Kleiner Diskussionsvorschlag

Begonnen von Sintram, 23 Oktober 2011, 13:43:19

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Epines

Hallo lieber Sintram und Mitlesende

Es muss dir nicht leid tun keine Sorge! Wenn  mich etwas aufgewühlt, ist dies immer auch ein Zeichen, erneut darüber nachzudenken, warum dies so ist. Massive Trigger kenne ich kaum noch und falls mich doch einmal etwas überfällt, begrüße ich es eher, denn es zeigt mir dann deutlich, wo ich noch etwas zu verarbeiten habe. Schlussendlich finde ich darüber auch Antworten und Lösungen die mir gut tun. Insofern bin ich dir für diesen interessanten Thread dankbar!

Vergeben, verzeihen und vergessen, alles Inbegriffe eines christlichen Denkens, denn nur wer vergibt kann scheinbar Frieden finden, wer dies nicht kann, muss sich wohl wie ich vom Glauben an eine Gottheit abwenden, oder sich ewig schuldig fühlen. Unabhängig, ob es in den Evangelien anders steht, ist dies immer noch vorherrschend in den Köpfen jener die sich -gottestreue nennen verankert und es braucht vermutlich ein weiteres Jahrhundert bis sich dies ändert, wenn überhaupt.

Im Chat hat mich gestern jemand auf diesen Thread angesprochen und erwähnt, dass es in Gebieten die evangelisch dominiert sind mehr Sui-Fälle gebe als in Katholischen.
Ist irgendwie einleuchtend.  Klar, die Katholiken haben mit der Beichte eine wunderbare Möglichkeit geschaffen Gräueltaten zu begehen, sie dann zu beichten und vordergründig zu bereuen, denn danach wird ihnen die Absolution, begleitet mit vielen guten Ermahnungen erteilt und munter wird weiter gemacht.
Es sind ja nicht nur Opfer die sich selbst töten, sondern auch Täter die sich richten, muss an dieser Stelle auch einmal erwähnt werden.

So war es auch in meiner Familie, jene die am Schlimmsten waren, pilgerten ständig nach Einsiedeln ins Kloster und fehlten keinen Sonntag in der Kirche.

Das Instrument der Beichte könnte bei Katholiken tatsächlich mit ein Grund sein, dass Kinder rücksichtsloser ausgebeutet werden/wurden, da man sich ja der Vergebung dieser Sünden bewusst sein konnte/kann.

Mir ist nun aufgefallen, dass die Beichte in etwa zeitgleich, mit den ersten Diskussionen über das Zölibat eingeführt wurde.
Jahrhundertelang war die Frage des Zölibats Gegenstand ständiger Kämpfe innerhalb der Kirche. Widernatürliche Freveltaten nahmen unter der Geistlichkeit überhand; im neunten und zehnten Jahrhundert scheint ihr Amt als Entschuldigung für Ausschweifungen gegolten zu haben. Viele Priester lebten offen im Ehestand, obwohl die Konzile ständig neue Anordnungen gegen sie erließen. (M'Clintock and Strong's Cyclopædia).

Die Beichte entwickelte sich neben dem öffentlichen Sündenbekenntnis in der frühen Kirche als Privatbeichte, die oft bei Einsiedlern oder Mönchen stattfand, die sehr differenziert auf den Einzelnen eingehen konnten.
Dann ca. vom  9. Jahrhundert an wurde diese Form der Beichte eine feste kirchliche Institution, die in der katholischen und orthodoxen Kirche zu den sieben Sakramenten gezählt wird.

Das Zweite Vatikanische Konzil, das vom 11. Oktober 1962 - 8. Dezember 1965 im Vatikan stattfand, und die damit einhergehende Liturgiereform in der römisch-katholischen Kirche betonten wieder mehr die Heilswirkung dieses Sakramentes und legte deshalb Wert darauf, dass dieses Sakrament als "Feier der Versöhnung" (mit Gott, der Kirche und den Menschen) verstanden wird."

Na ja für mich sieht es so aus, als wurde die Beichte anfangs eher für das Absinken der priesterlichen Moral eingeführt und erst später auf die Gesamtheit der Katholiken übertragen, aber ich kann mich auch täuschen.

Auf jeden Fall ist sie das allerbeste Mittel das Gewissen zu beruhigen und sehr förderlich für den menschlichen Verdrängungsprozess.

Das Zölibat... darüber könnten wir uns auch noch auslassen, da hätte ich nach Meinung der Kirche richtiggehend frevlerische Ansichten, aber ich will damit nicht als Erste anfangen :-)

Alles Liebe
Epines


Sintram

Da bin ich ja froh @Epines, dass ich keinen Schaden angerichtet habe.

Tjamei die Beichterei...
Kann mir zwar nicht vorstellen, dass ein Kinderschänder seine Verbrechen in den Beichtstuhl trägt, müsste meines Wissens mit Exkommunikation rechnen, nix Genaueres weiß, die katholische Kirche verharrt eisern im Vorvorvorgestern und wartet auf bessere Zeiten, ein paar peinlich schlimme Sachen passiert, Tschulligung wird nicht wieder vorkommen, haste Frau haste Kinner biste Pfarrer, übernehmen wir, kein Problem, nur auf keinen Fall heiraten, sonst biste fällig, über diese und jene und sonstige Doppelmoral und bodenlose Heuchelei müsste man in der Tat einen eigenen Thread eröffnen, ist mir aber viel zu mühsam, leidig und zuwider.

Zurück zum Thema Schuld und Vergebung.
Du kannst nur dem Vergebung gewähren, der dir wichtig genug ist dafür, und nur deshalb unter Nichtvergebenkönnen leiden bis zum selbstauferlegten Glaubensverzicht, weil er dir wichtig genug ist. Weil er immer noch Macht hat über dich, dein Gewissen und die ungenügenden Ansprüche an dich selbst kontrolliert.

Wer dir gleichgültig ist, kann dir noch soviel Schlimmes angetan haben, es kümmert dich weder ihm vergeben zu sollen noch ihm nicht vergeben zu können oder wollen, weil er dich als solches nicht mehr interessiert und sich sonst wohin scheren kann, es ist dir vollkommen egal, weil dir dieser Mensch vollkommen gleichgültig ist, tot oder lebend nichts mehr zu tun hat mit dir und deinem Leben und somit entmachtet ist.

Dann kannst du ihm sogar vergeben, einfach damit es dir selber besser geht und du im Reinen bist mit dir, ansonsten aber kann er dir für immer gestohlen bleiben.

Das ist alles was mir aus eigener Erfahrung dazu einfällt. :-)

Wünsch Dir einen schönen Abend!
Sintram



hardworking fool

Zitat von: Sintram in 27 Oktober 2011, 18:26:18
Zurück zum Thema Schuld und Vergebung.
Du kannst nur dem Vergebung gewähren, der dir wichtig genug ist dafür, und nur deshalb unter Nichtvergebenkönnen leiden bis zum selbstauferlegten Glaubensverzicht, weil er dir wichtig genug ist. Weil er immer noch Macht hat über dich, dein Gewissen und die ungenügenden Ansprüche an dich selbst kontrolliert.

Wer dir gleichgültig ist, kann dir noch soviel Schlimmes angetan haben, [...]
Dann kannst du ihm sogar vergeben, einfach damit es dir selber besser geht und du im Reinen bist mit dir, ansonsten aber kann er dir für immer gestohlen bleiben.

Dieser Thread ist zwar schon ziemlich alt, aber da ich nun mal darüber gestolpert bin, wollte ich auch meinen Senf dazugeben.

Bei mir war das mit der Religion so, dass ich mich relativ früh von der Kirche (katholisch) abgewandt habe und irgendwann sogar eine Art missionarischer Atheist geworden bin.

Dann ist mir das passiert vor dem ich mich mein ganzes Leben lang am meisten gefürchtet habe. Details möchte ich nicht preisgeben. Ihr versteht.
Das Ergebnis war die erste schwere Depression meines Lebens damals allerdings noch unbehandelt. Nun merkte ich irgendwann, dass mich der Gedanke an den Verursacher meines "Dilemmas" nahezu genauso intensiv quälte wie die Erinnerung an die Ereignisse.
Ich war ziemlich am Ende und irgendwann erinnerte ich mich an ein altes Gebet in dem es um Hingabe an Gott und Vergebung ging. Und ich merkte, dass ich nie über das Geschehene hinwegkommen würde, wenn ich ihm nicht vergeben würde.
In dem Moment als ich dieses Gebet vor mich hin murmelte fühlte es sich an als würde eine schwere Last von mir fallen. Und damit begann mein Heilungsprozess.

Heute gehe ich relativ häufig in Kirchen um mich still hinzusetzen, den Ort zu spüren und Kraft zu tanken. Ob das nun Gott ist, oder einfach nur die Tatsache, dass ich da mal zur Ruhe kommen kann, lasse ich mal dahingestellt. Aber es hilft mir.
Gottesdienste besuche ich nur selten, aber die christliche Idee ihm und damit auch mir selbst zu vergeben hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.

Noch kurz eine kleine Anmerkung zum beliebten "Kirchenklatschen." Die katholische Kirche hat sicher unendlich viel Verbrechen in ihren Reihen geduldet, aber wenn ich mir die Mitglieder meiner Gemeinde so anschaue - da sind wirklich unheimlich viel dabei die mit großem Engagement sehr viel gutes tun - unabhängig davon ob der Empfänger nun aktives Kirchenmitglied oder überhaupt Christ ist.

Just a thought.
LG Fool

Felidae

Zitat von: Sintram in 27 Oktober 2011, 18:26:18
da sind wirklich unheimlich viel dabei die mit großem Engagement sehr viel gutes tun - unabhängig davon ob der Empfänger nun aktives Kirchenmitglied oder überhaupt Christ ist.

Das kann ich aus eigener Erfahrung ebenfalls bestätigen und solche Leute sind dafür sehr zu loben! Ich bin zb sehr froh und dankbar für eine gute Nachbarschaft, wo gut übereinander geredet wird und große Hilfsbereitschaft gezeigt wird! Es gibt auch Menschen, die Jesu Gebot aus Matthäus 24:14 befolgen möchten, aber damit alle Nationen die Gelegenheit erhalten, diese gute Botschaft zu hören, muss die Predigttätigkeit systematisch und unter einer entsprechenden Aufsicht durchgeführt werden. Liebe zu Gott und zum Nächsten hat deshalb Menschen auf der ganzen Erde veranlasst, sich zusammenzuschließen, um dieses Werk zu tun. In 1. Petrus 2:17 werden wir aufgefordert, Liebe zur GANZEN Bruderschaft zu haben. Das schließt nicht nur Personen ein, die sich vielleicht in einem bestimmten Privathaus zur Anbetung versammeln, sondern es handelt sich dabei um eine internationale Bruderschaft, wie das aus Galater 2:8,9 und 1. Korinther 16:19 ersichtlich ist.

also just a thought.
LG Feli

hardworking fool

Hi Feli!

Sei mir nicht böse, aber ich empfinde es beinahe als eine Zumutung wenn jemand so mit Bibelstellen um sich schmeißt und stillschweigend davon ausgeht, dass der Leser sie schon selber nachschlagen wird.
Ist es wirklich zu viel verlangt, wenn ich erwarte, dass jemand nicht nur die Fundstelle zitiert sondern auch den betreffenden Text?

LG
Fool

Felidae

Sorry, stimmt Du hast Recht, ich werd mich drum kümmern!

LG
Feli

Adrenalinpur

danke HWF dass du zugibst dass in Kirchen gehen dir Frieden gibt

hardworking fool

@ Adre: Wofür danke? Dass ich es zugebe, dass ich gerne in Kirchen gehe? Wusste nicht, dass das etwas ist was man gestehen muss. Wäre nett, wenn du mir deinen Kommentar mal etwas genauer erläutern würdest, denn ich bin gerade sehr verwirrt. ;-)

Adrenalinpur

Weil man da meistens für verrückt erklärt wird, so wie ich - ganz einfach.

hardworking fool

@ Adre. Verstehe. Wenn es dich beruhigt, ich bin auch schon gern in Kirchen gegangen als ich noch nicht "verrückt" oder in irgendeiner Art und Weise psychisch belastet war. Ich sehe auch das Problem nicht, man kann ja immer noch behaupten, dass man sich nur für die Architektur interessiert. ;-)

Heute gehe ich sogar vor jeder einzelnen Therapiesitzung in die Kirche (eine steht praktischerweise nur ein paar 100 m von der Praxis entfernt). Selbst wenn ich nicht bete, merke ich doch, dass es mir gut tut wenigstens 5 min inne zu halten ehe ich mich meiner Therapeutin stelle.

Adrenalinpur

das finde ich super - gute Nacht dir

Felidae

Nachtrag:

Matthäus 24:14 Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.

In 1. Petrus 2:17 Ehrt Menschen von allen Arten, habt Liebe zur ganzen Bruderschaft, habt Gottesfurcht, ehrt den König.