wie begegnet man menschen, die einem ständig vorwürfe machen?

Begonnen von parapieps, 09 November 2011, 17:58:05

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parapieps

liebe leute,
ich möchte einmal um eure meinung bitten. so selten ist es ja nicht, dass man menschen begegnet, die einem vorwürfe machen. ob berechtigt oder nicht, das sei einmal dahingestellt.
nun ist es aber so, dass es leute gibt, die in allem was sie sagen oder machen, einem immer das gefühl geben, dass es sich um vorwürfe handelt.
oft sind es längst ausdiskutierte dinge, die schon längst vergessen sein sollten, aber immer wieder zum thema gemacht werden.
wenn es nun fremde menschen wären, kann man ihnen aus dem weg gehen, aber wenn sie aus dem näheren umfeld sind, ist dies oft ein balanceakt zwischen weglaufen wollen und aushalten müssen.
miteinander darüber reden bringt einen nicht wirklich weiter, weil dies beim nächsten aufeinandertreffen bereits ausgeblendet wurde und die alte leier wieder von vorn beginnt. sowas ist nervig und energieraubend.
was meint ihr? gibt es eine möglichkeit, mit den menschen umzugehen, ohne dass die vorwürfe wieder ausgekramt werden?
liebe grüße vom pieps

Hobo

Huhu Pieps,

muss gleich los, deshalb nur eine kurze Antwort.

Zur letzten Frage: NEIN !!!

Zur Strategie: MEIDEN !!!

lg
Hobo, heute mal im Zeittackt des Psychiatergesprächstermins^^

Epines

Hallo liebe Para

**so selten ist es ja nicht, dass man menschen begegnet, die einem vorwürfe machen. ob berechtigt oder nicht, das sei einmal dahingestellt**

Berechtigt oder nicht, ist trotzdem eine ganz wesentliche Sache. Wie steht man zu diesem Vorwurf, ist er aus der Luft gegriffen, dient er wohlwollender, oder etwa gar bösartiger Kritik, die darauf ausgerichtet ist uns nur zu verletzen und nicht um uns weiter zu bringen.

Du fragtest wie man dem begegnet, ich kann natürlich nur sagen wie ich es mache. Ich nehme heute die Vorwürfe  meist schweigend zur Kenntnis und in der Nacht denke ich anstatt zu schlafen darüber nach, ob etwas an den Vorwürfen und der Kritik stimmt. Früher wurde ich sofort sauer und habe zurück geschlagen, es gibt immer auch an jeder Person die kritisiert auch etwas zu kritisieren, was man jedoch immer aus Höflichkeit hinunter geschluckt und toleriert hatte. Dies hörte natürlich sofort auf, als ich dann Ziel der Vorwürfe wurde.

Heute ist es jedoch anders, bedauerlicherweise muss ich sagen, dass es oft so ist, dass an den Vorwürfen und Kritik etwas Wahres ist und um keine schlechten Gefühle tagelang mit mir herum zu schleppen, kläre ich es so schnell wie möglich, indem ich sachlich auf die Kritik eingehe und versuche es besser zu machen. Oft bin ich im nach-hinein sogar froh aufmerksam gemacht worden zu sein, denn oft merkt man vieles selber nicht.

**miteinander darüber reden bringt einen nicht wirklich weiter, weil dies beim nächsten aufeinandertreffen bereits ausgeblendet wurde und die alte leier wieder von vorn beginnt. sowas ist nervig und energieraubend.**

Leider kenne ich diese Variante auch. Man wir dadurch ständig in eine Verteidigungsposition gedrängt, die ermüdend und aufreibend ist.
Es ist nun einmal so, dass nicht alle Menschen in der Lage sind, die Entwicklungsprozesse die nach Kritik und Vorwürfen beim Gegenüber stattfinden nachzuvollziehen. Manchen fehlt es schlich an geistiger Reife, was um so bedauerlicher ist, wenn es sich um nahe Verwandte handelt, die man nicht einfach meiden kann, oder noch schlimmer der eigene Partner.

**was meint ihr? gibt es eine möglichkeit, mit den menschen umzugehen, ohne dass die vorwürfe wieder ausgekramt werden?**
Na ja, ich persönlich mache diesen Menschen klar, dass ich mich nicht auf emotionale Erpressungen einlasse und ein Gespräch, welches erneute Vorwürfe beinhaltet sofort abgebrochen wird.

Aus meinen Erfahrungen sind dies meist Personen die Mühe haben mit zwischenmenschlichen Kontakten. Sie merken nicht, dass sich durch die immer wieder kehrenden Vorwürfe, auch  Leute denen sie eigentlich etwas bedeuten abwenden.

Sehen wir uns doch einmal "Vorwürfe" genauer an. Was sind Vorwürfe, was bezwecken sie? Welches Ziel wird damit verfolgt.

Ein Vorwurf ist etwas was man einem anderen Menschen vorwirft, er hat etwas getan was mir nicht gepasst hat.
Ich will ihn folglich aufmerksam machen, dass es mir nicht gepasst hat, denn sonst merkt er es womöglich nie.
Er soll es ändern, damit ich mich in Zukunft nicht mehr darüber aufregen muss.

Es hat also in erster Linie mit dieser Person und ihrem eigenen Befinden etwas zu tun.

Wenn reden nichts nützt, dann vielleicht einmal fragen warum man immer wieder damit kommt, obwohl man es doch geändert hat. Ich selber habe mit solchen Leuten, die immer wieder wie die alte Fasnacht daher kommen, kaum mehr Geduld. Ich bin freundlich, aber distanziert.

Da kommt mir immer das Lied von Reinhard Mey in den Sinn, dass solche Leute so treffend beschreibt:

Mein Achtel Lorbeerblatt

Dem einen sitzt meine Nase zu weit links im Gesicht,
Zu weit rechts erscheint sie dem anderen
und das gefällt ihm nicht.
Und flugs ergreift das Wort der Dritte
Und der bemerkt als dann:
Sie sitzt zu sehr in der Mitte
Und ich sollt was ändern daran.
Und ich bedenk, was ein jeder zu sagen hat,
Und schweig fein still,
Und setz mich auf mein achtel Lorbeerblatt
Und mache, was ich will.

Die eine hör ich sagen,
Ich sei der alte nicht mehr,
Und andere wieder sich beklagen,
Daß ich noch der alte wär.
Dann sagt ein Musikkritiker,
Dem's an Argumenten gebricht:
"Sie waren doch früher einmal dicker"
Da widersprech ich ihm nicht.
Und ich bedenk, was ein jeder zu sagen hat,
Und schweig fein still,
Und setz mich auf mein achtel Lorbeerblatt
Und mache, was ich will.

Mit großer Freude sägen
Die einen an meinem Ast,
Die andern sind noch beim überlegen,
Was ihnen an mir nicht paßt,
Doch was immer ich tun würde,
Ihre Gunst hätte ich schon verpatzt,
Also tu ich, was ein Baum tun würde,
Wenn ein Schwein sich an ihm kratzt.
Und ich bedenk was ein jeder zu sagen hat,
Und schweig fein still,
Und setz mich auf mein achtel Lorbeerblatt
Und mache, was ich will.

Es gibt noch ein paar Leute,
Und an die hab ich gedacht,
Für die hab ich meine Lieder
So gut es geht gemacht,
Die beim großen Kesseltreiben
Nicht unter den Treibern sind.
Solang mir ein paar Freunde bleiben,
Hängt meine Fahne nicht im Wind.
Und ich scher mich den Teufel um Goliath,
Und schweig fein still.
Habt Dank für das achtel Lorbeerblatt,
Auf dem ich tun kann, was ich will.

Alles Liebe
Epines

Brianne

Schwierig !
Sind es Menschen die mir Nahe stehen und mir vielleicht nur etwas gutes tun wollen !? Da würde ich mal drüber nachdenken...
Sind es Menschen die mir nicht gur tun......meiden und aus dem Weg gehen

Amazone

lass die leute reden den sie haben ja nix beseres zutun.
Liedtext von den Ärzten
Gruss
Moonlight

21HEIDI

Hallo Parapieps!

Kann mich nur den Anderen anschließen,....

Weißt Du,was ich auf meinem Oberarm tättowiert habe?!? (kann man auffassen,wie man will!)

  "Wenn alle Menschen das tun würden,was sie mich können,
    käme ich nie wieder im Leben zum Sitzen!"

Sag Dir das zigmal im Leben vor!
Liebe,liebe Grüße,
HEIDI  (47J.)     :-)

Adrenalinpur

Sowas kenne ich auch uns noch in pervertierterer Form

Man hat was nicht richtig gemacht
Hat man es gemacht und richtig wärs eigentlich nicht meine Aufgabe gewesen
Macht man es nicht wird man angeschissen weil man nichts gemacht hat

Die Leute die solche Scheisse produzieren und ich hab das ständig sind mit sich selbst im Unklaren
man sollte es echt nicht zu ernst nehmen

Epines

Hallo liebe Para und Mitlesende

@Adre
**Hat man es gemacht und richtig wärs eigentlich nicht meine Aufgabe gewesen
Macht man es nicht wird man angeschissen weil man nichts gemacht hat**

Du hast es genau auf den Punkt gebracht.

Dies sind hauptsächlich Menschen mit extremer Erwartungshaltung, die ständig Dienstleistungen, Hilfe, moralischen Beistand, oder auch  nur beipflichtendes  Kopfnicken erwarten und permanent Vorwürfe und Vorhaltungen äußern, diesen kann man selten entsprechen. Egal was  man macht ist es entweder zu viel , oder nicht gut genug und wenn man aus Frust dann nichts mehr macht, wird einem vorgeworfen nie etwas zu machen, oder die Arbeit nicht zu sehen...
So etwas kann ganz schön heftig weh tun, vor allem auch wenn es sich um den Partner oder die Partnerin handelt.

Manchmal lässt man es sich  viel zu lange gefallen auch aus Angst vor Ablehnung und dann wird Hilfe vorausgesetzt und wenn man diese eines Tages aus Selbstschutz, oder aus welchen Gründen auch immer verweigert, sind solche Personen dann mehr als nur enttäuscht. Man gewöhnt sich so schnell daran, dass unspektakulär und schnell geholfen wird und ist dann enttäuscht, wenn jemand einmal ablehnt.

LG
Epines

Sintram

Viel zu viel zu viel zu viel hab ich geschluckt, eingesteckt, hingenommen, mir sogar noch Gedanken gemacht, nur weil Leute nicht mit ihrem Leben klar kommen und einen Fussabstreifer und Sündenbock brauchen.
Je mehr du es ihnen recht machen willst, desto unverschämter werden ihre Forderungen und Vorwürfe, sie radieren dich aus, jeder Blick, jeder Tonfall, jedes Schweigen wird zur Anklage, bis nichts mehr übrig ist von dir und sie nach Herzenslust aus deiner Würde herumtrampeln können, um dir endgültig den Rest zu geben...

Was ich heute zu denen sage?... Pfft!

LG
Sintram

Nicki

Ich schließe mich Sintram an.

Das mit dem "Pfft!" muß ich leider noch etwas üben, aber Einsicht ist ja der erste Schritt zur Besserung!

Adrenalinpur

@Epines ich hatte das aus dem beruflichen Bereich genommen aber mag im privaten genauso sein

und es gibt noch Subtileres als Vorwürfe nämlich inhärent schlechtes Gewissen erzeugen

es ist ein schwerer Weg aber man muss auch mal NEIN sagen

und sich vor Augen halten dass man nur SEIN Leben hat

Adrenalinpur

und noch etwas: Menschen die einem ständig Vorwürfe machen, lenken meisst nur davon ab dass sie mit sich selbst unzufrieden sind. Und nicht in der Lage sich in die Situation anderer zu versetzen. Alle machen Fehler daraus lernen wir ja. Ich würde geren mal Beispiele dieser Vorwürfe hören.


Epines

Hallo Para und Mitlesende

@Adre
**und es gibt noch Subtileres als Vorwürfe nämlich inhärent schlechtes Gewissen erzeugen**
Genau und dies ist noch weniger zu erfassen und wird lange nicht erkannt und darum auch oft von "Tätern" bagatellisiert, ist aber immens schädlich.

Dies nennt sich emotionale Erpressung und Manipulation, kenne ich zur Genüge von meiner Mutter und meinem Ex-Ehemann.
Wenn du diese subtilen Vorwürfe hören und sehen möchtest, dann sieh dir  einmal den Beitrag von Xaya an : "Kein Wort mehr - Wenn Kinder ihre Eltern verlassen", in "Bücher,Filme und Webseiten". Da wird wirklichkeitsnah demonstriert wie Mütter mit Manipulation bei erwachsenen Kindern jahrelang schlechtes Gewissen erzeugen und sich auch noch als Opfer fühlen, wenn die Töchter es endlich schaffen nein zu sagen und ihr eigenes Leben zu leben beginnen. Ein wunderbares Beispiel.

@Sintram
**Je mehr du es ihnen recht machen willst, desto unverschämter werden ihre Forderungen und Vorwürfe, sie radieren dich aus, jeder Blick, jeder Tonfall, jedes Schweigen wird zur Anklage, bis nichts mehr übrig ist von dir und sie nach Herzenslust aus deiner Würde herumtrampeln können, um dir endgültig den Rest zu geben...

Kann ich nur zustimmen und was du sagtest erinnert mich an den Song von Herbert Grönemeyer "ohne dich", darin habe ich mich damals total wieder erkannt.
http://www.songtexte.com/songtext/herbert-gronemeyer/ohne-dich-23f8b0eb.html

Es braucht wie du sagst  immer zwei dazu, einen der es Recht machen will und lange nicht merkt, dass er schamlos ausgenutzt wird und jenen dem man nichts Recht machen kann. In Beziehungen ist es oft so, dass beide also  der "Dienende" sowie auch der Ausnutzende, ein gering entwickeltes Selbstbewusstsein haben und letzterer in Form seines Partners bewusst einen Prügelknaben/Mädchen gesucht und gefunden hat, auf dem er den ganzen Frust abladen kann. Er oder sie, ist dann wenigstens zu Hause der grosse Guru zu dem jemand aufblickt und dies tut scheinbar wirklich gut.

Es gibt tatsächlich Beziehungen in denen man jahrelang ausharrt ohne dies in Frage zu stellen, ich war auch einmal so, ich dachte effektiv immer, dass ich wirklich nichts richtig gut kann und durch diesen ständigen Hammer war es auch lange so.

Man wird zum Glück langsam älter und lässt  sich immer weniger gefallen, irgendwann hat man tatsächlich genug und dies ist, so denke ich einmal der Punkt, wo man wirklich erwachsen geworden ist.

Alles Liebe Euch
Epines

Wanderer

Hallo Zusammen:

ich habe heute über google Eure Diskussion hier gefunden und kann nur sagen: Ihr sprecht mir aus dem Herzen !

Epines, Adrenalinpur, Sintram ... ihr seid wirklich starke Menschen. Das meine ich ganz ernst.
Ihr setzt Euch mit einer ungeheuer schwierigen Problematik auseinander, die kaum einer verstehen kann, der sie nicht selbst erlebt hat.

Wer einmal durch die Hölle der emotionalen Erpressung gegangen ist, der weiß wie sehr schmerzhaft das Leid ans sich ist, das durch die Erpessung entsteht, und wieviel schwerer es ist, sich davon zu lösen, sich zu befreien.
Wenn man das dann irgendwann mal geschafft hat, etwa durch Kontaktabbruch oä, dann ist die nächste Herausforderung, mit der nun entstandenen Situation klarzukommen, seinen Frieden zu finden und diese immer wieder hervorkommenden mulmigen Gefühle im Bauch oder auch die hochkommende Wut wieder in den Griff zu kriegen.

Am Ende ist es doch so, daß wir uns nach Normalität sehnen im Umgang mit den Eltern, Familienangehörigen, Verwandten, Nachbarn, Kollegen etc.

Wenn man aber in seinem eigenen Zuhause über Jahre hinweg gesagt bekommen hat, daß man alles mögliche falsch macht, wenn es nie recht ist, egal was man macht ... und selbst dann nicht recht ist, wenn man irgendwann nichts mehr macht, einfriert, sich zurückzieht...
Wenn man das lange Zeit mitmachen musste, dann ist man irgendwo vorgeprägt und reagiert oft im Leben mit den Mustern, die man in den vielen, vielen Zwangssituationen zwangsweise "lernen" musste.
Wenn wir Pech haben geraten wir wieder an Menschen, die exakt diese Not, diese Verprägung, diesen Schmerz in uns spüren und das gegen uns zu nutzen wissen.

Andererseits schärft all das unsere Sinne, macht uns feinfühlig, nachdenklich und zu guten Beobachtern - zu Menschen, die sich gut in viele und vieles hineinversetzen können.
So mancher schafft es dann noch, im Laufe seines Lebens aus der (elterlichen) Not eine Tugend zu machen, zB indem er sich und anderen hilft.

Ihr habt diesen Bogen auch geschafft, wie man an dem was ihr hier schreibt sehen kann.
Vielen Dank dafür !

Ich hoffe, daß sich noch viele weitere Menschen im Angesicht der ewigen Schuldkeule Eure Beiträge durchlesen werden und genauso wie ich darin Trost und Einsicht finden.

Last but not least hoffe ich für Euch, daß es Euch endlich und immer wieder gut gehen möge !


Liebe Grüße,
Wanderer