Unterblätterhaufenhöhle

Begonnen von Hobo, 14 September 2011, 05:36:14

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Strider

Hab mich mal aus meinem Haufen gewühlt und lege mir am Buffet noch Winterspeck zu, der geht eh morgen beim Spocht wieder drauf.

Die Gedankenmülltonne ist ja leer und ich habe auch grad keine um sie reinzuwerfen. Zumindest keine mülligen Gedanken.

Habe am Wochenende eine Aufstellung bekommen, keine grosse, aber eine direkte. Gut das ich einen Blätterhaufen zum schlafen hatte, war ganz schön geschafft.
Hatte prompt heute Nacht einen Traum, drehte sich um Abschied, Wiederholungen, Altes in Neuem und mein Drang nach Ausgleich und Abstand. Das seltsame war, und ich bin geübter Träumer mit regelmässigen Alpträumen und Träumen generell, das dieser Traum so real war wie ein ganzer Tag in meinem Leben. Ich bin aufgewacht und habe mich wirklich gewundert im Bett zu sein. Kann mich kaum an einen solchen Traum erinnern in den letzten 40jahren, die Intensität und Eindrücklichkeit war näher an der Realität als ein Verstand fassen kann. Ich war den Vormittag damit beschäftig meinen verlorenen Tag zu finden.
Ab morgen kann ich das Stellen Revue passieren lassen und in die Besprechung gehn, vielleicht lass ich das aber mal.

Ich werde mit der Ausbildung im Familienstellen weitermachen!

Das Feuer im Kamin erinnert mich ans Leben, es brennt zuerst klein, wird dann ganz hell und licht und erlöscht am Ende ganz. Übrig bleibt nur ein wenig Asche, eigentlich ganz beruhigend zu sehn das alles seinen lauf nimmt.

Bin nochmal vorsichtig am durch die Höhle schleichen und bemerke das aus allen Haufen wohlige Schlafgeräusche kommen, ich denke es sind alle am schlafen, die Nacht draussen ist auch nicht einladend.
Werd mich nun auch wieder verkriechen, der Winter fordert seinen Tribut.

lg

Hobo

Die letzten drei Wochen habe ich mich sehr intensiv und oft mit der Welt da oben auseinander setzen müssen. Ich hatte gehofft es wäre vielleicht gar nicht so schwer. Schließlich war ich ja selbst 22 Jahre lang Bürokrat. Aber Hoffnungen trügen und Erfahrungen sind vergessen. Nur ein kleiner Termin, macht mir schon schwer zu schaffen. Der setzt sich schon Tage vorher in meinem Kopf setzt und wird immer größer und bedrohlicher. Die Nacht vor dem Termin kann ich natürlich nicht schlafen und so komme ich da meist fix und fertig an.

Als Folge verstehe ich nur die Hälfte des Gesagten und krieg selbst kaum ein Wort raus. Und ist der Termin vorbei bin ich total durchgeschwitzt, flüchte so schnell ich kann nach Hause und direkt in die Unterblätterhaufenhöhle unter meinen Blätterhaufen. Schlimm ist die Erkenntnis, nicht mehr in der Lage zu sein die Anforderungen der Welt da oben erfüllen zu können. Und alleine, ohne Hilfe, mit den Widrigkeiten eines bürokratischen Systems umgehen zu müssen, dass ich nicht mehr verstehe.

Genau in solchen Momenten muss ich an diese Kommentare in der Presse denken, wenn wieder mal ein "prominenter" Mensch Selbstmord begangen hatte. "Er hätte sich Hilfe holen müssen". Das ist starker Tobak. Das kann nur jemand schreiben, der nie in der Mühle dieses Systems gefangen war. Ein Termin bei einem Therapeuten? Klar, so in ca. 5 Monaten. Termin beim Psychiater? Klar, in 5 bis 7 Wochen. Sozialpsychiatrischer Dienst? Sicher, Vorlaufzeit 6 Wochen, mit Glück nur 4.

Er hätte sich Hilfe holen müssen. Für mich klingt das extrem sarkastisch. Es entbehrt aber nicht eines kalten Zynismus, der mich ab und zu grimmig grinsen lässt...

Also bleibt nur die Unterblätterhaufenhöhle und die Hoffnung, dass man das Nötigste noch schaffen kann.

lg
Hobo

parapieps

ich möchte nicht die schweren gedanken ignorieren, die jeder gerade in seinem kopf hat, aber jetzt gibs erst mal einen leckeren eisbecher für jeden.
2 kugeln vanilleeis mit schattenmorellenkirschen und viel saft, darüber knackige schokostreusel und feinster schlagsahne (keine sprühsahne)

*na tropft der zahn*?
guten hunger!
liebe grüße vom pieps, eisbecherschlemmend

samatha

Ich habe anscheinend sehr viel Glück gehabt, als ich mich im Juli letzten Jahres arbeitslos melden mußte. Es waren etwas mehr als zwei Wochen vergangen, seit ich aus der psychosomatischen Klinik zurück war und ich kämpfte immer noch mit fürchterlichen Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu Wortfindungsproblemen. Ich habe dann beim Arbeitsamt ganz offen davon erzählt und den Sachbearbeitern gesagt, daß ich die Formulare nicht ausfüllen könne, da ich nicht einmal in der Lage sei, ein einziges Blatt vollständig zu lesen - ganz davon abgesehen, daß Worte wie "Formular" oder "Antrag" plötzlich aus meinem Kopf verschwunden waren. Ich habe noch nie in meinem Leben so gestottert und um Worte gerungen wie dort. Aber es passierte ein Wunder: man drückte mir den ganzen Papierkram in die Hand und schrieb mir auf, was ich noch an Unterlagen besorgen muß. Dann sollte ich zwei Wocehn später wiederkommen und die zuständigen Leute würden alles mit mir gemeinsam ausfüllen. Genauso passierte es auch. Ich hatte fast alles notwendige dabei und ein paar Zeilen ausgefüllt, die ich verstanden hatte. Den Rest erledigte die freundliche Sachbearbeiterin für mich und alles ging seinen bürokratischen Gang - und zwar richtig zügig. Ich kam mir selten in meinem Leben so blöd vor. Es war zwei Jahre zurück, da hatte ich bei Kunden noch Vorträge und Schulungen gehalten, jetzt konnte ich mich an einfache Worte aus dem alltäglichen Sprachgebrauch nicht mehr erinnern.

Ich bin den Leuten beim Arbeitsamt sowas von dankbar. Ohne die hätte ich es nicht geschafft, Arbeitslosengeld zu beantragen.

Paula

Das glaub ich jetzt gar nicht! Hobo beim Sport:

http://www.youtube.com/watch?v=P3_dXobYOI8

Liebe Grüße von Paula

Hobo

Lach Paula, aber das war einer der nördlichen Verwandten. Hier eine Originalaufnahme vom Hobobär...

http://youtu.be/bkkmsC1f5qE


parapieps

ach gottchen ist der süüüüß.....

Sintram

:-))) herrlich!
Ich sag´s ja immer, so ein Grizzly ist auch nur ein Mensch.

Hobo

Ja, Bären sind nett, besonders der Hobobär. So, alles erledigt. Nichts mehr zu tun, auch der Briefkasten ist leer. Hier passiert bis Aschermittwoch erst mal nichts mehr. Und ich mache auch nichts mehr. Ich bleibe hier in der Unterblätterhaufenhöhle und gehe nur noch mal raus zum Einkaufen.

Ein paar Gedanken musste ich heute wieder mal in der Tonne ablegen. Vielleicht ist die Tonne zu klein. Ist schon wieder fast voll. Aber das macht nichts. Werd sie ausleeren. Wieder mal hat sich keiner um das Feuer im Kamin gekümmert. Klar, kann man nicht, wenn man unter seinem Blätterhaufen liegt. Aber dafür ist sie ja da, die Unterblätterhaufenhöhle. Dann werd ich das mal in die Hand nehmen.  Wir brauchen doch unser Feuer im Kamin. Ich glaube es ist unsere Metapher für vieles. Jeder kann sich darin erkennen. Und jeder sieht etwas anderes. Deshalb mag ich dieses Feuer im Kamin.

Ich sehe darin vieles und vielleicht sogar etwas Hoffnung. Und ich spüre, dass es mich herunterfährt, wenn ich den Blick auf unser Kaminfeuer verliere. Das Kaminfeuer und die tollen Schaukelstühle, sie sind wichtig. Sie stehen hier, nicht in der Welt da oben. Und es ist schön, wenn man rüber lächelt zu dem Nachbarschaukler. Und vielleicht sogar ein Lächeln sehen kann. Einfach mal kurz raus aus der Welt da oben, einfach Menschen sehen, die auch hier sind. Jeder hat eine Geschichte da oben. Jeder ist geflüchtet. Und jeder braucht diese Auszeit. Und unsere Schaukelstühle vor dem Kamin.

Dafür ist sie da, unsere Unterblätterhaufenhöhle. Kommentare habe ich gelesen. Kommentare zu unserer Zuflucht. Sie mögen alle richtig sein. Und wir alle können nur in Gedanken hier sein. Das ändert aber nichts. Jeder, der in Gedanken hier sein kann, der hat ein Bild im Kopf. Und jeder kann dann den Hobobären sehen, wie er rumtappst. Und alle anderen, wir sehen nicht nur mit den Augen. Und wir denken auch nicht ausschließlich mit einer Seite unseres Gehirns. Also die streng rationale. Wir suchen nach etwas anderem. Realität ist da oben genug. Wir sollten hier irrationale Emotionen leben lassen.

Dafür ist sie da, die Unterblätterhaufenhöhle.

lg
Hobo





Paula

,,Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." [Antoine de Saint-Exupéry]

Deshalb kann ich das Kaminfeuer sehen und die Blätterhaufen. Ich kann das Atmen der Bewohner hören und rieche die Tannennadeln, die von Zeit zu Zeit im Kaminfeuer brennen. Und das ist das Einzige, was ich überhaupt noch habe. Ohne die Unterblätterhaufenhöhle wäre ich vermutlich schon nicht mehr da.

Liebe Grüße von Paula *wühlt sich wieder tief unter ihre Blätter*

parapieps

heute gibt es kleine küsschen !!! für jeden eins und das lege ich bei jedem schaukelstuhl gleich neben den getränkehalter. die restlichen aus der packung lege ich in eine schale auf dem tisch, damit auch mal das ein oder andere küsschen für unsere besucher abfällt.
ja, hobo du hast recht, die gedankenmülltonne ist tatsächlich nicht groß genug. entweder wir leihen uns hermine aus, die den speziellen ausdehnungszauber perfekt beherrscht oder wir stecken unsere köpfe noch einmal zusammen und tüffteln ein automatisches abtransportband in eine noch zu grabende unterirdische deponie aus. schließlich sind wir keine umweltsünder. aber momentan könnte das ausheben der deponie am gefrorenen boden scheitern.
ausserdem muss ich wohl wieder das isolationszelt herausholen und über meinem blätterhaufen aufstellen. irgend so ein blöder hartnäckiger erreger gibt einfach nicht auf und quält meinen bauch wie verrückt. ich werde den einfach nicht los.....
liebe grüße vom pieps, schulterzuckend und abwartend....was passiert

Hobo

Ja, Paulachen, so ist das. Aber lass uns ein paar Küsschen von Pieps einsammeln. Und Pieps, Hobobären entsorgen die Gedankenmülltonne nicht nur oberflächlich. Aber nicht doch. Da helfen meine Verwandten und sie landen dann knapp am Nordpol, die schlechten Gedanken. Unter einem abgebrochenen Eisberg. Verschwunden für immer...

Und Hermine brauchen wir nicht, auch nicht Harry. Wir schaffen das ganz alleine. Der Zauber ist ein anderer. Der Zauber ist in jedem einzelnen, der es hierher schafft, in die Unterblätterhaufenhöhle. Hier, wo man sich offen in die Augen schauen kann und nichts verbirgt, hier, wo man seine Ängste loslassen kann und hier, wo man die Welt da oben mal ausblenden kann. Wo man Menschen kennen lernt, die genauso getreten worden sind oder werden wir wir anderen. Hier, wo man weiß, dass wir stärker sind, wenn wir zusammen halten.

Hm, ich mag euch. Und ja, vielleicht ist eine größere Gedankenmülltonne keine schlechte Idee.

lg
Hobo


Nicki

Wenn wir die kleine Gedankenmülltonne behalten können wir immer sagen, es liegt nicht daran, das wir so viel Gedankenmüll produzieren, das sie so oft geleert werden muß, sondern daran, das wir einfach eine zu kleine Tonne haben...
Ist nur so ein Gedanke, falls er unpassend ist, kann er sofort in die Tonne geworfen werden :)

Ja, unsere Unterblätterhaufenhöhle ist ein schöner Ort, den ich inzwischen auch immer in mir trage. Wenn ich mich mißverstanden oder ausgegrenzt fühle weiß ich, das es diesen Ort hier gibt, wo ich auf andere Menschen treffe, die mich verstehen und wo die, die mich ausgrenzen keinen Zutritt haben.
Und das Kaminfeuer und die Schaukelstühle sind mir auch sehr wichtig - ich lächel direkt mal zu Hobo im Schaukelstuhl nebenan herüber!

Hobo

Habe ich lange drüber nachgedacht. Könnte ein Anspornen sein. Aber was ist, wenn die Gedankenmülltonne voll ist? Gut, wir nehmen den geplagten dann unter den Arm, geben ihm einen Schaukelstuhl und einen Blätterhaufen. Ich bin für eine größere Gedankenmülltonne.

Heute war ich oben. Gut, einkaufen muss man ja. Aber dann waren wir darten. Und beim letzten Spiel kamen junge Menschen, die sehr stark angetrunken waren. Ist ja ok, die feiern Fasenacht. Aber wenn einer seine Schuhe auf meine Jacke legt, dann finde ich das nicht so gut. Und, da ich bin wie ich bin, formuliere ich das dann auch deutlich. Und der neben mir sagte, eh alter, bleib mal cool. Auch die Frage, ob es cool ist den Straßendreck auf meine Jacke zu platzieren hat ihn nicht beeindruckt.

Ich habe dann meine Brille abgesetzt. Und ihn noch einmal darum gebeten das zu lassen. Sehr freundlich, in Form einer Bitte. Er hatte die falsche Antwort. Da ich ja ein gebranntes Kind bin habe ich ihn noch einmal gefragt. Er hat gelacht. Ja, ich weiß, ich darf das nicht und ich habe es meiner besten Freundin versprochen. Aber ich habe zugeschlagen. Uppercut von rechts unten. Der Zweite bekam die Linke als Schwinger.

Gab dann richtig Ärger und meine Dartkumpels haben die anderen recht schnell auf den Boden der Tatsachen gebracht. Also eigentlich auf den Boden erst mal. Ich bin dann gegangen und verstecke mich jetzt unter meinem Blätterhaufen. Immerhin hab ich nichts abgekriegt. Nicht mal einen Kratzer. Aber es ist Mist.

Sofort ab in die Unterblätterhaufenhöhle. Ich gehe unter meinen Blätterhaufen und bleib da bis Mittwoch. Aber ich war nicht schuld. Ich habe drei mal gewarnt. Das sollte reichen. Nur weil ich alt bin, glauben die mit mir den Affen machen zu können.

Hm, alles Mist.

lg
Hobobär, sehr ärgerlich und auch enttäuscht...

Epines

Oh je mein lieber Hobobär

Ich weiss nicht warum man sich prügelt, so was tut doch weh :-(

Da ist wohl dein Bärenblut in Wallung geraten, na ja wer weiss, wo der mit seinen Schuhen davor überall hinein getreten ist.

Irgendwann wirst du es auch lockerer angehen können, ich habe gehört, dass so was mit zunehmendem Alter passiert, also nur Geduld und abwarten.

LG
Epines