Gefühllos

Begonnen von AHunter, 06 November 2011, 00:46:10

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AHunter

Gefühllos

Verlorengegangenes Gefühl, nur zittrige Hände, kein halten mehr.
Wo ist es bloss abgeblieben? Das Gespür über ihre Emotionen.
War einst so klar gefasst, spürbar, fast schon fühlbar durch ein
Tasten und Schmecken und Riechen der Auren, um sie herum.
Meist für Hirngespinst abgetan, doch durch den Verlust umso
nachvollziehbarer.
Habe sie alle lesen können, wie Formeln, und hören können,
wie ein Klangwerk, sie gesehen, wie ein Polarlicht, und nach-
empfunden, als wären sie ich, als wäre ich sie.
Das Nachfühlen ihrer Herzen und ihres Atems, das Spüren ihres
Lebens durch meine Fingerspitzen.
Und jeder Gedanke, so offen getragen, ohne auch nur ein einziges
verlorenes Wort.
Wie ich es vermisse, diese Vereinigung, um mich herum, in ihnen,
durch ihre blosse Anwesenheit soviel mehr zu empfinden.
Doch bin ich nun wie tot, kein eigenes Gespür mehr, keines für all
die anderen. Nur mehr seltsames Raten darum, was sein könnte,
stochern in Vermutungen und Absehbarkeiten, doch nicht mehr
diese allumfassende Kenntnis allein beim Befinden im selben
Raum.
Ich vermisse es, vermisse sie, die so nah bei mir waren.
Ihre Stimmen, ihre Ausbrüche, ihre Bewegung und ihr Sein.
Es tut mir Leid, so unfähig, so stumpf, so empathielos geworden
zu sein. Es tut mir Leid, nicht auf die Tabletten verzichten zu dürfen.
Es wäre sonst zu viel, es war zu viel, und nicht mein Empfinden,
sondern ich wäre jetzt tot.
Dennoch, verzeiht, euch so verloren zu haben, euch nicht mehr so
Nahe stehen zu können. Bedeutet mir so viel, fast alles, was ich auch
nur noch erdenken kann.
Passt auf euch auf, passt bitte alle auf euch auf.