Steuern zahlen?

Begonnen von Hobo, 15 Oktober 2011, 21:42:47

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Hobo

Mir wurde gesagt, dass alle Schwarzarbeiter Schmarotzer und unlauteres Gesocks wären. Weil sie gegen Regeln verstossen und das Gemeinwohl schädigen würden.

Prinzipiell ist das richtig. Nein, wäre das richtig. Wenn denn alles so ablaufen würde. Eine Freund hatte ein älteres Auto. Der Kostenvoranschlag der Vertragswerkstatt lag bei 1.300 Euro. Ich hab mal mit einem Kumpel, der Automechaniker ist, geredet und der hat nur gelacht. Er hat das Ersatzteil bestellt, ca. 300 Euro und hat es für 100 Euro eingebaut. Klar, schwarz.

Ich hatte mal Probleme mit der Elektrik in meiner Wohnung. Immer wieder Kurzschlüsse und kaputte Birnen. Ein Dartkumpel, Elektriker, hat sich das angeschaut und gelacht. Meine Deckenlampe war kaputt. Abgebaut, eine andere drangehängt und alles war gut. In der Lampe war ein Kurzschluss. Kosten Null. Die Firma hatte einen Kostenvoranschlag von 400 Euro. Ohne neue Lampe. Der Aufwand lag bei 4 Minuten, ich hab dann noch ein Bier ausgegeben. Klar, schwarz.

Das Handwaschbecken eines Freundes war defekt. Aus der Wand gebrochen. Die Firma hätte ihm gerne ein neues eingebaut für lächerliche 400 Euro, mit Einbau. Ein Dartkumpel hat das für 40 Euro Materialkosten hingekriegt. Plus ein Getränk am nächsten Spieltag...

Klar, das ist Schwarzarbeit. Aber, 50% der privaten Börseneinlagen stammen aus dem handwerklichen Mittelstand. Aus den minimalen Gewinnen, die sie durch oben genannte Deals machen. Die Zocken nicht, die lassen Zocken. Von Banken, wem sonst. Da war mal, so gegen 2008 eine kleine Begebenheit. Es wurden Derivate verkauft, die sich aus schlechten Immobiliengeschäften zusammen gesetzt haben. Das wussten aber nur die Banken, nicht die Investoren. Derivate sind nicht durchschaubar. Keiner wusste genau in was da investiert wurde. Alle wissen es, es gab eine Blase, sie platzte und der Ärger war da.

Normalerweise hätten die Investoren Verluste machen müssen. Die armen. Aber nein. Es kam die Regierung und hat für alles bezahlt. Die Banken hatten wieder Geld, nur ein paar kleine Leute und Firmen blieben auf der Strecke. Kein großer Schaden.

Heute, 3 Jahre später, haben wieder Banken Roulette gespielt. Leider kam nicht ihre Zahl und es wird eng. Immerhin konnten sie 3 Jahre lang Milliardengewinne machen. Und es waren viele Milliarden.  Jetzt platzen die Kredite, Griechenland ist pleite. Die Schulden werden erlassen um 50%
und auch die armen Banken müssen auf Geld verzichten. Man könnte vor Mitleid weinen. Aber, nein. Es kommt die Regierung und sagt, wir werden die Banken refinanzieren. Lächerliche 400 Milliarden, zunächst, könnten mehr werden.

Nun zurück zu meinem Elektriker. Er hat direkt Geld bekommen, es direkt in den Konsumkreislauf gegeben und somit das Rad am Drehen gehalten. Und wenn er keine Aufträge mehr kriegt und seine Kosten die Einnahmen übersteigen, dann ist er pleite. Er ist ja auch nicht Griechenland, oder Portugal, oder Italien, oder Spanien... Keiner würde ihn je "refinanzieren".

Und mir sagt einer, Schwarzarbeit schadet unserer Wirtschaft. Ich finde, eher im Gegenteil. Sie bringt bares Geld in Umlauf. Die Finanzwirtschaft macht ja wohl genau das Gegenteil...

Aber solange es noch nicht knallt darf man wohl so denken.

Sorry, musste ich mal schreiben, auch wenn es nicht so recht hier hin passt, bin einfach sauer...

lg
Hobo









Sintram

Hobo, Du sprichst mir aus der Seele.

In einem Land, in dem die gewählte Regierung mit ungeheuerlichen Unsummen die kriminellen Machenschaften gewaltmonopolistischer Syndikate europaweit unterstützt ja regelrecht ermöglicht auf dem Buckel der Steuerzahler, wird der Schwarzarbeiter zum Widerstandskämpfer.

LG
Sintram
(und grade hier passt es hin, als kleiner ,,Reality" Schock  :-))




Epines

Hallo lieber Hobo und Mitlesende

Du sagst es! Ich hatte einen Kostenvoranschlag für neue Dachkännel von 5'000 Franken, was ich echt übertrieben fand. Als der Spengler nicht sofort, wie abgemacht  auf der Matte stand (eine lange Regenperiode stand bevor und ich wollte nicht, dass das Wasser die Fassade ruinierte), habe ich kurzerhand die schon gelieferten Kännel mit meinem Freund selbst montiert. Wir hatten genau 5 Stunden, also 10 zu zweit, da muss ich dann schon sagen, dass der geforderte Betrag etwas unverschämt war. Die Kännel selbst kosteten 500.- Fr.

Manchmal frage ich mich, in welchem Zustand wohl die Mehrheit der Liegenschaften in privater Hand wären, wenn sie nicht von Heimwerkern liebevoll renoviert würden.
Irgend ein Minister hat mal laut auf den Heimwerkern herum getrampelt und sie ebenfalls als Schwarzarbeiter abgestempelt.

Einmal abgesehen von den Kosten, die man selten  wirklich spart, denn man hat ja oft die Kohle gar nicht um den Facharbeiter zu bezahlen, ist heim-werken immer noch besser, als ins Fitness-Studio zu stürmen um sich beweglich zu erhalten, oder sinnlos ohne Unterbruch vor der Glotze zu hocken und sich zu langweilen.

Freundesdienste, oder Nachbarschaftshilfe, als das betrachte ich es, wenn man jemandem für ein Nachtessen, oder eine gegenseitige Gefälligkeit aushilft. Es ist unverschämt, dass der Staat diese Hilfsbereitschaften als Schwarzarbeit auslegt. Fehlt nur noch, dass er dafür extra eine Freundschaftssteuer einführt. Oh , hoffentlich liest das hier keiner von denen, sonst kommen sie am Ende noch durch mich auf die Idee.
Das wäre nämlich genau so unsinnig wie die Schenkungssteuer, ich hoffe dies gibt es in Deutschland nicht, aber bei uns will der Staat noch absahnen, wenn man jemandem etwas schenkt, natürlich gibt es kaum einer an, aber es ist eine weitere unsinnige Steuer.
Dann die Pferdesteuer, die einige Gemeinden eingeführt haben, ich rede nun nicht von der Deklaration von Pferden als Vermögen, sondern von einer Steuer ähnlich der Autosteuer. Das Pferd muss am Zaumzeug  eine eingelöste Nummer tragen, um auf öffentlichen Wegen zu gehen.

Um die leeren Staatskassen zu füllen ist denen bald alles recht, so gibt es in gewissen Staaten der US eine Drogensteuer. Ja ihr habt richtig gelesen! Obwohl Drogen  verboten sind, soll man sie deklarieren und dafür Steuern bezahlen, wenn man sie konsumiert. Man wird, wenn man es angibt nicht für den Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz geahndet. Nun denkt ihr sicher, dass keiner so blöd ist diese Steuer zu entrichten, weit gefehlt :-), es gibt auch ehrliche Drogenkonsumenten die nicht gegen das Gesetz verstoßen wollen, scheinbar wollen andere US-Staaten dies nun auch einführen.
Es verhält sich demnach ähnlich wie bei der Schwarzarbeit, Schwarzkiffen ist ebenso verboten und dem Staat entgehen so Milliarden, kein Wunder, dass ihn dies ärgert.
Jemand der durch Drogenhandel eine Million verdient hat und erwischt wird und folglich seine Strafe absitzt, muss in der Schweiz für eben diese Million nachträgliche Steuern bezahlen... Der Staat verdient folglich auch am Drogenhandel. Im Prinzip müsste der Staat diesen vollumfänglich in die Hand nehmen, so würde die Staatskasse Ruck-zuck wieder voll werden :-).

Schwarzarbeit verstehe ich ganz anders. Es geht darum, dass gewisse skrupellose Geschäftsleute, ausländische Personen zu einem Hungerlohn wie Sklaven beschäftigen, unverantwortlich und ohne  irgendwelche Sozialbeiträge zu entrichten. Da ist es auch richtig, dass der Gesetzgeber eingreift und die schwarzen Schafe, die durch diese Ausbeutung ganz dolle verdienen bestraft. Andererseits legalisiert er diesen Sklavenhandel selbst, indem er für die eigenen Landsleute die 1 Eurojobs zulässt, *kopf schüttel*.

Aufgrund dessen, dass kriminalisiert wird, wer Geld für eine Leistung  nimmt , haben sich überall Tauschkreise gebildet (www.tauschkreise.de), in denen seit Jahren Leistungen und Waren rege getauscht werden. Anfangs vom Fiskus belächelt, heute etabliert, sieht er ihn ihnen jedoch eine zunehmende Gefahr. In Freibug i.B. wurde ein Bekannter von mir, wegen Schwarzarbeit im Tauschkreis zu einer Busse verurteilt und musste dafür Steuern entrichten, obwohl er kein Geld, sondern eine andere Leistung dafür getauscht hatte. Er ist Dachdecker und ein anderer Dachdecker hatte ihn angezeigt, wohl weil er selber gerne etwas daran verdient hätte. Nur , dass der Hauseigentümer sein vergammeltes Dach nie hätte machen lassen können, weil er einfach kaum Geld hatte...
Ware gegen Ware , also Naturalien sind demnach steuerpflichtig, viele Tauschkreise sind deshalb umgestiegen und verrechnen nun ihre Leistung mit Zeittausch. Unsere Zeit, ist welch ein Wunder "noch" steuerfrei :-).

Meine Frisörin bezahle ich seit Jahren mit Honig und die Erntearbeiter mit einem feudalen Essen, Wein und einem Saufgelage (stark übertrieben dargestellt), Geld könnte ich für ihre großzügige Hilfe gar nicht bezahlen. Mit anderen Worten, ich müsste den Betrieb aufgeben.

Es ist also wie du sagst Hobo, Schwarzarbeit schadet der Wirtschaft nicht, sondern sie erhält auch Arbeitsplätze und fördert sie in gewissen Bereichen. Es sind wie @Sintram richtig erkannt hat, die kriminellen Machenschaften gewaltmonopolistischer Syndikate, die jeden Staat schlussendlich ruinieren werden.

Alles Liebe
Epines

Hobo

In Wahrheit ist das ja alles noch viel Schlimmer. Mal ein Beispiel.

Man stelle sich vor ich wäre ein Hedgefonds. Ich sammle Geld von Investoren (Banken) und Wette darauf, dass es dieses Jahr in Ostafrika nicht regnen wird. Hört sich absurd an. Ist es aber nicht. Ich sichere mir mit dem Geld Optionen auf den Kauf von Hirse und Mais. Nicht falsch verstehen, ich kaufe gar nichts, nur das Recht zu einem bestimmten Zeitpunkt dieses, was ich gar nicht habe zu verkaufen. Regnet es nicht in Ostafrika und die Ernte fällt dort aus, dann schießen die Preise für Hirse und Mais durch die Decke und ich mache einen riesigen Reibach. Die Menschen in Ostafrika verhungern dann zwar, weil sie sich Hirse und Mais folgerichtig nicht mehr leisten können, aber ich habe eine Redite von 25% gemacht.

Regnet es dummerweise in Ostafrika, was außerordentlich ungewöhlich wäre, dann haben zwar die Menschen dort was zu Essen, ich müßte meine Optionen aber wieder ohne Gewinn weiter verkaufen. Also verlieren kann ich auf keinen Fall. Wären die Preise für Grundnahrungsmittel jedoch staatlich festgelegt, dann könnte keiner damit zocken. Das wäre aber eine "Regulierung" des Finanzmarktes und wird mit aller Macht bekämpft. Übrigends auch von vielen Politikern, die Teil des großen Spiels sind.

Oder aber ich bin Bank, dann nehme ich das Geld, das mir gegeben wird und gehe damit ins Spielkasino, was für Banken etwas anders heißt. Da heißen die Casinos "Finanzmarkt". Dort wette ich auf alles mögliche. Geht es gut, dann stopfe ich mir die Taschen voll. Geht es schief, dann schreie ich laut "Hilfe" und die Regierung meines Landes ist so nett und ersetzt meine Spielverluste mit Steuergeldern. Ist das nicht ein tolles System?

Man könnte meinen das wäre schon der Gipfel der Unverschämtheit. Aber nicht doch. Es ist noch schlimmer. Die Regierung hat natürlich die paar Hundert Milliarden die zur Bankensanierung nötig sind nicht im Tresor liegen. Sie muss sich das Geld leihen. Und jetzt darf jeder mal raten von wem...

So ein Zufall, ganz richtig, von den Banken. Die bekommen dieses Geld wie man weiß ja von der EZB oder der Bundesbank. Zu einem Zinssatz von derzeit 2% (ca.). Verliehen wird es dann an die Regierung für ca. 8%. Auf dem Papier. Das Geld ist ja für die Bankensanierung. Also gibt die Regierung der Bank riesige Summen (derzeit wohl so um die 780 Milliarden €) zur Gesundung und zahlt dafür noch 8% Zinsen. An wen? Ratet mal...

Es geht noch schlimmer, aber vielleich ein andermal, mit wird immer schlecht, wenn ich über dieses Thema rede...

lg
Hobo

Hobo

Ok, zu meiner Ankündigung. Noch schlimmer ist eigentlich nur, wenn die, die alles beaufsichtigen sollen und letztlich auch immer den Karren aus dem Dreck ziehen sollen, natürlich auf Kosten der Steuerzahler, wenn genau diese das Gleiche tun, was sie vorher noch verteufelt hatten.

2008 haben ganz bestimmte Geschäfte die Banken und Staaten an den Rand des Abgrunds geführt. Eines davon war, Gelder, die noch gar nicht geflossen sind und somit auch real gar nicht existieren durch Garantien oder Versicherungen abzusichern und somit das Volumen der Summen um etliches zu erhöhen. Man nennt dieses einen "Hebel". Man sucht Investoren, die sagen Gelder zu und bekommen eine Garantie oder Versicherung gegen einen Anteil ihrer gewetteten Summen. Er sollte 2008 verboten werden, dieser Hebel. Was haben die wieder ein Glück, dass sie es nicht verboten haben. Sonst könnten sie ja 2011 das gleiche Mittel zur wundersamen Geldvermehrung nicht selbst anwenden. Und es bleibt natürlich die Frage, wer diese Investoren wohl sein könnten? Öhm, hm, ich nicht, ihr auch nicht, na wer wohl? Genau, Banken... Ach so, von welchem Geld? Ok, jeder darf 3 mal raten...

Hups, mir wird schon wieder schlecht...

lg
Hobo