Lügen fühlen

Begonnen von Wahrhaftigkeit, 06 November 2011, 20:52:39

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Wahrhaftigkeit

Hallo,

kennt Ihr sowas, dass Ihr fühlen könnt, wenn Ihr belogen werdet oder man euch was verheimlicht?

Bis jetzt war es immer so, wenn ich es gefühlt habe, dass auch irgendwas war.

Ich hasse dieses Gefühl :-(

Bye


Emilie

Klar, weil es einem manchmal einfach klar ist, dass etwas so nicht stimmen kann, oder man merkt es daran, dass der andere einem nicht in die Augen schauen kann oder daran, dass die Stimme schwankt...
Und ja es ist ein wahnsinniges schlimmes Gefühl, besonders dann, wenn man es nicht beweisen kann.

parapieps

hallo wahrhaftigkeit,
ich denke dieses gefühl kennt jeder. viele merken es, wenn sie angelogen werden, aber oftmals sträubt sich der verstand es zu glauben und man ignoriert dieses gefühl. vlt aus selbstschutz oder um etwas zu erhalten, woran man glaubt. und man schiebt es dann in eine ganz entfernte schublade. erst wenn die lüge dann zur gewissheit wird, kommen all die zweifel von früher wieder hoch und gerade das tut dann weh. die gewissheit, dass man es hätte wissen müssen.
ich weiß nicht weswegen du angelogen wurdest, aber ich wünsche dir jeden mut damit du auch darüber hinwegkommst.
lg vom pieps

Namenlos

hallo wahrhaftigkeit,

ich spüre sowas ständig, weil die ganze gesellschaft in der wir leben verlogen ist^^
viele lügen schon früh am morgen, indem sie ihren feinden einen guten morgen wünschen^^
lg namenlos

Sergio

Das ihr immer so radikal formulieren müsst, echte Feinde haben wohl die wenigsten Menschen...
Ich wüßte keinen einzigen der wirklich mein Feind wäre, noch hasse ich jemand von Herzen.

Es gibt sicherlich immer mal Unstimmigkeiten an der Arbeit oder anderswo, aber dann gleich von Feinden zu sprechen oder von Hass, halte ich doch für stark übertrieben.

Die meisten Menschen wären mir garnicht wichtig genug, als das ich wirklich so ein großes Gefühl wie Hass ihnen gegenüber empfinden würde

Namenlos

hallo sergio,
also ich finde es jetzt überhaupt nicht so radikal formuliert, denn es ist eigentlich eine kurze ehrliche antwort gewesen.
immerhin ehrlicher als lange um den heissen brei herumzuschreiben, was dann natürlich unehrlicher als alles andere wäre.
wir alle werden doch jeden tag belogen, es fängt doch in der politik an, und endet im privatbereich bei kleinen notlügen, die wir uns fast jeden zweiten tag so leisten...

lügen gehört zum alltag, und wer jetzt behauptet er hätte noch nie gelogen, der lügt eindeutig - und dafür brauche ich dann nicht einmal ein gefühl dazu um es zu merken^^

lg namenlos

Namenlos

okay, ich formuliers mal anders lieber sergio, wenn ich morgens zum beispiel zu meiner arbeitsstätte komme, und mich mein chef fragen würde, ob ich zufrieden mit meinem job wäre, wurde ich ihn natürlich anlügen^^
siehst du, und so fangen die hausgemachten lügen an, und enden übergangslos in vielen kleinen tausend lügen die uns das ganze leben lang begleiten...

kopf hoch, auch wenn die nase beim lügen etwas länger wird^^

lg namenlos

deja

Hm, ich würde mal klar trennen, daß zwischen Haß und Lügen fühlen ein Unterschied besteht.

Ich zb hasse es, Lügen zu fühlen und das kotzt mich auch richtig an. Ich wünschte mir oft, sehr oft, daß ich viel abgeklärter wäre und meine Antennen viel stumpfer als daß ich sehr schnell mitbekomme, daß etwas nicht stimmt. Und wenn ich ehrlich mit mir selbst bin, hab ich bis jetzt viel zu oft mein "Lügen fühlen" verdrängt. Darum komm ich auch immer wieder in Teufels Küche. Ich fühle, daß Dinge nicht authentisch sind uns aus bestimmten Gründen ignoriere ich sie. Selbst, wenn mich mein mein erster Eindruck täuscht, tritt ganz schnell dieses "Lügen fühlen" ein. Und wenn ich es weiter führe und mit mir selbst ins Gericht gehe, weiß ich tief in mir iwo, daß mich mein erster Eindruck eigentlich nicht getäuscht hat sondern daß ich wollte, daß er mich täuscht und ich mich durch meine Ignoranz gegenüber meines "Lügen fühlens" selbst in die Bredouille bringe und zwar aus einem ganz bestimmten Grund.

Haß ist es etwas anderes. Ich hasse phasenweise Menschen, die sind aber nicht zwangsläufig meine Feinde. Obwohl auch Haß ein großes Wort ist, was jeder für sich selbst definiert. Genau wie eine Fraktion der Meinung ist, Gleichgültigkeit ist das Gegenteil von Liebe und die andere Fraktion meint, Haß ist das Gegenteil von Liebe. Feinde hab ich mehrere, ich betrachte sie jedenfalls als meine Feinde, weil sie mir dermaßen weh getan haben, daß es niemals wieder gut zu machen ist. Ich behaupte auch, daß sie mich umgekehrt ebenfalls als ihre Feindin betrachten. Das sind nicht iwelche Personen, sondern die, die in meinem Leben große Rollen gespielt haben.

Und Namenlos hat recht. Die Etikette verlangt, Menschen zu grüßen, die man lieber übersehen würde. Die Gesellschaft verlangt, seine Eltern zu achten und zu ehren, zu vergeben und zu vergessen, egal, was sie mit einem angestellt haben. Sowas können nur die, die selbst nie in der Situation waren. Sie verlangt, wenn man Karriere machen möchte, sich zu verstellen. Es gibt nen 100%igen Karrierekiller und der nennt sich Ehrlichkeit.
Die Gesellschaft verlangt von mir als Mutter, meinem Kind beizubringen, wie man sich anständig benimmt und von mir verlangt sie im gleichen Atemzug den Mund zu halten, wenn er aufgrund seines ständigen Einsatzes für seinen Freund getadelt wird, denn ich muß daran denken, daß er einen guten Abschluß macht. Ich hab gelernt, daß Lügen in dieser Gesellschaft das A und O ist um durchs Leben zu kommen. Und wenn mein Sohn mich fragt, Mama, warum darf ich nicht, dann muß ich antworten Sry, ich habs dir anders beigebracht aber wir müssen jetzt an dich denken.

Notlügen will ich mal nicht so verurteilen, grad depressive Menschen greifen manchmal täglich dazu. Absagen unter fadenscheinigen Vorwänden etc, was man da alles so kennt. Das geschieht nun aber nicht in böser Absicht sondern weil man Ängste etc hat und sich nicht traut, die Wahrheit zu sagen. Lügen, aus Angst. Was ist besser? So oder ehrlich sein mit dem Risiko, nicht verstanden zu werden?
Ich zb habs sooft probiert, jetzt sag ich jedem, mir gehts gut. Keine Lust mehr, immer und immer wieder mich zu erklären.

"Allles Lüge!" singt schon Rio Reiser

lg deja

Hobo

#8
Ich kann Lügen nicht fühlen. Ich will sie auch gar nicht erkennen, weil ich ja glauben "will" was mir erzählt wird. Natürlich ohne hoffnungslos naiv zu sein. Ich neige dazu im ersten Impuls, zunächst mal alles zu glauben. Selbst wenn ich Zweifel habe muss ich im Zweifel immer für den Betroffenen "denken".

Tatsächlich ist es mir einige Male passiert, dass ich früher bestimmte Dinge nicht geglaubt und entsprechend reagiert habe. Mit schlimmen Auswirkungen. Weil ich es eben falsch beurteilt hatte und die Wahrheit nicht erkannt hatte. Auf der anderen Seite habe ich früher Dinge geglaubt, die kalte Lügen waren. Mit schlimmen Auswirkungen.  Ein schwieriges Thema.

Natürlich gibts dann noch diese Alltagslügen, die hier ja auch angesprochen werden. Ich nenne das einfach mal "Höflichkeit". Ich muss nicht jedem Riesenar... sagen, dass ich ihn für ein Riesenar... halte. Da hab ich nichts von und Ärger ist ja auch nicht mein Hobby. Und pädagogisch bin ich schon lange nicht mehr unterwegs.

Zudem gibt es verschieden Arten von Lügen. Ich unterscheide zwischen den gut gemeinten und den böse gemeinten. Gut gemeinte sind diese Kategorie, jemandem Hoffnung zu machen. Jemanden unterstützen, obwohl man weiß, dass es nicht gut aussieht für ihn. Z.B. bei Krankheiten, wenn es eng wird. Oder bei Freunden, die am Boden schleifen und verzweifelt sind. Da ist es angebracht und auch akzeptabel.

Die anderen Lügen, die nur dazu da sind seinen eigenen Vorteil zu erzielen, ohne Rücksicht auf andere Menschen oder jemanden zu verarschen, die mag ich nicht. Menschen, die sowas tun sind direkt aus meiner Bekanntenliste gestrichen. Aber ich denke, wir alle haben auch sowas schon erleben müssen.

Um es mal auf einen Punkt zu bringen, ich glaube es geht weniger um "Lügen", sondern vielleicht eher um "Vertrauen". Es wäre schade, wenn wir langsam alle unser Grundvertrauen in Menschen verlieren würden, nur weil es Lügner gibt. Das wäre ein großer Verlust für uns alle...

lg
Hobo

P.S. Deja war knapp vor mir und ich kann noch mal ändern. Ja, diese Lügen als depressiver Mensch. Die sind gigantisch. Man lügt alle an. Ohne Ausnahme, selbst beste Freunde. Nur um nicht zu zeigen, dass man total versagt hat, mal wieder. Meine Erfahrung ist dort leider auch, das man die Wahrheit gar nicht sagen kann. Keiner würde sie verstehen, keiner würde es akzeptieren. Niemand, der es nicht kennt kann das nachvollziehen. Und zumindest in meinem Bekanntenkreis gibt es nur gesunde Menschen. Es sei ihnen gegönnt. Da sind Magenverstimmungen, Kopfschmerzen und Zeitmangel immer noch die hilfreichsten "Ausreden". Aber ja, es sind Lügen...

deja

Hobo

ich möchte gern etwas anmerken. Ich glaube schon, daß du Lügen fühlen kannst. Das sagt der Satz, den du gleich darauf schreibst. Du willst es nicht.  Außerdem behaupte ich, daß Menschen wie wir u.a. für Depressionen etc so anfällig sind, weil wir eben genau diese "Unebenheiten" fühlen, egal wie. Wir können nicht wie "Gesunde" diese negativen Schwingungen beiseite legen und so tun als sei alles ok.

Und übrigens, du versagst nicht, wenn du Termine absagst. Du kannst schlichtweg nicht. Fertig! Aus!
Haha, ich hab große Fre**e, dabei denk ich selber nicht anders aber da ich sowieso ziemlich isoliert bin, hab ich jetzt nicht so die Probleme damit.
In meinem Bekanntenkreis gibt es fast nur Menschen, die mit all diesen DIngen konfrontiert sind. Glück oder Unglück, es kann beides sein.
Weil man nämlich weiß, wenn diese Menschen absagen unter Notlügen, entspricht es meistens nicht der Wahrheit.

Aber wie immer, alles nur meine Meinung

lg deja

Emilie

Hmmm hat sich hier ja noch mal ganz schön fortbewegt das Thema.

Ich finde, dass Höflichkeit absolut nicht mit Lügen gleichzusetzen ist. Wenn ich jemandem, den ich nicht sonderlich gerne mag, einen guten Morgen wünsche, dann denk ich erstmal gar nicht weiter darüber nacht, guten Morgen ist für mich schlichtweg ein Synonym für Hallo. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, wünsche ich eigentlich jedem, dass er nen schönen Tag hat.- Was bringt es mir, wenn er auch ne scheiß Tag hat. Bringt mir doch nichts! Im Gegenteil, vielleicht gereicht es mir auch zum Vorteil, wenn derjenige gute Laune hat und mich dadurch gar nicht auf den Kiker nimmt.

Und auch ansonsten, finde ich es nicht negativ, wenn jemand einfach mal was nettes sagt, obwohl er es nicht hundert pro so meint. Gnadenlose Ehrlichkeit in allen Bereichen ist doch auch bloß eine Waffe. Mei, wenn die Kollegin halt gerne arg enge Klamotten trägt, werd ich ihr nicht auf die Nase binden, dass sie darin ulkig aussieht, ausser sie fragt micht ehrlich... dann versuch ich es ihr freundlich bei zubringen.

Und ich selbst, kann auch nicht bestätigen, dass Menschen die selbst noch keine Depression hatten einen nicht verstehen können. Ein typischer Dialog mit meinem besten Freund in meiner depressiven Phase war dieser: "Na wie gehts Dir" "joa gut" "ähm "Emilie", ich habe eigentlich wissen wollen wie es Dir geht!"
Und ja er war noch nie da, aber er ist empathisch und interessiert. Manchmal ist es vielleicht auch gar nicht schlecht, wenn einem gerade in den schwierigen Zeiten, auch mal zeigen kann, dass das Leben leicht sein kann. Mein Glück war die Hartnäckigkeit des Gegenüber, er hat meine Notlügen hinterfragt. Und ich musste auch lernen, dass ich gar nicht so wahnsinnig indivdualistisch war mit meiner schwarzen Wolke, das auch die die nach ner Krise wieder weiter machen konnten nicht unbedingt keine Ahnung haben, sondern manchmal auch den  besseren Blickwinkel auftun können. Manchmal ist man auch selbst derjenige der gerade keine Ahnung hat.

Ich weiß wie leicht es dahin gesagt ist, aber eines der wichtigesten Dinge die man braucht um raus aus dem Loch zu kommen ist Mut. Und zwar auf der einen Seite dazu zu vertrauen und auf der anderen selbst ehrlich zu sein. Gerade wenn man feine Antennen hat und leicht merkt, wenn einer nicht authentisch ist, sollte dann doch auch bemerken, wenn diese Warnsignale NICHT ausschlagen und dann auch bereit sein einen Vertrauensvorschuß zu leisten.
Wobei nein.. sollte klingt als wäre das eine Lösung für alle. Nichts ist die Lösung für alle.. jeder hat da seine eigenen Lösungen... aber es ist meine Lösung.
Man kann nur so hoch fliegen wie man sich traut tief zu fallen. Und ich habe für mich gemerkt, wenn ich die Gefahr mit einberechne, also mir klar mache, dass ich fallen kann, dann schlag ich nicht so hart auf und ich habe einfach mittlerweile mindestens fünf Menschen bei denen ich weiß, dass ich nicht fallen werde und das weiß ich nur, weil ich beschlossen habe ihnen zu vertrauen.

Man macht sich verletzlich wenn man offen ist? Nur wenn man erwartet, dass alle gleich damit umgehen. Wenn ich den Anderen die Möglichkeit und das Recht einräume, etwas dann auch doof zu finden, kommt meist viel mehr gutes als schlechtes dabei rum, wenn man ehrlich und offen ist.

Sternenkrieger

#11
Lügen ist so ne Sache. Ich bevorzuge ja generell die Wahrheit. Wenn die Wahrheit allerdings zu unangenehme Konsequenzen nach sich zieht, kann man natürlich auch lügen der Bequemlichkeit wegen. Das nennt man dann eine Notlüge. Mir ist Lügen viel zu anstrengend darum sage ich gerne die Wahrheit, das ist einfach und unkompliziert. Wer lügt muss immer nachdenken was er gesagt hat. Also überlegt euch gut ob ihr lügen wollt, es ist viel Arbeit ein Lügner zu sein. ^^

Was das "Lügen erfühlen" betrifft... natürlich spürt man wenn das Gegenüber nicht ganz überzeugt von dem ist was er sagt, das muss aber nicht bedeuten dass er lügt, vielleicht gehts ihm auch gerade nicht so gut, da sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Namenlos

hallo sternenkrieger,
also wenn ich so deinen beitrag lese, könnte man davon ausgehen, hier schreibt ein erfahrener lügner^^
es hört sich so an, als ob du noch nie gelogen hast, aber gleichzeitig hast du alle zutaten auf lager, die so beim lügen gebraucht werden...
schau mal schnell in den spiegel, vielleicht ist ja schon bei deinem beitrag die nase etwas länger geworden^^
es war nur eine ehrliche antwort von mir auf deinen beitrag.
lg namenlos

deja

Hm Sternenkrieger

dein letzter Satz gefällt mir.

lg deja

Silke

Zitat von: Wahrhaftigkeit in 06 November 2011, 20:52:39
Hallo,

kennt Ihr sowas, dass Ihr fühlen könnt, wenn Ihr belogen werdet oder man euch was verheimlicht?

Bis jetzt war es immer so, wenn ich es gefühlt habe, dass auch irgendwas war.

Ich hasse dieses Gefühl :-(

Bye

Hallo,

ich kenne dieses Gefühl, Lügen zu fühlen nur zu genau. ich lebe seit 5 Jahren mit einem Mann zusammen, der eigentlich die ganze Zeit nur gelogen hat. Vielleicht bin ich gerade deswegen sehr sensibel dafür. Durch diese ganze Lügerei ist viel Unheil geschehen und ich habe immer wieder zu ihm gehalten ich habe mich informiert und herausgefunden, das er krank ist, er kann gar nicht anders als zu lügen. Vor einer Woche hat er sich in eine Klinik einweisen lassen. Und auch nun möchte ich zu ihm halte und da sein für ihn. Wie das möglich ist, weiß ich noch nicht, durch diese ganze Lügerei habe auch ich enorme Schwierigkeiten, besonders finanzieller Art. Zuoft habe ich ihn und auch uns aus der Sch... retten müssen, nun ist finanzieller Rahmen auch gesprengt und ich leide sehr unter den Problemen, die das mit sich führt.

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