verkörpert lediglich, was sie selbst denken und fühlen.

Wegbleiben ist alles was Du tun kannst und das beste gleich dazu.
Alles andere ist verschwendete Zeit und Kraft.

Guten Rutsch
Sintram

Anonym

Hallo Sintram, hallo Pudel,
danke für eure Antworten.
Sowas ärgert mich einfach. Ich weiß ja selber, dass ich nichts ändern kann.

Um ehrlich zu sein geht's mir auch gar nicht so groß um die Mitglieder dieser Gruppe. Ich bin in keinster Weise für sie verantwortlich und ich weiß, dass jeder für sich selbst sorgen kann.
Es sind viel mehr die Opfer. Jeder kann es werden. Man muss nur diesem Anführer nicht passen.

Ich sags ehrlich. Ich bin niemand, der bei anderen Schutz sucht oder schwach ist. Aber auch ich fand diesen Anführer zunächst sehr freundlich und war von seiner angeblichen Vita beeindruckt.
Erste Zweifel ergaben sich schon beizeiten, aber ich kümmerte mich nicht weiter darum.
Doch eines Tages geriet ich mit dieser Person wegen einer banalen Sache aneinander und dadurch und durch die folgenden Diskussionen kam ihr wahrer Charakter immer mehr zum Vorschein. Ich konnte Sachen sehen, die er gut verstecken kann, solange man ,,nur" oberflächlich redet.

Es ist wie immer: Gib einer Person Macht oder streite mit ihr, dann siehst du ihren wahren Charakter.

Ich stand dieser Person neutral gegenüber. Ich vergötterte sie nie und ich hasste sie auch nicht. Es war einfach ein Bekannter.

Nachdem ich allerdings eine Sache miterleben durfte, wie jemand das nächste Opfer wurde, konnte ich nicht mehr an mich halten und hinterfragte die ganze Sache vor der Gruppe. Der Chef konnte allerdings keine richtigen Argumente liefern und so wurde er immer ärgerlicher und verdrehte meine Worte, so dass er mich darstellen konnte, als würde ich ihn angreifen.
Mir persönlich hat es nicht viel ausgemacht, außer dass es mich ärgerte, dass die ganze Gruppe ihr Maul hält und ihm Recht gibt, obwohl er seine Ansichten nicht mal untermauern konnte. Im Gegenteil. Sie wurden sogar widerlegt!

Aus diesem Grund möchte ich die anderen auch nicht aus der Gruppe rausholen. Ich denke, sie wissen nicht unbedingt, dass sie jemanden hinterherlaufen, da sie darüber nicht groß nachdenken. Und wenn doch, werden sie es ignorieren, da sie ja sonst niemanden haben.

Pudel, was es genau für eine gruppe ist, werde ich nicht sagen. Nur soviel. Es ist einfach ein Kreis privater Leute, die teilweise große Probleme haben und sich da gerne treffen und mal mit anderen Menschen reden.

Ich weiß, dass ich keine Welt ändern kann, aber ich bin eben auch niemand, der vor Ungerechtigkeiten die Augen verschließt. Und wenn es sein muss, mache ich mich auch einmal unbeliebt. Aber ich habe meine Prinzipien, denen ich treu bleibe. Lieber bleibe ich alleine, als wen hinten rein zu kriechen.

Aber man ist einfach machtlos. Es ist einfach gefährlich, weil sowas immer und immer wieder geschieht.
Ja Sintram. Typische Gruppendynamik. Nur bisher kannte ich solche Gruppen noch nicht. Nicht so stark ausgeprägt.

Man kann nur allgemein an die menschen appellieren, niemanden so hinterherzurennen. Der Fauxpas ist, dass diese Menschen selbst ausgeschlossen wurden und die Gründe nicht kennen und nun machen sies genauso.

Wie auch immer, wollte euch nicht zutexten. Eine richtige Lösung gibt es schließlich nicht dafür.

Liebe Grüße Anonym

Sergio

Hallo Anonym,

interessantes Beispiel von Gruppendynamik was du da gibst. Ich selbst habe nie einer Gruppe angehört und das hat seine Gründe. Ich habe nämlich in meiner Schulzeit miterleben können zu was eine Gruppe imstande ist einem anderen Menschen anzutun. In meiner damaligen Klasse gab es ein Mädchen was ziemlich gemobbt wurde, ich selbst habe da nicht mitgemacht, allerdings auch nichts unternommen. Ich habe mich aber der Gruppe verschlossen, habe mich der Klassengemeinschaft entzogen, das waren mit mir insgesamt 3-4 Leute die das genauso gemacht haben.
Ich selbst wurde zwar nicht gehänselt aber ich galt als Einzelgänger, Sonderling usw. Dies habe ich auch so provoziert, ich wollte mit diesen Menschen nichts zu tun haben.
In meinen Augen waren in dieser Gruppe vielleicht 2-3 Personen die die Redelsführer waren, alles andere waren Schafsköpfe die mitgemacht haben.

Ein anderes interessantes Beispiel von sehr gefährlicher Gruppendynamik, findet man in dem Film "The Fog" von Stephen King. In diesem Film entwickelt sich eine religiös motivierte Gruppendynamik, eine religiöse Fanatikerin schart eine Gruppe um sich, die ihr blind folgt, der Film endet so das 3-4 Leute sich dieser Gruppe nicht anschließen, in einem Moment als die Lage immer gefährlicher wird, zieht einer der 4 den einzig richtigen Schluss, er erschießt die Redelsführerin, die Gruppe löst sich auf, ohne den Anführer ist die Gruppe machtlos.

Im Grunde kann man bei solch gefährlichen Gruppen nur soetwas tun, schlag der Schlange den Kopf ab! ;)

Sergio

Ps Im Film Conan, wird das sogar bildlich sehr gut 1 zu 1 dargestellt, ;D fällt mir nur so nebenbei ein

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