Sirenenklang

Begonnen von AHunter, 28 September 2011, 00:30:04

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AHunter

Sirenenklang


Melodienspiel in Entfernung hallend bis zu meiner zerrissenen Seele, beschwingt, belebt!
Verzehrt all den Schmerz und weckt fast sorglose Neugier.
Neugier zu diesen Lauten, hinter dem Hügel, da wo das Licht einer Stadt hervorzudrängen
scheint in dieser kaltwahrlosen Nacht.
Sollte ich hinschreiten? Welch Frage, wo meine Beine schon selbst in langsam sturer Be-
wegung vorandrängen.
Die Hände immerwieder nach eingebildeten Ranken und ausgebildeten Lichterspielen aus-
streckend, um diese Schleier bei Seite zu schieben, um dahinter sehen zu können. Erleben
zu können, was das Gekreische und Gejubel ausmacht, was die Stimmen und die Stimmung
von Aufruhr und Freude so anzuheizen vermag.
Vorpreschen, dann doch mehr pirschen, vorsichtiger die Schrittwahl, obwohl immer weniger
hörbar von meiner Bewegung, nur mehr die Musik entgegenstrahlend, und dennoch zaghaf-
teres Verhalten, Anzeichen von größtmöglicher Unsicherheit.
Was mag wohl erwarten, was wird mein Auge erachten, was mein Ohr nicht schon längst für
sich entdeckt hätte? Mit einem Ruck, mit einer mutbewussten Entgegnung über den Horizont
hinaus!
Da, unter mir, ein Feld voller Menschen! Tanzend, bebend, schreiend und lebend, überziehen
Weiten bis zu einem Stand, einem Podest, einer Bühne, von der aus es hinab wie hinauf schallt.
Musik. Als wäre sie dort entstanden, gebunden, gefangen und zugleich frei aus sich tönend in
den hellsten und dunkelsten Vibrationen. Durchfährt meinen Körper, lässt ihn erschauern, so
dass nicht nur das Ohr es auszumachen vermag. Nein, jedes Haar auf meinem Körper, jedes
Herzgefäß erfüllt, und der Atem mitvibrierend, selbst sichtbar scheint sie in dem Strom von
Bewegung vor mir, in dieser Menschenmasse, in ihrem Tanz mitten in dieser lichtdurchfluteten
Nacht.
Vor Erschöpfung und Begeisterung setze ich mich auf die Spitze des Hügels. Nehme es hin, nehme
es an, nehme es in mir auf und werde diese Begegnung zitieren. Möge sie nur mehr anhalten, möge
sie mich weiter hinfortreissen und nie zu Ende gehen.


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Es ist nur ein Traum, eine Vorstellung, die ich mir zukommen lasse.
Habe es nie erlebt. Vielleicht mal in der Entfernung ein Konzert gehört,
oder gar die Lichtfassade gesehen, jedoch noch nie mehr. Daher soll es
eine Art Danksagung überhaupt an die Musik sein. Wie sie, egal welcher
Natur, mich stärkt, selbst wenn sie mich schwächt. So segnet sie mich,
lässt mich vergessen oder lässt mich noch klarer sehen. Mehr sehen.
Erfassen, begreifen, als würde man sich verlieren und zugleich selbst
finden. Es wird auch zukünftig nur eine Vorstellung, ein Traum bleiben,
und dennoch - selbst dieser getragen von ihr.

A.Hunter