Jammern auf hohem Niveau

Begonnen von Emilie, 09 November 2011, 20:10:41

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Emilie

Hi ihr Lieben,

mir ist gerade auch ein wenig jammern muss,  ich schreibe oben, auf hohem Niveau, weil es bei mir ganz arg viele schöne Dinge gibt... ich hatte Zeiten, da dachte ich, wenn es mir mal so geht, ist doch eh alles im Reinen.
Ich habe einen tollen Partner, der felsenfest hinter mir steht, der mich unterstützt wo er kann, der obwohl ich im Moment meistens zuhause bin, sogar etwas mehr als ich im Haushalt macht. Ich habe zwei süße Katzen, die auch ständig zum kuscheln und spielen kommen.

Aber ich habe zur Zeit keinen Job und meine Freunde sind auch alle quer durch Deutschland verstreut.

Die Tatsache, dass ich gerade keinen Job habe ist vielleicht das was mich am meisten gerade belastet.... nein falsch... nicht die Tatsache, dass ich keinen Job habe, sondern die Tatsache, dass ich da auch keine sonderlich gute Perspektive habe. Ich habe mal Buchhändlerin gelernt, aber da ist es ziemlich utopisch was zu bekommen gerade, weil alt eingesessene Buchhandlungen dicht machen. Dann das was ja alle die nicht wissen wohin irgenwann mal gemacht haben. Callcenter... habe ich auch jahrelang gemacht... sowohl Outbound (da weigere ich mich aber mitlerweile strikt wieder was zu machen) als auch Inbound, auch da dreht es mir den Magen um, wenn ich mir vorstelle das wieder machen zu müssen. Und für Dateneingaben und sowas bin ich einfach zu verpeilt. Ich bin immer recht schnell darin neue Dinge zu erfassen und mache in meinen Jobs eigentlich am Anfang immer sehr guten Eindruck, weil ich Dinge schnell verstehe, sie umsetzen kann und neue Ideen habe. ABER sobald der geringste Druck seitens meines Arbeitgebers kommt, mach ich dicht und erstarre schirr.
Zum Beispiel in der Hotline wo ich zuletzt gearbeitet habe, war das erste Jahr nur die Vorgabe, dass man halt soviele Kunden wie möglich annimmt, damit keiner in der Warteschleife hängt. Solang ich das als Serviceleistung sehen konnte und es (für mich) darum ging, dass ich zufriedene Kunden habe, war ich bein den 20% die die meisten Calls angenommen hat. Nach eineinhalb Jahren gab es mit einem mal mehr und mehr Quoten die zu erfüllen waren und Konsequenzen die angedroht wurden, wenn man diese Zahlen nicht erreicht. Ab dem Moment, hat sich ein derartiger Widerwille in mir breit gemacht, dass ich immer öfter nen Kaffe holen gegangen bin, oder auf Toilette oder oder oder. Mir hat es von jetzt auf gleich keinen Spaß mehr gemacht... ich habe es zwar dennoch fast zwei weitere Jahre durchgezogen, aber ich war eine mit den schlechtesten Quoten. Und ich finde einfach nicht den Schalter mit dem ich diesen Mechanismus aushebeln kann, ich bin mit meiner Leistung leider sehr stark davon abhängig wie wohl ich mich wo fühle. Und machen wir uns nichts vor, in welchem Unternehmen geht es denn schon noch um das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Rational kann ich sagen, naja mach Deinen Job und gut ist. Aber ich blockiere dennoch auch wenn es mich dann noch wütender macht, da es völlig irrational ist. Ausserdem neige ich zu Flüchtigkeitsfehlern, bei "stupiden" Arbeiten muss ich mir alle fünf Minuten sagen, Mädel konzentrier Dich, aber selbst an dem Gedanken kann ich mich dann so aufhängen, dass ich mich darauf konzentriere und nicht auf die Arbeit.
Für weniger "stupide" Arbeiten habe ich aber nicht die nötigen Qualifikationen. Ich würde gern eine Ausbildung auf einer dualen Hochschule machen, in dem Fachbereich in dem ich das machen will, gibt es aber nur 4-5 Stellen in meinem Umfeld und ich bin, nächstes Jahr, wenn die Ausbildung anfangen würde schon 34 und dann sind auch noch zwei Abi-Jahrgänge fertig... wie hoch werden meine Chancen da wohl sein? Die drei Jahren könnte ich mit meinem Schatz irgendwie das geringe Gehalt ausgleichen... aber nicht viel länger. Erzieherin würde fünf Jahre kaum Geld bedeuten... wer wundert sich da denn noch, dass den Job kaum noch wer machen möchte...

So ich muss jetzt mal aufhören, mein Süßer ist da und hat hunger...

Liebe Grüße
Emilie

nublet

hi emilie,

keine sorge, du "jammerst" nicht auf hohem niveau.

die sorge wegen der arbeitslosigkeit ist vollkommen berechtigt und liegt wohl jedem früher oder später auf dem gemüt.
super finde ich allerding von dir das du dennoch an die schönen sachen in deinem leben denkst udn sie nicht vergisst.

mit dem job, wenn dich die arbeit im callcenter kaputt macht, wars definitiv die richtige entscheidung da aufzuhöhren und sich über was neues gedanken zu machen.

im letzten absatz erwähntest du den beruf der erzieherin.
... ich bin nicht ganz im bilde wie es da mit der marktlage aussieht, aber wenn du dieses berufbild in betracht ziehst, vielleicht wäre eine weitere option für dich der heilerziehungspfleger (in einigen bundesländern auch heilerzieher)
als heilerzieher kannst du in allen einrichtungen arbeiten die mit kranken, behinderten, pfelgebedürftigen (etc) personen zu tun haben ... der wird praktisch immer und überall gebraucht
du hast einfach viel mehr möglichkeiten als ein erzieher, und wenn du nicht in pflegeheimen arbeiten kannst/willst, gibts auch noch genug andere einsatzbereiche (beratungsstellen, heime aller art, frühförderstellen, udn und und)

was für dich aber interessant sein könnte, das zur zeit, und perspektivisch wohl auch noch in den nächsten 20 jahren, immer heilerzieher im kita bereich gesucht werden.
in einer integrativen kindertagestätte unterscheidet sich die arbeit des heilerziehers nur wenig von der des erziehers

negativ ist natürlich das du kaum bis gar kein geld verdienst während der ausbildung, aber ich denke mit staatlicher unterstützung und ein wenig anspruchslosigkeit im täglichen leben (z.B nur 1 paar neue schuhe im monat anstatt 5 ,)  ) ist das zu packen, und wenn dein partner voll und ganz hinter dir steht ist doch super :)

naja, wollt ich nur mal so als tip geben :)

lg nublet

Emilie

Vielen Dank ihr zwei!

Einige Denkanstöße die ich mir mal durch den Kopfe gehen lasse.

Nochmal Danke

Emilie