Gefangen in eigenen Fesseln

Begonnen von ChristianSt, 20 November 2011, 16:36:17

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ChristianSt

In ihn, kaum mehr starke Gefühle,
fühlt sich leer, nichts gibt die Fülle.
Nur noch wenige von Sorge und Angst
wie er selbst sich fühlt, wie wenn er wankt.

Sehr großer Kraftverlust, nun aufzustehen,
über ihm den Himmel anzusehen.
,,Kopf hoch", sagt man, doch gar nicht so leicht,
ihn anzuheben, sich aus den Banden befreit.

Bande, wie Fesseln er selbst gelegt,
gestolpert, trotz Ketten' mit leuchtenden Farben
halten ihn fest, bis nichts mehr bewegt.
Er, an Hoffnung der Rettung sich labend.

Mit großen Kraftverlusten bis zum Ende
stützt er sich ab, sucht Halt der Hände.
Von eig'nen Fesseln festgenommen,
am Boden kniend und alles verschwommen.

Man sagt stets, ,,es geht mir gut", doch jedes Mal,
wenn es gelogen ist, wird nur zur Qual.
Denn eine Fessel mehr man sich nun angelegt,
etwas getan, was von Natur aus widerstrebt.

Ein Ohnmachtsgefühl, welches ihn durchfährt,
ob wohl der große Herr ihm nun was lehrt?
,,Aufgeben ist etwas, das darf ich nicht"
die schweren Gedanken vertreiben die klare Sicht.

Und, nach einiger Zeit der Wille genügend stark,
er den Kopf hebt und den Blick in Nebel wagt.
Ein schwaches Leuchten den Schleier lichtet,
und er durch die Willenskraft das Ende sichtet.

Der Wille ist das letzte, was unter Disziplin gibt auf,
zurück gibt das stärker werdende Licht das Leben aus.
Was für ein Gefühl, wie ist es befreiend,
wenn das eig'ne Reservoir der Energie nicht mehr der Feind.

Obwohl es kräftig er sich widersetzt den Fesseln,
eingeschnitten in die Seele, mit Schmerzen und Stechen.
ähnlich wie die Stiche der brennenden Nesseln,
schafft seine eigene Kraft nicht, sie endgültig zu brechen.

Für einen Augenblick lebte die Kraft in ihm,
war auch davon der Zweifel wieder gediehen.
Und ehe man sich wieder versieht
ist das Selbst erneut unter Ketten versiegt.

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Wir Menschen predigen von Liebe und Licht,
wir selbst sind aber heilig nicht.
Wir sehen nur uns im selbst geschaff'nen Nebel,
nun, letztendlich, umgelegt der Welten' Hebel.

Der Hebel der Vernunft hat ausgespielt,
mit dem Pfeil des Dunklen wurde gezielt.
Infiziert, nahe dem Tod sind wir Menschen
Befreiung nur schwer, da stark uns're Grenzen.

"Durchbrecht diese," sagt die Verführung,
"wie ihr das macht, das ist die Prüfung"
Dabei können wir selbst nichts mehr ändern,
was wir angetan uns selbst und and'ren Ländern.

Oft schrieb ich in Gedichten von Aufsteh'n und Erwachen,
doch eigentlich müsste man mich dafür verlachen.
Denn nur ich selbst hab mir was vorgemacht,
das ist der Gedanke, warum ich mich verraten hab.

"Erwachet, Menschen", schrieb ich nur zu gern,
berührte dabei auch den eignen, stillen Kern.
Doch die Wirkung, die ich bei mir selbst erhofft
blieb aus, nur wenig war, wie ich es gemocht.

"Verrat, Selbstverrat!!!", das ist das verdiente Urteil.
dabei das große Ziel, durch Leben erlangen das Seelenheil.
Allseits angepriesen, und doch so verschieden
wurde das Seelenheil mit dem Leben geschieden.

Fesseln abgeworfen und sie wieder angelegt,
einen Moment bloß über dem Boden geschwebt.
Schon wieder gen harte Erde gedrückt,
unvorstellbar schwer, mit Ketten, Eisenkugeln bestückt.

Der Schein ist dem Sein die Vorstufe, ich hatte gedacht,
durch das Schreiben hab ichs nicht besser gemacht.
Und doch war es stets wie eine Welt voll Freiheit,
eine Zeit ohne eigenen Ärger, Trauer und Streit.

Doch sobald das Gedichteschreiben beendet,
hat mich der düst're Alltag geblendet.
Wer bin ich oder was bin ich, welche Fehler hab ich,
wie kann ich lernen, wie verstehen alles und mich?

"Sei nicht feige und verändre dich für andre nicht",
"Lerne dich selbst und andre zu lieben aus reiner Sicht",
"Lerne, Verantwortung für dich und andre zu übernehmen",
"Lerne, dich in schweren Situationen auch mal aufzulehnen".

Alles Aufgaben, die einem auferlegt,
weiß er aber nicht, ob er ihnen erliegt.
Oder kann er noch irgendwie lernen
sich hier näherzukommen, nicht mehr zu entfernen.