Du fehlst!

Begonnen von BaErBeL_84, 11 Juli 2008, 03:10:50

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BaErBeL_84

Nächsten Monat ist es sechs Jahre her. Ich kann's kaum glauben, dass ich schon so lange ohne dich durchgehalten hab. Ich weiß noch wie heute, als mich damals an meinem 18. Geburtstag die Nachricht erreichte. Ich konnte es nicht glauben und doch fühlte ich, wie auch ein Teil von mir starb. Bis heute mal ich mir noch irgendwelche Phantasien aus, bei denen es immer darum geht, dass du eigentlich noch lebst. Manchmal frage ich mich auch, was ich hätte tun können um es zu verhindern. Wenn ich zum Beispiel nachts nur verdammte 15 Minuten länger wach geblieben wär, deine SMS noch bekommen hätte, dir zurückgeschrieben oder dich angerufen hätte- was das wohl verändert hätte. Ich versuche mir vorzustellen, wie mein Leben heute wäre, wenn du noch an meiner Seite wärst. Ob ich es geschafft hätte, wieder zu mir zu finden, nach dem was passiert ist. Manchmal stelle ich mir auch bis ins Detail vor, wie deine letzten Minuten waren. Ich wünschte ich hätte wenigstens bei dir sein können, deine Hand halten, dich in meinen Armen halten, bis du gegangen bist. Es tut mir leid, dass du diese Nacht und diesen Morgen alleine verbringen musstest, dass ich dir nicht noch einmal sagen konnte, warum es sich doch lohnt weiterzumachen, dass ich für dich da bin und dass wir ZUSAMMEN nach Spanien gehen. Es tut mir leid, dass ich dieses eine mal nicht da war, dass ich so sehr mit mir selbst beschäftigt war, dass ich nicht mitbekommen hab was los ist. Es tut mir leid, dass ich nicht gespürt hab, was in dir vorgeht. Ich hab nie wieder so gelacht, wie damals mit dir und ich hab mich auch nie mehr so gefühlt, wie in deiner Gegenwart. Ich wünschte, du könntest manchmal bei mir sein und mir sagen, was ich tun soll, wie du die Dinge siehst oder einfach nur bei mir sein. Ich hätte damals, als du mich zum letzten mal so intensiv umarmt hast, merken sollen was los ist. Aber ich hatte es einfach auf was anderes bezogen. Wenn es mir auch sehr weh getan hat, dass du einfach so gegangen bist, so kann ich es HEUTE doch verstehen mein Schatz. Und trotzdem: du fehlst so sehr...

Blacky(Guest)

Diese Zeilen gehen tief unter die Haut.
Schade das man Geschehenes nicht ungeschehen machen kann.
Wenn er dies heute lesen würde, dann würde er die Zeit sicher zurückdrehen.
Und wer wie ich sich verabschieden möchte, der würde sich das überlegen, wenn
er wüsste, welche Liebe und Verbundenheit er zurückläßt.
Wenn deine Zeilen nicht einen Grund zum Leben darstellen, - was dann !?!

BaErBeL_84

Hallo Blacky,
vielen Dank für deine liebe Antwort. Ich fand das sehr... ergreifend was du geschrieben hast,
weil ich denke, dass ich mir ungefähr vorstellen kann, welche Fragen, Emotionen und Ängste
so dahinter stecken, also wenn ich dich richtig verstanden hab.

Ich denke, dass man tatsächlich niemals gänzlich wissen kann, welche Konsequenzen, welchen Schmerz,
Schuldgefühle, endlos schlaflose Nächte, Horrorvisionen, Albträume, Verlustängste etc.,
das anderen Menschen bzw. den Menschen bringt, die man liebt, wenn man sich dafür entscheidet zu gehen.
Jedoch kann ich mir heute ungefähr vorstellen, was er damals empfunden haben muss und daher
kann ich seine Entscheidung akzeptieren, verstehen, nachvollziehen.

Trotzdem muss ich ganz allgemein sagen, dass ich der Meinung bin, dass jeder für sich selbst entscheiden muss,
ob es für ihn einen Sinn macht weiterzuleben. Das heißt, abzuwägen ob das Gute bzw. das Schlechte wirklich
überwiegt und ob es wirklich keine Hoffnung mehr gibt, dass sich alles zum "Guten" wendet.
Ich glaub, es wäre nicht im SInne dieser Seite noch tiefer darauf einzugehen, wie meine persönliche Meinung
dazu ist.

Aber ich danke dir noch einmal für deine lieben Worte, die mich auch sehr bewegt haben.
Wenn du magst oder wissen willst, wie is für die andere Seite ist, dann kannst du mir gerne eine PN schicken.

KiZz, Bärbel

BaErBeL_84

@ blacky,
vielleicht entscheidest du dich ja auch dazu, dich hier anzumelden. Würd mich sehr freuen.

Blacky(Guest)

Hallo Bärbel,

danke für deine Antwort und dein Angebot.
Sich hier noch anzumelden wird wenig Sinn machen.
Aber es hat mir sehr gut getan zu erfahren, auf welche Weise Menschen wie Du trauern und sich damit auseinadersetzen.
Schön zu erleben, dass es sowas noch gibt.
Ich hoffe du bist damit einverstanden, dass ich auf einer kleinen persönlichen HP auf deinen Beitrag mit einem Link hingewiesen habe.
Vielleicht öffnet es manchem die Augen und bringt ihn zur Umkehr.
Zumindest denke ich, dass es manch einen nochmal drüber nachdenken lässt.

In Situationen wie ich sie gerade erlebe ist das einzige was einem noch Halt geben könnte eben diese Partnerin oder Familie. Eben das wofür es sich noch lohnt nochmal zu kämpfen und das letzte aufzubieten.
Wer in Ruhe hinschaut, und selbst das nicht mehr findet, der stellt sich dann so manche Frage. Auch nach dem Sinn des Lebens und des Weiterlebens.
Würde man mehr Beiträge deiner Art finden, dann gäbe es sicher einigen schon in einem früheren Stadium nochmal einen kleinen Rucker, und sie würden vielleicht gerade dieses Beitrags wegen nochmal genauer hinzuschauen, und mehr denn je nach Wegen suchen. Und wenn auch nur einer dadurch nochmal die Kurve kriegt, dann hast Du damit jemandem das Leben wieder gegeben.
Ich persönlich bin davon überzeugt, das dies so sein wird.

Nochmals vielen Dank für diesen Beitrag, und alles Glück für deine Zukunft.
Falls von mir keine weitere Antwort mehr kommt, dann glaub bitte nicht, dass es was mit Desinteresse oder Unhöflichkeit zu tun hat.




BaErBeL_84

Wow, ich glaube noch nie hat jemand, dem was ich gesagt habe, so viel Bedeutung gegeben.
Dabei hab ich nur ganz oberflächlich über meine Gefühle geschrieben.
Ich hoffe, dass auch du es schaffst aus der Situation das Beste zu machen, wie auch immer sie sein mag.
Auch dir alles Gute!

Blacky(Guest)

Das mit meiner Reise hat wohl noch nicht sollen sein.
Also folge ich deinem Beispiel und füge hier ebenfalls ein paar Zeilen an einen geliebten Menschen an.


Du warst völlig aufgelöst und verzeifelt, als Du an diesem Samstag Morgen zu mir kamst.
Du brauchtest mich, ... als Freund der zuhört und mit dem du drüber reden kannst, und als Fahrer, denn du hattest schon zuviel getrunken.
Ich weiß nicht mehr wo wir überall rumgefahren sind, aber es war viel und lange.
Und immer wieder deine Verzweiflung, dein Schmerz.
Es tat mir so weh, dich so leidend zu erleben, und konnte dir nicht wirklich helfen.
Gut, ich war da...... habe zugehört...... mit dir geredet....... versucht dich etwas zu beruhigen...... es hat nicht wirklich gereicht.
Vielleicht war ich einfach noch zu jung, noch zu wenig Lebenserfahrung um besser auf dich einzugehen.
Es wurde Abend, wir waren wieder zurück bei dir..... saßen zusammen...... redeten.......tranken was...... und dann musste ich kurz weg.
Ich hab dir gesagt ich bin gleich wieder da. Du hast genickt und ich bin gegangen.
Noch nicht recht am Ziel hab ich's verspürt..... Du bist tot.
Bin zurückgerast als wäre der Teufel hinter mir her...... aber Du warst tot.
Habe ich dich in deinem schlimmsten Moment allein gelassen und verlassen ........ oder habe ich dir die Chance gegeben die du wolltest ?????????
Du fehlst mir !
Du warst mein Vorbild, mein Idol, mein bester Freund, und der beste große Bruder den man haben kann.
Du fehlst mir ! ...... Heute noch !


BaErBeL_84

@blacky:
das geht tief.
Ich hoffe du konntest dir ein bisschen Schmerz von der Seele reden
und bin froh, dass du nun hier bist.
Ich denke du kennst tief in deinem Inneren die Antwort auf deine Frage.
Menschen die wir lieben lassen wir gehen, weil wir nicht wollen, dass
sie leiden müssen, auch wenn das bedeutet, dass wir das Leid auf unsere
Schultern nehmen. Wahrscheinlich ist das überhaupt die Definition für wahre
Liebe... keine Ahnung, vielleicht red ich mir auch nur was ein um besser damit
klarzukommen. Weiß nich.

Blacky

Das siehst du (glaube ich) schon richtig so.
Hab in "der schlimmste Tag" noch was dazu geschrieben.
Da ist schon was dran, dass man gerade die Menschen die einem derart nahe stehen,
dann auch gehen lässt.