Was ist es?

Begonnen von Paula, 15 Dezember 2011, 23:01:13

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Paula

Was gibt euch Halt, wenn es euch schlecht geht?
Was macht ihr, wenn ihr feststellt, dass ihr eigentlich alleine dasteht? Wenn eure Freunde gleich im ersten Satz eines Telefonats sagen, wie gestresst sie sind und keine Zeit haben - und ihr schweigt und sagt nicht mehr, dass ihr anruft, weil ihr jemanden braucht?
Was macht ihr, wenn euch die Decke zu Hause auf den Kopf fällt, ihr aber nicht die Kraft habt, raus zu gehen, weil die meisten Dinge, die ihr gern tut alleine keinen Spaß machen oder ihr es einfach leid seid, alles alleine tun zu müssen?
Was bringt euch da durch den Tag und die Nacht und hält euch da im/am Leben?

Ich bin da gerade ziemlich ratlos! Nur vor mich hin vegetieren liegt mir nicht besonders. Vielleicht habt ihr ja den einen oder anderen Tipp für mich!

Viele Grüße von Paula

Adrenalinpur

Hallo Paula,

ich verstehe das denn mir gehts auch so dass ich nicht permantent am Telefon sein will. Ich könnte lügen aber ich will eben nicht telefonieren. Das sag ich dann auch ehrlich.

Mir fällt die Decke nicht auf den Kopf ich bin froh jedesmal wenn ich heil zuhause ankomme, wenn ich mal Zeit hätte könnte ich lesen, malen oder jemandem was Nettes schreiben.

Die Arbeit jagt mich durch den Tag, Nachts muss ich schlafen
und am Leben halten mich meine Leidenschaften

was machst du so?

Du könntest ja Patin von einem Kind im Heim werden


Paula

Hallo Adrenalinpur,

ich fang mal irgendwo an:

*Ich verstehe das denn mir gehts auch so dass ich nicht permantent am Telefon sein will. Ich könnte lügen aber ich will eben nicht telefonieren. Das sag ich dann auch ehrlich.*

Ich habe von niemandem verlangt, dass er ständig am Telefon hängt. Normalerweise bin ich diejenige, die sich um alle und alles kümmert. Deshalb bin ich es auch nicht gewöhnt zu sagen "ich brauche dich jetzt". Und ich finde es schon schlimm, dass ich durch meinen Telefonspeicher flippe und überlege, wen ich anrufen könnte, aber bei fast allen denke "nee, der/die hat ja gerade dies und das am Hals, da kannst du nicht auch noch ankommen" und wenn ich mich dann doch durchringe, jemanden anzurufen höre ich mir dann geduldig an, was den Angerufenen gerade bedrückt - das sind eben alle von mir so gewohnt. Von mir sage ich dann nichts mehr - es fragt auch keiner, wie es mir geht.

*Du könntest ja Patin von einem Kind im Heim werden*

An so was hatte ich auch schon gedacht, wobei es bei mir dann eher das Tierheim wäre ;-). Aber zur Zeit will ich mich um nichts und niemanden kümmern. Ich möchte, dass sich jetzt auch einfach mal jemand um mich kümmert. Tut aber keiner. Das macht mich natürlich noch trauriger als ich eh schon bin. Klar, vielleicht müsste ich einfach deutlicher um Hilfe schreien, aber wenn gleich im ersten Satz angedeutet wird, wie viel die Leute alle zu tun haben, traue ich mich nicht mehr. Will ja keinem zur Last fallen.

*was machst du so?*

Eigentlich bin ich vielseitig interessiert: ich promoviere, lese gern, gehe gern in Konzerte oder ins Theater, treibe Sport ... Aber mir fehlt zur Zeit einfach die Kraft und ich kann mich auf nichts konzentrieren. Daher sitze ich meistens in irgendeiner Ecke und starre vor mich hin - oder besuche Hobo in der Unterblätterhaufenhöhle :-), zumindest lesenderweise. Das Blöde ist, dass ich das von mir selbst gar nicht kenne und deshalb damit nicht umgehen kann.

*Die Arbeit jagt mich durch den Tag, Nachts muss ich schlafen*

Ich bin seit über zehn Jahren schon Rentnerin. Ich versuche gerade eine geringfügige Beschäftigung zu finden, weil ich gerne mal wieder was Sinnvolles machen würde. Die Promoviererei ist ja gut und schön, aber ich hab das Gefühl, ich kümmer mich um Dinge, die die Welt nicht braucht. Und man sitzt dabei auch überwiegend alleine zu Hause. Mir fehlen da einfach die Sozialkontakte.

*und am Leben halten mich meine Leidenschaften*

Ich fürchte, die sind im im Laufe der letzten Jahre abhanden gekommen, weil ich mich viel zu lange auf Dinge konzentriert habe, die sich jetzt als gar nicht wichtig erweisen :-(

Naja, für heute habe ich noch eine Beschäftigung: kann mich um meinen virenverseuchten Rechner kümmern, damit ich statt des Laptops mal wieder mit dem großen Bildschirm arbeiten kann. Habe vorhin neue Anweisungen von meinem Supportforum bekommen, dass sich seit dem 4. Dezember um die Beseitigung des Virus bemüht. Wie es ausssieht, haben wir es jetzt geschafft, aber es müssen noch einige Sachen wieder entfernt, deinstalliert und geändert werden - und das mit meiner "Hochbegabung" für Computertechnik.

Liebe Grüße von Paula








Epines

Hallo Paula

Wenn man allen anderen gerne hilft, ständig für Freunde, oder auch Verwandte da ist, unspektakulär anpackt wenn Not an der Frau ist, erweckt man den Eindruck besonders stark zu sein. Viele gewöhnen sich an die Verfügbarkeit des Helfenden und verschwenden oftmals keinen Gedanken daran wie es ihr, oder ihm wirklich geht, denn wie schon erwähnt stuft man Personen die gerne helfen als stark und besonders belastbar ein.

Vorher sollen die Leute wissen, dass es dem Menschen, der  immer für sie da ist schlecht geht, wenn er/sie es nie deutlich ausspricht, oder einfach nicht der Typ ist der sich gerne beklagt, oder jammert?

Es ist  bestimmt nicht  böse Absicht oder Gleichgültigkeit, sondern eher das Unvermögen wirklich zu erkennen, dass es der Person bei der man immer alles abladen kann, auch  schlecht geht.

Man muss es ihnen deutlicher sagen und zwar ganz am Anfang eines Gespräches. Also wirklich deutlich, wie etwa:" Hey du, mir geht es heute ganz schlecht und ich brauche dich und deine Fürsorge gerade jetzt ganz dringend!

Gedanken wie; die haben genug mit sich zu tun u.s.w. schiebst du am Besten gleich zur Seite, denn wenn es wirkliche Freunde sind und du sie aufklärst wie es dir geht, dann werden sie dich in der Not unterstützen und sonst lernst du sie in solchen Situationen  kennen und weißt auch wie du dich in Zukunft verhalten musst.

Manchmal entpuppt sich in harten Zeiten plötzlich jemand als echte Perle, den man zuvor gar nicht als solche wahr genommen hatte. Dies habe ich bei meiner letzten Krise so erlebt. Jene die mit sich selber viel zu tun hatten und immer nur von mir profitierten, haben sich abgewandt und Leute mit denen ich noch gar nicht so lange befreundet war, haben mich regelrecht aus meinem Loch und der Einsamkeit, in die ich mich bewusst fallen ließ, heraus gerissen und dies obwohl ich sie nicht um Hilfe gebeten hatte.

Was gibt mir Halt?
Neben den schon erwähnten Perlen, ist es hauptsächlich die Natur. Ich habe bewusst einen Zweit-Beruf gewählt, bei dem ich in der Natur, mit den Jahreszeiten und der Gewalt des Wetter arbeiten und leben kann. Ich fühle mich dadurch ganz stark mit ihr verbunden.
Manchmal nehme ich mir die Zeit und setze mich bei Sonnenuntergang draussen auf den Boden, blicke übers Tal und sehe zu, wie die Sonne langsam rotglühend hinter den Bergen verschwindet, dazu höre ich klassische Musik und freue mich, dass ich noch lebe, auch wenn die Stimmung dabei oft von berauschender Glückseligkeit, in tiefe Traurigkeit umschlägt.

Dann helfen mir auch meine Tiere, vor allem die Hunde, mit ihnen gibt es immer viel zu lachen. Mit Hunden hat man ob man will oder nicht, viele soziale Kontakte. Man bleibt stehen wenn jemand mit Hund vorbei schlendert, wechselt ein paar Worte und kommt so wieder langsam zurück ins soziale Leben und man geht bei jedem Wetter hinaus ins Licht, was ja bekanntlich gut für Menschen mit Depressionen ist.
Mein erster Hund hat mich damals sozusagen ins Leben zurück geholt, aber dies ist eine andere Geschichte.

Alles Liebe und viele Perlen wünsche ich dir
Epines



paula

Ich habe oft mit Suizidgedanken zu kämpfen. Wenn es gar nicht mehr geht nehme ich Tavor. War auch schon oft in der Pychatrie, hin bis zur fixierung.
Wenn es mir nicht ganz so schlecht geht, gibt mir meine Familie viel Kraft. Voralendingen mein Mann und meine Kinder.

Freudestrahlend

Hallo Paula,
also für mich ist mein Körper ein guter Ort, der mir über die tiefen Tiefs hinweghilft. Am Besten funktioniert bei mir tanzen: erstmal liebe ich Musik und wenn ich mich dazu bewege, dann hört mein Kopf auf zu arbeiten und ich entspanne mich total. Alternativ dazu mache ich ein paar Yogaübungen: die Konzentration darauf, was ich im Körper dabei fühle und wie ich die Stellung noch verbessern kann, hat denselben entspannenden Effekt wie das Tanzen.

Ich habe mir in einem Augenblick, in dem es mir gut ging, eine Liste gemacht: 1. Dinge, die mir gut tun und die ich alleine machen kann und 2. Dinge, die mir gut tun, bei denen ich aber mindestens eine andere Person brauche. Diese Liste hole ich hervor und suche mir etwas raus, das momentan möglich ist.

Außerdem habe ich mit einer Person einen gegenseitigen Unterstützungsvertrag geschlossen. Ein Absatz daraus ist:
Wenn ich merke, dass meine Todessehnsucht wie eine Welle über mich schwappt, heiße ich sie willkommen und anerkenne diese tiefe Sehnsucht nach Ruhe und Frieden, die hinter der Strategie, aus dem Leben zu gehen, steht. Ich suche dann eine kleine Handlung für Ruhe und Frieden, die in dem Moment möglich ist. Z.B. werde ich mich an meinen ,,neuen Ort" (meine kleine Sitzecke, die ich mir ganz danach eingerichtet habe, dass ich mich dort geborgen fühle) begeben, falls ich mich zuhause befinde.

Andere (sehr sehr wichtige) Absätze sind:
5.   Ich werde *** anrufen oder besuchen, wenn ich ihre Unterstützung benötige. Telefon: *****. Wenn ich mich an sie wende, mache ich deutlich, dass ich mich in einer Krisensituation befinde.
6.   Ich werde umgekehrt für *** da sein, wenn sie meine Unterstützung benötigt, sofern ich dafür die Ressourcen habe oder mobilisieren kann.
7.   Bei der Kontaktaufnahme klären wir zuerst, ob es momentan möglich ist, Unterstützung zu bieten. Sollte das nicht möglich sein, versuchen wir eine Alternative zu finden, die sich für beide gut anfühlt.

Vielleicht gibt es eine Person in deinem Leben, mit der du etwas Ähnliches vereinbaren kannst. Mir fällt es auch schwer, mich hilfebedürftig zu zeigen. Und ich muss damit umgehen können, wenn eine Person wirklich gerade nicht für mich da sein kann. Aber vielleicht kann sie mir sagen, dass sie zu einer anderen Zeit mit mir reden oder mich treffen kann. Aber wir müssen - glaube ich - wirklich den Mut aufbringen zu fragen!

Hilft dir das?
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Paula

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure lieben Worte und die Tipps.

Ich muss gestehen, ich beneide dich, Epines: ich hätte auch gerne wieder einen Hund. Mit meinem Exmann zusammen hatte ich drei Jahre lang einen. Den hatten wir mit 12 Jahre von seinem verstorbenen Besitzer geerbt und haben ihm noch einen schönen Lebensabend bereitet. Zum einen ist meine Wohnung aber viel zu klein - ich habe nur ein Zimmer - und zum anderen kann ich die Verantwortung nicht übernehmen. Ich habe hier leider niemanden, der sich um den Hund kümmern könnte und würde, wenn ich mal krank werde - und sei es nur eine schlimme Erkältung mit Fieber, die einen niederwirft. Das ist mir für das Tier und für mich einfach zu unsicher.

Ansonsten habe ich es bei dem derzeitigen Wetter nicht wirklich mit der Natur. Mit Winterdepressionen, allerdings nicht so heftig, habe ich schon länger zu kämpfen. Letztes Jahr habe ich mir einen Lichttherapielampe gekauft, damit geht es etwas besser. Aber die dunkle Jahreszeit kommt gerade noch erschwerend hinzu.

"Perlen" habe ich leider im Moment nicht wirklich und schon gar niemanden, mit dem ich einen "Unterstützungsvertrag" schließen könnte. Mein Therapeut hat mir in den letzten Jahre beigebracht, dass weder meine familiären Bindungen, noch meine Ehe, noch meine bisherigen Freunde gut für mich sind. Zu meiner Familie habe ich daher nur noch relativ oberflächlichen Kontakt, ich bin geschieden und habe auch viele andere Kontakte abgebrochen. Sicherlich hatte er recht. Aber dadurch habe ich jetzt nur ziemlich lockere Kontakte und ich habe Angst, dass ich jemanden bedränge, wenn ich mit meinen Problemen ankomme. Es gibt schon einige, mit denen ich auch über deren und meine (allerdings nicht sooo heftigen) Problem gesprochen habe, aber irgendwas hält mich zurück, jemanden anzusprechen. Vermutlich die Angst, dass sie sich dann ganz zurückziehen.

Der Vorschlag von Freudestrahlend mit dem Tanzen wäre gar nicht schlecht - hat nur den Haken, dass ich nicht alleine Tanzen mag. Und mit Yoga, Autogenem Training und so hab ich es nicht so. Ich denke, das Problem ist, dass ich fast immer alleine bin. Das bekommt mir nicht gut. Ich habe schon als ich noch verheiratet war fast alles alleine gemacht, weil mein Mann für kaum etwas zu begeistern war. Jetzt mag ich einfach nicht mehr alleine ins Kino gehen, alleine Schwimmen gehen, alleine Spazierengehen, alleine ...., alleine ..., alleine ... Weihnachten bin ich auch alleine - und ich hab Angst davor!

Bisher habe ich noch nie Medikamente genommen und war auch noch nie in einer Klinik. Ich hoffe, dass ich mir früh genug Gedanken darüber mache, wie ich es verhindern kann, ganz abzusaufen. Es tut einfach schon gut, schreiben zu können "ich bin alleine und mir geht es nicht gut damit".

Liebe Grüße von Paula



Freudestrahlend

Ähhhh, sind Gast-paula und Gast-Paula zwei verschiedene Personen? Ich bin gerade etwas verwirrt von den widersprüchlichen Aussagen...
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Paula1

Hallo Freudestrahlend,

ja, wir sind zwei verschiedene Personen. Ich bin schon seit ein paar Wochen als Paula-Gast im Chat - immer mit großem P am Anfang! Ich rede hier also nicht mit mir selbst. Das mache ich nur gelegentlich im Chat, wenn ich mal wieder den falschen @-Button erwischt habe und mir selbst was schreibe ;-)

Ach und jetzt beim Abschicken merke ich, dass der Name nicht verwendet werden kann, weil er reserviert ist. Daher jetzt gerade also Paula1


Viele Grüße von Paula

Paula


Schnellantwort

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